Startseite»Bis Klagenfurt anruft«International PEN Literary Festival in Linz: Wörter, Wörter, nichts als Wörter

International PEN Literary Festival in Linz: Wörter, Wörter, nichts als Wörter

International PEN Literary Festival, Linz 2009Nachdem die LITERA in Linz ja mit lautem Mediengetöse gescheitert ist, wurde das Design Center 2009 nun die Heimat für eine andere literarische Großveranstaltung: Das »International PEN Literary Festival«. Free the Word – das »Literaturfestival« fand im Anschluss an den PEN Kongress statt und dauerte vom 22. bis zum 24. Oktober. Ich war dort.

Ziemlich kurz entschlossen habe ich mich mit Öffis und ÖBB am frühen Freitagmorgen vom 20. Wiener Gemeindebezirk bis zum Design Center in Linz durchgekämpft. Kurzentschlossen deswegen, weil der innere Schweinehund sich ziemlich fest an das Kopfkissen geklammert hatte und nur schwer loszureißen war. An der Kasse beim Eingang dann freute ich mich zuerst über den ermäßigten Eintrittspreis von 7 Euro und dann wunderte ich mich über die Ausführung der Eintrittskarten: Ich bekam ein gelbes Post-It mit einer unleserlichen Kurznotiz. Auch war die für den Verkauf zuständige Person tagsüber öfter nicht an ihrem Platz, wodurch manche Besucher zu Freikarten kamen. Na dann.

Cornelia Travnicek

berichtet im literaturcafe.de seit 2006 von ihrer bisherigen Autorenlaufbahn und davon, wohin es führen kann, wenn man eines Tages beschließt zu schreiben. Interessant für alle, die Ähnliches selbst erlebt haben, noch erleben wollen oder sich vielleicht nach der Lektüre entschließen, es doch besser zu lassen. Seinerzeit schrieb Cornelia unter dem Motto »Bis Klagenfurt anruft« sieben Berichte und einige Bonusfolgen u.a. über Veröffentlichungen, Preise, Lesungen, Literaturforen und die eigene Website.

Cornelia Travnicek: Chucks (Buchcover)Im Frühjahr 2012 erscheint Cornelia Travniceks erster Roman »Chucks« in der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA). Wie ergeht es einem als österreichische Autorin, wenn man zu einem großen deutschen Verlag wechselt? Erfüllt sich ein Autorinnentraum? Ist es der Karrieredurchbruch?

Unter dem Titel »Bis Klagenfurt anruft. Reloaded« setzt Cornelia Travnicek 2012 ihre Berichte im literaturcafe.de fort.

Im Juli 2012 las sie dann tatsächlich in Klagenfurt und gewann den mit 7.000 Euro dotierten Publikumspreis. 2012 ist sie Stadtschreiberin in Kärnten.

Klicken Sie hier, um alle bislang erschienenen Teile zu lesen »

www.corneliatravnicek.com

Cornelia Travnicek: Chucks: Roman. Taschenbuch. 2014. btb Verlag. ISBN/EAN: 9783442747023. EUR 8,99 » Bestellen bei amazon.de Anzeige)

Die Dame an der Kassa gehörte aber sicher nicht zu den Dingen im Einflussbereich der Organisatoren vom PEN, denn der Rest des Festivals war rundum liebevoll gestaltet und auf durchaus internationalem Niveau. So gab es den ganzen Tag über als »Workshop« betitelte Vorträge, in denen man als Zuhörerin auch Fragen stellen durfte. Die Vorträge wurden in bis zu drei Räumen gleichzeitig zu verschiedenen Themen angeboten, im großen Seminarraum sogar mit Simultanübersetzung ins Englische oder Französische über Kopfhörer. Auch zwei, drei Schulklassen machten von diesem Angebot Gebrauch, wobei die Schülerinnen und Schüler sich nicht scheuten, Fragen zu stellen – schön, das zu sehen. Ich habe am Vormittag den Workshop zum literarischen Übersetzen besucht, wobei für mich besonders interessant war, dass die Übersetzerin sich ihr Handwerk, wie sie sagte, »im Selbststudium« beigebracht hat. Die vorgelesenen Beispielstellen aus den Büchern überzeugten mit ihrer Qualität.

Zu Mittag habe ich kurz der Marathonlesung im Foyerbereich zugehört, wo zum Schluss eine spanische Autorin ihre Lyrik sogar vorgesungen hat. Und wie. Ich hätte nicht gedacht, dass die Akustik dieser Halle sich dermaßen gut für Gesang eignen würde.

Wer sich Mittagessen oder Getränke an der Cafebar kaufte, musste mit Überraschungen rechnen: Anscheinend hatten die Gastronomieangestellten eine andere Preisliste als die in der Menükarte abgedruckte. Mein Tee sollte 1,90 Euro statt 1,80 Euro kosten und meine Nudeln mit (zugegebernmaßen beeindruckend frischer und leckerer) Tomatensoße 7,50 Euro statt nur der angegebenen 7 Euro. Auf meine freundliche Nachfrage, ob man denn die Preise kürzlich geändert hätte, reagierte man mit Verwirrung, aber immerhin gab es dann das jeweilige um den billigeren Preis.

International PEN Literary Festival, Linz 2009In der Zeit bis zu den Nachmittagsvorträgen habe ich mir die kleine »Kongressbibliothek« angesehen und auf chinesische Publikationen hin durchsucht. Tatsächlich habe ich ein Buch über die Literaturnobelpreisträger gefunden und mich gefreut, einen Teil des Textes über Doris Lessing sogar sinngemäß lesen zu können. Hier konnte ich auch zwei Publikationen des taiwanischen PEN ergattern, der praktischerweise die Texte in chinesischer Langschrift und englischer Übersetzung publiziert.

Am Nachmittag war ich dann noch im Vortrag über »Writers in Prison«, der außerordentlich gut besucht war. Die für mich interessantesten Programmpunkte fanden leider erst abends statt, doch dafür hatte ich leider keine Zeit mehr.

Mein Fazit zu dem für 7 Euro angebotenen Programm ist: Preis-Leistungsverhältnis ausgezeichnet. Für alle mit mehr Geld gab es um 16 Euro zusätzlich angebotene literarische Ausflüge und für die Leute mit viel mehr Geld sogar noch ein ziemlich teures, dafür aber mehrgängiges und literarisches Mittagessen.

Wer Zeit hat, sollte auf alle Fälle nächstes Jahr ein verlängertes Wochenende einplanen und vorher schon überlegen, wann er welchen Programmpunkt wahrnehmen möchte, denn das Programm ist ebenso umfangreich wie vielfältig. Die Besucherzahl wurde, während ich vor Ort war, dem Angebot leider nicht gerecht, daher hoffe ich auf gute Mundpropaganda und mehr Werbung im nächsten Jahr, denn: Sofern das Niveau auf dieser Stufe bleibt, sollte man sich diese Veranstaltung nicht entgehen lassen. Möge das literarisch schlechte Karma vergangener Ereignisse sich nicht auf dieses Festival übertragen.

Cornelia Travnicek

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3 Kommentare

  1. „Wer Zeit hat, sollte auf alle Fälle nächstes Jahr ein verlängertes Wochenende einplanen und vorher schon überlegen, wann er welchen Programmpunkt wahrnehmen möchte…“

    Na, dann wünsche ich nächstes Jahr viel Spaß in Tokyo. *facepalm*

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