»Sie mögen sich die Köpfe spalten, (…) Doch nur zu Hause bleib’s beim alten«, steht schon im Faust. Und hätte es da draußen im Jahre 2016 nicht so viele Idioten gegeben, hätte alles so schön sein können. Noch besteht wenige Hoffnung, dass deren Zahl 2017 abnimmt.
Dennoch wünschen wir Ihnen ein gutes, gesundes, glückliches und friedvolles Jahr 2017 mit unserem traditionellen persönlichen literarischen Jahresrückblick auf 2016.
Januar 2016
Egal, ob Sie Ihre Papierbücher und E-Books noch selbst halten, Flätzbag oder Buchsitz verwenden: Vieles im Jahre 2016 zieht sich durch oder kommt wieder. Natürlich ist das für uns Jack London, von dem später noch die Rede sein wird, doch selbst das Thema »Bücher verschenken« beschäftigt fast das ganze Jahr Richter und Rechtsanwälte.
Regelmäßig weisen wir auf kostenlose E-Books hin. Im Januar verschenken der Bastei Lübbe Verlag und Amazon den Dan-Brown-Bestseller »Illuminati«. Eine Werbe- und Verschenkaktion, wie sie alltäglich geworden ist. Doch dass sich gerade diese beiden Großen zusammentun, das gefällt der Buchgenossenschaft eBuch gar nicht. Das Verschenken von Büchern sei illegal, postuliert man dort und zieht vor Gericht. Aufgrund der Preisbindung dürfen Bücher – und seit September 2016 nun auch offiziell E-Books – nicht teurer oder günstiger angeboten werden als vom Verlag festgelegt, doch das Verschenken bleibt legal, meinen die Gerichte. Das hält eBuch jedoch nicht davon ab, weiterhin rechtmäßige Buchgeschenke abzumahnen. Sogar die Preisbindungstreuhänder der Buchverlage warnen daher im Dezember 2016 vor eBuch. Doch die juristische Auseinandersetzung dürfte auch 2017 weitergehen.
Es zieht sich vieles durch im Jahre 2016, und daher verschenken auch wir im Oktober 2016 zum Filmstart von »Inferno« ein Buch von Dan Brown.
»Mein Kampf« ist nun legal erhältlich, in einer kommentierten Ausgabe. Doch leider ist sie schnell ausverkauft, sodass windige Geschäftemacher viel Geld dafür wollen.
Also erst mal runterkommen und Pause machen und die gleichnamige App starten. Denn der Ruf der kanadischen Wildnis erklingt und der erste Schnee fällt.
Februar 2016
Ein ganz Großer ist viel zu früh gegangen: Roger Willemsen stirbt im Alter von 60 Jahren. Ein Nachruf.
Die Nachricht erreicht literaturcafe.de-Herausgeber kurz vor seiner Kanada-Reise. Der E-Reader ist schon eingepackt.
Der Gerlinger Lyrikpreis startet zum ersten Mal.
Auf geht es nach Kanada! Schlittschuhlaufen mitten durch die Hauptstadt. Und ein Blick in örtliche Bibliotheken, Antiquariate und Buchhandlungen und deren Umgang mit Self-Publishern.
Kanada und der Yukon waren großartig! Klar, einiges mag im Jahre 2016 nicht so toll gewesen sein, doch wir helfen mit vielen Tipps, wie zumindest Autoren mit negativer Kritik umgehen sollten.
März 2016
März? Klar: Leipziger Buchmesse! Das Bühnenprogramm des literaturcafe.de ist erneut hochkarätig besetzt: Florian Kessler, Tilman Rammstedt, Anna Galkina, Dora Heldt, Markus Naegele, Peter Stamm, Nina George, André Hille, Rainer Dresen und andere.
Vor der Reise nach Leipzig kann man im literaturcafe.de die Reise zu Jack London verfolgen. Mit dem Flugzeug, dem Auto, per Hundeschlitten und auf Schneeschuhen: Eine rund 15-minütige Videoreportage aus dem Yukon, wo heute noch die Hütte von Jack London zu finden ist – zumindest eine Hälfte davon.
Und dann auch noch das: Das Lesen auf E-Readern sei nicht unbedingt förderlich für den guten Schlaf. Echt jetzt? Oder im Grunde nur eine Marketing-Aktion, um uns künftig E-Reader mit anderem Licht verkaufen zu können?
April 2016
Auch Buchpreise kehren immer wieder. Malte Bremer und Wolfgang Tischer schauen sich den belletristischen Gewinnertitel des Preises der Leipziger Buchmesse an: »Frohburg« von Guntram Vesper. Die Meinungen sind geteilt.
