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Ratgeber: Sandra Uschtrin zeigt, wie man mit ChatGPT ein Buch schreibt und vermarktet

»Schreiben mit ChatGPT für Autorinnen und Autoren« von Sandra Uschtrin

Während manche Autoren entsetzt auf ChatGPT blicken, Chancen und Risiken diskutieren und sogar ein Verbot fordern, zeigt Sandra Uschtrin in ihrem Ratgeber, wie Autorinnen und Autoren Textroboter für ihre tägliche Arbeit nutzen können.

Zurücklehnen und schreiben lassen?

Sich als Autorin in der Sonne zurücklehnen, und eine künstliche Intelligenz schreibt den Roman zu Ende, während man das Leben genießt? So suggeriert es die Zeichnung auf dem Ratgeber »Schreiben mit ChatGPT für Autorinnen und Autoren« von Sandra Uschtrin. Die wenigsten Schreibenden dürften es so locker sehen. Tatsächlich ist die Angst groß, dass Schreibroboter Autoren arbeitslos machen. Schreibt die Maschine demnächst Romane?

Da die künstlichen Intelligenzen zum Teil auch mit urheberrechtlich geschütztem Material trainiert wurden, fordern nicht nur Autorenverbände eine Abgabe ähnlich der für Kopien. Der VS verlangt sogar eine Abschaltung der Textgeneratoren, bevor nicht dringende Fragen geklärt sind.

Ganz locker geht es da Sandra Uschtrin an, ohne jedoch diese kritischen Aspekte auszuklammern. Die Verlegerin der Zeitschriften »Federwelt« und »der selfpublisher« sowie des legendären Handbuchs für Autorinnen und Autoren hat einen Ratgeber für den Umgang mit ChatGPT geschrieben. Er trägt den Titel »Schreiben mit ChatGPT für Autorinnen und Autoren«.

Bei der Arbeit mit ChatGPT über die Schulter sehen

Das Werk ist ein Praxisratgeber. Man könnte auch sagen, dass wir Sandra Uschtrin über die Schulter blicken, und zuschauen, wie sie die KI verschiedene Aufgaben lösen lässt. Die von ChatGPT ausgegebenen Passagen sind dabei kursiv gekennzeichnet.

Noch können Textgeneratoren wie ChatGPT keine Romane schreiben. Aktuell ist die Textausgabe noch beschränkt und noch können, vereinfacht gesagt, längere Passagen von der KI nicht ganz überblickt werden. Noch.

Aber wir sehen im Ratgeber auch, dass ChatGPT am Thema dranbleibt und nach einer Antwort nicht alles vergessen ist. Fragen und Anforderungen können spezifiziert oder verbessert werden, auf vorherige Antworten kann Bezug genommen werden.

Uschtrin demonstriert, wie wichtig es ist, die richtigen Fragen (Prompts) zu stellen, um den gewünschten Output zu erhalten.

Der Ratgeber zeigt auch, dass es nicht nur ums Schreiben geht. Am Beispiel eines Liebesromanes demonstriert die Autorin, wie die KI hilft, Ideen zu entwickeln und zu präzisieren. Selbst Handlungsorte und Erzählperspektiven können gemeinsam mit der KI erarbeitet werden.

Was ist »ein dunkles Geheimnis?«

Dass der Protagonist ein »dunkles Geheimnis« hat, ist nicht sonderlich originell. Also sollte man ChatGPT bitten, dies zu präzisieren.

Nicht ohne Grund hat sich Sandra Uschtrin als Beispieltext einen Liebesroman ausgewählt, denn Genre-Literatur ist gewissen Regeln unterworfen.

