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Kooperation mit Kaffeeröster: Das eigene Buch bei Tchibo veröffentlichen

Kooperation Tchibo-BoDDer Print-on-demand-Dienstleister Books on Demand (BoD) ist eine Kooperation mit dem Kaffeehändler Tchibo eingegangen. Ähnlich wie Postbank oder Matratzenhersteller Schlaraffia bietet BoD ein Produkt in einer exklusiven Form im Online-Shop von Tchibo in der Rubrik »Tchibo plus« an.

Im Fall von BoD kann man für 39,90 Euro das eigene Buch veröffentlichen. Hierzu erwirbt man zu diesem Preis einen digitalen Gutschein, den man selbstverständlich auch verschenken kann. In diesem Preis ist eine ISBN enthalten, sodass der Titel auch in den Katalogen der Buchgroßhändler gelistet und somit über den Buchhandel vor Ort und online bestellbar ist. Ebenfalls enthalten ist eine »persönliche Beratung«, die jedoch im Angebot im Umfang nicht näher spezifiziert ist, und ein kostenloses gedrucktes Exemplar für den Eigenbedarf (Belegexemplar). [Nachtrag: BoD hat uns mitgeteilt, dass die Beratung in keiner Weise eingeschränkt oder limitiert ist.] Das Angebot ist bis zum 6. Januar 2009 befristet, wobei die erworbenen Gutscheine in einem Zeitraum von 3 Jahren eingelöst werden müssen.

Vergleicht man dieses Angebot mit den normalen BoD-Preisen, so entspricht es dem Paket BoD Comfort, das regulär für 399 Euro angeboten wird. Beim Weg über den Kaffeeröster spart man so 350 Euro. Der Vertrag wird dabei nicht mit Tchibo, sondern mit BoD geschlossen, sodass deren Bedingungen gelten. So ist im Angebotspreis auch die elektronische Datenhaltung der Druckvorlagen für ein Jahr enthalten. Danach fallen hierfür Kosten von derzeit 1,99 Euro im Monat an.

Wie lange man sich an BoD bindet, geht aus dem Angebot ebenfalls nicht unmittelbar hervor. Jedoch ist im Kleingedruckten davon die Rede, dass man bei einer Veröffentlichung mit BoD den üblichen Autoren- und Buchvertrag eingeht. Demnach würde man BoD für den Titel die exklusiven Nutzungsrechte für fünf Jahre übertragen. Will man sich früher »loskaufen«, um z. B. den Verlag zu wechseln, sind bei BoD-Verträgen in der Regel 300 Euro »Ablösesumme« fällig. Für die Datenhaltung der restlichen vier Jahre würden somit bei derzeitigen Preisen zusätzlich 95,52 Euro anfallen.

Selbstverständlich verpflichtet man sich bei einer Veröffentlichung, dass man sämtliche Urheberrechte an dem Werk besitzt. Wer also einen solchen Gutschein verschenken möchte, sollte sicherstellen, dass der Beschenkte dies erfüllen kann und alle Texte wirklich von ihm oder ihr stammen. Ebenfalls sollte man sich darüber im klaren sein, dass man die Gestaltung des Buchblocks bzw. des Covers selbst übernehmen muss, was jedoch kein großes Problem darstellen sollte, zumal BoD entsprechende Vorlagen bereithält. Teurer wird die Veröffentlichung freilich dann, wenn man weitere unterstützende Leistungen hinzukaufen möchte, die BoD natürlich auch anbietet und auf deren »Mitnahme« der Print-on-demand-Anbieter bei diesem günstigen Angebotspreis sicherlich auch hofft.

Übrigens sind sich die beiden Kooperationspartner aus der Buch- und Kaffeewelt näher als vermutet: sowohl der Buchgroßhändler Libri, zu dem BoD gehört, als auch der Kaffeeanbieter Tchibo gehören ganz oder in Teilen der Herz-Familie. Zur Gruppe gehören beispielsweise auch Klebstoffhersteller Tesa und das Modelabel Escada.

Nachtrag vom 14.07.2009:
Vom 14. Juli bis 17. August 2009 haben BoD und Tchibo die Aktion wiederholt.

