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Anführungszeichen: Korrekte Zeichensetzung bei wörtlicher Rede

Diana Hillebrand und Wolfgang Tischer im Dialog

In Folge 7 des Schreibzeug-Podcasts geht es um Dialoge. Die wörtliche Rede sollte von Anführungszeichen umschlossen sein. Probleme und Fehlerquellen liegen dabei im Detail. Was der Podcast nicht zeigen kann, erklärt dieser Beitrag. »Passen Sie gut auf!«, rufen wir Ihnen zu.

Richtige und falsche Anführungszeichen

Wenn Personen im Text sprechen, wird diese wörtliche Rede in Anführungszeichen gesetzt. So lernen wir es im Deutschunterricht. Gänsefüßchen unten, Gänsefüßchen oben. Es gibt also zwei Zeichen, die Anfang und Ende des Gesprochenen kennzeichnen. Die Zeichen und ihre korrekte Setzung können sich von Sprache zu Sprache unterscheiden.

„Hier sind Anführungszeichen korrekt verwendet.“

Typografen merken sich die deutschen Anführungszeichen auch mit 99 66. Die anführenden Zeichen gleichen einer kleinen 99, die ausführenden der 66. Nur diese Anordnung ist korrekt.

"Schreibmaschinen kennen nur die Anführungszeichen oben. Sie sollten nicht mehr eingesetzt werden."

„Genau hinsehen! Die Anführungszeichen am Ende sind hier falsch."

“Diese englischen Anführungszeichen sind im Deutschen ebenfalls nicht korrekt.”

Im Englischen gibt es ebenfalls unterschiedliche Zeichen für die An- und Ausführung. Anders als im Deutschen stehen beide Zeichen jedoch oben.

Um auf der Schreibmaschinentastatur Platz zu sparen, fasste man dort die beiden zu einem Zeichen zusammen. Somit mussten auch Maschinenschreiber im Deutschen diese Einheitszeichen oben verwenden. Bis heute findet sich nur ein Zeichen über der Taste 2 auf den Computertastaturen. Aktuelle Textverarbeitungsprogramme sorgen mit einem Algorithmus dafür, dass diese in typografisch korrekte Zeichen umgesetzt werden. Dieses Verhalten kann in Word in den Einstellungen der AutoKorrektur im Tab AutoFormat während der Eingabe deaktiviert werden. Gerade Anführungszeichen durch typografische heißt die Option. Das Content-Management-System WordPress konvertiert Anführungszeichen ebenfalls bei der Ausgabe.

Word AutorKorrektur während der Eingabe
In Microsoft Word ist in den AutoKorrektur-Einstellungen die Umwandlung der Anführungszeichen aktiviert. Die Art der Zeichen lässt sich jedoch nicht einstellen. Will man sie später per Suchen-und-Ersetzen ändern, muss man die Option vorübergehend deaktivieren.

Bessere Version (nicht nur) für den Buchdruck

Schaut man jedoch in ein professionell gesetztes Buch, findet man die Gänsefüßchen dort nicht. Stattdessen greifen Typografen zu den umgedrehten französischen Anführungszeichen. Guillemets heißen diese in Frankreich, die umgedrehte Version sind die Chevrons.

»Dies sind Chevrons, die üblicherweise im Buchdruck verwendet werden.«

Warum verwendet man in Büchern Chevrons statt der Gänsefüßchen? Der Grund liegt in einem besseren Schriftbild und Satzspiegel. Die Gänsefüßchen befinden sich im Bereich der Ober- und Unterlängen der Buchstaben. Über und unter den Zeichen entsteht unschöner Weißraum. Da man in der Regel bei jedem Sprecherwechsel einen neuen Absatz beginnt, franst zudem der Satzspiegel in Dialogpassagen aus, und es entsteht am linken Rand keine schöne optische Linie. Die Chevrons sind meist so hoch wie ein Kleinbuchstabe, und sie umfassen die Wörter optisch besser.

Leider kann man in Microsoft Word bis heute (Stand August 2021) die Art der Anführungszeichen nicht umstellen. Um Chevrons unter Windows auf der Tastatur einzugeben, tippt man bei gedrückter Alt-Taste die Nummernfolge 0187 oder 0171 auf dem Ziffernblock, um beim Loslassen der Alt-Taste die Chevrons zu erhalten. Alternativ sind die Zeichen auch mit der Tastenkombination AltGr+x und AltGr+v zu erreichen. Beim Mac erreicht man die Zeichen mit Option+Großschreibtaste+q und Option+q (q wie quotes).

