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Das literaturcafe.de wünscht Ihnen ein frohes Jahr 2009 – und wir blicken zurück auf 2008

Jahresrückblick 2008Das literaturcafe.de wünscht Ihnen ein frohes, erfolgreiches und gesundes Jahr 2009! Wie 2008 gibt es am 1. Januar einen ganz persönlichen Rückblick auf das, was uns an den vergangenen 366 Tagen bewegt hat. Für das literaturcafe.de war 2008 sehr erfolgreich. Nie zuvor seit unserem über 12jährigen Bestehen hatten wir mehr Besucher als im vergangenen Jahr. Im Monat schauen derzeit so viele Menschen vorbei, wie 1998 im ganzen Jahr.

In vielen Berichten und eMails an die Redaktion dominierte auch 2008 das nicht immer seriöse Geschäft mit literarischen Hoffnungen: Zuschussverlage und dubiose Literaturagenten versprechen den Bucherfolg – gegen vier- oder gar fünfstellige Summen. Mit scharfen Worten oder juristischen Drohungen werden Zahlungsunwillige oder Kritiker eingeschüchtert. Man könnte meinen, man bewege sich in einem ganz anderen Milieu.

Das zweite große Thema des Jahres war das eBook – oder genauer gesagt: die Digitalisierung des Buches. Obwohl eBooks in Deutschland noch keine Rolle spielen, hat die Buchbranche zumindest erkannt, dass hier Entwicklungen bevorstehen könnten, die alte Geschäftsmodelle und Denkstrukturen ins Wanken bringen. Es beginnt bei der Buchpreisbindung, geht über Autorenverträge und endet letztendlich bei der allgemeinen Frage, wie man mit digitalen Büchern sein Geld verdient. Zwar versucht man beim Börsenverein des Deutschen Buchhandel nach wie vor viele dieser Entwicklungen durch die Forderung nach härteren Gesetzen und einer Kriminalisierung und Überwachung der Kunden zu verhindern, doch wird dies nicht möglich sein. Es ist, als wolle ein Dinosaurier den Kometeneinschlag gesetzlich verbieten lassen. Viele in der Branche haben erkannt, dass es anders gehen muss. Besonders Bestsellerautor Paulo Coelho wird zum Vorreiter einer neuen Art von Autoren, die Internet und eBook nicht verteufeln, sondern deren Möglichkeiten nutzen.

Aber blicken wir der Reihe nach auf die vergangenen 12 Monate.

Januar 2008

Writer BewareNoch im Dezember 2007 wurde durch einen Fernsehbericht des Norddeutschen Rundfunks offensichtlich, dass es der vermeintliche Literaturagent Rodja Smolny nur darauf abgesehen hatte, mit Hilfe einer ihm nahestehenden Firma Geld fürs Lektorieren von Manuskripten zu kassieren. Er verkaufte die Hoffnung auf eine Verlagsvermittlung. Viele Autoren, die auf Smolnys Masche reingefallen sind, fragen sich im Januar besorgt, was sie nun tun sollen. Selbst die, die nicht gezahlt haben, machen sich Sorgen um ihre Manuskripte. Wir befragen daher den Rechtsanwalt und Experten bei ver.di, Wolfgang Schimmel, was betroffene Autoren tun können und sollten. Ein Autor erstattet Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Augsburg. Diese stellt jedoch im Juli das Ermittlungsverfahren gegen Smolny ein. Dieser war clever genug, so zu agieren, dass man sein Handeln juristisch nicht als Betrug werten kann. Die Staatsanwaltschaft Augsburg verweist jedoch auf drei bei der Staatsanwaltschaft Hamburg laufende Verfahren gegen Smolny »im Zusammenhang mit der Insolvenz des Beschuldigten« (Aktenzeichen 5612 Js 213/07, 2401 Js 174/07 und 3401 Js 75/07). Smolny selbst hat zudem Privatinsolvenz beantragt und ist nicht mehr unter seinem eigenen Namen als Literaturagent aktiv, doch tritt 2008 ein Gewisser »Friedr. Wilh. von Werneke«, von dem weiter unten noch die Rede sein wird, in seine Fußstapfen. Er arbeitet nach dem gleichen Modell wie Smolny, ja kooperiert teilweise sogar mit den selben »Lektoraten« in der Schweiz.

