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Amüsant aber manipulativ: »Eine Frage der Chemie« von Bonnie Garmus

Die deutsche Ausgabe von »Lessons in Chemistry« von Bonnie Garmus
Die deutsche Ausgabe von »Lessons in Chemistry« von Bonnie Garmus: Eine Frage der Chemie

Elisabeth Zott war eine US-amerikanische Chemikerin, die Anfang der 60er-Jahre durch ihre Kochsendung berühmt wurde. Was wie ein echter Lebenslauf klingt, hat Bonnie Garmus für ihren Roman erfunden. Das liest sich amüsant, wirkt aber manipulativ.

Als hochbegabte Chemikerin arbeitet Elisabeth Zott Ende der 1950er-Jahre an einer US-amerikanischen Universität. Doch Frauen hatten damals keine Chance und nichts zu sagen. Zott wird für eine Schreib- oder Lagerkraft gehalten, aber nicht für eine nobelpreisverdächtige Chemikerin. Sie wird psychisch und physisch erniedrigt, ihr Institutsleiter gibt Zotts bahnbrechende Forschungsergebnisse als seine eigenen aus.

So talentiert Zott ist, ist sie auch die naive und lebensfremde Klischee-Wissenschaftlerin. Ihr Leben ändert sich, als sie den ebenfalls brillanten und ebenfalls etwas weltfremden und auf den Rudersport versessenen Kollegen Calvin kennenlernt. Die beiden begegnen sich, wie man es mit einer heutigen Phrase ausdrücken würde, »auf Augenhöhe« – privat und beruflich.

»Plötzlich Bestseller« – Das Interview mit Bonnie Garmus über »Eine Frage der Chemie«

Bonnie Garmus (»Eine Frage der Chemie«) nach dem Podcast-Gespräch (Foto: Tischer)

Lesen und hören Sie im literaturcafe.de das Interview mit Autorin Bonnie Garmus über ihren Bucherfolg. Zum Interview »

Mehr Details sollen hier nicht verraten werden. Später verlässt Elisabeth Zott die Universität und wird durch Zufall Gastgeberin einer mittäglichen Live-Kochshow im Fernsehen. Dort kocht sie nicht nur exzellent, sie begreift auch Kochrezepte als chemische Formeln und Vorlagen und bildet das hauptsächlich weibliche Publikum wissenschaftlich weiter. Mit ihrer offenen, direkten und bisweilen naiven Art kämpft sie – nicht immer absichtlich und bewusst – für die Stärkung und Gleichberechtigung der Frauen.

Die chemische Formel für einen Bestseller?

»Eine Frage der Chemie« ist der erste Roman der amerikanisch-britischen Schriftstellerin Bonnie Garmus. Mit einer unglaublichen Marketing-Präsenz wird »Lessons in Chemistry« weltweit und zeitgleich auf den Markt gebracht. Hierzulande hat sich der Piper Verlag die wahrscheinlich nicht günstigen Rechte an Elisabeth Zotts Geschichte gesichert. Fürs Piper-Marketing ist es »der Roman des Jahres«, und die Rechnung scheint aufzugehen. Gut zwei Wochen nach Erscheinen ist das Werk ganz vorn auf der Spiegel-Bestsellerliste. Mit aufwendigem Werbematerial und Merchandising-Artikeln wurde das Buch bereits Wochen zuvor an Buchhändlerinnen, Medien und Blogger verschickt.

Bis hin zu Elke Heidenreich zeigen sich fast alle von diesem Roman begeistert.

Tatsächlich scheint Bonnie Garmus so etwas wie die chemische Formel für einen Bestseller gefunden zu haben.

Das beginnt bei der sympathisch naiv-tragischen Hauptfigur, die so erfunden ist, wie wir uns eine Kämpferin für Emanzipation und Selbstbestimmung damals gewünscht hätten. Garmus schreibt rückwirkend eine Figur, die heutige Tugenden in die damalige Zeit bringt. Das ist neben der starken weiblichen Rolle auch der Glaube an die Wissenschaft.

