Auf dem deutschsprachigen Markt gibt es mittlerweile viele Schreibratgeber und Autorenratgeber. Welche davon kann man empfehlen? Bei unserem Schreibseminar zum Thema »Der Anfang« haben wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einige Ratgeber für Autorinnen und Autoren empfohlen.
Die Auswahl an Schreibratgebern stellen wir für alle hier im literaturcafe.de ausführlich vor.
Schreibratgeber: Die amerikanischen Klassiker
Vor gut 20 Jahren sah es auf dem deutschsprachigen Markt mit Schreibratgebern ganz anders aus als heute. In den USA wurde bereits »Creative Writing« gelehrt, und in den dortigen Buchhandlungen fand sich in den 1990er-Jahren zumindest ein halber Regalmeter an Büchern zum Thema »Schreiben lernen«. In Deutschland schien Schreiben immer noch eine Frage von Können und Talent, und man wollte diese Kunst nicht zum Handwerk degradieren. Die Gründung eines Literaturinstituts an der Uni Leipzig wurde 1995 noch sehr misstrauisch beäugt.
Interessanterweise sind es zwei ursprünglich amerikanische Schreibratgeber aus den Jahren 1987 und 1995, die sich heute noch großer Beliebtheit erfreuen und die man weiterhin empfehlen kann, obwohl sich die Schreibwelt seither um einiges gewandelt hat.
James N. Frey: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt
Diesen kompakten Schreibratgeber nimmt man sicherlich schon wegen seines verdammt guten Titels in die Hand. Mittlerweile ist das Buch des US-Autors James N. Frey über 30 Jahre alt. 1993 erschien der Titel beim Emons Verlag dann in deutscher Übersetzung, wo er auch heute noch zu haben ist.
Freys Ratgebersprache ist so, wie es der Titel vermuten lässt: knallig und plakativ. Von Figuren über den Plot-Aufbau bis hin zu Dialogen werden alle Aspekte des Schreibens behandelt. Gewisse Weisheiten bleiben zeitlos: »Was am meisten zählt, ist nicht das Talent.«, schreibt Frey. Wichtig seien vor allen Dingen Selbstdisziplin, Beharrlichkeit und absolutes Durchhaltevermögen.
Jedoch müsste James N. Freys Ratgeber eigentlich den Titel tragen: »Wie man einen verdammt spannenden Roman schreibt«. Denn Freys Metier ist der Krimi bzw. Thriller. »Wenn Sie […] experimentelle, symbolische, philosophische oder psychologische Romane hervorbringen wollen […], dann ist dieses Buch nicht das Richtige für Sie«, schreibt der Autor selbst über sein Buch.
James N Frey; Jochen Stremmel (Übersetzung); Hejo Emons (Übersetzung): Wie man einen verdammt guten Roman schreibt. Gebundene Ausgabe. 2016. Emons Verlag. ISBN/EAN: 9783924491321. 16,80 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Sol Stein: Ãœber das Schreiben
Dieser Ratgeber aus dem Jahre 1995 ist sozusagen die intellektuelle und ausführliche Variante des verdammt guten Schreibratgebers von James N. Frey. Sol Stein, Jahrgang 1926, ist Verleger und Lektor u. a. vom derzeit wieder populären James Baldwin. »Über das Schreiben« war einer jener Klassiker des legendären Buchversenders Zweitausendeins. Mit dem Programm WritePro gibt es sogar eine Software zum Buch. Nachdem Zweitausendeins in der ursprünglichen Form nicht mehr existiert, ist der Schreibratgeber mit verändertem Cover jetzt beim Autorenhaus Verlag erhältlich.
Auch Sol Stein geht mit vielen Beispielen auf alle handwerklichen Details des Schreibens ein und widmet sich zudem auch der nicht-fiktionalen Literatur.
