»Lesenswert« heißt die Literatursendung im SWR-Fernsehen. Seit 2016 wird sie allein von Denis Scheck moderiert, der in der ARD auch in seiner Sendung »Druckfrisch« zu sehen ist.
Als Sonderformat innerhalb der Sendung gibt es in etwa vierteljährlich ein »Lesenswert-Quartett« mit vier Literaturkritikerinnen und -kritikern. Für die am 16. März 2017 ausgestrahlte Sendung fand die Aufzeichnung zum ersten mal in Baden-Baden statt.
Wolfgang Tischer vom literaturcafe.de war dabei und hat sich für den Podcast des literaturcafe.de mit Moderator Denis Scheck und dem Gast Mara Delius unterhalten.
Es ist der 22. Februar 2017 kurz vor 20 Uhr. Das Lesenswert-Sonderformat, das »Lesenswert-Quartett«, wird in Baden-Baden aufgezeichnet. Zu sehen sein wird die Sendung im SWR-Fernsehen am 16. März 2017, später auch auf 3sat. Zum ersten Mal wird die Sendung in Baden-Baden im Palais Biron aufgezeichnet, einer ehemaligen Kaufmannsvilla mit großem Park. Obwohl man geneigt ist, den Namen Biron französisch auszusprechen, wird er dies nicht.
Das repräsentative Gebäude ist heute ein Tagungszentrum der IHK und Treffpunkt der Wirtschaft. Doch an diesem Abend hat der SWR den großen Raum in ein Studio und eine Literaturarena umgebaut. Deko-Wände mit »Lesenswert« Schriftzug verdecken die Fensterfront.
Die vier Kritikerinnen und Kritiker werden gleich an einem Tisch auf einem Podest in der Raummitte sitzen. Zunächst erscheint Moderator Denis Scheck. Als Warm-Up liest er dem Publikum aus dem Buch von Daniela Katzenberger vor und bezeichnet Sebastian Fitzek als »literarischen Ground Zero«. Man kennt die markigen Sätze aus Schecks Blick auf die Bestsellerliste in Druckfrisch.
Die Sendung »Lesenswert« im SWR-Fernsehen und auch das Quartett wurde lange von Felicitas von Lovenberg moderiert, als diese noch bei der FAZ für die Literatur zuständig war. Doch nachdem sie Anfang 2016 als Verlegerin zum Piper Verlag wechselte, war diese Doppelrolle kritisch. Von Lovenberg stieg bei der Sendung aus. Seitdem wird sie von Denis Scheck allein moderiert, der dies zunächst seit 2014 im Wechsel mit von Lovenberg tat.
Auch in der Kritikerrunde wird Felicitas von Lovenberg erstmals durch ihre Nachfolgerin Insa Wilke ersetzt. Neben Ijoma Mangold von der Zeit gehört sie mit Denis Scheck zu den Drei der Stammbesetzung. Als Gast ist Mara Delius von der Welt mit dabei. Vor kurzem war sie noch Gast des Literarischen Quartetts im ZDF. Scheck wiederum war Ende 2016 noch Gast im Schweizer Literaturclub. So kreisen die Immergleichen in den Sendungen immer um sich selbst und sind sich wechselseitige Gäste.
Und auch die Buchauswahl ist nicht sonderlich innovativ. So wird auch hier wie im Literarischen Quartett »Ein wenig Leben« von Hanya Yanagihara besprochen und tatsächlich auch nochmals »Elefant« von Martin Suter. Hinzu kommt als Literaturbetriebseigenreferenz das Buch »Jetzt« vom ehemaligen FAZ-Literaturleiter Karl Heinz Bohrer und Gabriele Leupolds Neuübersetzung von Andrej Platonows »Die Baugrube«.
Anders als bei den Schweizer Kollegen werden vor und nach der Sendung noch Bilder für mögliche Zwischenschnitte aufgenommen. So lässt man zu Beginn das Publikum mehrfach vor dem noch leeren Podium applaudieren, anschließend werden noch die Bücher auf dem Tisch abgefilmt. Die Kameraperspektiven und das Zwischenbildmaterial werden offenbar erst anschließend final abgemischt und nicht schon direkt während der Aufzeichnung.
Für den Podcast des literaturcafe.de hat sich Wolfgang Tischer nach der Sendung zunächst mit Mara Delius unterhalten. Sie berichtet u. a. wie sie sich als Gast auf so eine Sendung vorbereitet. Vor kurzem hat Mara Delius auch die Leitung der »Literarischen Welt« übernommen, einer wöchentlichen Literaturbeilage der Zeitung »Die Welt«. In der Pressemeldung war von Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt etwas verwirrend zu hören: »Wir wollen die Literarische Welt wieder von einem Rezensionsorgan zu einem Magazin für das literarische Leben entwickeln.« Also auch hier statt Literatur lieber Lifestyle mit Buchinhaltsangaben? Nein, dem ist nicht so, stellt Mara Delius im Interview klar.
