StartseiteLiterarisches LebenHitler und Herrenreiter: Warum Gebührengeld für Denis Scheck?

Hitler und Herrenreiter: Warum Gebührengeld für Denis Scheck?

Literaturgott in Weiß: Denis Scheck »rezensiert« Mein Kampf. Zwischenzeitlich wurde das Video vom SWR gelöscht. (Foto: Screenshot/SWR)
Ironischer Literaturgott in Weiß: Denis Scheck »rezensiert« Mein Kampf. Zwischenzeitlich wurde das Video vom SWR gelöscht. (Foto: Screenshot/SWR)

Literaturkritiker Denis Scheck steht derzeit selbst in der Kritik. Darf man Adolf Hitler, Sebastian Fitzek und Christa Wolf in eine Reihe stellen? Die eigentliche Frage ist jedoch: Warum verpulvert der SWR für einen dicken Mann auf einem Pferd Gebührengelder, während an anderer Stelle Literatursendungen abgesetzt werden?

Unsanfter Umgang mit Büchern

Der Literaturkritiker Denis Scheck liebt die Provokation. Immer schon ist es Buchliebhabern ein Dorn im Auge, dass er in seiner Sendung »Druckfrisch« ihm nicht genehme Bücher der Bestsellerliste in die Tonne wirft. Wobei: Eigentlich landen diese Werke zunächst höchst unsanft auf einer Rollenbahn, bevor sie nochmals unsanft in eine Lieferwanne plumpsen. Die für ihn guten Bücher der Liste werden hingegen auf einer Mülltonne aufgestapelt.

Der unsanfte Umgang mit Bestsellern ist ein Effekt. Er verschafft ähnlich Denkenden Genugtuung und erregt jene, die der Meinung sind, so dürfe man mit geistigen Werken nicht umgehen – egal in welcher Flughöhe.

Neben der spätsonntäglichen ARD-Sendung »Druckfrisch« tritt Scheck seit einigen Jahren auch in der SWR-Literatursendung »Lesenswert« auf. Hier moderiert er regelmäßig das »Lesenswert-Quartett«, einen Klon des Literarischen Quartetts, und er unterhält sich im und um das Palais Biron in Baden-Baden mit Autorinnen und Autoren.

Doch seit neuestem hat der SWR die Aufmerksamkeitsschraube für die Literatursendung etwas angezogen. Innerhalb der Lesenswert-Sendung hat man für Denis Scheck zwei Unterformate entwickelt, die als einzelne Videoclips auch auf der SWR-Website zu sehen sind. Nachdem Denis Scheck als Video für den SWR, schriftlich in der Zeitung »Die Welt« und als Audio für den WDR einen eigenwilligen, aber durchaus gut ausgewählten persönlichen Literaturkanon zusammengestellt hat (»Schecks Bücher«), der abschließend auch als Buch erschienen ist (»Schecks Kanon«), mit dem Scheck unter anderem über die Bühnen der Literaturhäuser reiste, produziert er nun mit und für den SWR einen »Anti-Kanon«. Dazu heißt es auf der Website des SWR:

Warum soll man schlechte, missratene, ja vollkommene miserable Bücher lesen? Weil es im Paradies langweilig ist und die Analyse schlechter Bücher großen Spaß macht. Deshalb versucht Denis Scheck die in seinen Augen schlechtesten Bücher der Weltgeschichte tatsächlich zu lesen. Das Ergebnis ist offen. Das Abenteuer enorm. Und Gefahr lauert überall.

Tatsächlich werden diese Clips für Denis Scheck nun gefährlich, denn er steht für die Auswahl der ersten sieben Titel und für die Art der Präsentation rund einen Monat nach Veröffentlichung heftig in der Kritik. Viele Kollegen wie Jörg Magenau oder Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsitzende des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, finden Schecks Gebaren bedenklich. Denis Scheck provoziert diesmal gleich auf mehreren Ebenen, und für viele ist er damit zu weit gegangen. Scheck schade mit seinem Auftreten der Literaturkritik im Allgemeinen und einige fühlen sich sogar an die Bücherverbrennung im Dritten Reich erinnert. Worum geht es also?

Ein billiges und zweifelhaftes Vergnügen

Adolf Hitler, Paulo Coelho, Sebastian Fitzek, Christa Wolf, Johannes R. Becher, Stefan George und Svende Merian sind die Autorinnen und Autoren, deren Bücher sich Scheck für die erste Clip-Staffel ausgesucht hat. Hitler und Fitzek in einer Reihe? »Mein Kampf« muss man nicht mehr in den Giftschrank stellen, denn da steht das Machwerk schon längst. Mit Literatur hat es ohnehin nichts zu tun. Warum verschafft sich ein Kritiker wie Denis Scheck so ein billiges und zweifelhaftes Vergnügen? Und hätte er seine Auswahl nicht mit Heinrich Kramers »Hexenhammer« beginnen müssen?