Das Hotel Römerbad in Badenweiler versucht einen Deutschen Erzählerpreis zu etablieren. Im ersten Jahr findet die Veranstaltung in den Medien wenig Beachtung. Man agiert zu elitär und rümpft die Nase über Online-Medien, die von der Veranstaltung berichten wollten – doch die großen Zeitungen taten es auch nicht.  Und welche Website steht daher ganz oben, wenn man bei Google nach »Deutscher Erzählerpreis« sucht? Auch die historischen Hotels sind noch nicht in der Neuzeit angekommen.

Mit »Der Nebel« hat Frank Darabont nach »Die Verurteilten« wieder eine Stephen-King-Verfilmung realisiert, die schnell aus den Kinos verschwunden ist. Unser Filmkritik ist durchwachsen.

Susanne Berkenheger»Herdprämie« wird zum Unwort des Jahres 2007 gewählt und schnell vergessen. Genauso schnell vergessen war der Hype um die virtuelle Welt »Second Life«, der 2007 die Medien beherrschte und eine neue Dimension des Internets orakelte. Als Nachzügler eröffnet readme.cc dennoch ein virtuelles Literaturhaus. Wir nehmen dies zum Anlass, uns mit einer Internet-Literatin der ersten Stunde zu unterhalten: Susanne Berkenheger.

Die ARD weitet die Krimi-Marke »Tatort«  aus und startet eine Hörspielreihe unter dem gleichen Namen. Bis zur ersten guten Folge dauert es etwas.

Am Monatsende weisen wir auf eine gute (englischsprachige) Website zum Thema betrügerische und inkompetente Literaturagenten hin, und der Kreis schließt sich.

Februar 2008

Screenshot aus dem Video mit der Rede Paulo CoelhosPaulo Coelho gesteht auf der Münchner DLD-Konferenz, dass er selbst eine Website betreibt, die auf digitale Raubkopien seiner Werke verlinkt. Er berichtet, dass illegale Kopien seiner Werke in Russland sogar die Zahl der legal verkauften gedruckten Buchausgaben förderten. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der über 60jährige brasilianische Bestseller-Autor der Buchbranche in Sachen digitale Medien die Leviten liest? Später im Jahr, in seiner Eröffnungsrede zur Frankfurter Buchmesse, wird er dieser Branche attestieren, dass sie »dem Internet mit einem gewissen Mangel an Verständnis« gegenüberstehe.

Ein Opfer fordert das Internet im Februar: Den gedruckten Brockhaus, so heißt es zunächst aus dem Verlagshaus in Mannheim, werde es nicht mehr geben. Man wolle stattdessen mit einer digitalen Ausgabe im Web der übermächtigen Konkurrenz Wikipedia entgegentreten. Später will man doch nicht ganz ausschließen, dass es vielleicht irgendwann nochmals eine neue gedruckte Auflage geben werde. All dies hilflose Taktieren zeigt nur eines deutlich: zu lange saß man auf dem hohen Ross und nahm Wikipedia nicht ernst. Man betrachtete sich als glaubhaftes und gesichertes Bollwerk gegen Wikipedia. Der Brockhaus löst sich aufDie Anwender sahen dies anders. Das angekündigte Brockhaus-Webportal ließ auf sich warten. Als es auch zur Buchmesse nicht online geht, wird klar, dass dies niemals passieren wird. Im Dezember schließlich verkündet man bei der »Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG«, dass es keinen Brockhaus online geben werde und man sich zudem in »Bibliographisches Institut« umbenennen werde; schlimmer noch: man trennt sich komplett von der Marke Brockhaus und verkauft sie an den Konkurrenten Bertelsmann. Die Mitarbeiter der Redaktion werden entlassen. Künftig wird Brockaus nichts weiter sein als ein Name, den Bertelsmann vielleicht für unterschiedliche Produkte ausschlachten wird – sofern sich noch jemand erinnert, dass der Brockhaus die beste Art der Wissensanhäufung war, als es Google und Wikipedia noch nicht gab.

Der Buchhandel setzt bei der Vermittlung von Buchinhalten auf Werbefilmchen, Buchtrailer genannt. Das kann manchmal in die Hose gehen und wird von Matthias Matussek im Dezember gekonnt parodiert. Der 9. Buchmarkt-Award im März zeigt zudem, dass man veraltete digitale Werbekonzepte auszeichnet und offenbar noch nicht gemerkt hat, dass das Internet interaktiv sein kann.

