Ich bin erstens ein halber Besucher, weil ich nur 4 Euro statt der 8,50 am Eingang bezahle – Studententarif. Warum ich als Autorin bezahlen musste? Weil Mitwirkende bloß am Tag ihres Mitwirkens freien Eintritt genießen. Mein erster (bereits bei der Messe deponierter) Kritikpunkt ist: Die Eintrittskarten sind nur einmal gültig, es gibt kein zurück mehr. Es heißt zwar Tageskarte, ist aber ein One-Way-Ticket.
Ich bin zweitens ein halber Besucher, weil mein Verlag auf der Messe ausstellt und man mein Buch kaufen kann, also bin ich auch etwas auf der anderen Seite.
Die BUCH WIEN ist etwas kleiner als erwartet, ca. 215 Aussteller. Den Messekatalog zu kaufen, hat nur den Sinn, nachher ein Adressverzeichnis aller Verlage zu besitzen, und auch die beiliegende Karte ist etwas besser lesbar als die frei verfügbare. Ansonsten besteht der Katalog rein aus Werbung. Die Stände sind alle voll belegt und mit Verlagsmitarbeitern besetzt (ganz anders als bei der Litera), und auch zur Mittagszeit findet sich interessiertes Publikum. Dass man sich nicht gegenseitig auf die Zehen tritt, ist grundsätzlich auch angenehm. Es gibt zudem hilfsbereite Techniker, die ausgefallene Lichtspots wieder reparieren und rein technisch gesehen funktioniert alles, bis auf dass 3sat seine Mikrofone und Lautsprecher manchmal nicht unter Kontrolle hat. Am Vormittag waren wirklich viele Schüler anzutreffen, alle mit Fragebögen ausgerüstet und wissbegierig, was positiv von den Ausstellern aufgenommen wurde.
Wenn man sie kennt, kann man auch sehr viele Verleger, Autorinnen und Autoren persönlich treffen, zum Beispiel Angelika Reitzer (»Frauen in Vasen«, Haymon) oder den Herr über den Residenzverlag, Herwig Bitsche. Alle sind sehr entspannt und nett und zwischendurch findet sich immer wieder kurz Zeit für ein nettes Gespräch.
Alle Bücher können in der Halle, in der BUCH WIEN Handlung, gleich vor Ort erworben werden, an den Ständen selbst wird nicht verkauft.
Alle Verlage bemühten sich, Besucher an ihren Stand zu holen: Bei Residenz gab es Tees von der Bio-Marke Sonnentor, bei mehreren Ständen Kekse und Knabbergebäck, die Tschechische Republik verteilte Getränke, Brot, Gemüse und Törtchen, und im Kochforum gab es beim Schaukochen unter anderem Shrimps mit Avocado, Apfelstrudel mit Eis und Krautfleckerl. Wer sich bemüht, kann also neben den literarischen auch zu einigen kulinarischen Genüssen kommen.
Die Messe ist überschaubar, das Publikum da – aber nicht in Massen. Mit kleinen Verbesserungen, dem Überdenken der Eintrittspreispolitik und etwas Tradition, die auch noch große deutsche Verlage letztendlich zum Ausstellen bewegen dürfte, könnte es sicher gelingen, die Messe als Fixpunkt im literarischen Jahr zu etablieren.
Soviel vom ersten Tag, morgen werde ich auch noch aus Sicht einer Lesenden berichten, Finn-Ole Heinrich wird ebenfalls mit dabei sein, und ich freue mich schon darauf.
Cornelia Travnicek: Die Asche meiner Schwester: Erzählung. Gebundene Ausgabe. 2008. Literatured. Niederösterr. ISBN/EAN: 9783901117985
“Die Stände sind alle voll belegt und mit Verlagsmitarbeitern besetzt (ganz anders als bei der Litera), …” also das hab ich ganz anders erlebt (war als Bücherfreak natürlich auf beiden Messen). Während bei der LITERA kaum externes Standpersonal zu sehen war sondern die Verlage ihre Stände selbst betreuten, war in vielen Ständen auf der BuchWien nur in rosa T-Shirts gekleidetes Personal der Messe zu finden.
Für mich war aber ohnehin die ganze BuchWien eher enttäuschend. Bin schon gespannt ob sie überhaupt fortgesetzt wird, wo auch der Besucher”ansturm” sich ja sehr in Grenzen gehalten hat.