Das haben Sebastian Fitzek und Paulo Coelho, das hat vor allen Dingen Christa Wolf nicht verdient. Niemand würde Fitzek und Coelho als Hochliteraten bezeichnen. Sie sind auf einer ganz anderen Ebene keine Gegner für Kritiker Scheck. Obendrein hat Denis Scheck den Text seiner Verrisse bei sich selbst abgeschrieben, denn die hinlänglich vernichtenden Bonmots kennt man bereits aus den Druckfrisch-Verrissen (»›Ein Fitzek‹ ist eine literarische Maßeinheit, die die größte anzunehmende literarische Peinlichkeit auf kleinstem Raum markiert.« oder: Coelho sei ein »aus dem proto-literarischen Urschleim gekrochener Einzeller der Erbauungsliteratur«). Immer feste druff! Die baumhoch erfolgreichen beiden wird es nicht kümmern, wenn sich eine literarische Wildsau an ihnen reibt.

Doch mit der posthumen Kritik an Christa Wolfs »Kassandra« gehe Denis Scheck zu weit, findet auch die Politikerin und ehemalige Verlegerin Simone Barrientos. Barrientos billigt Scheck die Kritik zwar zu, denn schließlich dürfe jeder seine Meinung sagen, doch sie wirft Scheck vor, dass er die Erzähl- mit der Autorinnenstimme gleichsetze und den historischen Subtext der DDR-Kritik völlig ignoriere und so tue, als gehe es in Kassandra tatsächlich um den Trojanischen Krieg, der hier obendrein noch falsch dargestellt sei.

Interessanterweise wirft Denis Scheck Christa Wolf auch Humorlosigkeit vor: »Wer Christa Wolf liest, hat nichts zu lachen. Diese Autorin malt mit schwarzem Pinsel auf schwarzem Grund«.

Dürfen Frauen keine ernsten Bücher schreiben?

Schwingt hier nicht erneut eine gewisse Misogynie mit? Bereits an anderer Stelle konnte man feststellen, dass Denis Scheck es offenbar nicht mag, wenn Frauen ernste Bücher schreiben.

Frank Hertweck, Literaturchef beim SWR und somit auch zuständig für Lesenwert, rechtfertigt die seltsame Auswahl des Anti-Kanon in einem Gespräch mit dem Börsenblatt: »Was das Format darüber hinaus leistet, ist der Versuch, verschiedene Kriterien des Misslungenen, des Schlechten, zu liefern. Keiner der einzelnen Verrisse analysiert nur ein Buch, sondern entwickelt gleichzeitig eine Theorie des Schlechten in progress.«

Auch das Aussehen und der Auftritt Schecks sei eine ironische Anspielung. In den Clips betritt Denis Scheck quasi als »Literaturgott« ganz in Weiß gekleidet ein weißes Minimalambiente mit weißen Buchregalen und umgedrehten Büchern. Wie Raumschifftüren gleiten die Regale mit entsprechendem Sound beiseite, wenn Scheck die Bühne betritt. Kinofans sehen die Anspielung an Morgan Freemann als Gott im Film »Bruce Allmächtig«. In einem Kommentar im Deutschlandradio sieht Thomas Fitzel darin eher die Milchbar aus dem Film »A Clockwork Orange«, in dem es ebenfalls brutal zur Sache ging.

»Und ich musste feststellen, viele Rezipienten glauben wirklich, Denis Scheck würde sich für einen Literaturgott halten«, sagt Frank Hertweck vom SWR, und er versichert, dass dem nicht so sei, was ihm wahrscheinlich ebenfalls viele nicht glauben werden.

Bücherverpuffung beim Literaturgott

Nicht zuletzt ist es die Animation, mit der Denis Scheck am Ende der Clips die Bücher verschwinden lässt, die ebenfalls für heftige Kritik sorgt. Science-Fiction-artig bratzelt aus Schecks Anzugärmel ein blauer Blitz, der das Buch mit Rauch und einer kleinen Explosion verpuffen lässt. Die meisten der Kommentatoren unter der Scheck-Kritik von Wolfgang Höbel auf SPIEGEL.de finden das harmlos, doch Höbel und andere sehen sich an die Bücherverbrennung der Nazis erinnert. Bücher im Rauch verschwinden zu lassen, das gehe gar nicht.

Bücher werden weggedingst: So sieht die Animation am Ende des Anti-Kanon aus (Foto: Screenshot/SWR)

Obwohl Frank Hertweck betont, dass der Kulturausschuss des Rundfunkrats, dem vorab die Coelho-Episode gezeigt wurde, daran keinen Anstoß genommen habe, wolle man die Animation noch nachträglich ändern. Der SWR schreibt:

Nichts würde ferner liegen als eine Anspielung auf politische Bücherverbrennungen oder Zensur. Dass eine solche Assoziation durch »Schmauchspuren« beim Verschwinden des jeweiligen Buches geweckt werden kann, widerspricht der Intention der Sendung. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle entschuldigen.

In einer anderen Sache hat man sofort reagiert und das Hitler-Video offline genommen. Man wolle nicht, sagt Hertweck, dass es bei den Vergleichsvorwürfen immer »Hitler und …« heiße.

Die üblich-ironische Scheck-Provokation?

