
Thomas Strässle ist der beliebteste Bachmannpreis-Juror des Jahres 2025. Bei der Publikumsabstimmung auf literaturcafe.de setzte er sich um haaresbreite gegen die Vorjahresgewinnerin Brigitte Schwens-Harrant durch, die diesmal den 2. Platz belegt. Deutliches Schlusslicht bildet ein Juror, der vor 10 Jahren noch an der Spitze stand.
Thomas Strässle ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Zürich., Mitglied im Team des Schweizer Literaturclubs und als Bachmann-Juror seit 2023 mit dabei. Thomas Strässle ist bei der Publikumsabstimmung des literaturcafe.de zum beliebtesten Bachmannpreis-Juror des Jahres 2025 gewählt worden, und er gewinnt diesen Titel nach seinem Debut-Jahr 2023 zum zweiten Mal. Im Vorjahr landete Strässle auf Platz 2.
Vorjahressiegerin Brigitte Schwens-Harrant belegt in diesem Jahr den zweiten Platz in der Publikumsgunst als beste Jurorin. Der Abstand auf Platz 1 ist jedoch hauchdünn. Schwens-Harrant gewann 2024 und 2022 den Titel.
Philipp Tingler zeigte sich in diesem Jahr gemäßigter. Wie im Vorjahr belegt er den 3. Platz.
Jurorin Laura de Weck konnte sich in ihrem zweiten Jahr in der Jury auf Platz 4 behaupten. Einen Platz in der Publikumsgunst aufgestiegen sind Mara Delius (Platz 5) und Mithu Sanyal (Platz 6).
Deutliches Schlusslicht in der Publikumsgunst bildet in diesem Jahr der Jury-Vorsitzende Klaus Kastberger. Als er vor 10 Jahren neu in die Jury kam, belegte er 2015, 2016 und 2017 den ersten Platz.
Unaufgeregte Substanz und maximale Zurücknahme des Egos
Warum das Publikum Thomas Strässle zum besten Juror kürte, ist eindeutig. Das Publikum schätzt seine sachliche Art und die Arbeit eng am Text, seine ruhige und besonnene Art. »Unaufgeregte Substanz bei maximaler Zurücknahme des eigenen Egos. So geht Textkritik!«, heißt es u. a. in den Begründungen.
Die Publikumsabstimmung zum besten Juror/zur besten Jurorin wurde vom literaturcafe.de 2014 zum ersten Mal durchgeführt. Die erste Preisträgerin war seinerzeit Daniela Strigl.
Das genaue Ergebnis in Zahlen wird wie immer nicht öffentlich bekannt gegeben.
Wie ebenfalls in den Vorjahren haben wir aus ausgewählten Kommentaren, die bei der Abstimmung eingegeben werden mussten, kleine Begründungen zusammengestellt. Wie in den Jahren zuvor gab es erfreulicherweise keinen Juror und keine Jurorin, der oder die gar keine Stimme erhielt. Wir danken allen, die an der Abstimmung teilgenommen und so großartige Begründungen geliefert haben!
Der Preis ist undatiert und wird am Bachmannpreis-Sonntag symbolisch überreicht.
1. Platz: Thomas Strässle
Vorjahresplatzierung: 2

Strässle ist angenehm neugierig und nicht unnötig provokant. Er setzt nicht auf das verbale Äquivalent von Clickbait, sondern spricht fundiert und angenehm unaufgeregt. (Und neues Kriterium: Würde ich gern mit ihm bei einem Bier über Literatur sprechen? Ja! Das wäre vermutlich wirklich ein Gespräch und weder Rechthaberei noch Ego-Show.)
Ausgesprochen ruhige und stets sachliche Erörterung der Texte – stets überzeugend.
Stets auf die Texte (und nicht auf ihre Autoren) konzentrierte Stellungnahmen, die mit überzeugenden Argumenten untermauert sind.
Seine Begründungen sind für mich verständlich, Humor, nimmt Bezug auf Voten der MitjurorInnen. Kompetenz.
Hat ehrliches Interesse an allen vorgetragenen Texten & das Wissen & die Methoden, sich damit zu beschäftigen, anstatt die Texte wie andere in der Jury nur darauf zu überprüfen, ob sie den eigenen Erwartungshaltungen entsprechen
2. Platz: Brigitte Schwens-Harrant
Vorjahresplatzierung: 1