Anschließend spricht Denis Scheck über seine Rolle als Moderator und gleichzeitig Diskussionsteilnehmer der Runde. Wir erfahren, ob er manchmal ein schlechtes Gewissen hat, wenn er mit deutlichen Worten über manche Autoren und ihre Bücher herzieht, und wie es Denis Scheck schafft, auch die Bücher zu lesen, die er gar nicht mag. Und überhaupt: Wo liest Denis Scheck eigentlich die vielen Bücher?
Im Keller des Palais Biron, neben der Garderobe, packt Josua Straß die nicht verkauften Bücher zusammen. Der Inhaber der letzten eigenständigen Buchhandlung in Baden-Baden gibt im Podcast Auskunft, ob mehr Bücher verkauft werden, wenn diese zuvor gelobt oder verrissen wurden.
Hören Sie alle Interviews mit Mara Delius, Denis Scheck und Josua Straß sowie die Anmerkungen von Wolfgang Tischer in der Podcast-Reportage des literaturcafe.de.
Das LESENSWERT QUARTETT – Denis Scheck im Gespräch mit Ijoma Mangold, Insa Wilke und Mara Delius am Donnerstag 16.03.2017 um 23:15 Uhr im SWR-Fernsehen und in der SWR-Mediathek.
So geht es auch! Was mich ein wenig verwunderte war, daß am Schluß lauter historische oder politische Bücher empfohlen wurden, die mich nicht so besonders interessieren und, daß für Fernsehbüchersendungen, wo vermutlich das Mainstreampublikum zusieht, eher Mainstreambücher empfohlen werden, ist wahrscheinlich verständlich.
Dafür gibt es ja vielleicht auch die Internetportale und Blogs, die auch auf das andere hinweisen.
Echt? Da wurden Bücher vorgestellt, die Sie nicht interessieren? Also das ist ja ein starkes Stück! Und die Redaktion hat Sie auch nicht zu Rate gezogen, sondern einfach so “Mainstreambücher” empfohlen? Ja, da wäre ich als Koryphäe an Ihrer Stelle auch irritiert, fürwahr!
Sie werden mich nicht am Kommentieren im Literaturcafe und beim Äußern meiner Meinung bezüglich eines literarischen Diaglos abhalten!
Wie hat Ihnen die Sendung gefallen und welche Bücher werden Sie lesen?
Gottchen, Frau Jancak. Niemand wird oder will Sie von irgendwas abhalten. Das war nur Spaß. Schade, dass Sie so komplett Humor befreit sind.
Ich hab die Sendung weder gesehen, noch weiß ich, welche Bücher da vorgestellt wurden 🙂
Warum schreiben Sie es dann?
Wäre es nicht besser kompetent Ihre Meinung über die Sendung und die vorgestellten Büchern zu äußern, als sich über die Kommentare der anderen lustig zu machen?
Bei so einer Steilvorlage kann ich nicht anders, als lustig zu sein. Humor ist nämlich, wenn man trotzdem lacht. Im Übrigen, wer soll Ihnen in Sachen Kompetenz schon das Wasser reichen können?
Sehr richtig und in diesen Sinn gehen wir vom Mainstream weg und kommen zum Indiebookday, der ja heute ist, haben Sie sich da schon ihr Buch aus einem kleinen unabhängigen Verlag besorgt und sich damit ins Netz gestellt?
Tatsächlich? Der ist heute? Ja, vielen Dank für den Hinweis, das wäre jetzt glatt an mir vorbei gegangen! Nicht auszudenken … Mensch, wenn ich Sie nicht hätte! Nein, ich hab mich zwar in der Tat ins Netz gestellt (mein lieber Scholli, das schwankt vielleicht!) aber heute nur mit Wolfgang Herrndorfs “Tschick”. Der ist jetzt weniger Indie, glaube ich, sondern leider ziemlich bekannt. Ist das schlimm???
Wenn es das Literaturcafe nicht nervt, daß ich darauf antworte, nein gar nicht, denn das Buch ist zwar, glaube ich, bei “Suhrkamp” oder einem anderen Großverlag erschienen und steht heuer auch auf meiner Leseliste.
Chapeau wenn Sie sich dafür interessieren, ich hätte Ihnen das, ganz ehrlich, gar nicht zugetraut.
Aber der “Indie-Boookday” ist für die unabhängigen Verlage, glaube ich, sehr wichtig und warum müßen Sie eigentlich immer so polarisieren?
Besser und interessanter als je zuvor.
Danke
Die Zauberfee