Denis Scheck wird auch diesen Shitstorm überstehen. Er hat schon andere überstanden. 2013 sprach er sich in der Sendung Druckfrisch dagegen aus, dass rassistische Begriffe aus Kinderbüchern getilgt werden. Doch tat er dies mit der ihm eigenen Ironie, indem er sich das Gesicht schwarz anmalte. Doch just dieses »Blackfacing« gilt ebenfalls als rassistisch. Obwohl Scheck in seinem Kommentar betonte, dass jeder, der heute noch das N-Wort benutze, ein »Holzkopf« sei, berichtete damals sogar der »New Yorker« über den kleinen deutschen Literaturskandal.

Also auch diesmal die üblich-ironische Scheck-Provokation? Ein Shitstorm, losgetreten von humorlosen Politisch-Korrekten?

Nein.

Denn leider erweist Denis Scheck mit seinem laut-provokanten Auftreten der ernsthaften Literaturkritik einen Bärendienst. Einige seiner Kollegen bezeichnen Scheck in ihren Stellungnahmen als »Clown« oder »Literaturclown«. Denis Scheck mag nicht ganz so bekannt sein wie Marcel Reich-Ranicki und dennoch kennen einige den Mann aus dem Fernsehen. Während jedoch Reich-Ranicki in seinem Ernst bisweilen unfreiwillig komisch wirkte, legt es Scheck oftmals mit seinem eigentümlichen Humor bewusst darauf an. Literaturkritik ist zu einem Teil immer subjektiv, denn sonst wären sich immer alle Kritikerinnen und Kritiker einig. Doch Schecks auftreten lässt Literaturkritik beliebig wirken, als gehe es gar nicht um die Sache, sondern nur um den Effekt.

Und dann ist da noch das eingangs erwähnte zweite Clip-Format mit Denis Scheck, das neuerdings in der Sendung Lesenswert zu sehen ist und bei dem die Rolle des SWR im Allgemeinen zu hinterfragen ist.

Literaturkritik vom hohen Ross herab

In diesem zweiten Format gibt Denis Scheck tatsächlich eine lächerliche Figur ab. Das Format heißt »Reitgespräche«. Ein furchtbar billiger Wortwitz, denn tatsächlich reitet hier Denis Scheck zusammen mit der Schriftstellerin Juli Zeh durch einen brandenburgischen Wald. Mit der Kamera vorweg reden die beiden über Bücher, während vor allen Dingen Scheck auf dem Pferderücken reichlich durchgeschüttelt wird. Die geübte Reiterin Zeh führt Scheck bzw. dessen Pferd an der Leine, sonst würde es wahrscheinlich längst davongetrabt sein.

Literaturgott in Weiß: Denis Scheck »rezensiert« Mein Kampf. Zwischenzeitlich wurde das Video vom SWR gelöscht. (Foto: Screenshot/SWR)
Reitgespräch an der kurzen Leine: Juli Zeh und Denis Scheck sprechen hoch zu Ross über Bücher (Foto: Screenshot/SWR)

Man sitzt fassungslos vor dem Bildschirm und betrachtet die Szene. Von dem, was die beiden da über welches Buch auch immer sagen, bekommt man so gut wie nichts mit. Man blickt auf den dicken Mann auf dem Pferderücken. Man weiß, dass das Pferd nicht durchgehen wird und wenn, dass das rausgeschnitten wird, aber man befürchtet es ständig.

Doch wie unglaublich dekadent wirkt das? Literaturkritik vom hohen Ross herab, nach Gutsherrenart auf dem Pferderücken. Dafür gibt es leider nur ein Wort: peinlich.

Und man muss sich fragen: Warum lässt der SWR Denis Scheck ins Brandenburgische reisen, um sich dort auf Pferden über Literatur zu unterhalten? Welcher Baden-Württemberg-Bezug ergibt sich hier, um zu rechtfertigen, dass Lesenswert im 3. Fernsehprogramm zu einem zweiten Druckfrisch wird, in dem sich vor allen Dingen Denis Scheck selbst als Gott und Herrenreiter inszeniert? Warum werden für solche effektheischenden Formate Gebührengelder ausgegeben? Nutzt das der Literatur? Dem Bücherlesen? Oder nutzt es nur Scheck?

Die Frage lässt sich bereits bei Druckfrisch stellen, wo Scheck für kurze Gespräche mit Autorinnen und Autoren um die ganze Welt fliegt – und immer zu T. C. Boyle.

Warum Geld für den Scheckschen Firlefanz?

Warum gibt die ARD Geld für den Scheckschen Firlefanz aus, während an anderer Stelle in der ARD die Literaturformate zusammengestrichen werden? Ist ein Denis Scheck in Amerika oder Afrika so viel mehr wert als eine Christine Westermann im heimischen Garten?

Um es klar zu sagen: Denis Scheck ist ein brillanter Geist und ein geistreicher Literaturkritiker mit einem erfreulich breiten Buch- und Literaturverständnis – meistens.

Und dennoch ist es ein äußerst zweifelhaftes Gebaren, dass man nicht nur beim SWR die Kultursendungen umbaut, die Literatur an den Rand drängt und als Ausgleich offenbar diesbezügliche Gebührengelder diesem Mann zugutekommen lässt, der in zweifelhaften Formaten über Bücher spricht. Man hat den Verdacht, dass man in diesen Zeiten, in denen das Laute und Widerspruchslose dominiert, beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch im Literatur-Bereich auf das Laute setzt und dass die gerade losgetretene Kontroverse ein Teil des Konzepts ist und womöglich ein Gradmesser des Scheck-Erfolgs.