In Word kann man in längeren Texten die Zeichen per Suchen-und-Ersetzen ändern. Wichtig ist dabei, dass man zuvor wie oben beschrieben in der AutoKorrektur die typografische Form ausschaltet, da die Ersetzung ansonsten nicht funktioniert.

Nutzer der Schreibsoftware Papyrus Autor haben es leichter. In den Programmeinstellungen kann die Art der verwendeten Anführungszeichen im Menüpunkt Oberfläche/Anführungszeichen eingestellt werden. Warum die Chevrons hier »Buch umgedreht« heißen, ist jedoch ein Rätsel. Über einen Button in den Papyrus-Einstellungen oder über den Menüpunkt Bearbeiten/Speziell kann man sämtliche Anführungszeichen in einem Dokument oder in einem markierten Textabschnitt mit einem Klick umstellen. Word bietet auch das nicht.

Papyrus Autor: Einstellungen
Wer mit der Software Papyrus Autor arbeitet, kann die verwendeten Anführungszeichen genau einstellen. Per Klick lassen sich diese auch im gesamten Dokument ändern. Die im Deutschen bevorzugte Version für den Buchdruck (Chevrons) heißt hier jedoch fälschlicherweise »Buch umgedreht«.

Gänsefüßchen für das Manuskript

Schickt man sein Manuskript z. B. im Normseitenformat an einen Verlag, so sollte man jedoch die Gänsefüßchen-Variante der Anführungszeichen verwenden. Chevrons könnten auf den Verlag zu überambitioniert wirken.

Korrekte Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede

Selbst in Verlagsbüchern sieht man immer wieder Zeichensetzungsfehler, wenn Anführungszeichen auf andere Satzzeichen treffen.

Zunächst einmal: Im Deutschen stehen die Anführungszeichen immer ohne Leerzeichen direkt am Wort bzw. dem Satzzeichen davor. Im Französischen ist dies anders. Hier steht zwischen Wort und Anführungszeichen immer ein Leerzeichen. In der Schweiz verwendet man in der Regel Guillemets ohne Leerzeichen.

«Die Verwendung von Guillemets ist in der Schweiz üblich.»

« En français, on utilise des espaces. Mais pas en allemand ! »

Steht nach der wörtlichen Rede ein Beisatz (sagte er/sagte sie), so entfällt der Punkt in der wörtlichen Rede, und nach dem ausführenden Zeichen steht ein Komma. Handelt es sich jedoch um einen Satz mit Ausrufezeichen oder eine Frage mit einem Fragezeichen am Ende, bleiben diese Satzzeichen stehen. Das Komma wird dennoch gesetzt. Das gleiche auch bei Auslassungspunkten. Wird die Rede mit Worten eingeleitet, steht ein Doppelpunkt. Folgt ein ganzer Satz, verbleibt ein Punkt in der wörtlichen Rede.

»Da bin ich«, sagte er.

»Ich bin auch da!«, rief sie.

»Wo seid ihr?«, wollten die anderen wissen.

»Wir äh …«, stammelten beide.

»Ist doch egal.« Die Gruppe ging weiter.

Unterbricht der Beisatz die wörtliche Rede, steht nach dem Beisatz ein Komma und es geht nach einem Leerzeichen mit einem anführenden Zeichen weiter. Steht der Beisatz dort, wo ein Komma gestanden wäre, entfällt dieses innerhalb der direkten Rede.

»Ich bin mir«, sagte er mit Nachdruck, »absolut sicher!«

»Ich glaube nicht«, entgegnete sie, »dass das der richtige Weg ist.«

»Ist auch egal«, murmelte er. »Was machen wir jetzt?«

Sie war ratlos. »Ist weiß es nicht.« Nach einer langen Pause sagte sie: »Wir sollten besser umdrehen.«

Es gibt keine Regel, dass man wörtliche Rede in Anführungszeichen setzen muss. Lässt man sie weg, gelten dennoch die Regeln fürs Aufeinandertreffen der Satzzeichen.

Wo bist du?, rief er.

Hier unten, antwortete sie leise.

Wer einen gut lesbaren Text schreiben bzw. setzen will, sollte jedoch Anführungszeichen verwenden, da der Leserin oder dem Leser sofort klar wird, dass hier etwas von einer Figur gesagt wird. Gut lesbare Texte sollten auf Anführungszeichen nicht verzichten.

