| Hier lesen Sie die besten Beiträge der ersten Runde (Nov '01 - Jan '02), die unseren Autorinnen und Autoren zu einem Satz von Gao Xingjian eingefallen sind. Der Satz stammt aus der Erzählung »Fünfundzwanzig Jahre«. Sie findet sich im Fischer Taschenbuch 15183 mit dem Titel »Auf dem Meer«. Aus dem Chinesischen von Natascha Vittinghoff. ISBN 3-596-15183-X. 8,90 EUR: |  | »Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich einmal wiedersehen würde« atmete er auf und setzte sich. Nie von Antares, 48624 Schöppingen (Deutschand) Nie, nie hatte ich, erträumt dich wiederzusehen, nie vergesse ich dich, was ist geschehen? Die Spuren im Sand, für immer verweht?! Aus deinem Leben mich verbannt, jetzt ist es zu spät. du hast mich verlassen, und all diese Zeit, unendliche Ewigkeit, SIE SOLLEN JETZT VERBLASSEN?! Ich bin nicht bereit, dir voller Vertraun, in die augen zu schaun, dir jetzt zu vergeben, MEIN HERZ SOLL SICH REGEN? Sag ,hast du vergessen wie du mich verließt , ob du ,so wie ich auch mal Tränen vergießt? Ein flüstern ein Rauschen, so still wie der Wind, nie will ich es tauschen, ich bleibe dein Kind , doch so schnell zu vergeben , nach so einem Leben, ein Leben voll Schmerzen mit einsamen Herzen.... jetzt bist du zurück, DOCH WO IST MEIN GLÜCK?! Nie werde ich vergessen, was ich erlitten, nie werd ich vergessen, wie hab ich gestritten, nie werde ich vergessen, nie wird es vergehn, nie hätt ich mir ertraümt dich wiederzusehn. Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers Die Begegnung von Marion Wolf, 42657 Solingen Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich einmal wiedersehen würde, atmete er auf und setzte sich. Es wurde still in ihm. Sie begeneten sich mit offenem und klaren Blick, es war einer jener Momente, indenen sprachlos die Seele spricht. Sie spürten die noch immer tiefe Verbundenheit miteinander, ein unsichtbares Band, gewoben aus Verständnis,Toleranz, Respekt und Liebe. Die Berührung mit der Kraft dieser Liebe hatte ihn getragen,ihm die Bewegung ermöglicht, eine allumfassendere Liebe für die Menschen zu entfalten und zu spüren. Er empfand eine tiefe Dankbarkeit, ein tiefes Glücksgefühl, der Quelle dieser Kraft wieder zu begegnen. Beide genossen ganz still, mit sprachlosem Verständnis, diesen Moment diesen besonderen Zauber, bevor sie anfingen sich zu erzählen, wie sich ihr Leben seit ihrer Trennung bewegt hat. Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers Eigener Weg von Hans E. Aeschlimann, 8046 Zürich Um mir das zu sagen, setzt du dich an meinen Tisch?“ „Freust du dich denn gar nicht?“ „Nein, eigentlich nicht. Freuen ist der falsche Ausdruck. Ich bin überrascht, etwas durcheinander, aber freuen, nein, kann ich nicht sagen.“ „Ich suche dich seit Jahren. Immer wieder habe dich aus den Augen verloren. Ich sah dich in Paris, plötzlich warst du verschwunden.“ „Ich weiß, ich sah dich die Menge mit deinen Blicken durchpflügen. Bereits im Kino saß ich zufällig hinter dir. Ich verließ das Kino. Paris gehörte mir allein. Trotzdem dachte ich noch einmal über uns nach ... Du, ich, du und ich?“ „Und?“ „Nichts und ...“ „Du bist stur und gefühllos, quälend ...