Diesmal: Präsentation. Literaturwettbewerbe.
Wie sollte der Werdegang eines Autors aussehen? Wie kann man in einem Beruf, der keine anerkannte Ausbildung besitzt (abgesehen von einigen wenigen Literaturinstitutsplätzen), seine Qualifikation nachweisen? Womit macht man einem Verlag unmissverständlich klar, dass man diesen 500 Seiten starken Roman nicht aus einer Sonntagslaune heraus geschrieben hat, sondern dass auch etwas Können dahinter steckt?
Das ist als Autor – und vor allem als junger Autor – nicht einfach. Gar nicht einfach, um genau zu sein. Darum stellt man seine eigene Homepage ins Internet, versucht Lesungen zu ergattern oder bemüht sich um Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, um vielleicht seinen Namen um einige Promille bekannter zu machen.
Eine weitaus schnellere Möglichkeit, den eigenen Namen mit einem gewissen Bekanntheitsgrad zu korrelieren, ist das Gewinnen von Wettbewerben. Doch auch das ist – gar nicht einfach.
Cornelia Travnicek
berichtet im literaturcafe.de seit 2006 von ihrer bisherigen Autorenlaufbahn und davon, wohin es führen kann, wenn man eines Tages beschließt zu schreiben. Interessant für alle, die Ähnliches selbst erlebt haben, noch erleben wollen oder sich vielleicht nach der Lektüre entschließen, es doch besser zu lassen. Seinerzeit schrieb Cornelia unter dem Motto »Bis Klagenfurt anruft« sieben Berichte und einige Bonusfolgen u.a. über Veröffentlichungen, Preise, Lesungen, Literaturforen und die eigene Website.
Im Frühjahr 2012 erscheint Cornelia Travniceks erster Roman »Chucks« in der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA). Wie ergeht es einem als österreichische Autorin, wenn man zu einem großen deutschen Verlag wechselt? Erfüllt sich ein Autorinnentraum? Ist es der Karrieredurchbruch?
Unter dem Titel »Bis Klagenfurt anruft. Reloaded« setzt Cornelia Travnicek 2012 ihre Berichte im literaturcafe.de fort.
Im Juli 2012 las sie dann tatsächlich in Klagenfurt und gewann den mit 7.000 Euro dotierten Publikumspreis. 2012 ist sie Stadtschreiberin in Kärnten.
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Cornelia Travnicek: Chucks: Roman. Taschenbuch. 2014. btb Verlag. ISBN/EAN: 9783442747023. EUR 8,99 » Bestellen bei amazon.de Anzeige)
Die erste Hürde, die man als Autor nehmen muss, ist die Flut an Ausschreibungen. Es ist nämlich genug für alle da. Es gibt einige Zusammenstellungen wie z. B. unter www.uschtrin.de, die aber bei weitem nicht vollständig sind. Vor allem kleinere, regionale Wettbewerbe werden dort oft nicht gelistet. Und man fängt ja nicht gleich mit dem Nobelpreis an.
Für Kinder und Jugendliche gibt es sehr viele eigene Wettbewerbe, dann kommt das Mittelfeld, bis um die 35. Die nächste Einteilung erfolgt in Autoren, die schon eine eigenständige Veröffentlichung vorweisen können und solche, bei denen das nicht der Fall ist. Hat man sich bis hierher klassifiziert, bleibt bereits nur ein Teil des gewaltigen Angebots übrig.
Die nächste Stufe ist das Genre. Prosa, Lyrik, Drama oder Hörspiel? Und wieder fällt ein Teil weg. Soweit gekommen, muss man die Ausschreibungen schon genauer lesen. Gibt es bestimmte Voraussetzungen wie Staatsangehörigkeit oder Wohnsitz? Gibt es eine Themenvorgabe?
Was dann noch übrig bleibt, sollte überschaubar sein.
Bei Themenvorgaben stellt sich oft die Frage: Schreibe ich für Wettbewerbe oder schreibe ich für mich und reiche dann die Texte dort ein, wo sie passen. Der Sinn des Schriftstellerdaseins besteht nicht darin, mit Teetasse und leerem Papier am Tisch sitzend gegen die Wand zu starren, verzweifelt nach dem ersten Satz suchend, den man gar nicht im Kopf hat. Oder eigentlich nie schreiben wollte.
Auch bei Wettbewerben gilt wie immer: Wir sind mehr wert. Darum müssen wir auch nicht 10 Euro Startgebühr für Literaturwettbewerbe zahlen. Wollten wir das, dann könnten wir gleich über diverse Schriftstellerverbände monatliche Lotterien abhalten. Da würde uns auch nicht nach jeder Ziehung, in der wir nicht gewonnen hätten, das Gefühl des Versagens beschleichen. Außerdem ist Vorsicht geboten, denn manche Zuschussverlage oder ähnliche »Anbieter« verwenden immer wieder Wettbewerbe als Lockmittel. Sodass man hier nicht vorher für seine Teilnahme bezahlt, aber auf die eine oder andere Art und Weise im nachhinein, z. B. durch den Kauf einer überteuerten Anthologie.
Hat man nun den Wettbewerb seiner Wahl gefunden, sollte man genau überprüfen, ob der eigene Text (bzw. die Textgestaltung der Einsendung) mit der Ausschreibung übereinstimmt. Dann bleibt nur noch Einschicken und Abwarten.
Grundsätzlich gilt: Über Geschmack kann man nicht streiten. Jede Jury ist anders und hat andere Vorstellungen. Darum nützt es auch nichts, ob nicht gewonnener Wettbewerbe in Depressionen zu verfallen. Nichts spornt mehr zum Bessermachen an, als die Siegertexte zu lesen und sich eingestehen zu müssen, dass sie besser sind (Sollte man diesen Eindruck nicht haben, dann gilt wieder: Über Geschmack kann man nicht streiten).
Natürlich sind auch Wettbewerbe kein Allheilmittel gegen abgelehnte Manuskripte. Und nur weil man gerade den »Was habe ich in den Ferien erlebt«-Wettbewerb der regionalen Tageszeitung gewonnen hat, braucht man sein Manuskript nicht gleich an Suhrkamp schicken. Doch es sieht schon ganz nett aus, wenn man der eigenen Biographie die ein oder andere Auszeichnung hinzufügen kann, das streitet niemand ab.
Aber Wettbewerbe sind nicht alles. Literatur ist nicht Skispringen. Oder ein Marathonlauf. Wichtiger als Wettbewerbe zu gewinnen, ist es ohnehin, dass man begeisterte Leser für seine Texte findet. Denn immerhin sollen die Leser später meine Bücher kaufen – und nicht die Jury.