Wörtliche Rede ohne Anführungszeichen findet man öfters bei literarischen Texten. Bisweilen argumentieren Autorinnen und Autoren, dass sie so die Leserinnen und Leser zu einer aufmerksameren Lektüre bewegen wollen. Doch dies könnte leider auch dazu führen, dass der Text genervt weggelegt wird, weil nicht sofort klar ist, wann wer was sagt. Gedachte Passagen werden nicht in Anführungszeichen gesetzt.

Auch gibt es keine Regel, dass mit jedem neuen Sprecher ein neuer Absatz beginnen muss. Dennoch sollte man es aus Gründen der Lesbarkeit machen.

Bei Anführungszeichen innerhalb von Anführungszeichen verwendet man die einfache Form oder die bislang nicht verwendete Variante. Die einfachen Chevrons erhält man unter Windows mit Alt und 0155 oder 0139 auf der Nummerntastatur, beim Mac mit Option+Großschreibtaste+b oder Option+Großschreibtaste+n. Bitte kein Apostroph als einfaches Anführungszeichen verwenden!

»Er hielt mich fest und rief ›Bleib stehen!‹, aber ich rannte weiter«, berichtete er atemlos.

»Er hielt mich fest und rief „Bleib stehen!“, aber ich rannte weiter«, berichtete er atemlos.

Feste Regeln, ob und wie man wörtliche Rede kenntlich macht, gibt es keine. Die obigen Hinweise beziehen sich auf ein typografisch einheitliches Schriftbild und gute Lesbarkeit. Die aufgeführten Regeln sollten auch bei Zitaten verwendet werden.

Die künstlerische Freiheit ermöglicht auch Varianten wie Kursivschrift bei wörtlicher Rede oder ein Gedankenstrich am Absatzanfang, wenn wörtliche Rede folgt.

Was Sie alles zum Thema Dialoge wissen sollten

Alles andere, was Sie beim Schreiben von Dialogen wissen müssen, erläutern Diana Hillebrand und Wolfgang Tischer in Folge 7 des Podcasts »Schreibzeug«. Sie finden die Folge hier verlinkt oder überall, wo es Podcasts gibt.

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14 Kommentare

  1. Zu erwähnen sind auch noch die einfachen Anführungszeichen (klassischerweise die Zeichen ‚ und ‘ bzw. im Buchdruck auch › und ‹), die man als Verschachtelung innerhalb einer direkten Rede verwenden kann. Wenn das Textverarbeitungsprogramm die Anführungszeichen automatisch ersetzt, wird jedoch das Apostroph-Zeichen ’ nicht mehr korrekt verwendet – denn der Apostroph sollte korrekterweise ein Hochkomma (von der Form her quasi eine 9) sein, während das hintere einfache Anführungszeichen von der Form her quasi eine 6 darstellt. (Hier ‘ ’ mal direkt nebeneinander zum Vergleich.) Manche Textverarbeitungen lösen das Dilemma, indem man durch nochmaliges Drücken der entsprechenden Taste das jeweils andere Zeichen bekommt. Vielen Anwendern sind die Unterschiede aber egal. (Es gibt ja Leute, die nicht mal davor zurückschrecken, einen Akut ´ als Apostroph-Ersatz zu verwenden.)

    Wenn man öfter solche Sonderzeichen benötigt und sich die ganzen Codes nicht merken will, kann die Installation eines alternativen Tastaturlayouts helfen. Ich verwende unter Windows das Layout, das man unter „t3-tastatur.de“ herunterladen kann. Da findet man bei Bedarf nicht nur die verschiedenen Anführungszeichen, sondern auch viele andere wichtige Sonderzeichen (etwa das große ẞ, den echten/längeren Gedankenstrich – und das Copyright-Zeichen ©).