Unter dem Originaltitel 11/22/63 wird das Stephen-King-Buch, das im Deutschen den Titel »Der Anschlag« trägt, zu einer Fernsehserie. Da nicht jeder Bezahlfernsehen hat, empfehlen wir das ungekürzte Hörbuch, das David Nathan eingelesen hat. Zwischenzeitlich – und wieder schließt sich ein Kreis – ist die Serie auf Blu-ray und DVD zu haben.
David Gray macht sich Gedanken über die Inspiration.
Ein weiterer Schock für die Verlagswelt: Die VG-Wort-Auszahlung an die Verlage ist widerrechtlich! Die Verlage müssen den Autorinnen und Autoren das Geld zurückzahlen. Im literaturcafe.de haben wir die Lage erläutert und drei mögliche Lösungswege aus der Konfliktsituation aufgezeigt und prophezeit, dass mit Hilfe der Politik das Ungesetzliche ins Gesetzliche gewandelt werden wird. So wird es später im Jahr auch kommen.
Der preisgekrönte Podcast des literaturcafe.de sendet wieder! Denn Podcasts – also radio-ähnliche Audio-Inhalte zum Download – sind 2016 wieder schwer im Trend. Mit einem neuen Konzept sind Fabian Neidhardt und Wolfgang Tischer wieder regelmäßig zu hören.
Die Preisbindung für E-Books soll also offiziell kommen. Doch schafft sie nicht neue Schlupflöcher zur Umgehung?
Mai 2016
Wirklich neu ist, dass Amazon das E-Reader-Sortiment nach oben erweitert – also in erster Linie in Sachen Preis. Der von uns ausführlich getestet Kindle Oasis ist ohne Frage ein toller E-Reader – aber eben auch ein teuer. Für wen ist dieses Gerät gedacht und gemacht?
Während Amazon ein Lesegerät für viel Geld auf den Markt bringt, wird das Geld für die gestrichen, die mit dazu beigetragen haben, dass sich Amazons Reader gut verkauft haben. Die Vermittlungsprovision für E-Reader wird radikal zusammengestrichen. Harte Zeiten für alle Websites, die mit den Amazon-Links gut verdient haben. Wir haben dort nachgefragt.
Wie hat Self-Publishing Leser, Autoren und Verlage verändert? Eine vieldiskutierte Übersicht – auch wenn sie von einigen nicht ganz gelesen wird.
Unterleuten – so der gefühlte Eindruck – war ein Buch, das 2016 viel gelesen und besprochen wurde, auch bei uns.
Der Bachmann-Preis wird im Juli zum 40. Mal vergeben, im Mai werden die Lesenden verkündet und Doris Brockmann blickt auf das Jubiläumsjahr und die Autorenvideos.
Eines ist auch im Rückblick sicher: Die Tschick-Verfilmung wird später in diesem Jahr noch folgen, doch das literarische Filmhighlight des Jahres 2016 ist der bewegende Film »Vor der Morgenröte« von Maria Schrader. Ein herausragender Josef Hader als Stefan Zweig.
2016 ist nicht nur der 100. Todestag von Jack London, sondern auch der von Marie von Ebner-Eschenbach. Die Literaturkritikerin und Biografin Daniela Strigl im Gespräch über die österreichische Autorin. Anschließend liest Wolfgang Tischer ihren größten Hit: Krambambuli.
Juni 2016
Auch »Agnes« wird verfilmt. Die visuelle Adaption des Peter-Stamm-Romans ist ebenfalls sehr überzeugend. Künftig werden Abiturienten auch diesen Film ansehen (müssen). Neuer Stoff fürs Abitur ist da. Wir sprechen mit Hauptdarstellerin Odine Johne.
Wie aber hältst du es mit dem Kopierschutz? Fabian Neidhardt antwortet Nina George.
Audio wird zu Video: Aus Klagenfurt wird diesmal zu hören sein.
Der Buchhandel diskutiert derweil über die eigene Buchverkaufsplattform Buchhandel.de, und Wolfgang Tischer analysiert die Fehler, die man mit dem Portal gemacht hat. Ja, man muss zwischenzeitlich in der Vergangenheitsform schreiben, denn Ende Januar 2017 wird die Shop-Funktion des Portals abgeschaltet.
In Klagenfurt eröffnen Ende Juni die 40. Tage der deutschsprachigen Literatur, und Doris Brockmann und Wolfgang Tischer berichten täglich.
Juli 2016
Der Bachmannpreis 2017 geht schließlich an Sharon Dodua Otoo und Klaus Kastberger ist 2016 erneut beliebtester Bachmann-Juror.
Peter Hakenjos fragt sich derweil, wo Altenromance und Altenliteratur bleiben. Es gibt dazu viele Kommentare und auch viele Buchtipps.
