| Hier lesen Sie die besten Beiträge der vierten Runde (März '02 - April '02), die unseren Autorinnen und Autoren zu einem Satz von J. M. Coetzee eingefallen sind. Der Satz stammt aus dem Roman »Warten auf die Barbaren«. Aus dem Englischen von Reinhild Böhnke. S. Fischer Verlag. ISBN 3-10-010814-0. 19,90 EUR: |  | Neben dem Tor kann ich, wenn ich die Augen anstrenge, den dunklen Umriss eines Menschen erkennen, der dort an die Wand gelehnt sitzt oder sich schlafend zusammengerollt hat. Wieder gefunden von Christa Schultes, 51379 Leverkusen (Deutschand) Es war einmal wieder eine dieser Nächte, die bedrohlich zu werden schienen. Ich hörte es an der Art, wie er den Schlüssel um drehte. Alle Fasern meines Körpers gingen auf "Hab-Acht-Stellung"; diese Art des Nach- Hause- Kommens war mir wohl vertraut und sie verhieß nichts Gutes. Zu oft hatten sich in solchen Nächten Familiendramen abgespielt. Ich verließ also schweren Herzens die wärmende Höhle meines Bettes, um mich leise hinter meine mit einem übermäßig großen Vorschieberiegel versperrten Tür zu kauern. Bei aller Rationalität im Umgang mit meiner Angst zeigte mein Körper Zeichen innerer Anspannung und Unruhe. "Bitte, bitte, lieber Gott, lass es doch heute einmal gut gehen," betete ich. Von unten drangen nur wenige unauffällige Geräusche an mein Ohr. Ich zitterte und bebte am ganzen Körper. In den nächsten zehn Minuten rechnete ich mit einem Anruf über Haustelefon am Bett meiner Mutter, die auf diese Weise hinunter zitiert wurde, um dann anstehende Probleme zu diskutieren, die nur ab einem gewissen Pegel für ihn lösbar schienen. Aber es kam kein Anruf. Gerade wollte ich mich dankbar verkriechen, als ich von unten Schritte hörte, die sich laut stark und unüberhörbar die Treppe hinauf bewegten. Sie glichen einem entschlossenen Torkeln von Treppe zu Treppe. Meine Anspannung wuchs. An meiner wurde nicht gerüttelt. Die Schritte strebten das Dachgeschoss an. Ziel war also diesmal mein Bruder. Dann ging alles sehr schnell. Von oben dröhnten laute Geräusche durchs Haus, Schreckensschreie, Fallgeräusche, Laufen. Ich stürzte aus meinem Zimmer. Im selben Augenblick öffnete mein Bruder ein Fenster der mittleren Etage und sprang vor lauter Not auf das Vordach der Eingangstür. Mein Vater erschien außer sich vor Wut, ausgestattet mit Schlagringen an den Fingern. "Was hast du getan?" schrie ich ihn an und schlug vor Hilflosigkeit auf ihn ein. Voll trunken fiel er gegen die Garderobe, die über ihm zusammen stürzte. Ein jämmerliches, bemitleidenswertes Bild. Einen Mantel überziehend lief ich in die Nacht hinaus. "Wo konnte mein Bruder sein?" Ziellos lief ich durch die Straßen. Da plötzlich fiel mir wie in einer göttlichen Eingebung die ruhige, von der Straße nicht einsehbare Ecke neben dem Schultor ein, wo wir so gerne Verstecken gespielt hatten. Neben dem Tor konnte ich, wenn ich die Augen anstrengte, den dunklen Umriss eines Menschen erkennen, der dort an die Wand gelehnt saß oder sich schlafend zusammengerollt hatte. Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers Warum ich? von Gitta Klaßen, 44145 Dortmund (Deutschand) Neben dem Tor kann ich, wenn ich die Augen anstrenge, den dunklen Umriss eines Menschen erkennen, der dort an die Wand gelehnt sitzt oder sich schlafend zusammengerollt hat. Ich bekomme einen Schreck. Es ist kalt, richtiges ´Hundewetter`, eine Minute vor Mitternacht und niemand auf der Strasse, der helfen könnte, wenn denn Hilfe nötig wäre. Niemand der mutig zugreifen könnte. Soll ich? Was mache ich, wenn es ein Toter ist? Sicher müsste ich der Polizei Auskunft geben. Unannehmlichkeiten kämen auf mich zu. Mit der Obrigkeit will ich nichts zu tun haben. Möglicherweise würde mein Name in der Presse erscheinen, mich in die Öffentlichkeit zerren. Und wenn es nun ein Verletzter ist .. womöglich