Darüber hinaus ist die Erzählstruktur gekonnt komponiert. Freud und Leid sind perfekt zusammengerührt – und dann gibt es sogar noch einen (fast) sprechenden Hund. Wenn Zott den dummen Machos dieser Zeit so richtig eine reinsemmelt, dann stehen wir als Leserinnen quasi begeistert am Buchrand und jubeln.

»Eine Frage der Chemie« hat Witz, die Lektüre macht Spaß, und sie packt uns und reißt uns umso mehr mit, wenn auch Schlimmes nicht ausgelassen wird. Wir können uns beim Lesen nicht auf Klischees verlassen, da Garmus sie gekonnt, bisweilen aber auch etwas übereifrig nach heutigen Plot-Regeln bricht. Andererseits stecken viele Klischees in ihren Figuren, die uns dennoch ans Herz wachsen.

Ein klein wenig irritiert die deutsche Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, wenn Dativ und Genitiv durcheinanderpurzeln. Bei einem Text, der in den 1950/60er-Jahren in Akademikerkreisen spielt, hätte man sich durchaus konsequent des heute weniger gebräuchlichen Genitivs bedienen können.

Auf heutige Gefallsucht hin geschrieben?

Ein Buch erscheint weltweit: Ganz links die britische Ausgabe, ein pfiffiges und kreativ gestaltetes Cover, das Zeit und Inhalt gekonnt transportiert. Daneben die US-Version eher unkreativ. In Frankreich hat man sich für die Übernahme des britschen Motivs entschieden. Schlicht, aber etwas unpassend sexy kommt die italienische Ausgabe daher. Bieder von der Typografie über den Farbverlauf bis hin zum lieblosen Stockfoto: die deutsche Ausgabe.
Ein Buch erscheint weltweit: Ganz links die britische Ausgabe, ein pfiffiges und kreativ gestaltetes Cover, das Zeit und Inhalt gekonnt transportiert. Daneben die US-Version eher unkreativ. In Frankreich hat man sich für die Übernahme des britischen Motivs entschieden, die typografischen Details jedoch lieblos weggelassen. Schlicht, aber etwas unpassend sexy kommt die italienische Ausgabe daher. Bieder von der Typografie über den Farbverlauf bis hin zum lieblosen Stockfoto: die deutsche Ausgabe.

Wenn man im Roman noch nicht vollkommen versunken ist, ist da ein wenig das Gefühl, dass man manipuliert wird, dass all das extrem auf heutige Gefallsucht hin geschrieben und konstruiert ist. Perfekt konstruiert – aber konstruiert. Man liest ein wenig die finanzielle Erwartung von Autorin und weltweiten Verlagen mit. »Ist Elisabeth Zott nicht großartig, wie sie ihr Leben meistert?«, scheinen sie uns beständig zuzurufen. Und sind es wir Leserinnen und Leser, die da gerade begeistert »Jaaaa!« gerufen haben?

Eine Frage zur Chemie hätten (und haben!) wir dem Piper Verlag gestellt, doch trotz mehrfachen Nachhakens keine Antwort erhalten: Warum hat man sich für die deutschsprachige Ausgabe für solch ein biederes Cover entschieden, das in keiner Weise diesen frechen Roman einfängt und wie aktuelle Dutzendware wirkt? Ganz anders und viel passender ist das Cover der britischen Ausgabe.

Das hiesige Cover sieht so muffig aus wie die Welt, gegen die Elisabeth Zott kämpft.

Klicken Sie hier, um unser Interview mit Bonnie Garmus zu lesen oder zu hören.