Eichborn-Autor Frank Müller hat das mit dem Internet auch etwas missverstanden: Weblogger decken auf, dass er große Teile seines Buches einfach zusammenkopierte wie ein Schüler seine Hausarbeit. Im letzten Moment zieht der Eichborn Verlag das Buch zurück. Das Buch hatte übrigens den Buchstaben ß zum Thema. Der wiederum ist durch die Rechtschreibreform zwar seltener geworden, aber nicht verschwunden. Im Gegenteil: Das ß gibt es seit 2008 sogar als offiziell genormten Großbuchstaben, den jedoch niemand auf der Tastatur findet.

März 2008

Paulo Coelho mit einem seiner weiblichen GästeFür literaturcafe.de-Herausgeber Wolfgang Tischer war es das Highlight des Jahres: Er war von Paulo Coelho persönlich zu einer Party in Paris eingeladen worden. Der Kontakt kam über MySpace zustande.

Und wieder eine betrügerische Masche, um mit Literatur arglose Opfer zu ködern: Für Gedichte, die es anderswo umsonst gibt, verlangt eine Website einen Jahresbeitrag von 69 Euro. Unzählige Menschen fallen auf diese und ähnliche Websites der Firma Online Content Ltd. rein. Mit der unsinnigen, aber gefährlich klingenden Androhung eines Schufa-Eintrags, versucht man Nicht-Zahler unter Druck zu setzen. Einzig sinnvoller Ratschlag: Nicht zahlen und die Drohungen ignorieren!

China, Tibet und der Umgang mit den Menschenrechten waren im Olympiajahr 2008 weitere Themen. Doch ist dies fast schon wieder vergessen und die mediale Sau durchs Dorf getrieben. Schon jetzt ist klar, dass die Sau 2009 wieder vorbeirennen wird: Dann nämlich ist China Gastland der Buchmesse. Und obwohl abzusehen ist, dass sich die Buchmesse viele Vorwürfe gefallen lassen werden muss, kann man froh sein, dass dadurch das Thema 2009 überhaupt wieder beachtet werden wird. Aber dies soll ja keine Vorschau, sondern ein Rückblick sein. Und ist das Futur II überhaupt korrekt?

Feuchtgebiete und Mieses KarmaWährend ein Verlag für ein Buchprojekt noch Männer sucht, die sich vor dem Bildschirm einen runterholen, wird ein Buch mit weitaus unappetitlicheren Themen zum Bestseller und lebhafter diskutiert als die Menschenrechte in China: »Feuchtgebiete« von Charlotte Roche. Wir finden das wunderbar! Sonderbar hingegen ein weiterer Bestseller aus der Esoterik-Ecke. Die Nutzerkommentare zu unserer Buchkritik sollten und das ganze Jahr zum Schmunzeln bringen.

Birgit-Cathrin Duval schaut sich »kreative« Schreibsoftware für Mac und PC an.

Der Fernsehsender lettera, der sich ausschließlich der Literatur widmen wollte, ist bereits nach wenigen Monaten insolvent. Abschiede ganz anderer Art erfreuen uns hingegen.

April 2008

Pfarrer Menzel kommt und begleitet uns werktäglich bis in den August hinein.

FAIRLAG - Aktionsbündnis für faire VerlageHerausragendes Branchenereignis ist die »Fairlag-Erklärung«: Namhafte Autorenverbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und andere literarische Einrichtungen klären über Zuschussverlage auf und schaffen mit der Website www.aktionsbuendnis-faire-verlage.com ein Informationsangebot, dass sich jeder durchsehen sollte, der tatsächlich ernsthaft erwägt, für die eigene Veröffentlichung mehrere Tausend Euro hinzublättern. Autoren, so die Meinung der Verbände, sollten für ihre Arbeit wie alle anderen auch, einen Lohn erhalten. Denn schließlich zahlt Ihnen auch der Maler kein Geld dafür, dass er Ihre Wände streichen darf. Im Vorfeld der Aktion erhalten einige Unterzeichner von einer Verlagsgruppe ein drohendes Fax, was den Verband der Schriftsteller in ver.di zu einer Presseerklärung mit dem Titel »Für Meinungsfreiheit gegen Einschüchterung« veranlasst.

