Satzfischer - Das literarische Kreativprojekt des Literatur-Cafés in Zusammenarbeit mit dem S. Fischer Verlag - Sommerrunde
Hier lesen Sie die besten Beiträge der siebten Runde (Sommerrunde/Juni '02 - September '02), die unseren Autorinnen und Autoren zu einem Satz von Alice Munro eingefallen sind. Der Satz stammt aus der Erzählung »Die Kinder bleiben hier«. Sie findet sich im Buch »Der Traum meiner Mutter«. Aus dem Englischen von Heidi Zerning. S. Fischer Verlag. ISBN 3-10-048817-2. 18,00 EUR: Cover: Der Traum meiner Mutter

Sie schloss die Autotür auf und warf die Schlüssel auf den Sitz und verriegelte die Tür von innen und schlug sie zu.

Badeausflug mit Hindernissen
von Brigitte Kolbinger, 2345 Brunn am Gebirge (Österreich)

Es war an einem ruhigen, sonnigen Sommermorgen, als ich mit meiner Freundin Gabriele zu einem Ausflug an den Neusiedlersee aufbrach. Wir sprachen über verbrachte Urlaube mit allen Annehmlichkeiten und erfreuten uns der schönen Gegend - an Weingärten und kleinen verträumten Orten, die wir durchquerten - und hielten für eine kurze Kaffeepause in Eisenstadt an. In einem gemütlichen kleinen Café genossen wir unser zweites Frühstück. Die Besitzerin gesellte sich zu uns. Neugierig wollte sie den Grund unseres Ausfluges ergründen. Nachdem wir ihr von unserem Plan an den See zu fahren erzählten, schlug sie uns einige schöne Orte vor, die wir besuchen sollten. Auf der Weiterfahrt griff Gabriele nochmals den Vorschlag der Kaffeehausbesitzerin auf. Obwohl ich ein großer Fan von Besichtigungstouren bin, hatte ich doch das Bedürfnis nach Erholung und wollte nur noch faulenzen. Gabriele wollte zwar ebenfalls schwimmen gehen, eine Ortsbesichtigung – vor allen von Rust – wollte sie sich aber keinesfalls entgehen lassen. Jetzt war ich ganz schön in der Zwickmühle. Schließlich habe ich mich schon so sehr auf den Badeausflug gefreut. Also schloss ich einen Kompromiss: wir fuhren nach Rust - baden. Die Anlage war sehr schön angelegt, gepflegt und freundlich. Gegenüber den Bootsstegen befand sich eine große Liegewiese mit zwei Schwimmbecken. Hinter der Liegewiese gab es einen Direktzugang zum See sowie eine Kantine, die kleine warme Speisen anbot. Wir waren von der Umgebung beeindruckt. Ruhe und Erholung fanden wir hier jedoch nicht. Auf der Liegewiese tummelten sich viele Kinder und dementsprechend war der Geräuschpegel. Ich liebe Kinder über alles aber gerade an diesem Tag suchte ich Entspannung, also bevorzugte ich einen etwas abseits liegenden Platz am See. Meine Freundin rief mir zu, sie hätte noch etwas im Auto vergessen und bat mich um den Schlüssel unseres Wagens. Aufgeregt kam sie nach einigen Minuten zurück und erzählte mir, sie habe ihr Geld im Auto vergessen und sei deshalb nochmals zurückgelaufen. Sie schloss die Autotür auf und warf die Schlüssel auf den Sitz, verriegelte die Tür von innen und schlug sie zu. Alles aus alter Gewohnheit. Nun hatten wir ein kleines Problem. Ich rief meinen Autofahrerklub zur Hilfe und wir konnten wieder in unserer Wagen. Dieser Badeausflug wird uns noch eine Zeit lang in Erinnerung bleiben. Übrigens: die Ortsbesichtigung schlossen wir noch an und landeten bei einem sehr gemütlichen Heurigen.

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Nur vier Finger
von Sylvia Reim, 2483 Ebreichsdorf (Österreich)