Eng am Text, eigenwillig und originell im Urteil, das sie gut und aufmerksam begründet. Dass da am Ende ein Zipfel Vorliebe bleibt, leugnet sie nicht, die objektivierbaren Aspekte und der schöne subjektive Rest stehen reflektiert nebeneinander.
Sie hat sich, ausweislich ihrer Äußerungen, intensivst literaturwissenschaftlich mit jedem Text auseinandergesetzt und Kriterien angelegt, die jedem Text gerecht zu werden versuchte. Und das alles total kompetent, sachlich und ohne persönliches Geltungsbedürfnis. Vorbildlich!
Sie hört anderen genau zu und ermöglicht Dialog. Argumentiert immer am Text entlang.
Ihre Kommentare haben immer Substanz, sind nicht verletzend, auch gegenüber den MitjurorInnen. Ihr Humor kommt um die Ecke.
Literaturkritik auf höchstem Niveau, so viel Kompetenz, dennoch so verständlich und nachvollziehbar in ihren Aussagen. Ist immer wieder darum bemüht, auf die kritische Ebene der Auseinandersetzung mit dem Text zu verweisen. Wenn die Diskussion zu sehr abdriftet, Inhalte zu bewerten. Frau Schwens-Harrant kommt gänzlich ohne »reißerische« Ansagen aus und hat für mich trotzdem die »hörbarste« Stimme in der Jury. Chapeau!
3. Platz: Philipp Tingler
Vorjahresplatzierung: 3

Gut pointiert und zielführend. Hat ganz oft meine Einschätzung getroffen.
Ruhig, differenziert, sachlich. Bringt immer wieder überraschend neue, interessante Aspekte in die Diskussion ein.
Der alte »Rabauke«, unterhaltsam, auf den Punkt, hart, aber nicht ungerecht (haben auch Autorinnen bestätigt).
Ich mag an Philipp Tingler, dass er sprachlich eloquent, ironisch und dynamisch argumentiert. Ab und an wählt er Fachbegriffe oder Fremdworte die selbst mir dann nicht geläufig sind, aber somit zwingt er mich zum nachschlagen oder googeln. Gerade mit Ironie können ja viele Menschen nicht umgehen und ich liebe es und auch seine teilweise dratischen Begründungen.
Für ihn entscheide ich mich besonders gerne, steht er doch in besonderem Maße für Originalität und Humor, manchmal auch für »Spitzen« – in diesem Jahr deutlich weniger, was ihm und der Runde gut getan hat.
4. Platz: Laura de Weck
Vorjahresplatzierung: 4

Die Einlassungen von Frau de Weck sind wohlüberlegt, nachvollziehbar und immer mit Respekt und Anerkennung für die Leistung der Autorinnen und Autoren.
Trägt Substantielles zur Diskussion bei. Entdeckt interessante Aspekte am Text, in den Figuren etc. Argumentiert sachlich – sowohl positiv wie negativ.
Kompetent, ruhig, auf die Struktur und die Sprache des gelesenen Textes eingehend und vermittelnd.
5. Platz: Mara Delius
Vorjahresplatzierung: 6

Zielgerichtete und intelligente Anmerkungen zu den Texten, nicht so weitschweifig, schwammig gefühlig oder persönlich werdend.
Für mich die sachlichste Jurorin!
Sie hat die beste Literaturkritik, ist sachlich freundlich und unglaublich kompetent. Manchmal auch lustig – ohne, dass sie es will!
6. Platz: Mithu Sanyal
Vorjahresplatzierung: 7

Schlüssige Argumentation und sehr kompetentes Auftreten, angenehme Präsenz.
Trägt Substantielles zur Diskussion bei.
Sie ist kompetent, steht allen Texten offen gegenüber und lässt sich auf sie ein und gibt nicht-verletzende Kritik.
7. Platz: Klaus Kastberger
Vorjahresplatzierung: 5

Differenzierte Moderation, ausgleichend, literarisch sehr bewandert und erfahren, achtet auf etwa gleiche Gesprächsanteile der Jurorinnen und Juroren, lässt andere ausreden.
Weil er sehr provokant Pfeffer in die Diskussion bringt. Entgegen dem Zeitgeist. Bravo!