Literaturagent Friedr. Wilh. von Werneke, über den bereits weiter oben einiges zu lesen ist, betritt die Bühne. Der selbsternannte Branchenkenner, den in der Branche niemand kennt, wirbt bis heute massiv mit Google-Anzeigen um Autoren, die ihre Manuskripte bei einem Verlag unterbringen wollen. Doch seit April erreichen uns zahlreiche eMails, die bestätigen, dass Friedr. Wilh. von Werneke selbst den unsinnigsten Manuskripten »ein gewisses Potential für die Vermittlung an einen Verlag« attestiert. Literaturagentur von WernekeDer Haken: um Chancen auf Vermittlung zu haben, müsse man das Manuskript zuvor auf Kosten des Autors lektorieren. Zufälligerweise kenne man da ein Lektorat in der Schweiz. Später versucht Werneke, den Lektorierungsauftrag den Autoren fast schon aufzunötigen. Wer zahlt – was einige leider machen – dürfte sein Geld nie wiedersehen, denn der Name Werneke ist ein Pseudonym und die angegebene Adresse in Berlin ein gemieteter Briefkasten inklusive Verleugnungsservice, denn bei einem Anruf ist der Adelsmann – leider, leider – nie persönlich zu sprechen, da er gerade nicht im Hause oder in einer Besprechung weilt. Dass das Lektorat nach Aussagen einiger Betroffener den Eindruck macht, als habe man nur eine maschinelle Rechtschreibkorrektur drüberlaufen lassen, verwundert da nicht. Unser Tipp an die Opfer: Strafanzeige erstatten, um dem Mann hinter dem wohlklingenden Namen das Handwerk zu legen!

In einigen Zeitungen erscheint eine Anzeige ganz anderer Art, für die sich die Unterzeichner eigentlich nachträglich schämen sollten.

Achja: In Linz findet die erste Buchmesse LITERA statt. Bereits im Vorfeld verkommt die Diskussion darüber zur Provinzposse.  Der Veranstalter sieht sich von den Medien schlechtgeschrieben, der Standard und die literaturcafe.de-Korrespondentin Cornelia Travnicek sehen eine eher leere als volle Messehalle. Im Nachgang der Messe kommt es zu juristischen Streitigkeiten, dann im August ist endlich klar, was sich bereits im Vorfeld abzeichnete: Eine zweite LITERA wird es nicht mehr geben.

Ebenfalls gruselig: das Hörbuch »Nur eine Amsel«, das wir in der Nacht auf den 1. Mai, der Walpurgisnacht, kostenlos zum Download anbieten.

Mai 2008

Kalenderbild der Madres Tierra Alba de Serradilla del ArroyoDie Frankfurter Buchmesse leistet sich eine neue Website und zeigt, dass eine große Messe durchaus durch einen übersichtlichen Internet-Auftritt repräsentiert werden kann.

Nicht zufrieden ist eine Zuschussverlagsgruppe mit dem, was Kritisches über sie in der Wikipedia steht. Das Landgericht Köln sieht das in erster Instanz nicht so, und die Zuschussverlagsgruppe will daraufhin weiter klagen. 2009 werden wir wohl erfahren, was das Oberlandesgericht Köln dazu meint.

Dahingegen droht ein »richtiger« Verlag Pleite zu gehen: Der Aufbau Verlag meldet Insolvenz an. Die Gründe dafür sind nicht so einfach und kreisen um die Frage, ob die Treuhandgesellschaft den ehemaligen Ostverlag überhaupt verkaufen konnte. Glücklicherweise findet sich später im Jahr ein neuer Käufer, und der Aufbau Verlag wird nicht von einem der großen Konzerne einverleibt.

Dass man nicht einmal einen Kalender mit Nacktbildern als Zuschussveröffentlichung auf den Markt bringen sollte, beweisen einige Spanierinnen. Oje.

Als sie online geht, wird sie zwar viel gescholten, aber die neu Mediathek der ARD bietet Deutschlands beste Literatursendung »Druckfrisch« nun endlich als Videopodcast an.

Juni 2008

Wurden Zitate berechtigt oder unberechtigt verwendet?Die Enkelin von Karl Valentin mahnt eine Website ab, weil dort Zitate ihres Opas Verwendung fanden. Es wird in diesem Jahr nicht die einzige Website sein, die solche Abmahnungen erhält. Der Streit eskaliert mit wilden Beschimpfungen der Nutzer, die der abgemahnten Website beistehen. Dennoch ist es nun mal eine (rechtliche) Tatsache: Auch Zitate unterliegen dem Urheberschutz. Wer also Zitate von Karl Valentin auf seiner Website benutzt, sollte sie schleunigst entfernen, sonst könnte es teuer werden.

