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Kindle Colorsoft mit Farbdisplay im Test: Besser als der Paperwhite? [Mit Video]

Der Kindle Colorsoft im Test: Was taugt der E-Reader mit Farbdisplay?
Der Kindle Colorsoft im Test: Was taugt der E-Reader mit Farbdisplay?

Der Kindle Colorsoft 2024 ist Amazons erster E-Ink-Reader mit Farbdisplay. Lohnt sich der Kauf? Wie gut ist die Farbdarstellung wirklich? Wie schneidet das Gerät im Vergleich mit dem Kindle Paperwhite ab? Wir haben ein Seriengerät des Kindle Colorsoft 2024 getestet. Mit Video.

Kindle Colorsoft: Nur ein Paperwhite in Farbe?

Packung des Kindle Colorsoft mit sanftem blauen Himmel.
Packung des Kindle Colorsoft mit sanftem blauen Himmel.

Man könnte es sich einfach machen und sagen: Der Kindle Colorsoft ist ein Kindle Paperwhite mit Farbdisplay. Denn was das Gehäuse betrifft, sind die beiden Geräte absolut identisch. Der Kindle Colorsoft kommt baugleich mit einem 7-Zoll-Display. Höhe, Breite und Dicke sind ebenfalls identisch mit dem unlängst getesteten Kindle Paperwhite des Modelljahres 2024/2025 (176,7 mm x 127,5 mm x 7,8 mm). Der Colorsoft ist 5 Gramm schwerer (219 g).

Wie alle Kindle-Geräte wird der Colorsoft nur mit einem USB-A auf USB-C-Kabel geliefert.
Wie alle Kindle-Geräte wird der Colorsoft nur mit einem USB-A auf USB-C-Kabel geliefert.

Technisch und softwareseitig bietet der Kindle Colorsoft, den es zum Start nur in einer »Signature Edition« gibt, ebenfalls all das, was die Signature Edition des Kindle Paperwhite hat: 32 GB Speicherplatz, eine automatische Anpassung der Displayhelligkeit an das Umgebungslicht und die Möglichkeit, das Gerät ohne Kabel zu laden. Alternativ hat es zum Laden eine USB-C-Buchse am unteren Rand und dort auch den Ein-/Ausschalter.

Unten am Gerät befindet sich der Ein-/Ausschaltknopf und die USB-C-Ladebuchse. Der Colorsoft lässt sich alternativ auch kabellos laden.
Unten am Gerät befindet sich der Ein-/Ausschaltknopf und die USB-C-Ladebuchse. Der Colorsoft lässt sich alternativ auch kabellos laden.

Paradoxerweise gibt es den Colorsoft zum Start nur mit schwarzer Gehäuserückseite, während der Paperwhite auch in jadegrün und rosa zu haben ist.

Denn farbig ist beim Colorsoft schließlich das Display! Bereits die etwas gewöhnungsbedürftigen Motive des Ruhebildschirms zeigen eine Andeutung von Farbe.

Test des Kindle Colorsoft im Video

Unterschied nicht gleich erkennbar

Die Startseite mit den verkleinert dargestellten Buchcovern: Rechts der Paperwhite in Graustufen, links der Colorsoft in Farbe.
Die Startseite mit den verkleinert dargestellten Buchcovern: Rechts der Paperwhite in Graustufen, links der Colorsoft in Farbe.

Schaltet man den Colorsoft ein, und hat man zuletzt eine Romanseite gelesen, merkt man keinen Unterschied zum Paperwhite. Text schwarz auf weiß stellt das Gerät in gleicher Auflösung wie der Paperwhite dar: 300 dpi (Punkte pro Zoll). Das ist die gewohnte Schärfe in Druckqualität, die man von aktuellen E-Ink-Displays gewohnt ist, und auch das Blättern per Wischgeste geht schnell.

Das erste Mal Farbe wird man sehen, wenn man die Startseite des Geräts aufruft mit seinen kleinen Coverabbildungen. Nutzer von E-Ink-Geräten werden sich die Augen reiben: »Wow! Farbe!« Das ist sensationell und neu. Zumindest für Kindle-Nutzer, denn bei den Anbietern Tolino oder PocketBook gibt es Geräte mit farbigem E-Ink-Display schon etwas länger im Programm.

Die Nutzer von iPads und anderen Tablets werden beim Blick auf ein farbiges E-Ink-Display eher verächtlich schauen: »Das soll Farbe sein? Nicht euer ernst!?«

Eine Andeutung von Farbe

Vergleich: Das Buch-Original (rechts) und die Farbdarstellung des Covers auf dem Kindle Colorsoft in der Farbeinstellung »Leuchted« (link).
Vergleich: Das Buch-Original (rechts) und die Farbdarstellung des Covers auf dem Kindle Colorsoft in der Farbeinstellung »Leuchted« (link).