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38 Kommentare

  1. Das ist natürlich nur etwas für Texte, die auf dem üblichen Markt keine Chance haben: Tagebuchartiges, Gedichte, literarische Randerscheinungen aller Art (um nicht „Abfall“ sagen zu müssen) und dergl. Kurz, überall, wo es egal ist, dass Insider solche Publikationen nicht für voll nehmen. Im Normalfall grenzt eine Veröffentlichung über BoD für den „richtigen“ Schriftsteller an Rufschädigung.

    Angenehm und für mich entscheidend ist, dass BoD eine ISBN vergibt, wodurch die Veröffentlichung wenigstens kein Selbstverlag ist.

    Es ist, so fürchte ich, davon auszugehen, dass die Auflage so niedrig sein wird, dass wir eher von einer „Nieder“lage reden sollten. Man kann nur hoffen, dass wenigstens die Belegexemplare gedruckt und ausgeliefert werden. Hierüber konnte ich keine Informationen finden.

    Die Ankündigung „Wir bringen Ihr Buch in den Buchhandel“ finde ich äußerst vollmundig und sollte richtigerweise heißen: „Wir machen Ihr Buch über den Buchhandel bestellbar.“, denn dass ein typischer Buchhändler so etwas freiwillig in das Sortiment nimmt, ist das letzte, was ich befürchte.

    Ich überlege mir diesen Weg für meine Gedichte. Die sind jetzt im Selbstverlag und das wäre immerhin ein kleiner Sprung nach vorne. Nachdem ich mich nicht als Lyriker definiere, sage ich mir: Was soll’s, solange es so billig ist.

  2. Seit mehreren Jahrzehnten arbeite ich an einem allumfassenden TR_Buch mit Schwerpunkt Wirtschaft und suche emsig nach Verlagen, die es veröffentlichen. Der Angebote von verschiedenen Verlagen sind deren nicht wenige, aber sie verwirren mehr als dass sie aufklaeren.
    Und so ein 5-jaehriges Engagement bei einem Buch, dass Furore erwecken dürfte, bindet natürlich den Autor – und wenn er sich vom Vertrag loslösen will, gehen 300 EUR der gesparten 350 flöten…nichtsdestoweniger darf sich das Angebot von Tschibo durchaus sehen lassen.
    Aber im Endeffekt tappe ich immer noch im Dunkeln, zumal ich mir sagen liess, dass bei einer finanziellen Selbstbeteiligung die Verantwortung der Veröffentlichung auf den Autor übergeht.

    Wer weiss da Rat für die Tat?

  3. Ja, es sind der Verlage nicht wenige, die die Veröffentlichung des TR-Buches übernehmen wollen.

    Wie aber kann man auf Nummer sicher gehen, dass das geistige Gut auch wirklich geschützt und natürlich auch die Chance eingeraeumt wird, dass das Werk nicht einfach so vor sich hin döst, sondern den Weg zu dem relevanten Interessentenkreis findet?

  4. So lieb, dieser A. Ch. Glatz! Zuerst kräftig maulen – aber eigentlich könnte man die minderwertigen Dienste von BoD in Gemeinschaft mit den Kaffeeröstern für die Gedichte doch in Anspruch nehmen! Als Lyriker hat man es sicher noch schwerer als andere Schreibende, also rate ich Herrn Glatz dazu, von diesem Angebot – welches ich auch keineswegs als Rufschädigung für echte Schriftsteller empfinde – in Anspruch zu nehmen. Viel Glück!

  5. Ich finde die Idee und die Möglichkeit gut, um erste Erfahrungen zu sammeln.
    Qualität wird sich auch bei BOD durchsetzen.
    Immer noch besser als in sogenannten normalen Verlagen hohe Zuschüsse zu zahlen…Der Verkauf liegt ohnehin in den Händen des Autoren, solange er kein Promi oder Ami ist. „Mühselig ernährt sich das Eichhörnchen“ sagte mal Otto.

  6. @ isd nazir,

    was ist ein TR-Buch?

    @ Johanna,

    das Angebot von BoD ist nicht minderwertig, nicht umsonst ist BoD führend auf diesem Sektor. Der ideelle und der wirtschaftliche Nutzen sind der fragliche Teil.

    Sie haben schon Recht. Solange die Lyrik nur 4 Prozent Marktanteil am gesamten Büchmarkt hält, ist es für Lyriker verdammt schwer.