angeschossen? Hört man ja immer wieder in letzter Zeit. "Mafia" schiesst es mir durch den Kopf. Drogenhandel... Racheakte... schon wäre ich mittendrin. Nein, das tu ich mir nicht an! Es könnte auch ein Penner aus dem Park um die Ecke sein. Bestimmt besoffen, bis zum Anschlag. Dreckig und speckig, der Mensch. Ich bin in "Sonntagskleidung", wer würde mir die Reinigung bezahlen? Helfen kann man ´Solchen` sowieso nicht. Ich auch nicht! Will ich auch nicht. Es wird doch wohl niemand sein, der einen Herzinfarkt hatte? Dann wäre er sicher nicht auf der Strasse... um diese Uhrzeit. Mein ´Erster Hilfe Kurs` ist schon lange her... Vielleicht hat ihn ja auch nur seine Frau rausgeschmissen und er ist traurig.. damit muss er klar kommen... Die Uhr schlägt 12. Es wird Zeit für mich. Ich drehe mich um. Mit schnellen Schritten eile ich davon. "Scheiß Umweg!" fluche ich leise vor mich hin. "Sicher war es nur ein Müllsack!"....... Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers Ohne Titel von Rosemarie Hahn, 48432 Rheine (Deutschand) Schütter sein Haar Augen erstarrt leergelebt Lippen zeichnen Vergessen klebrig schläft der Staub umhüllt die Füße des Bettlers Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers Der Penner von Karl-Heinz Ganser, 52152 Simmerath (Deutschand) "Neben dem Tor kann ich, wenn ich die Augen anstrenge, den dunklen Umriss eines Menschen erkennen, der dort an die Wand gelehnt sitzt oder sich schlafend zusammengerollt hat", sagte Manni zu seinem Kumpel. "Das du immer so vornehm quatschen musst! Du eingebildeter Affe!" fuhr Freddy ihn barsch an. "Ist das nun ein Penner der da liegt oder nicht?" "Ich glaube, wir kriegen ein Problem", meinte Manni nachdenklich.
Die beiden standen in der Abenddämmerung auf einer kleinen Anhöhe, von wo aus sie gut die Rückseite der Hauptgeschäftsstraße überblicken konnten. Sie interessierten sich für den Juwelierladen und um möglichst unbeobachtet hereinzukommen, mussten sie durch den Hintereingang. Und jetzt saß da ein Mensch und gefährdete das geplante Vorhaben. "Sorge dafür, dass der Kerl Morgenabend weg ist! Verstanden?" fauchte Freddy und zupfte an sein linkes Ohrläppchen. Das tat er immer, wenn er nervös war. "Immer muss ich so was machen", maulte Manni vor sich hin, "nur weil ich der Gebildete von uns beiden bin."
Aber dann kam ihm eine Idee. "Hör zu!" sagte er nach einer Weile. "Ich lade den Typen Morgennachmittag zu einem Bier in unsere Pinte ein und Lilly wird dafür sorgen, dass der erst am nächsten Tag wach wird." Freddy nickte zustimmend. "Hm, nicht schlecht, aber sauf selber nicht zuviel!"
Die beiden Gauner besprachen den Plan noch einmal in allen Einzelheiten und zogen dann ab.
Die Kirchturmuhr schlug gerade zwölf, als sie die Hintertür des Juweliergeschäftes aufhebelten. Gekonnt schaltete Manni rasch die Alarmanlage aus. Sie krochen vorsichtig in die Geschäftsräume. Als Freddy gerade den Glasschneider an eine Vitrine ansetzen wollte, ging plötzlich das Licht an und vor ihnen stand der Kommissar Petermann mit seinem Assistenten.
"So ein Mist!" knurrte Freddy und starrte den Kommissar fassungslos an. "Wie ist das nur möglich ... es war doch so gut geplant!"
Der Mann im Lodenmantel lächelte überlegen. "Ja, mein Lieber! Der Penner war doch nicht so blöd, wie ihr gedacht habt!" Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers fortgang im haiku von brita, 3040 Coimbra (Portugal) neben dem tor kann ich, wenn ich die augen anstrenge, den dunklen umriss eines menschen erkennen, der dort an die wand gelehnt sitzt oder sich schlafend zusammengerollt hat.
es bedarf nicht viel: ein paar schritte nur näher – doch ich gehe nicht Zurück zur Übersichtsseite des Satzfischers Hinweis: Für die Rechtschreibung und Zeichensetzung sind die Autoren selbst verantwortlich. Die Urheberrechte liegen beim jeweiligen Autor. |