“ Ruckartig stand sie auf, wie bei jedem Gespräch, in dem sie in ihren Aussagen er-trank, mischte sich unter die Menge – weg war sie. Wieder war sie ihm entschlüpft, wieder hatte er sich nicht beherrschen können. Eigentlich war er ein netter Kerl. Sie kannte ihn seit Jahren. Zwei Jahre hatten sie zusammengewohnt, sich getrennt, sich wieder neu verliebt und alles gegeben um die Freundschaft und die eingeschlafene Liebe zu beleben. Vergebens. Als langweilig hatte sie die Beziehung empfunden, wie das Leben ihrer Eltern. "Brat-kartoffeln vor Sex" nannte sie das. Sie forderte mehr, und sie gab mehr; aber sie sog ihn auf. Jetzt lebte sie in Flatterbeziehungen, spielte Klavier und malte. Ihre Pinselstriche strotzten vor Lebenslust und Ausdruck. Sie spielte und malte gleichzeitig. Die Farbpa-lette hatte sie in die Tonleiter eingebracht. Die Tasten beschmiert, sie haßte schwarze Tasten. Ihre Musik war bunt. „Hast du eigentlich vergessen, was ich für dich getan habe? Du konntest dein Talent entwickeln, weil ich arbeitete und dir Türen aufriß, die du nicht einmal vermutet hat-test.“ „Und jetzt? Ich bezahlte dafür“, warf sie schnippisch dazwischen. „Ich entdeckte und förderte dich, ich habe dich in meine Ruhe gebettet, ausgebrütet und laufen gelernt. Du meinst du bist selbstständig und brauchst mich nicht mehr.“ So hatte er bei ihrem letzten Treff zu ihr gesprochen. Sie hatte nicht einmal ein Lächeln für ihn übrig. Sie baute ihr eigenes Leben. Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers Simail Samuel Sox und andere schräge Vögel: Ein Weltraumabenteuer von Jörg Joachim Stöter, 90419 Nürnberg Frob war eine Kreuzung aus dem verbreiteten Kroag-Hausroboter und einem interstellaren Bogenschützautomaten. Es fiel ihm schwer, ohne lautes Rattern auf einem der Sitzschwebekissen Platz zu nehmen. Er war nicht darauf programmiert, in dieser menschenähnlichen Pose zu verharren. Gelangweilt sortierte er ein paar tausend Dateien der ihm zur Verfügung stehenden Gehirne. Gleichzeitig malten seine drei rechten Arme Kringel in die mit Luftersatzstoffen angereicherte Kneipenatmosphäre. Seit den letzten Raumkriegen waren Kneipen wieder sehr in Mode gekommen. Durch die zwischen den Luftmolekülen unsichtbar umhergleitenden Lauschblasen hatte jeder Gast eine reelle Aussicht, seine Statements galaxieweit verbreitet zu wissen. Kellner gab es keine, nur Servicekugeln. Durch ihre glänzende Außenhülle kleinen Sonnen nicht unähnlich, schwebten sie durch den Saal. Daher stammte auch der Trinkspruch "Möge immer die Sonne über dir kreisen!" Frob war soeben vom 77. Sternenhaufen zurückgekommen. Das an sich war sehr ungewöhnlich, denn normalerweise kehrten die Besucher dieser radioaktiven Welten nur durch die Einspeisung in eine Reinkarnations-Schleuder zurück; und dann im zarten Säuglingsalter. Frob war hierher gekommen, um seinen besten Freund zu suchen. Angesichts des mürben Titanbechers vor seinen Blickprismen fragte er sich jedoch, wie lange er noch warten könne. Die Zeitbremsen stoppten zwar die Altertung der Station machenden Raumfahrer, gleichzeitig wurde aber der Zerfall bestimmter Materialien beschleunigt. Die ersten Generationen der Time-Brakes hatten für die plötzliche Verpuffung einiger im Raum schwebender Frittenbuden gesorgt. Plötzlich zeigte Frobs Lippensimulation ein Lächeln: Er hatte Simail entdeckt. Simail Samuel Sox war keiner der typischen Kneipenbesucher. Weder sprach er mit lauter Stimme, noch sorgte er mit einer der beliebten 3D-Animationen