Es wäre traurig.

Wolfgang Tischer

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39 Kommentare

  1. Denis Scheck und die Reitgespräche haben mich auch peinlich berührt, ebenso wie die “Bücherverbrennung” und Christa Wolf in eine Reihe mit Adolf Hitler zu stellen. Es wird Zeit diesen Spuk zu beenden. Ich bin dankbar für den Artikel, öffentlich zu machen, was als Humbug beim Leser und Zuschauer ankommt. Die aufwendigen Flugreisen finde ich auch übertrieben für ein paar Minuten Gespräch. Ute Timmermann

  2. Lieber Wolfgang,

    schön zusammengefasst. Bin in allen Punkten absolut bei dir. Das mit dem “dicken Mann” hättest du aber weglassen können. Er hat ja schließlich auch keine Haare mehr und kann aufgrund seiner Herkunft die Nichtbeherrschung des Hochdeutschen nicht leugnen. Aber das steht auf einem anderen Blatt …

  3. Danke, Wolfgang! Ich habe Tränen gelacht über dein: »Man sitzt fassungslos vor dem Bildschirm und betrachtet die Szene. Von dem, was die beiden da über welches Buch auch immer sagen, bekommt man so gut wie nichts mit. Man blickt auf den dicken Mann auf dem Pferderücken. Man weiß, dass das Pferd nicht durchgehen wird und wenn, dass das rausgeschnitten wird, aber man befürchtet es ständig.«

  4. Guten Tag Herr Tischer,

    Ihr Abschluss Satz ……” Man hat den Verdacht, dass man in diesen Zeiten, in denen das Laute und Widerspruchslose dominiert, beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch im Literatur-Bereich auf das Laute setzt und dass die gerade losgetretene Kontroverse ein Teil des Konzepts ist und womöglich ein Gradmesser des Scheck-Erfolgs. “……..
    Reisserisches Theater, es geht doch in diesem Zirkus nur um`s Geld und n i c h t um Literatur oder schlicht um`s lesen oder um sich eine Freude zu machen mit lesen.

    Literaturkritik ist spannend, die Kontroverse auch, aber dieser Zirkus? Kommt mir vor wie das wild in die Luft schiessen und am Schluss bleiben nur Trümmer übrig wenn nicht gar Tote…..

    Bedenklich das Ganze.

    Mit Grüssen Elisabeth Rütsche

  5. Hervorragend Ihr Artikel über Scheck, Herr Tischer! Nur: Nehmen Sie schnell das zweite f aus dem Namen von Christa Wolf. Das Literaturcafé wird immer interessanter und mir immer wichtiger.

    • Wenn in Schecks Kanon „Krieg und Frieden“ und „Tim und Struppi“ in eine Reihe gestellt werden, warum sollen im Anti-Kanon nicht „Mein Kampf“ und Wolfs „Kassandra“ in eine Reihe gestellt werden dürfen? Die Titel haben keinen Bezug untereinander, außer, dass Denis Scheck sie für lesenswert oder nicht lesenswert hält.

      Ob Scheck Bücher vor exotischer Kulisse in Amerika oder Afrika besprechen muss, sei nicht nur aus finanziellen sondern auch aus ökologischen Gründen dahingestellt. Ein Gespräch vom hohen Roß mit Juli Zeh in Brandenburg ist aber ein vergleichsweise günstiges Vergnügen und gerade dass er dabei keine gute Figur macht ist ein Beleg seiner in der Ausprägung seltenen (Selbst-)Ironie.

      Natürlich ist es Mist, dass ARD und SWR Literatursendungen zusammenstreichen. Aber dafür ist weder Denis Scheck direkt verantwortlich, noch würde es weiterhelfen, wenn ein weiterer ‚brillanter Geist und geistreicher Literaturkritiker mit einem meistens erfreulich breiten Buch- und Literaturverständnis‘ verschwinden würde.

    • Allein die vielen Rechtschreibfehler machen mir diesen Artikel unsympathisch. Und der Vergleich mit Nazi-Bücherverbrennungen ist völlig abwegig. Diese waren in Wirklichkeit Menschenverbrennungen und hatten nichts mit der Verbrennung wertlosen Papiers zu tun. Egal, ob ich persönlich mit der einen oder anderen Kritik Denis Schecks übereinstimme oder nicht, seine Sendungen haben einen viel höheren Unterhaltungswert als die meisten hochgejubelten Präsentationen.

      • Nicht dass es was mit der eigentlichen Sache zu tun hätte. Aber Sie erheben hier einen Vorwurf, auf den ich antworten muss. Rechtschreibfehler sind mir auch zuwider, obwohl ich als gelegentliche Korrektorin damit Geld verdiene. Mich würde mal interessieren, welche Schreibweisen oder Kommata Sie in W. Tischers Artikel für fehlerhaft halten. Außer einem überflüssigen Komma habe ich nichts gefunden. Habe ich etwa eine dritte Rechtschreibreform verpasst?
        Außerdem strafen Sie für den Nazi-Vergleich den Falschen ab: Tischer hat nur zusammengetragen und zitiert, keine eigenen Anmutungen geäußert.