    @ A. Wittkowski

    was das Sammeln von Erfahrungen angeht, bin ich ganz Ihrer Meinung. Dass sich Qualität auch bei BoD durchsetzen wird, halt ich für Wunschdenken.

    „in sogenannten normalen Verlagen hohe Zuschüsse zu zahlen“

    Da stimmt was nicht. Ein normaler Verlag kassiert nicht von uns, er entlohnt uns für den Text, den wir erstellt haben. Das ist das Gegenteil. Der Verlag hält sich finanziell bei den Lesern an. Ausnahmen von diesem Prinzip verlangen nach Begründung.

  7. Ich bin ja von solchen Veröffentlichungsmöglichkeiten wie BoD auch nicht begeistert, aber in dem Zusammenhang von Abfall zu sprechen, auch wenn das in Anführungszeichen geschieht, finde ich schon krass. Was sind literarische Randerscheinungen aller Art“? Das ist eine pauschale Abwertung von Texten und erinnert mich sehr an den Begriff Schmutz- und Schundliteratur aus der Weimarer Zeit.
    Wenn ich so denke, dann würde ich konsequent sein und meine Gedichte dort nicht veröffentlichen, auch wenn man sich nicht als Lyriker definiert. Wann wird man denn zu einem solchen?
    Warum Tchibo/BoD das Referenzexemplar nicht ausliefern sollen, weiß ich nicht. Beide haben einen Ruf zu verlieren.
    Ich werde meine Gedichte dort jedenfalls veröffentlichen und empfinde das nicht als rufschädigend, denn Gedichte werden von seriösen Verlagen kaum gedruckt.

  8. Sehr geehrter Herr Wittkowski.,
    in einem „normalen“ Verlag zahlt der Autor überhaupt nichts. Ganz im Gegenteil, er wird bezahlt. Und was den Verkauf angeht: ein Verlag (ein normaler, kein DKZV) legt (daher der Name) eine Menge Geld für die Produktion eines Buches vor. Dass Verlage also kein Interesse an Bewerbung und Verkauf eines von ihnen verlegten Buches, auch wenn es sich um das Erstlingswerk eines neuen Autors handelt, kommt in der Regel nicht vor. Es sei denn (da sind wir wieder bei DKZV) der Verlag hat sich sein Geld schon vom Autor geholt.

    BOD ist gut für Nischenprojekte, also Fachbücher, die nur ein sehr kleines Publikum finden können, vielleicht auch für den Gedichtband, von dem man unbedingt meint, dass die Welt ihn braucht, auch wenn die Welt noch nicht reif ist, das zu erkennen. Davon abgesehen sind die „ersten Erfahrungen“, die man BOD-Bereich sammelt eigentlich nur, wie man in überraschend kurzer Zeit viel Geld loswerden kann und wie schwierig es ist, selber gut aussehende pdf-Dokumente zu erzeugen.

    Was das Tschibo-Angebot angeht: wer Oma sein selbstgeschriebenes Buch zu Weihnachten schenken möchte (und bereit ist, dafür besagte 39,90 + 95,52 zu berappen), ist hier richtig. Könnte das ganze aber in einem guten Copy-Shop deutlich billiger haben. Von einer „Chance“ kann aber wirklich keine Rede sein.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Jutta Jordans

  9. Meine „literarischen Randerscheinungen“ beziehen sich selbstverständlich auf die persönliche Wertschätzung, die jeder Autor gegenüber seinen eigenen Arbeiten empfindet, bzw. auf die Prioritäten, die er sich selbst setzt. Bei mir rangieren die Gedichte ganz unten, bei jemendem anderen sind es vielleicht Theaterstücke. Jeder hat Arbeiten, die er für Kernstücke seines Schaffens ansieht, andere fristen ein Mauerblümchendasein.

    Wenn es um das Substanzielle geht, sollten wir Schreibfreunde keine Kompromisse a la BOD und dergl. machen.

    „Könnte das ganze aber in einem guten Copy-Shop deutlich billiger haben“

    Kann sein, aber:

    1. Wäre das Selbstverlag (über BoD ist es immerhin Fremdverlag) und

    2. über BoD hat das Projekt wesentlich mehr Nähe zur literarischen Öffentlichkeit und damit eine ganz andere Qualität.

    Das macht signifikante Unterschiede.