Sie schloss die Autotür auf und warf die Schlüssel auf den Sitz und verriegelte die Tür von innen und schlug sie zu. So einfach würde ihr der Mistkerl nicht davon kommen. Diesmal nicht. Diesmal würde er sich ganz sicher nicht in seine blöde Karre setzen und in übelster Machomanier einfach davonbrausen, nur um sich nicht stellen zu müssen, nur um nicht darüber reden zu müssen. Und sie mussten reden. Sie waren nun seit beinahe einem Jahr zusammen. Und zwar so zusammen, wie man es nur sein kann. Zwischen ihnen gab es diese Art von Liebe, von der sie seit ihrem fünfzehnten Geburtstag geträumt hatte. So mit ein wenig über dem Boden schweben, mit permanent glasigen Augen, mit Knien die immer wieder so weich wurden, als würde man kurz vor einer unaufschiebbaren Miniskusoperation stehen. Nur gab es keinen Alltag zwischen ihnen. Den hatte er mit seiner Frau. Auf einer dieser superlangweiligen Parties war es gewesen, als sie ihn das erste Mal sah. Sie hatte sich den halben Abend über schon mit unzähligen, belanglosen bla-bla-Gesprächen gemartert, minütlich hatte sie sich gefragt, warum um Gottes Willen sie überhaupt hierher gekommen war. Und dann stand er vor ihr. Es war nicht so, dass sie völlig von seinem Aussehen überwältigt gewesen wäre. Er sah ganz nett aus, aber keinesfalls so, dass einem gleich der Puls in die Höhe schnellte, die Zunge am Gaumen klebte und die Hände feucht wurden. Nein, es waren vielmehr seine Hände auf die sie ab der ersten Sekunde starrte. Um genau zu sein, auf seinen Mittelfinger. So peinlich das auch war, sie musste die ganze Zeit während ihres ersten, kurzen Gespräches auf diesen langen, schlanken, säuberlichst manikürten Finger starren. All die Gedanken die ihr spontan dazu einfielen, ließen dann doch ihren Puls auf unendlich hinaufschnellen. Noch heute fragte sie sich, wie es möglich war, dass ihr der Finger daneben nicht ins Auge gestochen war. Gleich der daneben. Der Ringfinger. Auf dem er einen Ring stecken hatte, einen feinen goldenen Ring. Unverkennbar ein Ehering. Noch heute fragte sie sich, ob ihr Unterbewusstsein diesen Finger einfach ausgeblendet hatte. Sie hatte diese unglaublich schönen Hände gesehen, den dominanten Mittelfinger, aber verdammt nochmal keinen Ringfinger. Bei ihrem zweiten Treffen hatte er ihn dann nicht mehr am Finger gehabt, den Ehering. Und so hatte sie erst Wochen später erfahren, dass er verheiratet war. Und heute mussten sie genau darüber reden. Ob ja oder nein. Sie mussten reden.

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Abschied
von Bodyguard©, 52222 Stolberg (Deutschland)

Sie schloss die Autotür auf und warf die
Schlüssel auf den Sitz und verriegelte
die Tür von innen und schlug sie zu

Ruhe !
Sicherheit !
Macht !

tschau, du geheimes himmelbett.
leb wohl, erste liebe.
bye, gelenkte unabhängigkeitsrundung.
stöckelschuhhasser und rockliebender,
machs gut, du unberechenbarer.
sicher hab ich noch gedanken an dich, und die werde ich noch lange haben,
jedes Mal , wenn ich "deinesgleichen" sehe.
aber ich brauch dich nicht mehr... nein ich will nicht mehr !
ich will endlich sicherheit... will endlich wissen was das leben mir bieten kann.
ich hätte auf meine eltern hören sollen ! die haben von anfang an gesagt, das du
nix für mich bist. sie waren enttäuscht ! besonders mein vater , der dich verachtend "käfer" genannt hat.
als trinker warst du bekannt ! ich hab dich nie so gesehen. es gab andere aussichten !, die waren grösser hätten mehr platz in ihrem herzen gehabt ! mir kam es nie auf klamotten und schnickschnack an . du warst fast nackt, aber du warst mein !
ich war trotzig , hab dich stolz vor jeder schranke* geschützt und oft noch "öl auf's feuer" gegossen.
ja wir waren gleich geschaltet* ich kannte deinen gang und das über jahre .... selbst leute die gerne etiketten für ne nummer kleben , konnten uns nicht trennen.
ich habe es heute und für mich entschieden !
fühl dich ruhig von mir "erpresst"
vielleicht hab ich dich irgendwann mal in der hand.... so als cola dose ...
ich wünschte es mir !
einmal DICH ! in MEINER ! hand

der schrottplatzbesitzer drückt mir 50 euro in die hand und grummelt in sich ,während du immer unwichtiger und kleiner wurdest.

ICH bin frei !!....?

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Mein Chef ein Chaot.Eine Gewürzmischung ohne Demut.
von Rosmarie Schumacher, 53518 Wimbach (Deutschland)

Hektik, Ärger, Chaos, noch mehr Papier, noch mehr Hektik, noch mehr Termine. In meinem Job habe ich mir ein dickes Fell und langen Atem zulegen müssen.