          • Hier ist keineswegs etwas klargestellt worden. Sowohl die schlaue Frau Korrektorin als auch die Redaktion bestehen darauf, dass der Artikel keine Rechtschreibfehler enthalte. Es sei ihnen unbenommen. Aufmerksamen und sachkundigen Leser:innen sind dagegen folgende Sätze sicher nicht entgangen: “Doch Schecks auftreten lässt Literaturkritik beliebig wirken, …” und “Ist ein Denis Scheck in Amerka oder Afrika so viel mehr Wert als eine Christine Westermann im heimischen Garten?”

          • Herzlichen Dank für den Hinweis. “Auftreten” ist nun groß geschrieben. Ich entschuldige mich in aller Form für diesen groben Schreibfehler. Ich kann mir nicht erklären, wie das passieren konnte, denn “Auftreten” ist hier natürlich eindeutig substantivisch gebraucht und muss natürlich groß geschrieben werden. Sie haben ein verdammt gutes Auge. Kompliment! Im zweiten Satz haben Sie jedoch einen Fehler reingemogelt (“Amerka”), der im Satz oben so gar nicht vorhanden ist. Ich war mir unsicher, habe gerade nochmal im Duden nachgeschaut. Das ist offenbar korrekt. Amerika schreibt sich mit einem i. (WT)

  6. Ja, in allen zurzeit stattfindenden “Literatur”-Sendungen geht es nur um das Laute. Bücher dienen dienen dabei lediglich als Grundlage für pseudo-intellektuelles Geschwafel und um die Selbstdarstellung der jeweiligen Personen. In sämtlichen Formaten hocken Leute , die meinen, die Fähigkeit, Bücher zu be- oder verurteilen, mit Löffeln gefressen zu haben. Egal, ob sie Dorn oder Gottschalk heißen.

    Warum sitzt nicht mal ein normaler Mensch wie Wolfgang Tischer in so einer Runde und gibt seine Meinung (mit der ich nicht immer, aber oft übereinstimme) über Bücher zum Besten? Tischer, als ehemaliger Buchhändler, weiß, wovon er spricht, denn er kennt seine Pappenheimer, weil er über viele Jahre sein Ohr am Puls der Leser hatte. Und für Letzteren sollten Literatursendungen eigentlich gemacht sein, sind sie aber nicht!

    Da in obigem Beitrag auch der Name Fitzek auftaucht, möchte ich an dieser Stelle eine Buchempfehlung abgeben: Die “Achtsam Morden-Reihe” von Karsten Dusse. Bei seinen Büchern handelt es sich zwar nicht um Thriller, sondern um Krimis, aber die sind absolut lesenswert. Spannend, unterhaltsam, hervorragend geschrieben (was man von Fitzek definitiv nicht behaupten kann) und nicht zuletzt äußerst kreativ (“inneres Kind”).

    Ich bin nicht per apodiktischer Buchempfehlung von Pseudo-Experten auf diese Bücher gestoßen, sondern per Zufall – im örtlichen Büchertausch-Regal. Die Achtsam-Morden-Reihe: sehr vergnügliches Lesevergnügen!

  7. Hoppe-hoppe-Reiter, wenn er fällt, dann schreit er.
    Wird in den Graben er krachen?
    Dann hätten wir was zu lachen.

    Auf jeden Fall wird die Sendung fallen. Nämlich durch. So was Stinklangweiliges erträgt man ja nicht mal beim Hemdenbügeln.
    Weiß man schon was über die Quoten?

  8. Nach anfänglicher Zustimmung bis zu Begeisterung für den Literaturkritiker Scheck liegt mir seit längerem das Auftreten bzw. die Inszenierung des Denis Scheck quer mit der Frage: ‘Will er das, ist er es selbst oder wird es ihm von den Machern aufs Auge gedrückt?’ Für mich rückte die Person Scheck mit manieriertem Gestus unangenehm in den Mittelpunkt. Dass er ein Kenner und brillanter Darsteller – auch von Literatur – ist, gestehe ich ihm zu. Aber der Ritt auf dem Pferd bediente meine wachsenden Aversionen kräftig, so dass meine bisherige Zustimmung zu seinem Urteil wackelt, zumal er das eine oder andere Urteil aus dem gesellschaftspolitischen Bereich abgegeben hat, das mich unangenehm berührte. Hinzu kommt, dass ich ihn in einer erlebten Lesung im kleinen Format nicht besonders nahbar fand.
    Großen Dank also für den Beitrag. Ich verfolge die Beiträge im literatuircafè.de seit Jahren und wachsend interessiert über den Newsletter.