Sol Stein; Waltraud Götting (Übersetzung): Über das Schreiben: Der Meisterlektor vieler erfolgreicher Schriftsteller unserer Zeit über Handwerk, Techniken und diue Kunst des Schreibens. Gebundene Ausgabe. 2015. Autorenhaus Verlag GmbH. ISBN/EAN: 9783866711266. 24,90 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Stephen King: Das Leben und das Schreiben (On Writing)
Gelegentlich wird Schreibratgebern vorgeworfen, sie stammten von Autoren, die selbst gar kein erfolgreiches Buch geschrieben hätten. Dies kann man von »Das Leben und das Schreiben« nicht behaupten, denn dieser Ratgeber stammt von dem weltweit wohl erfolgreichsten Autor: Stephen King. »On Writing« – so der Originaltitel – ist gleichzeitig auch eine Autobiografie des Autors. Stephen King schildert darin seinen Weg zum Schriftsteller. Und er zeigt, dass dieser Weg nicht immer geradlinig ist und sehr steinig sein kann. Das ist wohltuend gegenüber den immer wieder gern zitierten Beispielen, in denen Autoren über Nacht zum Superstar wurden.
Die Mischung an Schreibtipps und persönlich Erlebtem macht diesen Schreibratgeber zu einer Pflichtlektüre – auch wenn man kein Stephen-King-Fan ist.
Stephen King; Andrea Fischer (Übersetzung): Das Leben und das Schreiben: Memoiren. Taschenbuch. 2011. Heyne Verlag. ISBN/EAN: 9783453435742. 12,00 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Deutschsprachige Schreibratgeber
Nicht nur der Boom des Self-Publishing hat dafür gesorgt, dass mittlerweile viele Ratgeber von deutschsprachigen Autoren auf dem Markt sind. Auch wir kennen nicht mehr alle. Die hier vorgestellten Schreibratgeber empfehlen wir nicht nur, weil sie sehr gut sind, sondern weil wir deren Autoren persönlich kennen und diese seriös sind.
Diana Hillebrand: Heute schon geschrieben?
Seit Jahren leitet Diana Hillebrand Schreibwerkstätten in München. Ihre geballte Erfahrung zu allen Aspekten des Schreibens sind zusammengefasst in ihrem zweibändigen Werk »Heute schon geschrieben?«. Anschaulich, mit vielen Beispielen und Übungen und gut lesbar. Band 2 enthält auch Hinweise zu Verlagsverträgen und Marketingaspekten. Absolut empfehlenswert! Eine ausführliche Rezension kann hier im literaturcafe.de nachgelesen werden.
Diana Hillebrand: Heute schon geschrieben?: Gesamtedition/Set: bestehend aus Band 1 und Band 2 - Ein Schreibratgeber mit vielen Schreibtipps (Heute schon geschrieben?: Mit Profitipps zum Bucherfolg, Band 1 und 2). Gebundene Ausgabe. 2015. Uschtrin Verlag. ISBN/EAN: 9783932522192 » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Hans Peter Roentgen: Vier Seiten für ein Halleluja
Der Untertitel lautet »Ein Schreibratgeber der etwas anderen Art«, und das stimmt. Hans Peter Roentgen nimmt sich die ersten vier Seiten von echten (anonymisierten) Manuskripten vor und zeigt daran beispielhaft die verschiedenen Aspekte des Schreibens, häufige Fehler und wie man sie vermeidet. Darauf aufbauend gibt es jeweils einen kleinen Übungsteil. Hier schaut man quasi dem Lektor über die Schulter. Wer gerne mit anschaulichen Beispielen arbeitet, sollte sich die »Vier Seiten für ein Halleluja« einmal ansehen. Anders als bei Frey sollte man sich vom markigen Titel nicht abschrecken lassen, dessen Stil sich im seriösen Inhalt nicht durchzieht.
Hans Peter Roentgen: Vier Seiten für ein Halleluja: Schreibratgeber. Taschenbuch. 2008. Sieben-Verlag. ISBN/EAN: 9783940235367. 12,90 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Die Schreibratgeber von Stephan Waldscheidt
Ein sehr erfahrender Schreibtrainer mit jahrelanger Erfahrung ist Stephan Waldscheidt. In den letzten Jahren hat er begonnen, sein Wissen als E-Books selbst zu veröffentlichen, die mittlerweile auch gedruckt erhältlich und empfehlenswert sind. Abraten müssen wir jedoch von seinem älteren Ratgeber, der sich als »Anti-Ratgeber« ausgibt: »Schreib den verd… Roman!«. Hier hat es Waldscheidt mit Witz, Ironie und Wiederholungen zu sehr übertrieben.