  10. Jaja, ein weiteres nettes Angebot für uns Möchtegern-Autoren!

    Wer sich jedoch an kleinere Verlage wendet, die Zuschüsse verlangen, bekommt uu bessere Angebote.
    Aber mal erlich: kann man von einer Chance sprechen, wenn man bei Tschibo ein Buch veröffentlicht (und hier stellt sich wiederum die Frage, wie man veröffentlichen definiert)?
    Ich halte das Ganze für eine Ego-Sache. Schließlich kommt das Hobby ein Level weiter mit einer „richtigen ISBN“ und so.
    Für verwerflich oä halte ich das nicht. Dennoch sollte man sich meiner Meinung nach nichts vormachen.
    Auf dass wir alle Nobelpreisträger werden!
    Rhabarber

  11. Ich muß schon sagen, wer bei Tschibo, sprich Bod veröffentlichen möchte, sollte es tun. Sollte aber dann nicht damit rechnen aols Autor anerkannt zu werden! Wir schreibenden Autoren haben es so schon nicht leicht, natürlich kann man da schon auf solche Gedanken kommen. Die meißten Verlage wollen ja utopische Summen haben. Wie J. Jordens schon schrieb, wer ein gutes Buch schreibt, findet auch Verlage die es auch auf eigenes Risiko in ihr Programm auf nehmen.

  12. Ich finde, es ist ein hübsches Geschenk an sich selbst, wenn man gerne schreibt und bereits einiges in der Schreibtischlade hat. Dann schließt man ein Werk für sich wenigstens einmal ab und spielt mit einer BoD-Veröffentlichung wenigstens im Roulette um mögliche Leser mit.
    Ja – es wäre ein Geschenk, wenn man in Deutschland nicht immer auf die Österreicher vergessen würde – Tschibo-Österreich hat dieses Angebot nicht und Österreicher können in Deutschland nicht online bestellen, weil die Prüfroutine unsere Postleitzahlen und Bankleitzahlen ablehnen.
    So viel zur Grenzenlosigkeit des Internets.
    Na vielleicht gibt es ja noch eine Möglichkeit die Diskriminierung der Österreicher aufzuheben
    Grüße an die Runde

  13. Das mit dem „hübschen Geschenk“ ist ein wunderbarer Gedanke, den ich nicht besser ausdrücken hätte können.

    Aber es gibt noch eine Überlegung, die uns trotz aller Fürs und Widers veranlassen sollte, Publikationen über Zuschussverlage nicht von vornherein abzulehnen. Ich zitiere aus Wikipedia: „Ein von „pardon“ erfundener Amateur-Schriftsteller schickte acht Maschinenseiten aus Robert Musils berühmtem Werk Der Mann ohne Eigenschaften als Probe eigener Arbeit mit der Bitte um Veröffentlichung an mehr als 30 Verlage. Alle lehnten ab, von Suhrkamp bis hin zu Rowohlt, Musils eigenem Verlag.“ Zitat Ende.

    Es ist tröstlich zu wissen, dass eine Veröffentlichung nicht ausschließlich vom Wohlwollen eines Eingangslektors im Verlag abhängt. Der erkennt u.U. nicht einmal einen verlagseigenen Bestseller wieder, wenn das Manuskript mit einem unbekannten Namen ausgewiesen wird.

    Das sollten sich alle die durch den Kopf gehen lassen, die der Meinung sind, wenn ein Manuskript gut ist, wird sich ein Verlag finden und vice versa, ein Manuskript, das keinen Verlag findet, ist eben schlecht. Man versteht das nur, wenn man zwischen Erfolgs- und Qualitätskriterien zu unterscheiden gelernt hat.

    Dass es prinzipiell die Möglichkeit gibt, einer Publikation durch einen (hoffentlich dezenten) Griff in den eigenen Geldbeutel als Geburtshelfer zur Seite zu stehen, halte ich für strategisch wichtig. Die Marktmacht der Verlagslektoren ist ohendies bereits jenseits von Gut und Böse.

    Dass nicht jeder Text für diesen Vertriebsweg geeignet ist, weil dieser nur ein Ersatz sein kann, ist eine andere Geschichte …

  14. Wer bei einem Zuschussverlag veröffentlicht, dem wird immer ein Makel anhängen. Im englischen heißen diese Verlage „Vanity Press“, also frei übersetzt „Eitelkeitsverlag“. Und das drückt es sehr gut aus, dass hier nicht Qualität oder Lesbarkeit die Kriterien für die Veröffentlichung waren, sondern die Eitelkeit bzw. das Geld des Autors.

