Am 15. September 2020 wurde die offizielle Shortlist des Deutschen Buchpreises 2020 bekannt gegeben. Von den 20 Titeln der Longlist bleiben noch sechs Bücher übrig. Am 12. Oktober 2020 wird der mit 25.000 Euro dotierte Buchpreis schließlich vergeben. Unser Kritiker Malte Bremer stellte auf Basis seiner Testlektüre der Longlist schon am 14. September 2020 seine ganz persönlichen sechs Favoriten für die Shortlist zum Deutschen Buchpreis vor. Jetzt ist die offizielle Shortlist der Jury hier zu lesen.
Schließlich ging der Deutsche Buchpreis am 12.10.2020 an Anne Weber für »Annette, ein Heldinnenepos«.
Malte Bremers sechs Favoriten für den Deutschen Buchpreis 2020 in alphabetischer Reihenfolge:
- Birgit Birnbacher: Ich an meiner Seite
Wie Birgit Birnbacher ihre Hauptperson behutsam und deswegen um so spannender entwickelt, das ist ausgesprochen stark!
» Zur Kurzkritik des Romananfangs - Bov Bjerg: Serpentinen
Diesen Text kann man nicht einfach nur so lesen, der will sehr aufmerksam gelesen werden, und das macht ihn spannend und uns Leser:innen neugierig.
» Zur Kurzkritik des Romananfangs
» Ein ausführliches Gespräch mit Bov Bjerg im Podcast des literaturcafe.de - Arno Camenisch: Goldene Jahre
Die Verknüpfung der ersten bemannten Mondlandung mit der Errichtung einer gelben Leuchtreklame auf dem Dach von Rosa-Marias und Margrits Kiosk sowie die leicht durchscheinenden Wendungen der schweizerischen Mundart entfalten einen ganz eigenen Reiz!
» Zur Kurzkritik des Romananfangs - Deniz Ohde: Streulicht
Was geht hier vor? Wo sind wir? Woher kommt die Angst, hinter jeder Fassade lauere der Tod?
» Zur Kurzkritik des Romananfangs - Olivia Wenzel: 1000 Serpentinen Angst
»Mein Herz ist ein Automat aus Blech.« Was ist denn hier los? Befinden wir uns in einem surrealistischen Alptraum? Das kann man wohl sagen!
» Zur Kurzkritik des Romananfangs - Iris Wolff: Die Unschärfe der Welt
Nur ganz allmählich wird klarer, wo wir uns wann befinden: Das ist gut so, denn so bleibt es spannend!
» Zur Kurzkritik des Romananfangs
Leider dürfen nur sechs Titel auf die Shortlist – also musste ein siebter Titel entfernt werden. Ich habe das pragmatisch per Los gelöst! Wer wissen möchte, welcher Titel auf diese unglückliche Weise dran glauben musste, findet in meinen Besprechungen der 20 Titel der Longlist sicher einen Hinweis!
Malte Bremer
Die offizielle Shortlist der Jury des Deutschen Buchpreis’ 2020
Und hier die offizielle Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2020, wie sie am 15. September 2020 bekannt gegeben wurde:
- Bov Bjerg: Serpentinen (Claassen, Januar 2020)
Malte Bremer meinte zum Anfang: »Das hat was Spannendes, Aufmerksamkeit-Heischendes: Das kann man nicht einfach nur so weglesen!«
» Ein ausführliches Gespräch mit Bov Bjerg im Podcast des literaturcafe.de - Dorothee Elmiger: Aus der Zuckerfabrik (Carl Hanser, August 2020)
Malte Bremer meinte zum Anfang: »Ein durchaus netter Versuch, inhaltliches Gestrüpp zu erzeugen. Aber da muss ich nicht durch.« - Thomas Hettche: Herzfaden (Kiepenheuer & Witsch, September 2020)
Malte Bremer meinte zum Anfang: »Ein in Klischees ertränkter Anfang: Schauderhaft!« - Deniz Ohde: Streulicht (Suhrkamp, August 2020)
Malte Bremer meinte zum Anfang: »Deniz Ode schafft es gerade durch die lakonische Gestaltung dieses Anfangs, einen Sog zu entfalten, der die Leser:innen fesselt.« - Anne Weber: Annette, ein Heldinnenepos (Matthes & Seitz Berlin, Februar 2020)
Malte Bremer meinte zum Anfang: »Sinnentleertes Gefasel.« - Christine Wunnicke: Die Dame mit der bemalten Hand (Berenberg, August 2020)
Malte Bremer meinte zum Anfang: »Angestrengte, ermüdende Langeweile.«
Mit Bov Bjerg und Deniz Ohde gibt es also zwei Übereinstimmung zwischen Malte Bremers Auswahl und der der Jury.
Jurysprecherin Hanna Engelmeier, Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI) und Autorin über die Shortlist der Jury: »Nominiert sind sechs Romane, die uns durch ihre sprachliche Ausdruckskraft und formale Innovation überzeugt haben, zugleich aber auch auf besonders kluge Weise politische Dringlichkeit dokumentieren. Einige schöpfen aus unerwarteten Quellen oder wenden sich historischen Stoffen zu, um darüber zu großen, allgemeingültigen Fragen zu gelangen. Die Shortlist trägt zugleich hervorragenden Titeln Rechnung, die sich biografischen und zeitgenössischen Themen auf überraschende Weise widmen.«
Anne Weber erhält den Deutschen Buchpreis 2020 für ihren Roman »Annette, ein Heldinnenepos«
Am 12. Oktober 2020 war es soweit und die Jury gab bekannt: Die Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2020 ist Anne Weber. Sie erhält die Auszeichnung für ihren Roman »Annette, ein Heldinnenepos«, erschienen bei Matthes & Seitz, Berlin.
Die Begründung der Jury:
Die Kraft von Anne Webers Erzählung kann sich mit der Kraft ihrer Heldin messen: Es ist atemberaubend, wie frisch hier die alte Form des Epos klingt und mit welcher Leichtigkeit Weber die Lebensgeschichte der französischen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir zu einem Roman über Mut, Widerstandskraft und den Kampf um Freiheit verdichtet. »Annette, ein Heldinnenepos« ist eine Geschichte voller Härten, die Weber aber mit souveräner Dezenz und feiner Ironie erzählt. Dabei geht es um nichts weniger als die deutsch-französische Geschichte als eine der Grundlagen unseres heutigen Europas. Wir sind dankbar, dass Anne Weber Annette für uns entdeckt hat und von ihr erzählt.
Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2020 gehören an: Katharina Borchardt (Literaturredakteurin, SWR2), Hanna Engelmeier (Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI) und Autorin), David Hugendick (Literaturredakteur, ZEIT ONLINE), Chris Möller (Literaturvermittlerin bei Kabeljau & Dorsch, Berlin), Maria-Christina Piwowarski (Buchhandlung ocelot, Berlin), Felix Stephan (Literaturredakteur, Süddeutsche Zeitung) und Denise Zumbrunnen (Buchhandlung Never Stop Reading, Zürich).