Wolfgang Tischer

Bonnie Garmus; Ulrike Wasel (Übersetzung); Klaus Timmermann (Übersetzung): Eine Frage der Chemie: Roman. Gebundene Ausgabe. 2022. Piper. ISBN/EAN: 9783492071093. 26,00 €  » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Bonnie Garmus; Ulrike Wasel (Übersetzung); Klaus Timmermann (Übersetzung): Eine Frage der Chemie (Schmuckausgabe): Roman. Gebundene Ausgabe. 2023. Piper. ISBN/EAN: 9783492076005. 26,00 €  » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Bonnie Garmus; Ulrike Wasel (Übersetzung); Klaus Timmermann (Übersetzung): Eine Frage der Chemie: Zwei exklusive Bonuskapitel: Roman. Kindle Ausgabe. 2023. Piper ebooks. 2,99 €  » Herunterladen bei amazon.de Anzeige
Bonnie Garmus; Ulrike Wasel (Übersetzung); Klaus Timmermann (Übersetzung): Eine Frage der Chemie: Roman. Kindle Ausgabe. 2022. Piper ebooks. 19,99 €  » Herunterladen bei amazon.de Anzeige

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25 Kommentare

  1. Wenn man schon an der Überschrift merkt, dass die Buchkritik von einem Mann geschrieben wurde, kann man die Begriffe „naiv und klischeehaft“ direkt richtig einordnen.
    Ich habe den Roman mit Begeisterung gelesen und es ist gut, wenn Bücher mit diesen feministischen Inhalten auf die obersten Bestsellerplätze springen.

  2. Ich bin noch mitten drin im Roman, kenne also das Ende noch nicht, trotzdem bin ich begeistert von Handlung und Stil und freue mich auf den Rest. Dankbar bin ich unserer Tageszeitung, die eine kurze Rezension veröffentlich hatte, der ich zum Glück gefolgt bin.
    Mir ging es ähnlich wie Elke Heidenreich, ich wollte etwas vom realen Vorbild des Romans erfahren, habe aber nichts gefunden. Da ich selbst jahrelang in der Chemieindustrie gearbeitet habe, konnte ich Vieles wiedererkennen.
    Für mich gehört dieser Roman zu zwei ähnlichen Büchern, die von starken Frauen handeln:
    Der Gesang der Flusskrebse von Delia Owens und Sturmvögel von Manuela Golz.

  3. Ich höre derzeit die Lesung auf NDR Kultur.
    Und ich höre keine Naivität, sondern die selbstverständliche Erwartung eines Menschen, wie ein Mensch behandelt zu werden. Ich höre nichts über Klischees, sondern die Wahrheit darüber, wie insbesondere hochbegabte Frauen herabgesetzt und nicht für voll genommen wurden (und werden?).
    Ich höre die wenn auch erfundene, so doch nah an der Realität der 1950er und 1960er Jahre handelnde Geschichte eines Menschen weiblichen Geschlechts, die sich nicht von Banalität, Klischee, Rollenzuschreibung, sondern nur von ihrem Verstand, ihrer Wahrnehmung, ihrer Urteilskraft leiten lässt.
    Ich wünschte, dass ich in meiner Kindheit solche Frauen als Vorbilder gezeigt bekommen hätte.

  4. Hallo Wolfgang,

    sorry, aber Sätze wie „Wenn man im Roman noch nicht vollkommen versunken ist, ist da ein wenig das Gefühl, dass man manipuliert wird, dass all das extrem auf heutige Gefallsucht hin geschrieben und konstruiert ist. Perfekt konstruiert – aber konstruiert.“ sind leider selbst mindestens so klischeelastig wie das, was sie betrachten.

    Geschätzt und gefühlt 95 % der deutschsprachigen Autoren konstruieren eben nicht annähernd perfekt und das merkt man den Romanen an. Nicht auf gute Weise. Ich wünsche mir da sehr, sehr, sehr viel mehr gekonnte Konstruktion.