  9. Auf diesem Wege appelliere ich ausdrücklich an die Programmplanerinnen und Programmplaner,
    mehr Literaturdiskussionen und Buchvorstellungen zu produzieren. Und bitte nicht zur Nachtstunde! Ich brauche viel mehr Buchempfehlungen.
    Außerdem bitte diese peinliche Pferdenummer rausnehmen. Das Gewackel macht mich wahnsinnig, und ob Scheck selbstironisch ist, interessiert mich auch nicht. Ich wünsche Auseinandersetzungen mit Buchinhalten und ein Pro und Contra nach literarischen Kriterien.
    Monika Buttler

  10. Nö, nicht meins, Herr Tischer; viel Lärm um ganz wenig.
    Ja, Sie haben was gegen Scheck – aber lohnt das die Schreibe?
    Mich verscheucht es eher.
    Und ich mag ihn und seine Sendungen. –
    Diese ewige, typisch deutsche Kritikastern nervt mich – man sollte eher mal Schecks Verdienste benennen, loben .. . gäbe es ihn und seine Sendungen nicht …?
    Oder sind wir gerade auf der Suche nach dem “karierten Maiglöckchen”?

    Es gibt in der ARD, in allen Dritten große Defizite, was Qualität + Quantität von Literatur-Sendungen angeht – insbes. an solchen, die auch Nicht-Literaten ansprechen, die nicht von Nase-Hoch-Literaturkritikern zu ihrer eigenen Begeisterung gemacht werden, sondern den Bücherfreund, -Interessierten ansprechen und dazu noch etwas Hintergrund und Impulse geben, –

    Und wieso hier die Frage gestellt wird, ob Frauen keine ernsten Bücher schreiben dürfen, erschließt sich mir nicht – auch nicht über den Verweis zu Frau Reuter.

  11. Ich bin seit über 30 Jahren selbstständige Buchhändlerin und empfinde die hier dargebrachte Kritik überlegenswert, jedoch geht mir der literarische “Tugendterror” auch hier oft zu weit.
    Es gibt keine ” Neger ” mehr in Originaltexten, selbst der Begriff Skalp wird im Donald Duck Comic durch “Füße” ersetzt. Unglaublich . Wir müssen Geschichte auch in Begrifflichkeiten und historischen Kontexten aushalten und ich finde Literatur darf durchaus polarisieren .
    Wenn die intellektuelle Selbstgerechtigkeit keine politisch korrekte, humorvolle und zuweilen natürlich bissige Kritik mehr verträgt,dann sehe ich schwarz für die Literatur und deren Autoren, die schon beim Schreiben eine Zensur dieser tugendhaften Klientel im Hinterkopf haben.
    Siehe Artikel der FAZ von Linus Reichlin, einem von mir sehr geschätzten Autor.

  12. Und wieder sind die Moralapostel auf dem Vormarsch….es ist kaum auszuhalten. Die Sendung ist genial, genau, weil sie ist wie sie ist und genau weil sie polarisiert, ja weil sie gelegentlich provoziert. Satire und Ironie in Zukunft verboten? Entspannung bitte ! Ich zahle sehr gern Gebühren für solche Formate.
    Elke Schäl

  13. Ich schätze Herrn Scheck, höre gerne seine Sendungen. Die weltweiten Reisen halte ich für überflüssig, von Nachhaltigkeit nicht zu reden. Diese Gelder können andersweitig gut angelegt werden. (Westermann!)

  14. Danke für das Lob, liebe Redaktion! Aber haben Sie vor lauter Konzentration auf meinen Tippfehler Ihren eigenen schweren Rechtschreibfehler – Adjektiv “wert” großgeschrieben – ganz übersehen?

  15. Was dennis Scheck zu Christa Wolf abgelassen hat ist unterste Schublade und hat schon etwas mit Arroganz und Ignoranz zu tun.
    Herr Scheck, ich mache Ihnen einen Vorschlag, die Bibel wird umgeschrieben und sie persönlich werden darin erwähnt als Gott der Literaturkritiker.
    So fühlen Sie sich und sollten deshalb, damit Sie nicht (mehr) nachdenken und nur noch götlich dahergleiten dürfen verhalten.
    Gute Nacht für solche Kritiker, meckern kann jeder besser machen ist die Realität.
    Übrigens, ich bin vor der DDR geboren und haben mit Erschrecken viele aktive DDR Besserwessis kennen gelernt. Heute einen mehr.
    Der Beitrag mit Ihnen hoch zu Roß ist ja Ihr Lebensmotto, so scheint mir das bei Ihren Kritiken immer öfter.

  16. Lieber Wolfgang,

    vor zwei Jahren habe ich einen provokanten und sehr umfangreichen Text bei Dir im Literaturcafé veröffentlichen dürfen, in dem die sich damals bereits stark abzeichnenden und inzwischen in die Breite gehenden Denk-, Handlungs-, Haltungs-, Formulierungs-, Themen- und Stilvorschriften in der Kunst- und, vor allem, in der Literaturszene thematisiert wurden, und in dem es von (auch im historischen Kontext) unsagbaren Wörtern über Mikroaggressionen und das Gendern bis hin zur so genannten Cancel Culture um viele Themen ging. Der Beitrag generierte damals vergleichsweise enorme Resonanz, darunter private Angriffe und Drohungen, Diskreditierungsversuche, öffentliche Schmähungen und, nicht zuletzt, Twitter-Shitstorms (Windstärke 7) gegen mich als Person, aufgehängt an (falschen) Plagiatsvorwürfen und eben umgeformt in ad-hominem-Attacken. Das war eine interessante und beileibe nicht nur schöne Erfahrung, aber zu dieser Erfahrung gehörte auch, dass ich mich während des kleinen und nach wenigen Wochen wieder vergessenen Stürmchens, den ich entfacht hatte, jederzeit Deiner Unterstützung sicher fühlen durfte. Dazu gehörte außerdem und nicht zuletzt das Gefühl, dass wir in der Frage übereinstimmten, dass die Kunstfreiheit in direkter Verbindung zur Meinungsfreiheit ein sehr hohes und unbedingt schützenswertes Gut ist, und dass nicht geduldet werden sollte, wenn (berechtigte und gewünschte und befruchtende) Kritik am Werk in persönliche Angriffe umgewidmet wird. Dass man also Kunstkritik nur als Aufhänger nutzt, um sich an Personen abzuarbeiten.