Am Ende jedes Abschnitts zieht Sandra Uschtrin ein Fazit, wie gut die KI die Aufgabe gelöst hat. Oft fällt Uschtrins Urteil ähnlich aus, wie es jüngst ein Beitrag im literaturcafe.de ebenfalls konstatiert hat: die KI ist wenig einfallsreich und originell. Sowohl die erarbeiteten Plot-Varianten als auch Sprachbilder sind bieder und abgegriffen. Phrasen, die jede Lektorin sofort streichen würde, findet die KI selbst auf Nachfrage weiterhin originell. Bei einem durchschnittlichen Liebesroman mag das gerade noch ok sein, zu mehr ist ChatGPT derzeit nicht in der Lage. Doch Uschtrin ist sich auch klar: »Wir dürfen gespannt sein, was ChatGPT in Version 10 zuwege bringt.« Aktuell ist Version 4.

Damit enden die Einsatzgebiete der KI und damit endet auch dieser Ratgeber nicht. Uschtrin lässt Exposé und Titel für den Roman erarbeiten, inklusive Verkaufsargumente und crossmediale Begleitung bei Veröffentlichung. Selbstverständlich wird auch geprüft, wie der Instagram-Post für den Roman lauten könnte, wie die Pressemeldung an Journalisten formuliert werden kann.

Dialoge von ChatGPT wirken oft hölzern

»Vieles beim Schreiben und Veröffentlichen ist Handwerk«, schreibt Sandra Uschtrin, »ChatGPT kann dabei unterstützen, inspirieren und als Sparringspartner dienen.« Aber Uschtrin konstatiert ebenfalls: »Schlecht schneidet ChatGPT ab, wenn es um die eigentliche Arbeit geht, das Schreiben des Buches selbst. Klischee reiht sich an Klischee, die Dialoge wirken oft hölzern.«

Da Sandra Uschtrin flott und alles andere als hölzern schreibt, ist ihr Ratgeber eine gewinnbringende Lektüre, die zeigt, was derzeit mit dem Textchat möglich ist.

Wolfgang Tischer

Sandra Uschtrin: Schreiben mit ChatGPT für Autorinnen und Autoren: Von der Ideenfindung bis zur Vermarktung. Taschenbuch. 2023. Uschtrin Verlag. ISBN/EAN: 9783967461008. 16,90 €  Â» Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Sandra Uschtrin: Schreiben mit ChatGPT für Autorinnen und Autoren: Von der Ideenfindung bis zur Vermarktung. Kindle Ausgabe. 2023. Uschtrin Verlag. 6,99 €  Â» Herunterladen bei amazon.de Anzeige

Offenlegung: Wolfgang Tischer schreibt hin und wieder auch Beiträge für den Uschtrin Verlag.

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3 Kommentare

  1. Ein Autor, der sich erhofft, dass ein Programm sein Buch schreibt, sollte sich nach einem anderen Job umsehen, denn ihm macht (selber)schreiben ganz offensichtlich keinen Spaß.
    Für die Erzeuger von „Schrottratgebern“ hingegen dürfte ChatGPT ein Segen Gottes sein …
    PS: Ich finde ChatGPT klasse! Für meine Bedürfnisse ist es außerordentlich hilfreich.

  2. Ausdrücklich möchte ich das ChatGPT Buch von Frau Uschtrin davon ausnehmen ein Schrottbuch zu sein. Was generative KI und ChatGPT für die Zukunft von Autoren bedeuten, ist wohl noch offen. Aber der Erfolg von Büchern ist jetzt schon zu 90% vom Marketing + social Media und nur zu 10% vom Buchinhalt abhängig. Das gilt auch für Fachbücher. Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen kann ich hier nicht mehr schreiben, denn „ChatGPT, OpenAI und der blaue Planet“ ist von mir.

  3. Nein, ChatGPT ist für mich nicht hilfreich. Ich kann es nicht leiden, wenn mir >jemandCherubino-Arie< von W.A.Mozart ist. Antwort:: Johann Wolfgang von Goethe, also keine Ahnung von der Musik. Goethe kann den Text nicht geschrieben haben, da er nicht daran interessiert war. Der Text ist von Lorenzo da Ponte.

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