Erneuter Kinobesuch, diesmal hat Steven Spielberg Roald Dahls Kinderbuch »Sophiechen und der Riese« verfilmt und keine Angst vor sexistischen Interpretationen und Furzwitzen.
Kurz nach dem Bachmannpreis ist von Isabelle Lehn »Binde zwei Vögel zusammen« erschienen.
August 2016
In Wolfenbüttel trifft man sich zur Self-Publishing-Werkstatt. 2017 wird Self-Publishing an der Bundesakademie im Mai erneut Thema sein. Man kann sich bereits anmelden.
Statt ins Kino zugehen, schieben wir diesmal eine Blu-ray ein und schauen »Ein Mann namens Ove«. Gelesen wird stattdessen die »Bühlerhöhe«. Nach der durchwachsenen Rezension schreibt jemand: »Das Buch könnte meiner Mutter gefallen«. Recht hat sie!
Regelmäßig schauen wir in diesem Jahr auch wieder das neue Literarische Quartett im ZDF. Bösewicht Biller wird immer unverzichtbarer.
Ganz andere Arten von Lesekreisen versorgt unterdessen dtv mit Material.
September 2016
Wir fahren in die Schweiz und schauen uns die eidgenössische Literaturdiskussionssendung »Literaturclub« an, sprechen mit Moderatorin Nicola Steiner und mit der Literaturkritikerin Elke Heidenreich.
Ein weiterer Buchpreis wirft seine Reader aus: der Deutsche Buchpreis. Malte Bremer schaut sich die Leseproben genau an und gibt am Schluss eine treffende Prognose ab, wer denn im Oktober den Preis erhalten wird.
Außerdem ist es endlich offiziell: Die Preisbindung gilt auch für E-Books – aber gilt die Preisbindung auch für Self-Publisher?
Wieder ins Kino, die Tschick-Verfilmung ansehen. Ja, die ist ganz ok.
Weitaus beeindruckender und faszinierender ist jedoch ein Computerspiel, das 2016 für Xbox One und PlayStation4 neu aufgefrischt wurde: Dear Esther – ein erzählerisches Meisterwerk.
Und noch ein Preis, noch eine Shortlist, die es zu begutachten gibt: Mit dem Storyteller Award sucht Amazon zum zweiten Mal den Super-Self-Publisher. Malte Bremer findet die Kurzliste jedoch alles andere als preiswürdig.
Oktober 2016
Die persönliche Beratung durch die freundliche und kompetente Buchhändlerin? Oder die leblos-lieblose Empfehlung durch Computeralgorithmen? Eine Studie zeigt, dass immer mehr den Rechner als Tippgeber bevorzugen.
Im Kino wird wieder einmal eine Verfilmung des Märchens »Das kalte Herz« präsentiert. So recht mag sie uns nicht erwärmen und es stellt sich die Frage, für wen sie überhaupt gemacht wurde.
Oktober ist Buchmessemonat, diesmal Frankfurt. Am Montag vor der Messe wird zunächst einmal der Deutsche Buchpreis vergeben. Der geht an Bodo Kirchoff. Ist das preiswürdig? Die einen Sagen so, die anderen so.
November 2016
Das Jack-London-Jahr neigt sich dem Ende entgegen und sechs Menschen lesen einen neu übersetzten London-Roman.
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Donald Trump wird zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. Auch Stephen King ist entsetzt:
Clinton won the election by 3 million votes–that's MILLION–and that idiot Trump is going to be president. What's wrong with this country?
— Stephen King (@StephenKing) December 22, 2016
Am 9. November 2016 verkündet King daher eine Twitter- und Facebook-Pause. Allerdings hält der Autor keine 14 Tage durch, dann ist er wieder auf den sozialen Kanälen präsent. Das ist gut so. Wir sollten Twitter und Facebook nicht den Idioten überlasen.
Das beste Buch des Jahres? »Weißes Meer« von Roy Jacobsen ist ein heißer Kandidat auf den Titel.
Dezember 2016
Ein Blick in das Lesebuch der Zeitschrift Flow lässt und noch kuscheliger auf dem Sofa liegen. Öffnen wir die Glückskekse, lesen wir eine der besten Erzählungen Jack Londons in der Neuübersetzung und überlassen wir das Jahr 2017 nicht den Idioten. Die einzigen, die diese Welt ein klein wenig besser machen können, sind schließlich wir selbst.
Bleiben Sie gesund und glücklich und dem literaturcafe.de auch 2017 gewogen! Machen Sie die Welt ein klein wenig besser!
Sehr schön zusammen gefasst (: Auf ein spannendes und schönes neues Jahr mit vielen literarischen Glanzpunkten.
LG Zauberfee