    Indem diese Verlage dem Autor vieles Versprechen, was sie nicht immer halten können, ziehen sie ihm das Geld aus der Tasche. Da ist ein Angebot wie das von BoD bzw. Tchibo wenigstens fair und günstig.

    @A. Ch. Glatz:
    Das immer wieder zitierte Beispiel, dass Klassiker von Verlagen angeblich nicht erkannt oder abgelehnt wurden, wird leider auch von dir in seiner Schlussfolgerung falsch interpretiert, denn es ist gerade ein Beleg dafür, dass Lektoren den Markt kennen.

    Sehen wir einmal von der Tatsache ab, dass der Musil-Text als solcher scheinbar nicht erkannt wurde, was nicht weiter schlimm ist da man a) auch als Lektor nicht jeden Klassiker kennen muss und b) häufig Standardschreiben verschickt werden, was schneller geht, als ein individuelles Schreiben, indem der Lektor seine Bildung raushängt und erklärt, dass er den Musil-Text natürlich sofort erkannt hat.

    Den „Mann ohne Eigenschaften“ abzulehnen ist jedoch völlig korrekt! Denn das ist ein Buch und ein Text, den heute keiner mehr lesen wird und das auf dem heutigen Markt keine Chance hätte. Es ist ein Klassiker aus einer anderen Zeit und aus anderen Gründen – aber es ist kein Text mehr für die heutige Zeit, der beim Leser noch Chancen hätte (einmal abgesehen von der Frage, wer das Buch überhaupt schon gelesen hat, außer im Germanistik-Seminar).

    Ein solches von der Presse in regelmäßigen Abständen immer wieder gerne hämisch zitiertes Beispiel, das die Inkompetenz der Lektorate belegen soll, belegt also leider gar nichts.

  15. @ bernhard,

    ohne Zweifel muss ein Lektor nicht jeden Klassiker kennen, aber ein Bestseller des eigenen Hauses ist definitiv ein anderer Fall. Also bitte …

    Zwischen der Pardon-Geschichte und der Erstveröffentlichung liegen nur 3 Jahrzehnte. In diesem Zeitraum ändert sich wohl die wissenschaftliche Sprache, die belletristische ist wesentlich träger. Wäre sie das nicht, dürfte sich Der Mann ohne Eigenschaften inzwischen nicht mehr verkaufen. In der Tat ist jedoch Juli 2007 die 15. Auflage des Werkes gedruckt worden. Für ein paar nasenbohrende Germanistik-Seminaristen mit dicker Brille alleine wäre das nicht vorstellbar. Vielmehr ist Der Mann … schon längst in den Himmel der Longseller entrückt. Es hat seine Gründe, warum das Buch als moderner Klassiker bezeichnet wird.

    Von wegen ein Werk, das heute keiner mehr liest! Bernhard, Sie bezeichnen allen Ernstes ein Standardwerk des Rowohlt-Verlages, einen modernen Klassiker als chancenlos auf dem heutigen Markt! Lehnen Sie sich doch einmal zurück und lassen sich diesen hanebüchenen Unsinn auf der Zunge zergehen …

    Es ist schon seltsam, dass ausgerechnet ich, der ich im ersten posting so deutliche Bedenken gegen BoD und dergl. angemeldet habe, nunmehr in die Rolle gedrängt bin, diese Verlage und ihre Kunden zu verteidigen. Durch einen Kostenzuschuss dem eigenen Werk den entscheidenden Kick zu verleihen ist in manchen Fällen (siehe oben) eine durchaus legitime Methode und nicht untrügliches Zeichen von Eitelkeit. Es ist arrogant, Autoren, die im einen oderen Falle meinen, diesen Weg beschreiten zu wollen, a priori Eitelkeit zu unterstellen.