für Unterhaltung. Schweigend sog Simail an seinem Getränk, ohne jedoch den Becher zum Mund zu führen. Als einer der wenigen "Denker" in dieser Galaxie war er nicht darauf angewiesen, etwas mit den Fingern zu berühren. Er bewegte die Dinge mit der Kraft seiner Gedanken. Frob sprang auf, sein Sitzkissen pfiff durch die Kneipe davon. Das Zischen von Frobs Beschleunigungshydraulik lenkte Simail davon ab, die Tasse leerzudenken. Er umarmte seinen langjährigen Weggefährten: "Ich hätte nicht gedacht, daß ich dich einmal wiedersehen würde", atmete er auf und setzte sich. Simail wußte, jetzt würde alles in Ordnung kommen. Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers Der Besuch von Christian Faltl, A-1140 Wien Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich einmal wiedersehen würde, atmete er auf und setzte sich. Ungeachtet der Tatsache freilich, dass ich ihn mit keinem Wort oder einer Geste zum Bleiben aufgefordert hatte. Läppisch und ungeschlacht wirkte er in seinen zerbeulten Cordsamt-Hosen und dem karierten Hemd. Das war also der Mann, der vor fünfzehn Jahren an meinem Bettrand gesessen war und der nicht nur mit seinem wachen Verstand sondern auch mit seinen Händen und seinen Lippen für eine ekstatisch erstickende Atemlosigkeit sorgen konnte. Ich holte tief Atem, er schien das als Seufzen zu mißdeuten und sah mich dackeläugig an: Du bist in den Jahren noch schöner geworden. Das ist alles, was ihm nach fünfzehnjähriger Abwesenheit einfällt, dachte ich. Hast du einen Schluck Tee für mich, lud er sich für die nächste Viertelstunde ein. Nein, aber es steht noch heißes Wasser auf dem Herd, ..., nein, bloß nicht in die Küche, die Kredenz, sofort ergänzte ich den Satz, ... da kann ich dir noch eine Tasse brühen. Ich ging hinaus. Als ich seine Schritte hinter mir vernahm, stieß ich wie unabsichtlich die Küchentür mit dem Fuß zu, das gab mir ein paar Sekunden Vorsprung. Er hatte nichts bemerkt. Er watschelte brav mit der Tasse wieder ins Wohnzimmer zurück. Nein, es war unmöglich, es ihm zu sagen. Er mußte verschwinden, rasch. Die Uhr tickte gnadenlos. Was konnte ich tun, schnell. Er hasste Unordnung und Aufräumen: Ich stand auf und ging auf ihn zu, mit einer vorgetäuscht ungeschickten Bewegung fegte ich seine Teetasse von der Armlehne, sodass sie am Boden zerbrach - das Opfer musste ich bringen. Entschuldige, ich bin so ungeschickt, warte, ich muss nur schnell die Scherben aufkehren, dann bringe ich dir noch etwas Tee, murmelte ich. Nein, nein, bemüh dich nicht, ich muss ohnehin schon gehen. Er sprang auf, genau nach Plan und rief im Hinausgehen: Ruf mich doch im Büro an, 86 05 23. Die Tür fiel ins Schloss. Im nächsten Augenblick drehte sich ein Schlüssel im Türschloss, ich sah nach der Uhr. Ja, Lilly war von der Klavierstunde zurück, ich seufzte erleichtert. Lilly stürmte in die Küche: Hallo, Ma, war der Mann da bei dir? Welcher Mann, fragte ich. Na der mir gerade am Treppenabsatz entgegen kam! Lilly sah die Scherben: Was hast du denn wieder fallengelassen, Ma, und wieso hast du mein Bild auf der Kredenz auf das Glas gelegt? Es wird wohl umgefallen sein, log ich. Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers Hinweis: Für die Rechtschreibung und Zeichensetzung sind die Autoren selbst verantwortlich. Die Urheberrechte liegen beim jeweiligen Autor. |