Wie immer hatte ich seine zwischen Tür und Angel zugerufenen Anweisung ausgeführt. Auf Grund jahrelanger Erfahrung meinte ich zu wissen was gemeint sein könnte, weil ich aufgrund seiner Anweisung nicht ganz sicher war.
So hatte ich einen riesigen Blumenstrauß, fünfunddreißig dunkelrote Rosen bestellt und gleich mit einer Karte mit dem Satz: " Schatzi, es war eine schöne Nacht "seinem Altargeschenk – seiner Ehefrau - bringen lassen.
Bevor ich jedoch mit ihm reden konnte, sein Terminkalender platzte aus allen Nähten,
die Schreibtischplatte mit unzähligen Spickzettel belegt, so dass die schöne Glasplatte nicht mehr ersichtlich war, explodierte nach einer Stunde die Bombe.
" Ich muss sofort meinen Mann sprechen". Wie eine Furie lief Frau Fiebisch mit ihrem wehenden schwarzen, langen Mantel an mir vorbei, direkt in das Allerheiligste.
Während ich Regale durchforstete hörte ich sie kreischen:
" Was fällt dir ein, mir einen Blumenstrauß schicken zu lassen, der für dein Betthäschen bestimmt ist. "
Und ohne Unterbrechung ging es mit erhobener, schriller Stimme weiter: " Jetzt weiß ich wenigsten warum du diese Nacht nicht nach Hause gekommen bist."
Den Schlag in sein Gesicht konnte ich förmlich spüren.
Bevor sie völlig durchdrehte, setzte ich mich in Bewegung: " Entschuldigung für die Störung, aber..." bevor ich meine Worte zu ende sprechen konnte, rannte sie mit erhobenem Kopf an mir vorbei mit den Worten:" Ihr werdet sehen, was ihr davon haben werdet", dabei fiel ihr vernichtender Blick auf mich.
Endlich erwachte mein großer Boss aus seiner Starre und rannte schwerfällig hinter ihr her.
" Carla, bitte lass uns in Ruhe darüber reden", hörte ich ihn geradezu flehentlich rufen.
Als ich aus dem Fenster blickte, sah ich beide auf den Autostellplätzen. Sie schloss die Autotür auf, warf die Schlüssel auf den Sitz und verriegelte die Tür von innen. Und mein Chef? Wie ein kleiner Junge, rüttelte er an der Tür, klopfte an das Seitenfenster bis sie mit kreischenden Rädern davon düste.
Für den Bruchteil einer Sekunde bekam ich Schuldgefühle. Aber wirklich nur für eine kleine Sekunde.
Denn für die nächste Zeit wird er ein dickes Fell und langen Atem brauchen.

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Gemütlicher Abend mit Folgen
von Polarlicht, 9315 Neukirch-Egnach (Schweiz)

Müde kam Sie von der Arbeit nach Hause. Sie hatte wieder einmal einen strengen Tag hinter sich und sehnte sich eigentlich nur noch danach, einen friedlichen und ruhigen Abend zu verbringen. Warum hatte sie sich auch ausgerechnet an diesem Abend mit diesem Typen verabredet? Sie kannte ihn ja so gut wie gar nicht. Trotzdem würde er sie schon in ungefähr zwei Stunden bei ihr zu Hause abholen. Doch sie war so müde, dass sie beschloss, bis dahin noch etwas zu schlafen.
Sie war gerade fertig für den Ausgang, da läutete es auch schon an der Türe.
Mittlerweile hatte sie auch keine Zweifel mehr, und sie freute sich auf einen gemütlichen Abend zu zweit.
Da sie beide noch nicht zu Abend gegessen hatten, gingen zuerst in ein gemütliches, kleines Restaurant, wo sie bei einem Glas Wein etwas assen und sich etwas näher kennenlernten.
Danach gingen sie weiter in eine Bar, in der sie den Rest des Abends verbrachten, und über Gott und die Welt sprachen. Während sie so dasassen und redeten, holten sie abwechslungsweise immer wieder etwas zu trinken. Aber am späten Abend dann, als sie ihn bat sie nach Hause zu fahren, merkte sie, dass er während des ganzen Abends viel zu viel getrunken hatte, um noch Auto fahren zu können. Vorsichtig versuchte sie ihm das beizubringen, doch er lachte nur und meinte, dass er noch ohne Probleme nach Hause komme. Einen Moment lang wusste sie nicht recht, was sie jetzt machen sollte. Selber fahren konnte sie ja auch nicht mehr fahren und wenn sie für sich ein Taxi bestellen würde, führe er bestimmt alleine nach Hause, was sie auch nicht wollte. Aber sie wusste auch, dass sie ihn nicht überzeugen konnte, an diesem Abend nicht mehr ins Auto zu steigen. Die Situation war wirklich verzwickt. Als sie dann aber zum Auto gingen und er die Schlüssel in seine Hand nahm, kam ihr plötzlich eine Idee: Ehe er sich versah, riss sie ihm die Schlüssel aus der Hand und lief zum Auto. Sie schloss die Autotür auf und warf die Schlüssel auf den Sitz und verriegelte die Tür von innen und schlug sie zu.
Zufrieden stand sie nun vor dem Auto und er wusste im ersten Moment nicht, wie er reagieren sollte. Seine Schlüssel waren im verschlossenen Auto und den Ersatzschlüssel hatte er zu Hause. So blieb ihm schlussendlich nichts anderes übrig, als mit ihr ein Taxi zu nehmen, und das Auto am nächsten Tag zu holen. Im nachhinein war er ihr aber wirklich dankbar für ihren Einfall und er holte sie in der nächsten Woche zur gleichen Zeit wieder ab.

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