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E-Book-Ratgeber: »Interessantes und lehrreiches Experiment für Selfpublisher und Verlage«

Chart as ArtIm Mai 2011 publizierte literaturcafe.de-Herausgeber Wolfgang Tischer sein E-Book Amazon Kindle: Eigene E-Books erstellen und verkaufen bei Amazon im Selbstverlag. In einem Praxisbericht schreiben wir seitdem über Aktivitäten im Umfeld und dokumentieren die Verkaufszahlen des Titels.

»Ein interessantes und lehrreiches Experiment für Selfpublisher und Verlage gleichermaßen«, meint Verlagsprofi Sebastian Posth. Wir veröffentlichen seinen Artikel aus dem Blog Publishing Hurts mit freundlicher Erlaubnis auch an dieser Stelle.

Longseller auf hohem Niveau

In einem Eintrag vom 26. April hat Tischer nun noch einmal die aktuellsten Verkaufszahlen zusammengefasst und aktualisiert – anlässlich der Diskussionsrunde auf der re:publica-12 zum Thema »Selfpublishing – Was Autoren vom Self-Publishing erwarten können (und was nicht)«. Schaut man sich die Daten an, dann ergibt sich ein interessantes Bild. Insbesondere dann, wenn man einmal versucht, den Kurvenverlauf abstrakt zu betrachten zeigt sich: Tischers Titel ist ein Longseller auf hohem Niveau.

Grafik: E-Book-Verkäufer des Ratgebers von Wolfgang Tischer

Doch werfen wir kurz einen Blick auf einzelne Monate. Der Titel startet durch im Juni, mit 553 Verkäufen. Und das hat einen Grund: Am 19. Juni stellt SPIEGEL ONLINE »die E-Book-Frage: Wer braucht noch einen Verlag?« und berichtete ausführlich über Tischers Titel. Das sorgte für einen guten Einstieg.

Danach gibt es zwei Ausschläge nach oben, einen im Oktober und einen im Dezember, die ebenfalls leicht erklärt sind: Im Oktober begann Amazon mit dem Verkauf des Kindle 4, erstmals mit deutscher Menüführung und voll lokalisiert, zu haben zu einem Preis von unter 100 Euro. Das hat sicher bei vielen Autorinnen und Autoren die Neugier für das neue Medium geweckt. Der Dezember war überhaupt ein starker Monat für E-Books. Viele Reader und Devices wurden gekauft und verschenkt, der Peak, den alle Anbieter von Inhalten gleichermaßen stark wahrgenommen haben, die natürliche Folge davon.

Typischer Verlauf

»Rechnet« man die Peaks einzelner Monate heraus, so zeigt sich: »Amazon Kindle: Eigene E-Books erstellen und verkaufen« weist einen relativ typischen Verlauf auf. Der negative Rückgang liegt jedoch auf hohem Niveau! Nach 9 Monaten noch mehr als 200 E-Books im Monat zu verkaufen, das ist beachtlich. Bei Tischers Titel erklärt sich das vielleicht aus dem Genre: Technik-Ratgeber. Denn Longseller sind einerseits Titel, die kontinuierlich für Aufmerksamkeit sorgen oder Bücher mit Gebrauchswert, die sich gut verkaufen, solange die Fragen offen bleiben, die sie thematisieren (oder tabuisiert werden, was Charlotte Roches Riesenerfolg »Feuchtgebiete« verdeutlicht). Bei herkömmlichen Romanen wird der Verlauf der Kurve aber vermutlich anders aussehen: Mehr Verkäufe zum Start, ein schwächerer Longtail.

E-Books dürfen nicht einfach publiziert werden

Welche Schlüsse kann man nur als (Selbst-)Verleger ziehen, abgesehen davon, dass Tischer technisch einfach sehr viel richtig gemacht hat – und somit den Nutzwert seines E-Books über den Verkauf von E-Books unter Beweis stellt.