    Und Manipulation: Ja, die Leser werden manipuliert. Natürlich werden sie manipuliert. Dass „Manipuliert werden“ etwas Schlechtes sei, ist leider ebenfalls ein Klischee. Leser wollen gekonnt manipuliert werden, zumindest die meisten: die, die bei einem Roman etwas empfinden wollen wie Spannung, Suspense, eine emotionale Achterbahnfahrt. Oder die versinken wollen. Das steht so im ungeschriebenen Vertrag zwischen Leser und Autor.

    Klischee Nummer drei: die „heutige Gefallsucht“. Autor:innen wollen Leser:innen. Wozu sonst die Mühe? Verdient sich ein Roman erst dann das Prädikat „besonders wertvoll“, wenn die Leser bei der Lektüre leiden? (Was ein weiteres Klischee wäre …) Dass ihr Roman den Lesern gefallen soll, das wollten Autoren auch schon vor zehn oder vor hundert Jahren.

    Also, bitte beim nächsten Mal das in der Rezension schreiben, was du auch zurecht von den Romanautor:innen erwartest: weniger Klischees oder zumindest bewusst eingesetzte (zur Manipulation vermutlich dann ;-)).

    Stephan Waldscheidt

  5. Lieber Stephan,

    absolute Zustimmung! So für sich allein ohne Zusammenhang sind diese Sätze natürlich absolutes Klischee. Sozusagen Literaturkritik-Klischee.

    Ich habe „Eine Frage der Chemie“ – wie viele andere auch – mit großem Vergnügen gelesen. Wie geschrieben, besteht einer der Reize gerade darin, dass Garmus Klischees auch bricht.

    Man sollte einer Autorin wahrlich nicht vorwerfen, dass sie Romane schreibt, die den Leser:innen gefallen. Ein gutes Buch ist immer das, das der Zielgruppe gefällt. Für die Autor:innen die wichtigste Regel.

    Aber keine Regel für die Literaturkritik. Sonst hätten wir lauter langweilige Bücher ohne Reibungsflächen, und gefällige Trivialliteratur wäre an oberster Stelle platziert. Mit Reibung meine ich nicht Langeweile.

    „Eine Frage der Chemie“ ist so einfach nicht, und es war eines der bemerkenswertesten Büchern, das ich in letzter Zeit gelesen habe. Auch und gerade im Zusammenhang mit der öffentlichen Rezeption.

    In einer Podcast-Folge der ZEIT, die interessanterweise vom Piper-Verlag in Auftrag gegeben wurde und nebenbei ebenfalls zeigt, wie massiv und auf welchen Kanälen das Buch beworben wurde, heißt es symptomatisch: „Im Kalifornien der 1960er Jahre gibt es viele Parallelen zur Gegenwart. Mit ‚Eine Frage der Chemie‘ hat die Autorin Bonnie Garmus einen Roman geschrieben, der Themen anspricht, die auch heute noch mehr als aktuell sind.“ Dieser Satz wäre korrekt und logisch, wenn der Roman in den 1960er-Jahren geschrieben wäre. Selbst Elke Heidenreich kokettiert in ihrer Besprechung damit, dass Zott doch keine erfundene Figur sein könne.

    Ich weiß nicht, ob du das Buch schon gelesen hast. Ich vermute nicht. Mache es mal. Du wirst merken, was ich im Kontext der Rezeption mit Manipulation meine. Es geht nicht um Spannungsbögen. Und das Wort Manipulation würde hier nicht unbedingt negativ sehen. Garmus macht das sehr gekonnt und beachtenswert.

    Das Problem besteht, dass manche Aussagen vage bleiben müssen, da man mit konkreteren Beispielen zu viel Spoilern würde. Einige „sachliche“ Dinge wie die Figur der verpeilten Wissenschaftlerin oder der sprechende Hund sind genannt. Wobei der Hund nicht wirklich spricht. Auch da schreibt Garmus zu raffiniert. Weniger raffiniert und gekonnt wird es im letzten Teil des Romans.