    Und jetzt, lieber Bernhard, will ich Ihnen in aller Freundschaft sagen, was ich unter literarischer Eitelkeit verstehe. 2 archetypische Fälle:

    Fall a) Der Goalkeeper der Nationalmannschaft glaubt sich bemüßigt, die gesamte Nation über das Geheimnis seines Erfolges zu belehren. Oder so jemand wie Dieter Bohlen beglückt uns mit seinen peinlichen Erinnerungen. Oder eine Schauspielerin mit 38 Jahren schreibt ihre Autobiografie. Oder die Klugscheißerei einer Shirley MacLaine, mit der das angefangen hat. Sie verstehen, was ich meine. Für viele Leute, die im Fokus öffentlichen Interesses stehen, ist es einfach schicklich, ein Buch zu veröffentlichen. Und dass diese dann auf keinen Zuschuss-Verlag angewiesen sind, brauche ich wohl nicht anzuführen.

    Fall b) Der Autor, der es geschafft hat und für die nächsten paar Monate mit einem Freiexemplar unter dem Arm in der hiesigen Szene herumstolziert und geschwellten Kammes verkündet. Ich bin ein veröffentlichter Autor. Aber, so hängt er augenzwinkernd und gewissermaßen beiläufig an, natürlich nicht in einem Zuschussverlag. Erhabenes Lächeln.

    Ich habe weiter oben kein Hehl daraus gemacht, dass Veröffentlichungen, an denen der Autor mitgezahlt hat, unter Insidern keinen Prestigewert haben und dass wir aus prinzipiellen Gründen (ebenfalls bereits dargelegt) diese Vertriebsschiene nicht anstreben sollten. Der mangelnde Prestigewert erklärt sich daraus, weil es nur der Eitelkeit des typischen Autors entspricht, einen normalen Verlag überzeugt zu haben.

    Es ist richtig, dass die Geschichte mit dem fiktiven Autor im Dienste von pardon und Robert Musils Buch immer wieder an die Öffentlichkeit geholt wird. Der Beweggrund ist nicht Häme, sondern die offensichtliche Notwendigkeit, den Autoren ihre naiven Illusionen zu nehmen. Nach wie vor üben sich die meisten Schreibenden in einer Art vorauseilendem Samurai-Gehorsam gegenüber den Nicht-Zuschussverlagen allgemein und ihren vollziehenden Organen, den Lektoraten, speziell. Was natürlich lächerlich und grotesk ist.

  16. Inwieweit sich ein Autor mit einem kafferöster-gesponserten (durchaus keine Geringschaetzung)Werk brüsten kann, kann ich schwer ermessen.

    Was nun die Verlage mit klassischer Drucklegung anbelangt:

    Wenn ich richtig informiert bin, muss die Haftung für das Buch, falls der Autor mit finanziert, durch ihn selbst übernommen werden. In anderen Worten steht der Verlag für den Inhalt nicht gerade und schiebt, wenn es brenzlig wird, die Veranwortung einfach auf den Autor ab. Ich finde, dass ein selbstbewusster, renommierter Verlag keine solchen Wege begeht. Wenn er sich für das Buch entschieden hat, übernimmt er auch die Veröffentlichung und Haftung von A bis Z.

    Das mit den Verlagen, die das Ego durch den Druck von wenigen Exemplaren befriedigen, emtzieht sich meiner Beurteilung, zumal ich dies ja gar nicht vorhabe. Es dürfte ein schönes Gefühl sein, zB seine Gedichte den Lieben im Familien- und Freundeskreis zu praesentieren. Wenn man hingegen eine Sache waelzen will, sieht es eben doch etwas anders aus – oder nicht?

  17. eine Veröffentlichung ist immer ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Autor und Verlag. Jeder hält für den Teil, den er besteuert, den Kopf hin. Der Autor für den Text (den „ideellen“ Teil), der Verleger für drucktechnische Qualität, Bindung, formal korrekte Abwicklung des Geschäftsverkehrs mit den Buchhändlern, usw. also das Rundherum. Die Frage auf welcher Basis das Projekt finanziert worden ist, ändert daran nichts. Warum auch?

  18. Da bin ich wohl etwas different informiert worden: Wer -auch wenn nur teilweise- finanziert, haftet für den Inhalt.

    Es geht im konkreten Fall nicht darum, dass sich der Autor jeglicher Haftung entziehen will – nur: Wer haftet mal ganz konkret wofür? Das einschl. Finanzquelle.

  19. „Wer -auch wenn nur teilweise- finanziert, haftet für den Inhalt.“

    Und wenn Ihre Heimatgemeinde für Ihr Buch eine Förderung springen lässt, haftet die dann auch???

