StartseiteLiterarisches LebenKrimis machen 2: Die passende Schublade ist wichtiger denn je

Krimis machen 2: Die passende Schublade ist wichtiger denn je

Krimis machen 2 in Frankfurt
Foto: David Gray

Einige von uns Krimimenschen trafen sich neulich (27./28.06.2014) zu einer Bestandsaufnahme des Genres in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main. Die Veranstaltung nannte sich „Krimis Machen 2“ und wurde unter anderem von Autorenkollegin Zoë Beck, dem Journalisten Alf Meyer und den beiden Krimizeitkritikern Tobias Gohlis und Thomas Wörtche organisiert. Nicht anwesend war übrigens „Zeit“-Literaturkritikerin Iris Radisch. Allerdings hatte ich nicht den Eindruck, sie würde sonderlich vermisst. Ein Bericht von David Gray.

Das Programm war vielfältig. Der Umgang mit Social Media wurde behandelt, eine Polemik zur Covergestaltung von Krimititeln erzeugte Gelächter; Probleme und Entwicklungen beim Übersetzen von Krimis waren ebenso Thema wie Fragen zum Fernsehen als Krimi-Leitmedium, und Mitorganisator Alf Meyer vermittelte einen Einblick ins Leben von Karl Anders, dem Mann, der mit seinem „Nest“-Verlag die Krimis von Dashiell Hammett, Raymond Chandler und Eric Ambler erstmals nach Deutschland gebracht hatte.

Was ist ein guter Krimi?

Eröffnet wurde mit der Frage: „Was ist ein guter Krimi? Und wo verläuft eigentlich die Spaltung zwischen U und E?“

Gut ein Viertel des Belletristik-Umsatzes, hieß es vom Podium, würde zuletzt mit Krimis gemacht. Allerdings publizieren die Verlage nach eigener Auskunft weniger als noch vor einigen Jahren. Markus Naegele, Programmchef bei Heyne Hardcore, meinte, dass das Genre inzwischen „kein Selbstläufer mehr“ sei. Er führt das einerseits auf die schiere Masse an Krimititeln zurück, aber glaubt auch, dass die vielen „Me-Too-Produkte“ den Markt ebenfalls übersättigt hätten. Wenn ein Titel zum Bestseller wurde, wollten alle übrigen eben ähnliche Bücher machen. (Wir erinnern uns alle an die Schwemme von Vatikanthrillern nach dem weltweiten Erfolg von Dan Browns „Da Vinci Code“.) Als weiteres Element, das den Verlags-Krimiausstoß bremste, wurde der wachsende Self-Publishing-Bereich angeführt, der bestimmte Leserschichten regelmäßig mit Krimis versorgte, die diese früher eben in Taschenbuchform kauften.

Kann man Krimis schreiben lernen?

Während ich mich in ein Panel übers Self-Publishing begab, startete in einem anderen Raum eine Diskussion darüber, ob man Krimi-Schreiben lernen könne. Angetreten dazu waren der scharfzüngige Krimiautor Robert Brack, die Rowohlt Lektorin Nina Grabe, Bernhard Jaumann von manoscritto und die beiden Leiter der Lübbe (Schreib) Academy.

Wie bei dieser Fragestellung nicht anders zu erwarten war, ging es hoch her. Meinungen prallten aufeinander und voneinander ab, und irgendein Konsens war selbst in der Diskussionsverlängerung während der Kaffeepausen nicht abzusehen. Spannend ist die Frage allemal. Gleich zu Beginn wurde das provokante Statement in den Raum geworfen: Schreibschulen seien im Grunde sowieso nur Betrug.

Im weiteren Verlauf des Panels plädierten die Lübbe Academy Macher vehement dafür, dass Krimileser schon allein dadurch, dass sie eben zum Krimi statt zur Schnulze oder der ChickLit griffen, am Ende des Buches erwarten dürften, dass der jeweilige Täter hinter Schloss und Riegel lande. Dies seien nun einmal die Erwartungen der Leser, die man nicht enttäuschen dürfe, ohne Einbrüche im Buchverkauf zu riskieren.

Krimipreisträger Robert Brack zeigte der Lübbe Academy – rein metaphorisch – den Stinkefinger, indem er Begriffskeulen schwang von „künstlerische Freiheit“ und „Verantwortung der Autoren gegenüber den Lesern und der alltäglichen Realität“.