Tatsächlich zeigen E-Ink-Displays wie die des Kindle Colorsoft eher eine Andeutung von Farbe. Farbige Cover sehen aus, als hätte jemand bei der Bildverarbeitung den Farbsättigungsregler auf 25 Prozent heruntergezogen. Farbabbildungen werden auf dem Colorsoft zudem nur in 150 dpi angezeigt. Farbflächen wirken grisselig. Nicht ohne Grund heißt das Gerät Colorsoft und nicht Colorstrong.

Vergleich: Das Buch-Original (rechts) und die Farbdarstellung des Covers auf dem Kindle Colorsoft in der Farbeinstellung »Leuchted« (link).
Vergleich: Das Buch-Original (rechts) und die Farbdarstellung des Covers auf dem Kindle Colorsoft in der Farbeinstellung »Leuchted« (link).

Der Kindle Colorsoft nutzt die sogenannte Kaleido-3-Technologie für die Farbdarstellung. Eine zusätzliche Filterebene sorgt für die Farbe. Tatsächlich kann man diese Filterebene mit dem bloßen Auge erkennen. Ohne Hintergrundbeleuchtung ist das Display des Colorsoft deutlicher grauer als das des Paperwhite. Und auch mit Beleuchtung ist das Display des Kindle Paperwhite klarer als das des Colorsoft.

Natürlich soll der Colorsoft dort seine Stärken ausspielen, wo viel Farbe im Spiel ist. Kochbücher mit Farbabbildungen der Gerichte sind es leider nicht, denn die flauen Farben wirken wenig appetitanregend.

Comicseite: Rechts der Paperwhite in Graustufen, links der Colorsoft in Farbe.
Comicseite: Rechts der Paperwhite in Graustufen, links der Colorsoft in Farbe.

Farbige Comics werden immer wieder als Grund für ein farbiges E-Ink-Display genannt. Hier muss man selbst entscheiden, ob einem diese Farbe ausreicht. Verglichen mit der Papierversion oder der Darstellung auf einem Tablet, ist die Farbe mau.

Die Farbdarstellung lässt sich geringfügig in der Einstellung »Leuchtend« verstärken. Das braucht aber mehr Akku.
Die Farbdarstellung lässt sich geringfügig in der Einstellung »Leuchtend« verstärken. Das braucht aber mehr Akku.

Zwar bietet der Colorsoft in den Geräteeinstellungen die Möglichkeit, die Farbintensität von »Standard« auf »Leuchtend« umzustellen, doch ist selbst im Modus »Leuchtend« die Farbe weit von einer natürlichen Darstellung entfernt. In der Praxis wird eine intensivere Darstellung dadurch erreicht, dass bei jedem Seitenaufbau die Pixel einmal zusätzlich polarisiert werden. Dies führt zu einem deutlich höheren Akkuverbrauch des Gerätes.

Höherer Akkuverbrauch

Im Vergleich zum Paperwhite (Akkulaufzeit 12 Wochen) gibt Amazon die Akkulaufzeit des Colorsoft mit 8 Wochen an. Diese Werte sind immer optimal gerechnet bei maximal eine halben Stunde Lesezeit am Tag. Noch konnten wir das Gerät nicht über diesen Zeitraum testen, jedoch ist schon im Testzeitraum eine deutliche Abnahme der Akkukapazität festzustellen, speziell beim Lesen von Comics in der leuchtenden Farbeinstellung. Wir vermuten, dass die 8 Wochen nur für eine Schwarz-Weiß-Darstellung mit wenig Lesezeit pro Tag berechnet sind. Wahrscheinlich muss der Colorsoft schon nach ein bis zwei Wochen wieder geladen werden, wenn darauf Comics in höchster Farbstufe gelesen werden.

Der Kindle Colorsoft erlaubt farbige Textmarkierungen in vier vorgegebenen Farben.
Der Kindle Colorsoft erlaubt farbige Textmarkierungen in vier vorgegebenen Farben.

Eine weitere Anwendung sind farbige Markierungen im Text. Anders als beim Kindle Paperwhite, sind diese nicht mehr grau, sondern orange, hellblau, gelb oder grün. Diese Markierungen sind farblich gut zu unterscheiden und ihre Blässe spielt keine Rolle. Jedoch stehen nur die vier vorgegebenen Farben zur Verfügung.

Der Colorsoft bietet zudem keinen Darkmode, der Text Weiß auf Schwarz anzeigt.

Positiv muss erwähnt werden, dass, wie bei E-Ink-Displays üblich, die Farbdarstellung auch in der prallen Sonne am Strand funktioniert und die Inhalte weiterhin optimal lesbar sind, im Gegensatz zu Smartphone oder Tablet mit LCD-Display.

Bildergalerie: Farb- und Displayvergleiche

Diese Bildergalerie stellt Kindle Paperwhite und Kindle Colorsoft gegenüber. Natürlich ist bei der Farbwiedergabe Vorsicht geboten, da die Fotos die absoluten Werte nicht wiedergeben. Der Vergleich der Displays bietet jedoch einen guten Anhaltspunkt für die Bewertung.

Darstellungsfehler bei allen Geräten?