Beispiel eines Waldscheidt-Ratgebers:
Stephan Waldscheidt: Bessere! Romane! Schreiben! 1 & 2. Taschenbuch. 2012. CreateSpace Independent Publishing Platform. ISBN/EAN: 9781478314028. 22,99 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige
Andere Autorenratgeber: Was man sonst noch wissen muss
Neben reinen Schreibratgebern sollten Autorinnen und Autoren einiges mehr beachten. Auch dazu zwei Buchtipps.
Das Handbuch für Autorinnen und Autoren
»Seit 30 Jahren: Das Standardwerk« steht auf der Rückseite. Und das ist keine Werbung, sondern eine Tatsache. Wer schreiben als Beruf sieht, findet im Handbuch alle Aspekte behandelt, von Verlagsverträgen bis hin zu rechtlichen und sozialen Fragen. Es gibt Infos zu Literaturagenturen, Literaturzeitschriften, und vor allen Dingen widmet sich dieser Ratgeber auch Aspekten wie dem Schreiben fürs Theater, dem Schreiben von Heftromanen und Drehbüchern. Das Handbuch ist zudem vollgepackt mit Tipps und Adressen. Eine ausführliche Rezension kann hier nachgelesen werden.
Matthias Matting (Mitwirkende); Wolfgang Tischer (Mitwirkende); Michaela S Seul (Mitwirkende); Friederike Schmitz (Mitwirkende); Kerstin Brömer (Mitwirkende); Eike Fuhrmann (Mitwirkende); Wolfgang Ehrhardt Heinold (Mitwirkende); Ingrid Haag (Mitwirkende); Marcus Seibert (Mitwirkende); Thomas Montasser (Mitwirkende); Sandra Uschtrin (Mitwirkende); Anke Gasch (Mitwirkende); Tobias Kiwitt (Mitwirkende): Handbuch für Autorinnen und Autoren: Informationen und Adressen aus dem deutschen Literaturbetrieb und der Medienbranche. Gebundene Ausgabe. 2015. Uschtrin Verlag. ISBN/EAN: 9783932522161
André Hille: Titel, Pitch und Exposé für Romane
André Hille ist der Gründer der Textmanufaktur, und Hille arbeitet auch als Lektor und Literaturagent. Und da er immer wieder die immer gleichen Fragen von Autorinnen und Autoren gehört hat, wie man sich optimal an Verlage und Literaturagenten wendet und wie man ein ein gutes Exposé schreibt und was genau ein Pitch ist, hat André Hille die Antworten in diesem kleinen Ratgeber mit vielen Beispielen zusammengefasst. Ein Ratgeber, den man unbedingt lesen sollte, wenn man sich daran macht, sein Werk bei Verlagen oder Agenten unterzubringen. Ein Interview mit André Hille findet sich hier im literaturcafe.de.
Titel, Pitch und Exposé für Romane. Unbekannter Einband. 2016. Textmanufaktur
Wolfgang Tischer: Amazon Kindle – Eigene E-Books erstellen und verkaufen
Wenn es um alle Aspekte des Self-Publishings und Selbstveröffentlichen geht, sei unser eigener Ratgeber empfohlen, den es ausschließlich als E-Book gibt. Von der Covergestaltung über das Lektorat bis hin zu Datenformaten und Marketingaspekten, sind alle wichtigen Dinge behandelt, die man als Self-Publisher wissen sollte. Die Entstehung des Werkes kann hier nachgelesen werden.
Wolfgang Tischer: Amazon Kindle: Eigene E-Books erstellen und verkaufen. Kindle Ausgabe. 2014. literaturcafe.de. 3,99 € » Herunterladen bei amazon.de Anzeige
Und sonst? Weitere hilfreiche Ratgeber
Dies war eine subjektive Auswahl von Ratgebern, deren Autorinnen und Autoren kompetent und seriös sind. Wie bei allen Ratgebern sollte man sie sich einmal anschauen, um herauszufinden, ob man persönlich damit zurechtkommt, denn der eine mag es knalliger, die andere liebt eher Ratgeber mit vielen Beispielen.
Vorsicht ist jedoch bei allzu knalligen Ratgebern geboten, die mehr oder weniger bereits auf dem Titel Geld und Reichtum versprechen. Einige dieser häufig als E-Book erhältlichen Titel bestehen aus zusammengestöppelten Infos und markigen Sprüchen und wurden in erster Linie veröffentlicht, um vor allen Dingen dem Autor selbst Geld einzubringen.
