
Aufatmen am zweiten Lesetag des Bachmannpreises 2018! Bei den fünf Texten waren mindestens drei sehr starke dabei, so sah es auch die Jury.
Gast der heutigen Podcast-Folge ist Nicola Steiner vom Schweizer Literaturclub.
Außerdem zu hören: ein Gespräch mit dem Autor Bov Bjerg unmittelbar nach seiner Lesung, und mit Neu-Jurorin Nora Gomringer spricht Wolfgang Tischer auch über T-Shirts.
Podcast-Gast am 2. Lesetag: Nicola Steiner vom Schweizer Literaturclub
Nachdem von den fünf Texten des ersten Lesetages keiner so richtig herausstach, begann der zweite Lesetag eher effekthascherisch. Gleich zwei Texte und Autorinnen versuchten dies auf sehr unterschiedliche Weise. Corinna T. Sievers setzte auf die Provokation der Pornografie, doch die Jury war vom Sex in einer Zahnarztpraxis nicht sehr angetan und fand den Text sogar zu wenig radikal.
Ally Klein setzte allein auf die Kraft der Wörter und steigerte sich auch beim Lesen zu sehr in die Textmelodie hinein. Ihr allzu affektierter Vortrag tat dem Text nicht gut.
Mit Tanja Maljartschuk trat dann eine Autorin ans Lesepult, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, deren Text jedoch sprachlich und inhaltlich überzeugte. »Endlich Literatur!«, meinte Jurorin Nora Gomringer.
Favorit des Tages war Bov Berg mit seinem auf der Schwäbischen Alb spielenden Text über eine Vater-Sohn-Beziehung. Die Jury war begeistert, für Hubert Winkels war der Text schon zu dicht.
Ebenfalls viel Jurylob bekam Anselm Neft mit seinem Text über einen Obdachlosen und seinen Hund.
Alle drei Texte zeichneten sich durch kunstvoll konstruierte Handlung, gute und gebrochene Charaktere und vor allen Dingen vielschichtige Interpretations- und Leseebenen aus.
Zusammen mit Nicola Steiner vom Schweizer Literaturclub analysiert Wolfgang Tischer den zweiten Lesetag. Ein Tipp in diesem Zusammenhang ist die Video-Serie »Steiner & Tingler« vom Schweizer Rundfunk und Fernsehen (SRF). Die aktuelle Folge widmet sich dem Bachmannpreis.
Gudrun Fähndrich über Tanja Maljartschuk
Gudrun Fähndrich, Presseleiterin vom Verlag Kiepenheuer & Witsch berichtet im Podcast über den noch titellosen Roman von Tanja Maljartschuk, der im Frühjahr erscheinen wird und den die Autorin noch auf Ukrainisch geschrieben hat, der also als Übersetzung erscheint und mit ihrem Bachmannpeis noch nichts zu tun hat.
Bov Bjerg über die aufregendste Lesung seines Lebens

Mit Bov Bjerg sprach Wolfgang Tischer nach der Lesung. Bov Bjerg, erfahrener Lesebühnenautor, gesteht freimütig, dass er noch nie vor einer Lesung so aufgeregt war wie heute. Über den Player am Ende der Seite und die Kapitelmarkierung kann das Gespräch gezielt angewählt werden.
Nora Gomringer über Textkritik und T-Shirts
Ebenfalls zu hören ist ein Gespräch mit Nora Gomringer. Wie beurteilt sie nach dem zweiten Tag ihre Jurytätigkeit. Zudem fällt Nora Gomringer durch ihre T-Shirts und Blusen auf. Am Nachmittag trug sie eine rote Bluse mit dem Antlitz von Rocket Raccoon aus dem Film Guardians of the Galaxy. Was es damit auf sich hat, verrät sie in dieser Podcast-Folge. Ihre T-Shirts, so Gomringer, seien zudem so eine Art Soufflieren mit Kleidung.
Die folgenden Autorinnen und Autoren haben am 6. Juli 2018 gelesen:
- Corinna T. Sievers, Herrliberg (D)
eingeladen von Nora Gomringer
Text: Der Nächste, bitte!
Zahnarztporno. - Ally Klein, Berlin (D)
eingeladen von Michael Wiederstein
Text: Carter
Hafenflucht oder Nervenzusammenbruch? - Tanja Maljartschuk, Wien (UA)
eingeladen von Stefan Gmünder
Text: Frösche im Meer
Über einen Gelegenheitsarbeiter und eine demente Dame. - Bov Bjerg, Berlin (D)
eingeladen von Klaus Kastberger
Text: SERPENTINEN
Vater und Sohn besuchen die Schwäbische Alb. - Anselm Neft, Hamburg (D)
eingeladen von Nora Gomringer
Text: Mach’s wie Miltos!
Ein Obdachloser und sein Hund. Und Miltos!
Viel Spaß beim Anhören der 4. Podcast-Folge zum Bachmannpreis – direkt aus Klagenfurt!