    Im „Normal“fall, also wenn der Verlag das Buch zur Gänze vorfinanziert, würden der dann auch die Haftung übernehmen … kopfschüttel, kopfschüttel… Ich geb’s auf.

  20. Um etwaigen Missverstaendnissen vorzubeugen: Im Thema Haftung-Finanzierung bedarf es einer Klarstellung. Denn eine sich für kompetent erklaerende Stelle gab die Information, dass wer (mit-)finanziert für den Inhalt des Buches haftet.

    Wie also nun wirklich?

  21. Eines ist mir nicht ganz klar: Der Preis von 39,90 Euro entspricht fast genau dem von 39 Euro, das gemäß Homepage das Angebot „BoD Classic“ kostet. Die Angaben bei Tchibo sind nicht ganz eindeutig; bezieht sich deren Angebot auf „BoD Classic“ oder auf „BoD Comfort“? Im letzteren Fall wäre es wirklich ein gutes Angebot, da das sonst 399 Euro kostet.

  22. Genauso steht es doch auch im Artikel: „Vergleicht man dieses Angebot mit den normalen BoD-Preisen, so entspricht es dem Paket BoD Comfort, das regulär für 399 Euro angeboten wird. Beim Weg über den Kaffeeröster spart man so 350 Euro“.
    Bei dem Tchibo-Paket ist wie beim Comfort-Paket Beratung und Belegexemplar dabei.

  23. Ich finde das Konzept „Book on demand“ toll.
    Die Hauptsache an einem Buch ist sowieso die Geschichte, und die ist von mir. Ich bin mein eigener Lektor. Niemand kritisiert den zu häufigen Gebrauch von Fremdwörtern, zu verschachtelten Satzbau oder stilistische Blüten. Ich finde und korrigiere alle meine Logik-, Grammatik- und Tippfehler.
    Ich lerne, was ein „Schmutztitel“ ist und warum ein Buch so viele Seiten braucht, bis es endlich anfängt. Ich lerne über den Goldenen Schnitt kümmere mich selbst um den ansprechenden Satzspiegel. Ich lerne über Schriftarten, Laufweiten, Serifen, den Unterschied zwischen „kursiv“ und „schräg“. Ich überstimme die wunderlichen Ideen meiner automatischen Silbentrennung. Ich denke mir selbst einen Titel für meine Geschichte aus und gestalte meinen eigenes Titelbild. Auch den Klappentext darf ich frei gestalten.
    Ich zahle für meine Korrekturexemplare, und die Pflichtexemplare für die Deutsche Nationalbibliothek zahle ich auch selbst.
    Am Ende halte ich ein genau nach meinen Wünschen gestaltetes Exemplar meines Werks in den Händen.
    Das Buch ist bei Amazon.de zu sehen, nur ohne Umlaut im Titel und „Derzeit nicht lieferbar“.
    Ein Jahr später werde ich feststellen, dass außer mir immer noch niemand mein Buch gekauft hat.
    Wie gut, dass ich davon nicht leben muss!

    Ein bisschen Selbstironie sollte man mitbringen.

  24. „… Ein Jahr später werde ich feststellen, dass außer mir immer noch niemand mein Buch gekauft hat.“

    Dasselbe passiert mit großer Wahrscheinlichkeit bei jedem Kleinverlag, egal ob Zuschuss oder on demand, oder wie auch immer. Die schwächeln alle im Vertrieb. Es gibt im deutschsprachigen Raum rund 18.000 Verlage – wie groß sind wohl die meisten davon? Es hängt einfach damit zusammen, dass ein derart massives Überangebot an gedrucktem Geschreibsel, wie es das überhaupt noch nie gegeben hat, um die launische Gunst der Leser buhlt.

    Wer schreibt, mit dem Hintergedanken, davon leben zu wollen, sollte sich das zu Herzen nehmen, was George Simenon zu dem Thema gesagt hat: „Wann immer Sie etwas anderes in Ihrem Leben tun können als schreiben, tun sie es!“

    Nur rund hundert Autoren im gesamten deutschsprachigen Raum können von der Schreiberei leben. Und ob die noch schreiben dürfen, was sie wollen, wage ich zu bezweifeln. Genaues weiss ich nicht, denn ich gehöre nicht zu ihnen.

