Startseite»Bis Klagenfurt anruft«Bis Klagenfurt anruft. Ein Praxisbericht. Teil 5.

Bis Klagenfurt anruft. Ein Praxisbericht. Teil 5.

LesungDiesmal: Präsentation. Lesungen.

Was das Konzert für den Rockstar ist, das ist die Lesung für den Autor. Meistens etwas leiser und mit weniger technischen Effekten, aber für manche eben auch die einzige Möglichkeit, ihre Leser direkt zu erreichen und ein paar ihrer Bücher zu verkaufen. Leider hat der Autor dabei etwas weniger Privatsphäre, weil das Publikum vor und nach der Lesung eigentlich dauernd Backstage ist und Fragen stellt.

Fragen, auf welche die Autorin beim besten Willen manchmal selbst die Antwort nicht weiß, weil sie ihre Texte noch nie aus diesem Blickwinkel gesehen hat oder weil sie noch nie darüber nachgedacht hat, warum sie dieses und jenes gerade so schreibt und nicht anders.

Wichtig beim Lesen: Laut und deutlich und möglichst in einem gemäßigten Tempo sprechen, denn manche der Leute sind wirklich gekommen um zuzuhören! Und die, die nicht deswegen da sind, schlafen noch schneller ein, wenn sie einem monotonen, unverständlichen Redefluss ausgesetzt sind.

Cornelia Travnicek

berichtet im literaturcafe.de seit 2006 von ihrer bisherigen Autorenlaufbahn und davon, wohin es führen kann, wenn man eines Tages beschließt zu schreiben. Interessant für alle, die Ähnliches selbst erlebt haben, noch erleben wollen oder sich vielleicht nach der Lektüre entschließen, es doch besser zu lassen. Seinerzeit schrieb Cornelia unter dem Motto »Bis Klagenfurt anruft« sieben Berichte und einige Bonusfolgen u.a. über Veröffentlichungen, Preise, Lesungen, Literaturforen und die eigene Website.

Cornelia Travnicek: Chucks (Buchcover)Im Frühjahr 2012 erscheint Cornelia Travniceks erster Roman »Chucks« in der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA). Wie ergeht es einem als österreichische Autorin, wenn man zu einem großen deutschen Verlag wechselt? Erfüllt sich ein Autorinnentraum? Ist es der Karrieredurchbruch?

Unter dem Titel »Bis Klagenfurt anruft. Reloaded« setzt Cornelia Travnicek 2012 ihre Berichte im literaturcafe.de fort.

Im Juli 2012 las sie dann tatsächlich in Klagenfurt und gewann den mit 7.000 Euro dotierten Publikumspreis. 2012 ist sie Stadtschreiberin in Kärnten.

Klicken Sie hier, um alle bislang erschienenen Teile zu lesen »

www.corneliatravnicek.com

Cornelia Travnicek: Chucks: Roman. Taschenbuch. 2014. btb Verlag. ISBN/EAN: 9783442747023. EUR 8,99 » Bestellen bei amazon.de Anzeige)

Natürlich ist man nervös. Klar verschwimmen einem manchmal die Zeilen vor den Augen. Man verliest sich, verliert die Seite, wirft das Wasserglas um, das Wasser läuft über den Anschluss der Leselampe, es gibt einen Kurzschluss, der trockene Teil des Tischtuches beginnt zu brennen nein, das ist nicht passiert.

Trotzdem sollte man möglichst ruhig bleiben und versuchen, die zitternden Hände unter Kontrolle zu halten.

Die Sache mit der Vergütung ist auch so eine Sache. Am Anfang ist sie so klein, dass sie kaum sichtbar ist oder nur aus Naturalien vom Buffet besteht. Oder Getränken, weil es gar kein Essen gibt. Wenn man Glück hat, bekommt man die Fahrtkosten ersetzt. Hat man einmal die vom Schriftstellerverband empfohlenen 330 Euro Lohn für eine Einzellesung erreicht, fühlt man sich wie Gott in Frankreich und sollte versuchen, diesen Stundenlohn vor seinen Freunden geheim zu halten, denn die haben wenig Verständnis dafür, dass man »für das bisschen Aufwand so viel Geld« bekommt.

Wie gesagt, ist man erst einmal auf einem gewissen Level angekommen, sind manchmal richtig tolle Lesungen dabei. Festivals, die zwei oder gar drei Tage dauern und bei denen man im guten Hotel einquartiert ist und nicht in der Jugendherberge. Taxi statt Straßenbahn, obwohl man im Hinblick auf den Klimawandel bei der Bim bleiben sollte.

Bei solchen Lesungen passieren Dinge wie:

  • Dass Kathrin Passig mit dir mehr als eine Flasche Rotwein trinkt und dann beschließt, den Weg zurück ins Hotel anzutreten, bevor sie »am nächsten Tag in den Zug kotzt«.
  • Dass Klaus Nüchtern am Morgen danach nicht weiß, wohin mit seinem eben gebrauchten Teebeutel, und ihn einfach in einer noch unbenutzten Müslischale direkt am Buffettisch ablegt.
  • Dass man beim Blick in die Tasche bemerkt, dass man die Hälfte des Honorars gleich wieder für Bücher und CDs der anderen Autoren ausgegeben hat.

Und auch wenn vielleicht an Tagen nur der Veranstalter und zwei seiner Bekannten im Publikum sitzen: irgendwann sollte man aufhören, zu jeder Lesung die ganze Familie mitzubringen und auch einmal vor anderen Leuten lesen als vor der eigenen Oma.

Für Lesungen gilt grundsätzlich der Spruch »Je öfter desto besser«, denn mit der Zeit kommt einfach die Übung, und auf einmal fragen die Leute, ob man denn eine Sprachausbildung gemacht hätte. Dann sagt man nein und denkt an die ersten Lesungen, bei denen noch niemand ein Wort vom Text verstanden hat.

Weitere Beiträge zum Thema

2 Kommentare

Kommentare geschlossen.