Zu weit geht jedoch Spiele-Hersteller Atari: Er mahnt eine Website ab, weil die einem Spiel eine schlechte Wertung gab. Später zieht Atari diese peinlich Abmahnung zwar zurück, und wir mahlen uns aus, wie es wohl wäre, wenn Verlage künftig die Literaturkritiker und Feuilletons für eine schlechte Buchbesprechung abmahnen. Ja, wir mahlten aus, in der Tat, obwohl wir besser gemalt hätten.

Juli 2008

Nach der Frankfurter Buchmesse zeigt auch der Diogenes Verlag, wie man eine gute und übersichtliche neue Website gestaltet. Und wir freuen uns, dass der Leiter des Hamburger Literaturhauses gerne mal im literaturcafe.de vorbeischaut. Herzlich willkommen! Nach Westfalen baut sich auch Bayern ein Literaturportal, und man fragt sich, ob’s sinnvoll ist oder nicht.

August 2008

Ein ganzes Jahr lang blickte Jennifer Willms Woche für Woche auf die literarisches Jahrestage. Im Juli erscheint die letzte Folge von »Willms’ Woche«.

Aus Kafkas Porno-SammlungEin britischer Kafka-Biograf versucht auf sein Buch aufmerksam zu machen, indem er Kafka als Porno-Konsument outet. Aber so richtig brisant ist das nicht.

Vito von Eichborn will vergriffene Buchschätze heben und startet einen Aufruf im literaturcafe.de. Man möge ihm vergriffene Bücher nennen, denen man eine Neuausgabe wünsche. Verkaufen sollte sich das Werk jedoch auch heute noch, zumindest 1.000 Exemplare davon. Eichborn nimmt kurz und knapp Stellung zu den Vorschlägen in den Kommentaren. Nach wie vor können Vorschläge gemacht werden.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung verpackt all das, was über Amazons eBook-Lesegerät Kindle bekannt ist, und verkauft es als neu. Die Rechnung geht auf: Jeder glaubt’s und schreibt’s ab. Nur wir nicht. Auf der Buchmesse zeigt sich, dass Amazon – wie von uns vermutet – ebenfalls nichts Neues sagt. Dennoch beginnt ein eBook-Hype, der zumindest dazu führt, dass sich die Buchbranche Gedanken macht, was wohl passieren könnte, wenn Amazons Kindle 2009 tatsächlich in Deutschland startet. Über Fragen wie Preisbindung und Raubkopien unterhalten wir uns mit dem Chefredakteur des Börsenblatts für den Deutschen Buchhandel, Torsten Casimir, im Oktober auf der Buchmesse.

Die romansuche.de wird 10 und wir gratulieren herzlich.

September 2008

Wieder einmal stoßen wir im Regionalteil einer Zeitung auf den Bericht über einen vermeintlichen Bucherfolg. Dass er erkauft wurde, wird in solchen Berichten nie erwähnt.

Hermann-Hesse-Denkmal auf der Nikolausbrücke in CalwDer ehemalige Brockhaus-Verleger, die Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, will sich nach dem Verkauf der Marke Brockaus u. a. voll und ganz auf den DUDEN konzentrieren. Damit der im digitalen Zeitalter Erfolg hat, müsste der Korrektor jedoch in Sachen Korrekturgeschwindigkeit noch einiges zulegen, wie unser Test der neuen Version 5.0 zeigt.

Während Redaktionsmitglied Gero von Büttner sieben Jahre nach den Anschlägen des 11. September vom anderen Kontinent berichtet, sind wir im Schwarzwald unterwegs und hören uns auf den Spuren Hermann Hesses um.

Ruben Wickenhäuser vergleicht die beiden Print-on-Demand-Anbieter bod.de und lulu.com und schafft eine Übersicht, die sich jeder durchlesen sollte, der sein Buch bei einem dieser Dienstleister selbst veröffentlichen möchte. Zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt erhöht lulu.com kurz danach seine Preise und schiebt es – wie so viele Firmen – auf die Wirtschaftskrise. Oder ist es ein Zeichen ist, dass lulu.com doch noch nicht so erfolgreich ist, wie man es gerne sein wollte?