E-Books dürfen nicht einfach publiziert werden! Jede Veröffentlichung muss durch ein zielgruppen- und titelbezogenes Marketing und gute PR angestoßen werden, flankiert durch gute Kommunikationsarbeit via Facebook, Twitter und die Social-Media-Kanäle der Wahl. Gibt es eine Geschichte zum Buch? Wer schreibt hier worüber? Warum wird der Titel genau jetzt veröffentlicht? Timing und Taktung sind Schlüsselkompetenzen für die Veröffentlichung von E-Books. Ein Artikel auf SPIEGEL ONLINE parallel zur Veröffentlichung, davon kann man natürlich als Publisher nur träumen, rechnen kann man damit nicht.

Aber nicht nur die Latenz des Themas E-Books in den alten Medien; bei Tischers Titel hat mit hoher Wahrscheinlichkeit auch sein offener Umgang mit den Verkaufszahlen dazu geführt, dass WDR, das ZDF und der Elektronische Reporter ihn als Experten zurate gezogen haben, um dieses für sie neue Thema zu erhellen.

Nur die kontinuierliche Aufmerksamkeit für ein Thema, eine Autorin, eine Geschichte oder Serie/Reihe dafür, dass einzelne E-Books in den sichtbaren Bereichen der Shops »auftaucht«, wie z. B. Empfehlungslisten, Genre-Seiten, Top10. Deshalb eignen sich Serien und Fortsetzungen bei elektronischen Veröffentlichungen von Romanen und Sachbüchern/Ratgebern gleichermaßen. Als Belege siehe man nur den großartigen Erfolg von Jonas Winners »Berlin Gothic«, E.L. James »50 Shades of Grey«, die Webnovel »Apocalypsis« oder den neuen E-Book-Knaller »Survivor« aus dem Hause Bastei Lübbe.

Auch regelmäßige Updates von Fachbüchern, wie im Fall von Tischers Buch, sind ein Zeichen für aktuelle und aktualisierte Informationen in einem kompakten Format. Das bindet bestehende und findet neue Leser für digitale Bücher, so dass man erwarten kann, dass sich die Kurve auch weiterhin moderat rückläufig entwickelt!

Sebastian Posth

Sebastian Posth ist Verleger und Entrepreneur im digitalen Zwischenbuchhandel, der sich seit viele Jahren mit E-Book-Herstellung und -Distribution beschäftigt (mehr …). Auf seinem neuen Blog Publishing hurts wird Posth den nächsten Wochen weiter ins Detail gehen zu den Themen E-Book Vertrieb und Handelsmarketing. Schauen Sie doch mal vorbei oder folgen Sie ihm auf Twitter @sposth.

 

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Cover der 6. Ausgabe: Amazon Kindle: Eigene E-Books erstellen und verkaufenIn unserem E-Book »Amazon Kindle: Eigene E-Books erstellen und verkaufen« finden Sie weitere Tipps zur Erstellung digitaler Bücher.

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Zum Lesen des E-Book benötigen Sie kein Kindle-Gerät. Amazon bietet kostenlose Lese-Software für Kindle-Bücher auch für mobile Geräte (iPhone, iPad, Android oder Desktop-PC und Mac an. Einmal erworbene Kindle-Bücher können Sie auf allen Geräten lesen.

Wolfgang Tischer: Amazon Kindle: Eigene E-Books erstellen und verkaufen - 6., nochmals erweiterte und überarbeitete Ausgabe [Kindle Edition] für Amazon Kindle (alle Modelle) und die entsprechenden Apps für iPhone, iPad, Android, Mac und PC, 2012. literaturcafe.de.
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4 Kommentare

  1. Super ausführlich und sehr interessant. Die Berichterstattung über die Veröffentlichung von E-Books und vor allem der damit verbundene Selbstversuch zeigen eindrucksvoll, dass ohne durchdachte Kommunikation und das richtige Quentchen Glück hinsichtlich der Erwähnung durch andere Kommunikationstreibende gar nichts geht.
    Vielen Dank!
    Sandra

  2. Longseller als Alternative zum Strohfeuer, das ist sehr interessant. Aber was wohl fehlt ist eine Spiegelbestsellerliste nur zu e-Books. Es scheint ja so zu sein, dass die Spiegelliste deutlich bessere Aufmerksamkeit erzielt, als die ganzen Bestsellerlisten von buecher.de, amazon etc.

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