Beim Test im November 2024 müssen wir einen Displayfehler feststellen, von dem offenbar derzeit alle Geräte betroffen sind: Der untere Bildschirmbereich hat einen leichten Gelbstich wie ein gedrucktes Buch, das mit dieser Seite zu lange in der Sonne gelegen ist. Laut Amazon soll es sich dabei nicht um einen Fehler im Display, sondern um einen Fehler der Software handeln. Ein Update ist versprochen, derzeit aber nicht erhältlich. An diesem Fehler und der blassen Farbdarstellung mag es liegen, dass aktuell 50 Prozent der Käufer auf amazon.de das Gerät nur mit einem oder zwei Sternen bewerten. Sobald es hier Updates gibt, werden wir es hier vermerken.

WLAN-Zwang und Amazon-Konto-Zwang

WLAN-Zwang: Der Paperwhite (links) erlaubt es, die WLAN-Verbindung mit Klick auf »Später« zu übergehen, der Colorsoft (rechts) bietet diese Option nicht. Ohne WLAN lässt sich das Gerät nicht starten.
WLAN-Zwang: Der Paperwhite (links) erlaubt es, die WLAN-Verbindung mit Klick auf »Später« zu übergehen, der Colorsoft (rechts) bietet diese Option nicht. Ohne WLAN lässt sich das Gerät nicht starten.

Eine andere Sache ist uns beim Test erst spät aufgefallen: Wie alle Geräte fordert das Gerät beim ersten Einschalten nach der Sprachauswahl dazu auf, das WLAN auszuwählen, mit dem es verbunden werden soll. Dies kann via Kindle App auf einem verbundenen Smartphone oder durch manuelle Auswahl auf dem Gerät erfolgen.

Anders als beim Kindle Paperwhite kann die WLAN-Auswahl nicht mit Tippen auf die Schaltfläche »Später« abgebrochen werden. Mit anderen Worten: Ohne WLAN kann der Colorsoft nicht in Betrieb genommen werden. Das Gleiche gilt für die Verknüpfung mit einem Amazon-Account. Auch hier muss auf dem Colorsoft zwingend ein Amazon-Konto verknüpft werden.

Obwohl von Amazon so nicht intendiert, kann der Kindle Paperwhite durchaus ohne WLAN und Amazon-Konto als Lesegerät verwendet werden, wenn man die E-Books ausschließlich mit einem Programm wie Calibre per Kabel aufs Gerät überträgt.

Der Kindle Colorsoft ist jedoch nicht nutzbar, wenn er nicht mit einem WLAN und Amazon-Konto verknüpft ist.

Software, Einstellungen, Audio und Formate

Was die Ausstattung der Gerätesoftware, die unterstützten E-Book-Formate und die Audio-Unterstützung (Hörbücher) betrifft, ist der Kindle Colorsoft ebenfalls identisch mit dem Paperwhite in der Signature Edition. Daher verweisen wir für Details und Beschreibungen auf unseren Test des Paperwhite 2024/2025 (hier klicken und lesen). Unterschiede in den Einstellungen gibt es lediglich hardwarebedingt (Kein Dunkelmodus auf dem Colorsoft, dafür die Einstellung der Farbintensität). Ein weiterer Unterschied ist der oben beschriebene WLAN und Amazon-Konto-Zwang des Colorsoft.

Fazit

Bedenkt man, dass der Colorsoft bei der Markteinführung 90 Euro mehr kostet als die vergleichbare Signature Editon des Paperwhite, so ist die flaue Farbe dies nicht wert. Wer auf dem Gerät Romane liest, sieht zu 98 Prozent ohnehin nur Text schwarz auf weiß. Das E-Ink-Display des Paperwhite ist zudem deutlich heller und »sauberer«, da es keine Farbfilterebene besitzt. Mittlerweile gibt es bereits bessere E-Ink-Farbdsiplays, als die Kaleido-3-Technologie des Colorsoft, die aktuell jedoch teurer wären. Der Colorsoft ist bestenfalls ein Übergangsgerät für Early-Adopters, die es cool finden, dass zumindest ein Hauch von Farbe auf ihrem Display zu sehen ist. Zur Abwertung führt auch die geringere Akku-Laufzeit und der WLAN-Zwang.

Alle anderen, die sich einen neuen E-Reader bei Amazon kaufen wollen, sind mit dem Kindle Paperwhite besser bedient. Unseren Test des Kindle Paperwhite lesen Sie hier.

Der Kindle Colorsoft bei Amazon

Hinweis: Unser Test ist nicht von Amazon gesponsert noch erhalten wir Testgeräte zugeschickt. Die Testgeräte wurden wie immer selbst gekauft. Die Links unten sind Affiliate-Links. Beim Kauf unterstützen Sie das literaturcafe.de.

Kindle Colorsoft 2024 (Signature-Editon)

Amazon Kindle Colorsoft Signature Edition (32 GB) – Mit Farb-Display und Frontlicht mit automatischer Anpassung, kabellosem Aufladen und wochenlanger Akkulaufzeit. Elektronik. Amazon. ISBN/EAN: 0840414607439. 289,99 €  Â» Bestellen bei amazon.de Anzeige

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