Sicher darf man dort auch nicht verallgemeinern. Ein klassischer Whodunit wird ohne Entlarvung und Bestrafung des/der Mörder/Mörderin ja wirklich ins Leere laufen. Doch ist das Krimigenre längst vielfältig genug, um eben auch das Gegenteil jeder vermeintlich in Stein gehauenen Genreregel zuzulassen, ohne dass der betreffende Titel damit gleich zum Makulaturkandidaten wird. Ist im Klappentext eines Krimis „brisanter Insidereinblick in Methoden und Konsequenzen politischer Korruption“ vermerkt, werden jedoch nur Deppen erwarten, dass darin zum Ende die Welt wirklich rundum rosarot schimmert. Und sowieso wissen Marlowe Fans: „Law is where you buy it“.

Self-Publishing und Krimis

Im Self-Publisher-Panel ging es zur selben Zeit vor allem um technische Fragen und Verkaufszahlen. Souverän moderiert von Jan Karstens gaben dort Eliane Wurzer von Neobooks, Thomas Halupczok von Suhrkamp und Markus Neuschäfer von epubli Auskunft über ihre jeweiligen Sichtweisen zum Thema.

Gelinde gesagt unerwartet traf die Zuhörer Thomas Halupczoks recht steile These: Suhrkamp als literarischer Verlag sei eigentlich vom Thema Self-Publishing überhaupt nicht betroffen, da es im Indie-Bereich nun mal um literarisch eben wenig anspruchsvolle Titel gehe. Zu dem Thema übrigens interessant ist Matthias Mattings neueste Selfpublishing-Studie auf seiner Webseite, aus der unter anderem ein deutlicher Trend zur Professionalisierung der Self-Publisher herauszulesen ist.

Krimis übersetzen

Zweifellos ebenso bereichernd war das Panel zum „Krimis übersetzen“ mit den Übersetzerinnen Susanna Mende, Karen Witthuhn und Katrin Bielfeldt. Man begann damit, inhaltliche und sprachliche Übertragungsfehler des Chandler-Übersetzers Hans Wollschläger hervorzuheben, der den Texten des hard boiled-Altmeisters im Deutschen viel von deren sexuellen Anspielungen nahm und sich teilweise in beinah absurde Überhöhungen verstieg.

Susanne Mende versuchte anhand eigener Übersetzungen die Bandbreite der Anforderungen dazulegen, die an Übersetzer gestellt werden. So war sie in ihrer Karriere mit Texten in den Spezifika einer ländlichen Umgebung und deren Bewohnern ebenso konfrontiert wie mit einem im Milieu von Auftragskillern angesiedelten Dialogroman oder einer modernen Form der spanische Groteske, die eine sprachliche Bandbreite von hochsprachlich bis extrem vulgär umfasste. Der ewige Streitpunkt zwischen E und U – für die Arbeit der Übersetzer ist er ziemlich akademisch, denn beide Kategorien stellen ihre ganz eigenen Herausforderungen. Und dann hört man zuweilen immer noch, dass manche Kollegen die Übersetzer als „Zweitverwerter“ oder „insgeheim gescheiterte Autoren“ charakterisieren.

Ein Graus.

Fernsehen als Leitmedium im Krimigenre

Später an diesem Freitag erwarteten die Teilnehmer Einblicke ins TV-Geschäft, als sich zwei Tatort-Drehbuchautoren und ein krimifaszinierter Medienwissenschaftler unter Ulrich Nollers Moderation darüber ausließen, welche Rolle das Fernsehen als Leitmedium im Krimigenre spielt und wie wirklichkeitsnah es sein soll und sein darf.

Keine neue Erkenntnis: Der Drehbuchautor ist im deutschen TV nicht viel wert, die Strukturen der Entscheidungsträger sind zu verkrustet, um wirkliche Experimente zuzulassen. Und was Realitätsnähe betrifft, da sei sie erwünscht – aber eher im Setting als innerhalb des Drehbuchplots. (Es sei hier nur an die unsinnige „Pathologen“- und „Durchsuchungsbefehl“-Manie im Tatort erinnert.)

In Verlagen – so die Auffassung der Drehbuchautoren – haben es Autoren mit Leuten zu tun, die wenigstens etwas von Büchern verstehen. Im TV-Geschäft sehen Autoren sich zu oft gezwungen, mit Redakteuren zu arbeiten, die glauben, alles besser zu wissen als der Autor, aber nur in den seltensten Fällen wirklich irgendetwas von Dramaturgie verstehen. Hinzu kommen Regisseure, die ein Übriges dazu tun, die Vision des Drehbuchautors nach ihrem eigenen Gusto zu verbiegen. Positiv beurteilte man, dass die deutsche TV-Filmästhetik sich inzwischen mehr an britischen und amerikanischen Produktionen orientiert.