    Beste Grüße
    Wolfgang

  6. Zum Cover : ich lebe in einer französischsprachigen Gegend und wollte dieses Buch verschenken. Werde ich nicht. Neben dem Cover der französischen Ausgabe ist der vom Piper Verlag ein Kunststück

  7. Klischee hin Klischee her……ich finde nicht viel Klischees in dem Roman.
    Mein Kommentar hat nichts mit literarischen Qualitäten zu tun, sondern viel mehr mit dem Thema „ Chancen für Frauen damals und heute „ und dem Thema „ tief verankerte Gewohnheiten von Männern und Frauen“. Betonung auf „ Gewohnheiten „. Jeder weiss, wie schwer solche verändert werden können……
    Für mich passt das Buch perfekt, samt dem Cover des Piper Verlags.
    Eine junge Frau, streng eingepackt bis zum Hals in nichts sagende Kleidung. Sie könnte alles sein dem Anschein nach, aber sie war leidenschaftliche Wissenschaftlerin. Sie konnte diese Begabung zu den damaligen Zeiten nicht leben. Um dies trotzdem zu versuchen konnte sie nur „ verpeilt „ sein, denn es war für sie nur möglich zu reagieren auf das was um sie herum passierte, auf das was Andere für oder gegen sie getan hatten. Die Autorin hat das spannend und geschickt verpackt.
    Das war so, damals, ich hatte dies selbst erlebt. Es gibt heute noch solche Fälle, aber Unterstützung und Hilfe zu finden in kritischen Situationen ist heute möglich, das ist ein grosser Fortschritt der auch den Frauen hilft ihr eigenes Leben nicht mehr unterdrücken zu müssen.

  8. Mich wundert, dass niemand die Subtilität dieses Werkes mit seinen parallel laufenden fachspezifischen Witzen zu kommentieren scheint.

    Ich kann mich nicht erinnern, ab welcher Seite ich wusste, dass dieses Buch 45 Kapitel haben muss, was ich dann natürlich gleich verifiziert habe (reine Kakuro-Logik).
    Mein erster Verdacht entstand vermutlich auf Seite 15 mit dem modifizierten Mathematiker-Witz (Es gibt drei Gruppen von Mathematikern. Die einen können bis drei zählen, die anderen nicht.).

    Ich muss gestehen, einige dieser Subtilitäten habe ich entdeckt, die meisten wohl noch nicht.
    Beispiel:
    Halbsieben wird selbstverständlich im Kapitel 7 vorgestellt.
    Die Wörter, die Halbsieben laut Tagebuch beherrscht, sind besonders in der Entwicklungsphase des Romans Primzahlen. Das kippt beim Streit auf Seite 165. 391 ist eine Primzahl, 390 nicht.

    Die intuitiv von Menschen wahrgenommenen Zahlen 1, 2, 3 spielen eine wesentliche Rolle im Spannungselement, schließlich hat das menschliche Hirn Synapsen dazu.

    Bestimmte Dinge ereignen sich nur mit bestimmten Zahlen und Zahlenkombinationen. Dazu zählen u.a. auch die 4, 5 und die 10.
    Das mag als manipulativ empfunden werden, wenn es nicht erkannt wird, hat bei mir jedoch sehr angenehme Lachanfälle ausgelöst.

    Kapitel mit Primzahlen in der Zählung deuten auf Einzigartiges hin.
    Selbst eine Primzahlzerlegung der verwendeten Jahreszahlen in den Lebensläufen zeigt Erstaunliches.
    Einige aus der Danksagungs-Crew sind offensichtlich auch Quersummenrechner oder vielleicht
    die Autorin selber.

    Derzeit scheitere ich gnadenlos an der chemischen Strukturformel auf dem Grabstein, zumal ich sie in meiner Ausgabe kaum lesen kann. Ich vermute, dass die Lösung in der Brownie-Rezeptur zu finden ist (Saccharose, Walnüsse etc.). Dazu sind meine chemischen Kenntnisse zu eingerostet.