Oktober 2008

Deutscher FernsehpreisBestsellerautor Dieter Bohlen bringt zur Buchmesse ein neues Buch heraus. Medienrummel und die übliche Empörung der literarischen Gemeinde halten sich diesmal in Grenzen. Für den Skandal sorgt ein anderer Medienprofi: Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki langweilt sich bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises entsetzlich und findet die Veranstaltung schrecklich. So dürften zwar (fast) alle dort Anwesenden empfunden haben, doch er hat es auf der Bühne gesagt. Schnell brach eine Diskussion um die Qualität des Fernsehens aus, die auch schon wieder vergessen ist und sich ohnehin erübrigt hatte, als Reich-Ranicki in einer anschließend angesetzten Diskussion mit Gottschalk mehr Brecht und Shakespeare im Fernsehen fordert.

Verzockt hat sich Elke Heidenreich, die meinte, sich Lorbeeren zu verdienen, indem sie Reich-Ranicki zur Seite springt, was der jedoch gar nicht wollte. So zieht sie mit garstigen Worten über ihren Arbeitgeber ZDF her, was der folgerichtig mit ihrer Entlassung quittiert. Der Buchhandel ist entsetzt, verliert er doch eine der wichtigsten verkaufsfördernden Zitategeberinnen für die Buchcover.

Das literaturcafe.de präsentiert auch in diesem Jahr den Interview-Podcast mit Autorinnen und Autoren direkt von der Frankfurter Buchmesse. Medienpartner ist erneut boersenblatt.net das Online-Portal des Börsenblatts für den Deutschen Buchhandel.

November 2008

Der Hörverlag kündigt ein interessantes Experiment an: Am 12. März 2009 werden alle sieben Harry-Potter-Bände nochmals als Hörbuch erscheinen. Jedoch liest dann nicht Rufus Beck, sondern Felix Manteuffel. Man darf gespannt sein.

Romane von Michael CrichtonMit Michael Crichton stirbt ein großer Thriller-Autor.

Linz war kein Erfolg, doch in Wien gelang es offenbar recht gut, die jährliche Bücherschau im Rathaus zur BUCHWIEN 08 hochzupäppeln. Cornelia Travnicek und Barbara Fellgiebel berichteten fürs literaturcafe.de.

Mit der Hilfe von BoD bietet Tchibo nun an, das eigene Buch zu veröffentlichen. Zuvor sollte man jedoch das Kleingedruckte und unseren Artikel lesen, denn das Angebot gilt noch bis zum 6. Januar 2009.

Dezember 2009

Elke Heidenreich ist wieder da! Doch nicht mehr im Fernsehen, sondern im Internet. Die Netzgemeinde jubelt und begrüßt Elke als eine von ihnen, wo man doch schon längst wusste, dass die Zukunft im Internet liegt. Das kann aber nicht von der Tatsache ablenken, dass Elke Heidenreich eben nicht – wie von ihr zunächst angekündigt – bei einem Fernsehsender untergekommen ist. Nun dient ihre Sendung (weiter-)lesen! als eine Art Werbevideo für das neue Web-Portal der LitCologne. Und während ihre erste Sendung ob der großen Medienresonanz noch zahlreich abgerufen wurde, schwächelt Folge zwei in den Abrufzahlen bereits gewaltig. Man kann es drehen, wenden und schönreden wie man will: die Reichweite von Elke Heidenreich ist erstmal dahin.

Mann und MarzipanIm literaturcafe.de trinken wir Kaffee, wissen nicht so recht, ob es sich lohnt, für die Breloersche Buddenbrooksverfilmung Geld zu investieren und beginnen zu twittern.

Januar 2009

Halt! So weit sind wir noch nicht! Dennoch wird es spannend werden, wann Amazons Kindle auf den Markt kommt. Sollen wir eine Prognose wagen? Sollen wir sagen: im Frühjahr mit einheitlichen eBook-Preisen für 9,90 Euro? Nein, machen wir lieber nicht und warten ab. Natürlich werden wir es Ihnen rechtzeitig berichten.

Viel Spaß und Erfolg in 2009! Wir freuen uns auch in diesem Jahr über ihre Besuche im literaturcafe.de!

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3 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen wunderbaren Rückblick. Ich habe über vieles Geschmunzelt, den Kopf geschüttelt, mich erinnert, manches angeklickt und nachgelesen. Herzlichen Glückwunsch für diese tolle Seite und ein gutes neues Jahr. Macht weiter so!

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