Erstmals wird im Jahr 2016 der Gerlinger Lyrikpreis der Petra Schmidt-Hieber Literatur-Stiftung vergeben. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis soll künftig alle zwei Jahre verliehen werden.
Wir sprachen mit der Initiatorin Petra Schmidt-Hieber über den Preis und was Lyrikerinnen und Lyriker bei der Einreichung beachten sollten.
Frau Schmidt-Hieber, Ihre Literaturstiftung schreibt in diesem Jahr zum ersten Mal den Gerlinger Lyrikpreis aus. Wer kann daran teilnehmen?
Schmidt-Hieber: Da ich den Preis dieses Jahr zum ersten Mal ins Leben rufe, habe ich mich entschlossen, den Preis auf Baden-Württemberg zu begrenzen. Einreichen dürfen Autorinnen und Autoren, die nachweislich ihren Wohnsitz in Baden-Württemberg haben und Veröffentlichungen in Buchform, Literaturzeitschriften, Anthologien oder auf anerkannten literarischen Webseiten belegen können. Die genauen Modalitäten lassen sich unter gerlinger-lyrikpreis.de nachlesen.
Es gibt ja schon eine ganze Reihe an Literatur- und Lyrikpreisen. Wieso noch ein Wettbewerb?
Schmidt-Hieber: Die Anzahl der Lyrikpreise hält sich meiner Meinung nach in Grenzen. Lyrik wird wenig verlegt, gekauft und gelesen. Mein Wunsch ist es, einem Stiefkind im Bereich der Literatur etwas mehr Gehör zu verschaffen.
Was bedeutet die Lyrik in Ihrem Leben? Was macht gute Gedichte aus?
Schmidt-Hieber: Ich habe mich schon seit frühester Jugend für Gedichte interessiert, in der Schule gerne Gedichte interpretiert, vorgetragen und selbst auch Gedichte verfasst. Die Liebe zur Lyrik hat mich mein Leben lang begleitet.
Die Wertung von Gedichten ist sehr subjektiv. Ich kann mehr mit Gedichten anfangen, die nicht aus einer mehr oder weniger starken dadaistischen Aneinanderreihung von Wörtern oder Bildern bestehen. Die Bilder, Metaphern, Symbole und Assoziationen sollten einen gewissen Zusammenhang erkennen lassen.
Haben Sie unter den zeitgenössischen und auch nicht mehr lebenden Lyrikerinnen und Lyrikern Favoriten?
Schmidt-Hieber: Ja, mehrere. Ulrike Almut Sandig, Nico Bleutge zum Beispiel oder die »grande dame « der zeitgenössischen Lyrik, Friederike Mayröcker. Auch ihr verstorbener Lebensgefährte Ernst Jandl. Bei den älteren faszinieren mich Ingeborg Bachmann, Gottfried Benn, Bertolt Brecht, Hans Magnus Enzensberger, Else Lasker-Schüler, Georg Trakl, auch Rainer Maria Rilke. Bei den Franzosen gilt meine Verehrung Verlaine, Baudelaire, Rimbaud, Mallarmé, Apollinaire, Valéry und Prévert.
Zuletzt: Welche Tipps geben Sie den Autorinnen und Autoren auf dem Weg, die sich am Geringer Lyrikpreis beteiligen wollen? In der Ausschreibung ist von einem »hohen künstlerischen Anspruch« die Rede.
Schmidt-Hieber: Sie sollten sich selber treu bleiben und gängige Clichés, Bilder, Metaphern, Reimschemata vermeiden: also einfach mit der Sprache wie ein guter Jongleur, eine gute Jongleuse umgehen und spielen können.
Frau Schmidt-Hieber, vielen Dank für das Gespräch.
So nehmen Sie am Gerlinger Lyrikpreis teil
Wie bei allen Literaturwettbewerben gilt auch beim Gerlinger Lyrikpreis: Lesen Sie sich die Teilnahmebedingungen gut durch, um von vorn herein bei der Einreichung keine Formfehler zu machen. Einreichen dürfen Autorinnen und Autoren, die nachweislich ihren Wohnsitz in Baden-Württemberg haben und Veröffentlichungen in Buchform (kein Selbstverlag), in Literaturzeitschriften, Anthologien oder auf anerkannten literarischen Webseiten belegen können. Die Einreichungsfrist endet am 30. April 2016. Die weiteren Kriterien sind auf der Website gerlinger-lyrikpreis.de nachzulesen.
Über die Gewinnerin oder den Gewinner entscheidet eine fünfköpfige Jury, der auch literaturcafe.de-Herausgeber Wolfgang Tischer angehört.