| Hier lesen Sie die besten Beiträge der achten Runde (September '02 - Oktober '02), die unseren Autorinnen und Autoren zu einem Satz von Milan Kundera eingefallen sind. Der Satz stammt aus dem Roman »Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins«. Fischer Taschenbuch 5992. ISBN 3-596-25992-4. 9,90 EUR: |  | Wollen Sie sich nicht etwas stärken vor dieser schweren Arbeit? Verschmähte Kunst von Georg Fahrenhorst, 04668 / Grimma (Deutschland) Der Schädelbasisbruch kam, Am Ende der Straße Gleich dreieinhalb Zentimeter Vor der rot-braun gestrichenen Mauer.
Zehn Meter und einskommazwei Sekunden Brauchte der bis zu dem Moment Des recht intensiv scheinenden Treffens Mit dem in neon-gelb gestrichenen linken Kotflügel des Möbeltransporters Noch zum schon gar nicht mehr ästhetisch Ausschauenden Körper unter dem linken Vorderrad gehörende Kopf, Bis er nach grazilem Flug mit Lautem Getös Doch dann in stiller Andacht Die Arbeit des verdutzt dreinschauenden Malers bewunderte.
Sie schien ihm nicht zu gefallen, Denn er ergoß eine gräulich-klebrige Masse, Die, sich verselbständigt, mit Beträchtlicher Geschwindigkeit die Dreieinhalb Zentimeter überwand, Um das Werk des Künstlers zu ruinieren.
Wäre nicht just in diesem Augenblick Das linke Auge dem Maler mit Vorwurfsvollem Blick Entgegengekullert, Hätte er sicher diese Schändung interveniert.
So blieb dem Gedemütigten nur die Möglichkeit, Den mittlerweile an seiner, Aufgrund inzwischen fehlenden Gehirns, Offensichtlich unüberlegten Mutigkeit zweifelnden Störenfried mit gezieltem Tritt In die Schranken zu weisen, Wo der bereits herannahende Zug die Ohnehin schon gespaltene Persönlichkeit Diese ein zweites mal auf Metaphorisch-physischem Wege Inszeniert hätte, Wäre nicht der sich zum Protest öffnende Mund an der gleichförmigen Schuhsohle des Künstlers steckengeblieben.
Welch ein Glück, daß ich heut Zwei mal rot-braun kleckerte! Sagte der Maler, als er Müde vom anstrengenden Tage Seine Schuhe dreieinhalb Zentimeter vom Bette Abstellte und nur einskommazwei Sekunden später In wollige Träume verfiel um sich Von dieser schweren Arbeit etwas zu stärken. Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers Das Erbe von Birgit Wagner, 50674 Köln (Deutschland) Müller war froh. Endlich wieder einen Auftrag. Er pfiff vor sich hin und drehte mit seiner rechten Hand an dem Knopf seines Autoradios. "Immer nur Nachrichten, eine schlechter als die andere. Eh, gibt's hier keine Musik mehr? Er drückte einen anderen Knopf, doch wieder ertönte einen Sprecherstimme: "Immer noch unaufgeklärt die Einbruchsserie ... Banküberfall in ... Täter konnte fliehen ..." Müller schlug mit der Faust gegen das Radio und brachte es zum Schweigen. "Kann es nicht mehr hören, nur Geld, Geld, Geld. Wird immer schlimmer. - Ah, da ist es ja." Er lenkte seinen LKW in eine kleine Stichstraße und hielt vor Nr. dreizehn. "Nicht schlecht dieses Unwesen", murmelte er und musste über seine Wortschöpfung lächeln. Die Tür wurde ihm von einem jungen Mann geöffnet, der sich als Sohn des Verstorbenen vorstellte. "Wissen Sie, mein Vater interessierte sich für das alte Griechenland, ein richtiger Fanatiker." Dabei zeigte er auf die lebensgroßen Statuen, die eng nebeneinander standen und das ganze Foyer ausfüllten. "Wollen Sie sich vielleicht mit einem Kaffee stärken vor dieser schweren Arbeit?" Müller schüttelte den Kopf. Solche Figuren hatte er noch nie gesehen. Fasziniert betrachtete er eine nach der anderen. "Und die wollen sie wirklich los werden?" "Es handelt sich hierbei um das gesamte griechische Pantheon, ein Millionenschatz. Aber je schneller sie weg sind desto besser." Einen ganzen Tag brauchte Müller bis er alle Statuen verpackt und in seinem LKW verstaut hatte. Zum Schluss gab ihm der junge Mann noch ein Tongefäß mit einem Deckel. "Das gehört noch dazu. Aber bitte nicht öffnen, der Käufer weiß Bescheid." Kaum saß Müller im Wagen, packte ihn die Neugier. "Das merkt doch keiner, wenn ich da mal rein schau", beruhigte er sich selbst. Er öffnete den Deckel und schaute hinein. Nichts war zu sehen. Während er darüber nachdachte, was es mit diesem Gefäß auf sich hatte, kroch ein unbekanntes Gefühl in ihm hoch. Er gab Gas und raste mit seiner wertvollen Ladung in die Nacht. Später als man ihn verhörte, gab er zu Protokoll, dass er nicht mehr er selbst gewesen wäre und nicht verstehen könnte, weshalb er die Ladung nicht ausgeliefert hätte. Als der junge Mann von dem Vorfall hörte, veranlasste er, dass das Gefäß in einen Safe geschlossen wurde. Es sollte nicht noch weiteren Schaden anrichten. Die Menschen sind immer noch dieselben. Heute und vor 2500 Jahren. Die Büchse der Pandora hat immer noch ihre Wirkung. Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers Der Weg von Katrin Klink, 76131 Karlsruhe (Deutschland) Wollen sie sich nicht etwas stärken vor dieser schweren Arbeit? Sie seufzte beim Gedanken an das, was sie noch erwartete, sagte nein danke und machte sich auf den Weg. Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers Ein begehrter Mann von Annette Paul, 21614 Buxtehude (Deutschland) "Wollen Sie sich nicht etwas stärken von dieser schweren Arbeit?", fragte Inge und lächelte schüchtern. Sie bot dem Mann Sekt und Häppchen an. Zwei Stunden hatte sie in der Küche sein Essen vorbereitet. Seit er vor drei Wochen zugesagt hatte, hatte sie ihren Kopf zermartert, wie sie ihn bei Laune halten konnte. Schließlich brauchte sie ihn. Ohne ihn kam sie nicht zurecht. Sie, eine schwache, alleinstehende Frau. Und sie würde ihn noch öfters benötigen. Sie würde alles tun, um ihn zu halten. Lange hatte sie gesucht, um so einen zu finden. Ihr Bruder hatte sie gewarnt, gemeint ihre Chancen wären schlecht. Sie wäre ein hoffnungsloser Fall. Aber Inge hatte nicht aufgegeben. Hartnäckig hatte sie es immer und immer wieder versucht. Einen nach dem anderen angerufen. Es gab nur noch wenige. Und alle rissen sich um sie. Aber irgend jemand musste doch ihr altes Häuschen sanieren. Endlich hatte sie diesen Zwei-Mann-Betrieb gefunden. Der Meister hatte Mitleid mit ihr gehabt und ihr seinen Gesellen geschickt. Der Maurer schob sich das letzte Kaviarschnittchen in den Mund, dann ging er wieder an das Werk. "Wollen Sie sich nicht etwas stärken von dieser schweren Arbeit?", fragte Inge und lächelte schüchtern. Sie bot dem Mann Sekt und Häppchen an. Zwei Stunden hatte sie in der Küche sein Essen vorbereitet. Seit er vor drei Wochen zugesagt hatte, hatte sie ihren Kopf zermartert, wie sie ihn bei Laune halten konnte. Schließlich brauchte sie ihn. Ohne ihn kam sie nicht zurecht. Sie, eine schwache, alleinstehende Frau. Und sie würde ihn noch öfters benötigen. Sie würde alles tun, um ihn zu halten. Lange hatte sie gesucht, um so einen zu finden. Ihr Bruder hatte sie gewarnt, gemeint ihre Chancen wären schlecht. Sie wäre ein hoffnungsloser Fall. Aber Inge hatte nicht aufgegeben. Hartnäckig hatte sie es immer und immer wieder versucht. Einen nach dem anderen angerufen. Es gab nur noch wenige. Und alle rissen sich um sie. Aber irgend jemand musste doch ihr altes Häuschen sanieren. Endlich hatte sie diesen Zwei-Mann-Betrieb gefunden. Der Meister hatte Mitleid mit ihr gehabt und ihr seinen Gesellen geschickt. Der Maurer schob sich das letzte Kaviarschnittchen in den Mund, dann ging er wieder an das Werk. Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers Etwas stärken von Mina Maran, 38110 Braunschweig (Deutschland) "Wollen Sie sich nicht etwas stärken von dieser schweren Arbeit?" Tief zuckte sie zusammen. Sie war konzentriert und ganz außerhalb der Realität gewesen und musste sich ihrer Umgebung erst wieder bewusst werden. Das Haus kostete Nerven, die ihr für die kleinsten Geschehnisse fehlten. "Entschuldigung, habe ich Sie erschreckt?" Er konnte nichts dafür, und so schob sie ein freundliches Lächeln vor ihren nackten Ausdruck, "ein bisschen. Schleichen Sie sich doch nicht so ran." Er lächelte ebenfalls, groß und sicher. "Hier, frische Brötchen." "Danke, aber ich möchte erst fertig werden." "Nichts da, Pause für die Bauherrin." Er hatte Recht, sie brauchte eine Pause, aber nicht nur für zehn Minuten, sondern für zehn Tage. Sie arbeitete zu viel. Wenn sie ihm zu lange in die Augen sah, würde das Selbstmitleid aufwachen. Sein Blick wirkte mitfühlend, und das verwirrte sie. Also drehte sie sich wieder zur Wand, "der Kleber ist angerührt und meine Hände sind sowieso dreckig." In einem winzigen Tagtraum trat er hinter sie, fasste ihre Handgelenke und zog sie von den Fliesen weg. Er brachte sie mit Aufmerksamkeit zum Weinen und Lachen, wischte ihr die Hände sauber, gab ihr das Brötchen und flieste die Küchenwand für sie weiter. Sie erzählte ihm von ihrem inneren Stress, der anstrengender war als jede körperliche Arbeit. Sie fasste ihr ganzes Unwohlsein in Worte: das Gefühl, vernachlässigt zu werden, und ihre Schwäche, nicht alles zu schaffen. So viel Mühe sie sich auch gab, sie war nicht so stark wie sie sein wollte. Und sie bekam nicht die Hilfe, die sie brauchte. Sie legte ihm ihre Müdigkeit vor, und auf irgendeine Art tröstete er sie. Vielleicht bot er ihr seine Schulter zum Anlehnen. Doch das geschah nicht. "Ich lasse es Ihnen hier liegen", sagte der Bauleiter nur. Seine Stimme war vorsichtig, leise. Sie hörte, wie er zu den Trockenbauern ins Obergeschoss ging. Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers Hinweis: Für die Rechtschreibung und Zeichensetzung sind die Autoren selbst verantwortlich. Die Urheberrechte liegen beim jeweiligen Autor. |