Die Frankfurter Verlagsgruppe will gegen ein Urteil des Landgerichts Köln Berufung einlegen und weiter gegen die Web-Enzyklopädie Wikipedia bzw. den deutschen Wikimedia Verein klagen, wie heise online heute berichtet.
Die Verlagsgruppe sieht offenbar die Gefahr, dass sie durch kritische Äußerungen im Internet wirtschaftlich geschädigt wird. Da zur Verlagsgruppe Zuschussverlage gehören, bei denen Autoren für ihre Buchveröffentlichungen selbst zahlen, fürchtet man offenbar, die Autoren könnten aufgrund der kritischen Beiträge von einer Veröffentlichung bei der Verlagsgruppe absehen und zu Alternativen wie BoD.de oder Lulu.com wechseln. So zitiert heise aus der Pressemeldung der Verlagsgruppe: »Es kann nicht sein, dass sich im Internet rechtsfreie Räume etablieren, in denen Konkurrenten unter Phantasienamen falsche Tatsachen über missliebige Wettbewerber verbreiten dürfen.«
Damit akzeptiert die Verlagsgruppe das Urteil des Landgerichts Köln nicht, in dem dieses die entsprechenden Passagen im Wikipedia-Artikel als Meinungsäußerung oder wahre Tatsachenbehauptung für zulässig befand (wir berichteten). Der genau Wortlaut kann in der Urteilsbegründung nachgelesen werden (PDF-Download/1,2 MByte).
Nach Meinung von heise online habe die Gruppe daher mit einer Berufung keine große Aussicht auf Erfolg.
Die Klage gegen den Wikipedia-Artikel sei jedoch kein Einzelfall. Wie heise online weiter berichtet, verhandelt das Oberlandesgericht Hamburg am 18. Juni in gleich drei aufeinanderfolgenden Verhandlungen wegen kritischer Äußerungen über den Verlag.
Die Verlagsgruppe strengte direkt oder indirekt in den letzten zweieinhalb Jahren rund 100 Verfahren allein gegen den Autorenhaus-Verlag und dessen Verleger an, der ebenfalls kritisch über die Unternehmen und Einrichtungen der Gruppe oder ihr nahestehende Einrichtungen berichtete.
Kritiker meinen daher, dass sich die Verlagsgruppe mit ihrem juristischen Vorgehen eher schadet, und dadurch der sogenannten Streisand-Effekt eintritt. So schreibt ein Kommentator in einem ironischen Foren-Beitrag auf heise online: »Haben die eine AdvoCard Platin gewonnen, die Serienbrief-Funktion in Word entdeckt, fühlen sich von allem Übel der Welt verfolgt – oder was?«
Vielleicht ist die “Frankfurter Verlagsgruppe” ja ein heimlicher Sponsorenverband für Rechtsanwälte.