Autorenratgeber-Verlage
Es gibt in Deutschland zwei Verlage mit jahrelanger Kompetenz, die sich auf Ratgeber und Publikationen für Autorinnen und Autoren spezialisiert haben. Ein Blick in deren Verlagsprogramm lohnt auf jeden Fall. Da ist der Uschtrin Verlag, in dem u. a. das oben erwähnte Handbuch für Autorinnen und Autoren und der zweibändige Ratgeber von Diana Hillebrand erschienen sind. Des weiteren erscheinen dort die »Federwelt«, ein lesenswerte Magazin für Autorinnen und Autoren, und »der selfpublisher«. Dann gibt es den Autorenhaus Verlag in Berlin, in dem neben Sol Steins Ratgeber auch andere Titel erscheinen, beispielsweise ein empfehlenswertes Buch über das Schreiben von Heftromanen.
Welche Ratgeber kennen Sie? Und welche Ratgeber haben Ihnen beim Schreiben geholfen? Wir freuen uns über weiter Tipps und Hinweise in den Kommentaren.
Wolfgang Tischer und Malte Bremer
Offenlegung: Wolfgang Tischer hat im »Handbuch für Autorinnen und Autoren einen Beitrag über »Verlag und Selfpublishing« geschrieben und schreibt regelmäßig Beiträge für die Zeitschriften des Uschtrin Verlags.
Sehr schöne Auswahl, vielen Dank. Sogar ein paar dabei, die ich noch nicht kannte – aber ich habe mich bisher eher an englisch-sprachige Bücher gehalten. Da kann ich empfehlen, John Yorke, Into The Woods. Weniger Ratgeber aber sehr interessant, Brian Boyd, On The Origin Of Stories. Und dann gibt es natürlich (räusper, Eigenwerbung) unseren Blog und die Nutzung unseres Autorentools, beides auf Englisch oder Deutsch.
Ergänzend möchte ich Robert McKee Story und Christopher Vogler The Writers Journey erwähnen. Beide Bücher sind auch auf Deutsch erhältlich. Dazu Anne Lamott Bird by Bird, William Zinsser On Writing Well und Ray Bradbury Zen in the Art of Writing und zuletzt Stephen Pressfield The War of Art
Das Buch von Stephen King ist total überbewertet. Warum das immer wieder in derartige Listen aufgenommen wird, ist mir ein Rätsel. In Sachen James N. Frey stimme ich voll zu, ebenso was die Federwelt betrifft.
Sehr empfehlenswert ist das Buch „Creative Writing“ – Texte und Bücher schreiben – Der neue Kreativ-Schreiben-Kurs in sechzehn Lektionen“ von Jesse Falzoi, erschienen im Autorenhaus-Verlag. Die Autorin bietet Anregungen zum Schreiben, gut strukturiert, mit Beispielen aus der Literatur.
Meine heftige Kritik bezieht sich darauf, dass hier fast immer auf a.m.a.z.o.n als Versender hingewiesen wird.
Muss das sein?
Seid Ihr auf die paar Cent dieses – mit Verlaub – in vieler Hinsicht ausbeuterischen Konzerns angewiesen?
Dann empfehlt soch wenigstens deutsche Versender.
Noch besser: Weist auf kleine Buchhandlungen in der eigenen Stadt hin.
Denn die haben es wirklich nötig, dass wir bei ihnen kaufen.
Sonst gibt es sie irgendwann nicht mehr.
Ich bin richtig sauer! Wie kann heute noch jemand auf den Dingens verlinken!
Lieber Henry. Die Antwort auf diese Frage findet sich hier.
Liebe Redaktion, was für eine billige Ausrede.
Umd wie bequem.
Schaut doch wenigstens mal bei buecher.de !
Die haben auch Affiliate-Programme.
Und der Versand von Büchern innerhalb Deutschlands ist kostenlos.
Und nein, ich bekomme keine Provision für die Empfehlung.
Das mache ich, damit dieser amerikanische Dingens nicht mehr verlinkt wird.
Kapiert Ihr eigentlich nicht, dass Ihr den Dingens und seine Systeme nach Kräften unterstützt?
Wollt Ihr das wirklich?
Dann seid Ihr käuflich, nichts anderes.