  2. In Word kann man sich mit den Chevrons behelfen indem man sich für diese »Sonderzeichen« ein Tastaturkürzel festlegt.
    Das geht unter Einfügen/Symbol/Weitere Symbole. In dem Dialog stellt man zuerst die Schriftart (links oben) auf (normaler Text), dann sucht man sich im Subset (oben rechts) »Lateinisch -1 (Ergänzung) aus, da sind dann die Chevrons schnell zu finden.
    sieht man die Subsets nicht, kann es sein, dass man rechts unten die Einstellung auf ASCII hat statt auf Unicode. Das macht nichts, denn die beiden Zeichen sind auch da zu finden.
    Nun braucht man sich nur noch mit dem nächsten Dialog beschäftigen: Tastenkombinationen.
    Den drückt man und tippt in die Zeile »Neue Tastenkombination« eine solche ein. Verwenden kann man dazu die Strg, die Alt, die AltGr und diese in Kombination mit der Umschalttaste.
    Bin es von meinem Linuxrechner so gewohnt, dass diese Zeichen auf AltGr+y bzw. AltGr+x liegen, das funktioniert in Word auch wunderbar. (Bei meinen “Word-Versionen” waren diese Kombinationen noch nicht belegt, wie das oben im Text angegeben ist)
    Man sollte nur keine Kombination verwenden die schon für etwas anderes belegt ist – und die man noch braucht. Das würde dann überschrieben werden.

  3. Toll, das ist ein gelungener Beitrag zum Thema, logisch uns gut strukturiert, danke!

    Stilistische Nachfrage: Ich habe einen kleinen Text geschrieben, in dem die Gedanken einer einzelnen Person, quasi als innerer Monolog, das zentrale Element sind
    Erinnert an Herr Lehmann oder Neue Vahr Süd von Sven Regener. Aus meiner Sicht strukturiert es den Text besser,,wenn diese Gedanken wir wörtliche Rede gesetzt werden. Ist das vertretbar oder schon zu viel “Spielerei”?
    Danke!

    • Gedanken oder gar ein innerer Monolog werden nie in Anführungszeichen gesetzt. Sie sind der wörtlichen Rede vorbehalten (oder Zitaten bzw. als Markierung eines nicht gesprochenen sozusagen oder sogenannten. Gedanken als mündliche Rede zu kennzeichnen, wäre irritierend.

  4. […] Neben der korrekten typografischen Anwendung der An- und Abführungszeichen ist die korrekte grammatikalische Anwendung gerade auch bei der wörtlichen Rede noch so ein Buch mit sieben Siegeln. Sie wird zwar auch vom Duden geregelt, ist jedoch wirklich nicht immer einfach. Im folgenden Blog wird noch viel ausführlicher die Verwendung der Zeichen einschließlich begleitender Satzzeichen erläutert. Wer also tiefer eintauchen will, sollte hier weiterlesen: https://www.literaturcafe.de/anfuehrungszeichen-korrekte-zeichensetzung-bei-woertlicher-rede/ […]

  5. Ich habe einen Monolog, der der Übersichtlichkeit halber in Absätze gegliedert ist. Beispiel:

    “Ich ging am Fluss entlang und fand einen Stein. (->> kommt hier ein Anführungszeichen hin?)
    “Ich fand den Stein so schön, dass ich ihn unbedingt mitnehmen musste.”

    • Hallo. Ein Monolog benötigt keine Anführungszeichen. Es sei denn, die Figur spricht wirklich laut vor sich hin.
      »Verdammt«, sagte er, »was bin ich doch für ein Trottel. So war das mein ganzes Leben lang. Schon in der Schule …«

      Allerdings sind die Beispielsätze in keiner Weise das, was man als (inneren) Monolog bezeichnen würde. Stattdessen ist es eine gewöhnliche Erzählung in der Ich-Perspektive. Ein (innerer) Monolog ist das, was der Name sagt: Eine Art Gespräch mit sich selbst, eine Selbstreflektion oder eine persönliche Auseinandersetzung einer Figur mit einem Thema. Die bekanntesten Beispiele der Weltliteratur entstammen dramatischen Texten: der Monolog von Hamlet (»Sein oder nicht sein …«) oder Faust (»Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, und leider auch Theologie durchaus studiert, mit heißem Bemühn …«). (WT)

  6. Sorry. Dann formulieren wir das um: “Er ging am Fluss …
    Ich möchte eigentlich nur wissen, ob am Ende dieses Absatzes Anführungszeichen stehen, wenn dann ein Absatz kommt und es weitergeht: “Er fand den Stein so schön …” Weil die wörtliche Rede sich über mehrere Absätze fortsetzt. Ich habe das irgendwo mal gelesen, gehört …

    • Umfasst die direkter Rede mehrere Absätze, so werden auch hier nur am Anfang und Ende der Rede Anführungszeichen gesetzt und nicht pro Absatz. Ganz selten wurde früher am Anfang eines Absatzes das einführende Anführungszeichen wiederholt, um deutlich zu machen, dass die wörtliche Rede noch andauert. Dies ist heute aber nicht mehr üblich.

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