    Oh ja, Selbstironie sollte man mitbringen, aber die Illusionen müssen zu Hause bleiben.

  25. Sittenwidriges Verhalten, Dumpingpreise und nur vermeintlich günstige Angebote: Was BOD tatsächlich liefert ist der Schaden für eine ganze Branche. Denn seriöse Angebote auf dem Markt der Anbieter für Books on Demand, die Kunden betreuen, können ein solches Angebot natürlich nicht bieten. Was Tchibo und BOD verschweigen: Ein Vertrag muss auf 5 Jahre geschlossen werden, Nach Ablauf des ersten Jahres werden so genannte Datenhaltungsgebühren fällig, die sich pro Jahr auf 90.- belaufen. Zudem muss der vermeintliche Autor jedes weitere Buch (Nur ein Freiexemplar bei Nutzung des Gutscheins!) teuer bezahlen. Augenwischerei also. Natürlich lassen sich für 39,90 aus Schreibern keine Autoren und Bücher machen, geschweige den drucken. Aber wer glaubt auch tatsächlich, dass er Autor bei einem Kaffeeröster werden kann. Vielleicht erscheinen aber demnächst auch die „Memoiren eines ausgebeuteten Kaffeepflanzers“ bei Edition Tchibo.

  26. Robert Musil ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit? Stimmt leider. Heute zählen Action im Durchlauferhitzer, Leichen am laufenden Band oder die Lebenswirren tapferer Frauen, schön veranschaulicht unter Zuhilfenahme gängiger (US)Schauspieler oder In-Modemarken. Stimmungen? Sprache? Ich bitte Sie! Wer braucht das noch? Literatur im Gossen-Jargon geht wie warme Semmeln. Wer braucht Bilder und Eindrücke? Innehalten? Entschleunigen? Aber wir doch nicht!

    Mein Buch wurde genau deshalb von Verlagen abgelehnt. Auf den ersten vier Seiten gerade mal eine Handvoll Dialoge! Ein Prot, der nicht gleich wie ein offenes Buch daliegt, Schauplatz da, wo noch nie einer war: Kolumbien! Und dann noch zwei Hetero-Männer, die sich ineinander verlieben! Oh, Gott – wer will das lesen?
    Ich werde von dem BoD-Angebot Gebrauch machen. Ein Klappentext ist kein Exposé. Und wenn der Leser, der sich mit Sicherheit festlesen wird an diesem Roman, an der fraglichen Stelle angekommen ist, wird es ihm sicher auch nicht vor Ekel die Sprache verschlagen.
    Mein Roman ist kein „Abfall“. Ich will nicht reich werden und auch keinen Preis einheimsen. Ich will nur, daß DIESE Geschichte gelesen wird. Also – warum nicht?

  27. Ich möchte das Thema einmal von einer etwas anderen Seite nehmen: Wenn uns die Verlage den Autoren wie ein undurchdringlicher Wall gegenübertreten (bzw. tüchtig in den Allerwertesten treten…) – warum tun wir vice versa nicht das gleiche: Gründen wir eine (Arbeits-)Gemeinschaft und/oder einen Verein „Unbekannte Autoren“, treten wir geschlossen auf und nehmen wir nicht alles in Kauf, was man uns auftischt !

    Eingestanden: Um eine Idee zu krass ausgedrückt, aber stimmt es nicht – falls nicht, warum nicht??

  28. Ich muss Wöckel zustimmen. Die Angebote von BoD sind reine Augenwischerei und unklar in der Kostenstruktur. Dazu kommt, dass man seine Rechte am Titel abtritt. Man kann für das eigene Werk keine Unterstützung für den Verkauf erwarten (wie auch, bei so vielen Titeln), sondern muss sich im grunde selber darum kümmern. Dann aber hat BoD keinerlei Vorteile gegenüber anderen PrintOnDemand Anbietern. Ich selber habe gute Erfahrungen mit dem Schaltungsdienst in Berlin gemacht.
    Gruß, Tom

  29. Hmmm, ich war so frei und habe mir mal das Kleingedruckte durchgelesen. Ich traue BoD nicht auch wenn sie noch so schöne Illustrationen machen. Ganz ehrlich, da wende ich mich lieber an Random House oder andere große Verlage, weil ich mich da einfach vom Gefühl her sicherer fühle.

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