    Bemerkungswert finde ich die Danksagung.
    Wo ein männlicher Autor für seinen „Schwarm“ ein wahnwitziges Literaturverzeichnis vorlegt, um offensichtlich zu zeigen, wie großartig er persönlich recherchiert hat und wie schlau er ist, bedankt sich Bonnie Garmus einfach bei denen, die ihr mit ihrer Fachkompetenz geholfen haben. Schließlich war sie mal Kreativdirektorin.

    Ich werde dieses Buch noch oft lesen, um seine Geheimnisse zu entdecken.

    Aus meiner Sicht spielt das Buch nicht in den 50er/60er Jahren sondern im Heute und Jetzt.
    In manchen Teilen wurde ich erinnert an „Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin“.

    Verliebt in Halbsieben
    grüßt
    Lilo Ihringer

  9. Es hat zwar keine Elizabeth Zott gegeben, aber man möge sich mal die Biographie von Rosalind Franklin ansehen. Dort gibt es viele Parallelen, wie mit der Arbeit und dem Erscheinungsbild einer weiblichen Wissenschaftlerin in den 50er Jahren umgegangen wurde. Dann erscheint einem dieser wunderbare Roman gar nicht mehr so fiktiv. Vieles davon war und ist bittere Realität für Frauen.

  10. Ich habe selten so ein schlechtes Buch gelesen. Die Autorin hat es geschafft die Familie Zott so anmaßend, belehrend, humorlos etc. zu beschreiben, dass ich bereits im ersten Kapitel eine tiefe Abneigung gegen Elizabeth Zott entwickelte (ihre Tochter musste immerhin Jahre alt werden , da sie mich zu sehr an die ach so woken Mitmenschen erinnerte, die in ihrer arroganten Selbstüberschätzung, die eigene Naivität, Intoleranz, Inhumanität nicht bemerken.

    • Endlich mal eine Meinung, die meiner sehr nahe kommt.
      Ich kann den Hype absolut nicht verstehen. Ein überintelligentes Kind an sich ist schon nervig, aber dann noch diese Mutter und der Hund, alles ein bisschen zu viel des Guten und zu dick aufgetragen. Am meisten wundern mich die Urteile von denen, die doch etwas von Literatur verstehen und große Namen haben.
      Der erste Teil gab einen Einblick in die Zeit, in der es Frauen sehr schwer hatten sich durchzusetzen, der zweite Teil ist für mich nicht lesenswert.

      • Schließe mich Ihrer Einschätzung an – das Buch wurde zu sehr gehypt, vielleicht wurden sogar Heidenreich und ihr männlicher TV-Kollege um wohlwollende Kritik gebeten (die dann auf dem Cover erscheint). Das Buch ist klischeehaft, sehr konstruiert, unglaubwürdig und in Teilen extrem langweilig (Kochshows/chemische Einlassungen). Ich bedaure die Kosten (26 Euro).
        U.B.

  11. Ich kann mich der negativen Kritik nur anschließen. Wenn ich daran denke, mit welchen Problemen meine Mutter in der Nachkriegszeit zu tun hatte. Die weiblichen Protagonisten in diesem Buch sind für meinen Geschmack zu glatt und – ja – fast unerträglich klischeehaft.
    Es erinnert mich an die Disney-Trickfilme aus meiner Kindheit (in den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts). Unterhaltsame Märchen, manchmal lustig, aber viel zu süß.
    Elisabeth

  12. Ja, da bin ich froh bis zum Ende durchgescrollt zu haben. Ich habe nämlich auch Schwierigkeiten mit dem Buch. Liebe Autorin, wenn Sie ein Buch über das Heute schreiben wollen, dann bitte auch heute ansiedeln. Mir ist das alles zu sehr nach „How to write a bestseller“. Wo doch Mid-Century-Style heute so angesagt ist. Klar gab es reale Vorbilder, aber samt krimineller Familie, schwulen Bruder und später Karriere als Fernsehköchin? Mir hat es eine Freundin geschenkt, ich muss da durch.

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