Anfängertexte erkennt man oftmals schon optisch an fehlenden Dialogpassagen. Dialoge geben den Figuren eine Stimme und beleben den Text – wenn man sie richtig einsetzt. Im Schreibzeug-Podcast empfiehlt Wolfgang Tischer einen Schreibratgeber von Dialog-Meister Robert McKee. Warum? Das ist hier nachzulesen.
In Folge 7 des Schreibzeug-Podcasts, in dem ich mich mit Diana Hillebrand über die verschiedensten Aspekte des Schreibens unterhalte, ging es um Dialoge. Ganz handfest resultierte daraus ein Beitrag zum Thema Zeichensetzung und Dialoge.
Dialoge werden von vielen Schreibratgebern behandelt, doch Robert McKee hat ausschließlich zu diesem Thema ein umfangreiches Buch geschrieben. Es trägt den aussagekräftigen und schlichten Titel »Dialog – Wie man Figuren eine Stimme gibt«.
Robert McKee, Jahrgang 1941, kommt ursprünglich aus der Theater- und Filmwelt. Weltweit hält er seit Jahren Seminare fürs Drehbuchschreiben ab, obwohl er selbst nie ein Drehbuch für einen relevanten Film geschrieben hat. Dennoch genießen seine Lehrveranstaltungen einen hervorragenden Ruf, und viele renommierte Drehbuchautoren, Regisseure und Schauspieler gehören zu den Teilnehmern.
Der Untertitel des englischen Originals »The Art of Verbal Action for Page, Stage, and Screen« stellt klar, dass sich »Dialog« nicht nur an Drehbuchautoren richtet. Explizit geht McKee auf Unterschiede ein, die Dialoge in Filmen und im Theater von Dialogen in Büchern unterscheidet. Zunächst geht es um die Definition von Dialogen, anschließend um deren Funktionen, die McKee in Exposition, Charakterisierung und Aktion unterteilt. Danach geht es um die Technik des Dialogaufbaus.
Der zweite Teil des Buches zeigt die typischen Fehler beim Dialogschreiben und wie man sie vermeidet oder behebt.
Die Teile III und IV widmen sich der Dialogentwicklung und dem Dialog-Design.
Das ganze Buch ist voll von Beispielen, an denen McKee das Gesagte zeigt. Insbesondere in den beiden letzten Teilen nimmt McKee auch hierzulande bekannte Filme und Serien und analysiert kurze Dialogpassagen hinsichtlich Aktion, Reaktion und Subtext. Immer wieder gibt es auch Beispiele aus Büchern und literarischen Texten.
Die Fülle an Informationen und Analysen ist beeindruckend, bisweilen auch erschlagend.
McKee legt Wert auf den Subtext von Dialogen. Ist dieser nicht vorhanden, sind Dialoge wertlos. Zitat (S. 131): »Wenn Ihre Dialoge also keine ungesagten Gedanken und Gefühle unter der Oberfläche andeuten, dann werten Sie sie entweder entsprechend auf, oder streichen Sie sie.«
McKee fasst den Begriff »Dialog« sehr weit, spricht auch von »inneren Dialogen«, sodass im Schreibratgeber auch die Erzählstimme und Erzählhaltung in Romanen Beachtung findet.
Was das Buch auch in der deutschen Fassung so herausragend macht, ist die hervorragende Übersetzung. Der Alexander Verlag Berlin hat mit der Übertragung ins Deutsche keine geringere als die literarische Übersetzerin Tanja Handels beauftragt. Dort wo es bei den Textbeispielen bereits eine deutsche Übersetzung gab, wurde diese verwendet. Da McKee auf global bekannte Romane, Filme und Theaterstücke setzt, funktioniert die deutsche Fassung von Tanja Handels wunderbar.
Mit Robert McKee taucht man tief in die Theorie und Praxis von Dialogen ein. Die hohe Beispieldichte und die Analysen machen diesen Schreibratgeber trotz der üppigen Fülle lesenswert. Egal, ob Sie schreiben oder »nur« lesen, Ihr Blick auf Dialoge wird danach ein anderer sein.
Wolfgang Tischer
Robert McKee; Tanja Handels (Übersetzung): DIALOG. Wie man seinen Figuren eine Stimme gibt: Ein Handbuch für Autoren: Ein Handbuch fu¨r Autoren. Broschiert. 2018. Alexander. ISBN/EAN: 9783895814778. 33,00 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Robert McKee; Tanja Handels (Übersetzung): Dialog: Wie man seinen Figuren eine Stimme gibt. Ein Handbuch für Autoren. Kindle Ausgabe. 2020. Alexander Verlag Berlin. 29,99 € » Herunterladen bei amazon.de Anzeige
Schreibzeug-Podcast kostenlos abonnieren bei/via:
RSS-Feed | Spotify | Google Podcasts | Apple Podcasts | Deezer | Pocket Casts | Overcast | Podcast Addict
Link ins Web:
Lieber Wolfgang,
vielen Dank für den Hinweis. Auf dieses Buch bin ich schon länger gespannt, nachdem auch Shawn Coyne vom Story Grid es empfohlen hatte, kam nur noch nicht dazu es zu lesen. Ich finde es sehr passend dem Dialog ein ganzes Buch zu widmen. Ich finde es auch super, dass Du über den zweiten Link unter anderem auch auf den Autorenwelt-Shop hingewiesen hat, der übrigens – so habe ich jetzt erfahren – gegen Ende des Jahres eine Schnittstelle anbieten wird, mit der Deine Skripte abfragen können, ob das Buch im Shop zu bekommen ist.
Alles Gute weiterhin!
Christian