    Und nun lese ich bei und auch noch von Dir einen solchen “Ich setze mich auch auf die Kuh, die gerade durchs Dorf getrieben wird”-Text über Denis Scheck und dessen vermeintliche Verfehlungen, woraus letztlich eine Art (etwas unübersichtliches) Dossier geworden ist, eine Ansammlung von Mutmaßungen und Unterstellungen, eine Infragestellung der Person, aufgehängt daran, dass vermeintlich Hitler und Christa Wolf “in eine Reihe gestellt” oder dass symbolisch Bücher (zumindest beinahe) verbrannt wurden. Woraus aber hier, bei Dir, eine Reihe von – in Social-Media-Manier aufbereiteten – Belehrungen und selbstgerechten Tadeln (Reisekosten! Jawoll!) und persönlichen Schmähungen wird, also der offenkundige Versuch, sich öffentlichkeitswirksam der Ächtung, mindestens aber der Diskreditierung und Beleidigung der Person (“dicker Mann auf einem Pferd”) anzuschließen, marginal unterfüttert mit ein paar recht oberflächlichen fachlichen Anmerkungen. Wenn (im weitesten Sinne) Künstler damit anfangen, voneinander zu fordern, sich dem Haltungsdiktat unterzuordnen, und aufeinander Attacken fahren, um sich auf Kosten der anderen aufzuspielen, gerät vieles in Gefahr, dessen Verlust wir alle sehr, sehr bedauern werden.

    Denis Scheck ist ein Unterhaltungskünstler. Sein Metier und seine Kunstform ist die inszenierte Literaturkritik, und er hat darin seine eigenen Formen geschaffen. Dazu gehört auch die Provokation, wobei man vermutlich schon ein eher schlichteres Gemüt ist, wenn man echte Aufregung empfindet, weil irgendwas oder irgendwer in einem (wenn auch sehr langen) Atemzug gemeinsam mit Hitler genannt wurde oder wird, das oder der seinerseits keinen Weltkrieg oder Genozid zu verantworten hatte, oder wenn Bücher, die ja immer und gleich welchen Inhalts gut und schützenswert sind, in Tonnen geklopft oder symbolisch in Rauch verwandelt werden (weil sie eben nur “Schall und Rauch” sind, also das Scheinen das Sein bei weitem übersteigt). Wir alle haben die Freiheit der Wahl und damit die Freiheit, uns das anzutun oder nicht, aber wir haben vor allem immer noch die Wahl zwischen der Kritik an der Sache und dem Angriff auf die Person. Ich würde mich freuen, wenn Du Deine Wahl überdenken könntest.

    Danke dafür vorab.

    Herzlich,
    Tom Liehr

    • Lieber Tom,

      vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Normalerweise lasse ich die Texte stehen, wie sie sind und ordne sie nicht noch einmal ein oder interpretiere sie. Die Leute lesen nicht immer das heraus oder hinein, was die Intention war. Das weiß ich, das ist in Ordnung, das ist Teil des Spiels. Das ist es genauso bei Denis Scheck.

      Da es aber in diesem Fall nicht darum geht, den Text zu verteidigen und weil der Kommentar von dir kommt, ergänze ich sehr gerne meine persönliche Meinung zu diesem Fall, die im Text selbst nur an sehr speziellen Stellen durchscheint – und das mit gutem Grund.

      Es gibt bisweilen interessante Diskussionen, die den Blick lohnen und deren Niederschrift auch eine gewisse Chronistenpflicht erfordert. Da Denis Scheck hin und wieder im literaturcafe.de Thema ist und war und da er einer der wichtigsten Protagonisten im Literaturbetrieb ist, wollte ich die »Causa Scheck« an dieser Stelle dokumentieren und mit einer anderen Frage verknüpfen.

      Wenn es um die Dinge geht, die ihm verschiedene Menschen vorhalten oder die sie aus dem »Anti-Kanon« herauslesen, so kann ich mich voll und ganz deiner Meinung anschließen. Ich schätze Denis Scheck sehr! Er schafft es immer wieder, die Aufmerksamkeit auf Bücher und Literatur zu lenken. Und er macht dies immer wieder gerne mit Provokationen. Auch das schätze ich sehr. Auch ich liebe die Provokation.

      Den »Anti-Kanon« finde ich eine interessante Idee. Doch nicht umsonst hat der SWR den Hitler-Film entfernt. Es war etwas zu laut. Und Nazi-Vergleiche, das weiß jeder Foren-Nutzer, sind nicht immer die beste Idee. Ich finde aber auch, dass sich Scheck sehr einfache und leichte Gegner gesucht hat. Für Scheck-Fans findet sich wenig Neues. Völlig an den Haaren herbeigezogen halte ich den Vergleich der Verpuffungs-Animation mit der Bücherverbrennung.

