Der Rideau-Kanal im kandischen Ottawa zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe – und im Winter wird er zur längsten Schlittschuhbahn der Welt, denn dann friert der Kanal auf 8 km zu.
Folgen Sie daher Wolfgang Tischer zunächst aufs Eis, wo er Biberschwänze isst. Danach besucht er Liam McGahern, der ein Antiquariat betreibt und der zwei Erstausgaben von Jack London vorrätig hat.
Natürlich sind das keine echten Biberschwänze, sondern eine Art platter Berliner Pfannkuchen mit Zimt und Zucker oder Ahornsirup. Dabei sehen die Dinger fast wie Schnitzel aus. Selbst Amerikas Präsident Obama hat sich bei einem Kanada-Besuch einen Beavertail gekauft. In der eisigen Kälte schmecken die Dinger natürlich besonders gut, auch wenn sie nicht lange warm bleiben.
Menschen mit Schlittschuhen prägen im Winter das Stadtbild von Ottawa. Wenn sie die Kufen auf dem Kanal nicht angeschnallt haben, tragen sie sie beim Stadtbummel über der Schulter. Wer am Kanal wohnt, der nutzt ihn als Transportweg. Sensationelle 58 Tage war der Kanal in der letzten Saison zugefroren.
Eröffnet wurde der künstliche Wasserweg 1832, und er verband Montreal und Kingston, um während der britischen Kolonialzeiten möglichen Angriffen der US-Amerikaner zu entgehen und unabhängig vom an der Grenze liegenden Sankt-Lorenz-Strom zu sein.
Nach dem Schlittschuhlaufen besucht Wolfgang Tischer das Antiquariat Patrick McGahern, das 1969 gegründet wurde. Heute führt Patricks Sohn Liam dort die Geschäfte. Wobei wir, sagt Liam, darüber gerade noch diskutieren. Das Antiquariat hat sich auf kanadische Geschichte spezialisiert, auf die Arktis-Region, auf die Ureinwohner, den Pelzhandel und die Militärgeschichte.
Mehr oder weniger zufällig sind derzeit zwei amerikanische Erstausgaben von Jack London auf Lager: »Jerry of the Islands« und »Love of Life«. Eines stammt aus dem Jahre 1917, das andere von 1907. Somit erschien »Love of Life« noch zu Lebzeiten Londons.
Nach seinen London-Leseerfahrungen gefragt, höre ich auch von Liam die übliche Geschichte: Den »Ruf der Wildnis« habe er natürlich zu Schulzeiten gelesen, doch das war es dann auch. Er sei eben mehr der Typ für geschichtliche Bücher und weniger fürs Literarische.
Manno – bei deinem Biss in die Biberschwänze läuft einem ja das Wasser im Mund zusammen …
Weiterhin gute Reise!