      Den »dicken Mann« habe ich mir lange überlegt. Einige sehen darin eine Beleidigung, andere sehen darin eine Tatsachenbehauptung. Ich selbst denke, dass eine kleine Scheck-Kritik auch ein klein wenig mit Scheck-Mitteln arbeiten darf. Ich sehe ihn als kleine Scheck-Referenz.

      Zudem muss man auch sehen: Scheck hält seinen Kopf hin, doch das alles ist schließlich ein Gemeinschaftswerk, an den Beiträgen sind einige beteiligt, bis sie so sind, wie sie sind.

      Aber wenn es eine Literaturkritik gibt, dann muss es auch eine Kritikerkritik geben. Das halte ich für legitim und notwendig. Denn die Frage, ob Scheck der »ernsthaften« Literaturkritik – wie immer man die definieren mag – schadet, sollte man diskutieren. Die Frage, wie »laut« und provokativ man sein muss, sollte man ebenfalls gerade heute stellen. Schecks »ad hominem« Angriffe sollte man diskutieren, da die Unterscheidung zwischen Erzähler und Autor ebenfalls heute wichtiger denn je ist. Gerade bei Scheck scheint es – wie ebenfalls heute sehr oft – nur zwei Meinungen zu geben: die einen lieben ihn und seine deutliche und bisweilen provokante Art, die anderen können ihn und seine Art überhaupt nicht leiden. Ich sage: Ich liebe diesen Mann und seine deutliche und bisweilen provokante Art, aber über einige Dinge sollten wie dennoch sprechen (dürfen).

      Nun kommen wir zum eigentlich kritischen Punkt und zur Hauptfrage des Textes: Eine Art von »Personenkult« gibt es bei den Medien schon lange. Personenkult ist hier natürlich das falsche Wort. In den Radio- und Fernsehsendungen gab es früher viele Sprecherinnen und Sprecher. Die einen liebte das Publikum, die anderen liebte es weniger. Und da man die Nähe zum Hörer suchte, entferne man nach und nach die Sprecherinnen und Sprecher, die das Publikum weniger mochte. Man wollte persönlicher sein. Die Sprecher waren irgendwann ihrer Sendungen. Doch schon dabei ging viel verloren.

      Es geht auch viel verloren, wenn nur noch ein lauter Denis Scheck Gehör findet. Und ich wundere mich, wenn die dritten Programme immer so ein Gewese um die Regionalität und regionale Anknüpfungspunkte machen und stelle daher die Frage, warum Scheck durch Brandenburg reitet. Natürlich kann und darf er das, aber ich wundere mich.

      Es ist auf der anderen Seite auch kein Geheimnis, dass ich mich der Buchauswahl und den Urteilen von Christine Westermann nur selten anschließen kann, aber dennoch sind diese anderen Stimmen wichtig!

      Also: Viel Rauch (hahaha!) um nichts in der aktuellen Scheck-Debatte, dennoch einige Dinge, die man kritisch sehen kann – aber vor allen Dingen ein Aufruf zur Vielfalt! Es ist gut und wichtig, dass es Scheck gibt, aber es ist auch wichtig, dass es andere gibt. Und es ist wichtig, über alles zu reden. Am Ende der Buchkritik und Buchsendungen im Fernsehen darf nicht nur Scheck stehen – auch wenn er das noch so gut machen mag.

      Ebenfalls sehr herzlich,
      Wolfgang

      • Lieber Wolfgang,

        danke für Deine Antwort – auf die wiederum einiges zu antworten wäre, und der an einigen Stellen widersprochen werden könnte, was mich durchaus reizt, aber wer mitliest und, vor allem, mitdenkt, dem kann das erspart werden. Was ich hiermit tue.

        Wir lesen uns!

        Herzlich,
        Tom

  17. Auch ich finde die neue Präsentation (reitend) absolut peinlich und – schlimmer noch: vom Thema (Austauschen über Bücher) komplett ablenkend, da das Gewackel, Gezuckel, die gehetzte Kameraführung und das ständige angestrengte Luftholen ein aufmerksames Zuhören unmöglich macht.

  18. Ich kann überhaupt nicht begreifen, wie man auf die Idee kommt, “Mein Kampf” LITERARISCH besprechen zu wollen, noch dazu in einer Unterhaltungssendung für ein breites Publikum.
    Um eine Ahnung zu bekommen, wie unterirdisch diese Idee ist, muss man sich nur mal vorstellen, wie die Vorbereitung zu dieser Sendung abgelaufen wäre, hätte Christa Wolf noch gelebt:
    “Wir würden gerne Ihre Kassandra besprechen, zusammen mit ein paar anderen Büchern.”
    “Mit welchen denn?”
    “Mein Kampf und …”
    An dieser Stelle wäre sie ihm ins Gesicht gesprungen, sehr zu Recht.
    Ich bin einfach fassungslos, dass niemand die Ausstrahlung einer solchen Sendung verhindert hat.

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