Der Tatort, hörte man ausserdem, sei zu einer Art Sonntagspredigt geworden, während der das Publikum genau wie die Gläubigen in der Kirche einen Abschluss, also ein klares das Gute-siegt-und-das-Böse-wird-bestraft-Schema erwarteten. Es wiehert in den Redaktionsbüros gar zu fröhlich der Hengst der Political Correctness. Etwas zugespitzt gelte die Regel: „Um Gottes Willen, nur keine schwulen Täter oder straffälligen Migranten!“ Die wenigsten Drehbuchautoren haben den Mut, gegen diesen Urkonsens anzugehen, da sie damit ihre eigene Auftragslage gefährden.

Sehr sympathisch und engagiert in dieser Diskussion dabei der Tatortautor Peter Probst aus München, der kein Blatt vor den Mund nahm. „Da hier keine Fernsehredakteure dabei sind, können wir ja offen reden“.

Die große Umarmung: Social Media

Karla Pauls Hündchen war der einzige, der sich beim Social Media Panel  langweilte
Karla Pauls Hündchen war der einzige, der sich beim Social Media Panel langweilte (Foto: Zoë Beck)

Das nächste Panel, bereits am Samstagmorgen, war treffend ironisch betitelt als „Die große Umarmung – Social Media, Social Reading, Social Viewing“ und wurde wieder von Zoë Beck moderiert.

Andreas Golla aka „Guru Lorenz Meyer“ bot dort eine Analyse der Social Media Auftritte einiger Verlage. Irmi Kreis von Heynes PR-Abteilung und Karla Paul, das Ex-Lovelybooks-Gesicht, und Till Frommann, beim ZDF-Krimi für den Onlineauftritt und die Webviralitäten zuständig, gaben tapfer, unterhaltsam und leidenschaftlich ihre Sicht der bunten Social Media Welten zum Besten.

Konsens: „Ein Arschloch außerhalb des Netzes wird sich auch innerhalb des Social Media Dschungels als ein solches erweisen.“

Interessant war allerdings Andreas Gollas Analyse der Facebookaktivitäten verschiedener Verlage. Da liegt offenbar nicht nur bei kleineren Häusern einiges im Argen. Wichtigste Erkenntnis hier: „In den Social-Media-Wald einfach nur hineinzurufen, bringt gar nichts, solange man nicht auch in der Lage ist, eine Antwort auf seinen Ruf zu provozieren. Dass im Netz generell öfter gemeckert als gelobt wird, ist der Preis, der gezahlt und ausgehalten werden muss, will man einen möglichst direkten Kontakt zum Leser halten.“ Und genau das ist es schließlich, was Social Media für Verlage und /oder Autoren leisten kann: den direkten Kontakt zum Leser herzustellen.

300 echte Likes sind für die Marke eindeutig besser als 3000 halbherzige oder gar eingekaufte Userklicks.

Dass der Nutzen von Social-Media-Aktivitäten für den Buchverkauf notorisch schwer zu beziffern ist, war allen im Saal grundsätzlich klar. Dazu Irmi Keis von Random House: „Im Netz kommt es auf Verbindungen an. Wenn du ein Buch über Tango im Social Media zu bewerben hast, dann such eben nach Tangoforen und Gruppen, um dich dort zu tummeln, statt nur einige halbherzige Titelposts auf deine Facebookseite zu werfen.“

Doch selbst im Jahre 2014 war noch von einigen Kollegen im Saal zu hören, dass Social Media grundsätzlich eher Zeit- und Ressourcenverschwendung sei. Das sind so Diskussionen, die man spätestens seit 2009 eigentlich für abgehakt gehalten hätte. Als eine besonders skeptische Zuhörerin Facebook und Co. gleich in Bausch und Bogen als nutzlos verwarf, hatte Karla Paul kein Problem damit, ihr angesichts dieser Ausgangslage zuzustimmen: „Dann ist das eben wirklich nichts für Sie“

Ebenfalls aus der Zuhörerschaft kam ein weiteres, vermeintlich heikles Thema zur Sprache: Einige Verlage – vor allem aus den USA – nutzen inzwischen Social Media, um aus Kommentaren und Reaktionen der User Rückschlüsse zu ziehen, welche Buchinhalte für die Leser aktuell ganz besonders interessant seien, wo sie Probleme haben, welche Kombination an Figuren mit welchen konkreten Eigenheiten beim Zielpublikum besonders gut, welche eher suboptimal abschneiden. Das wurde von einigen Teilnehmern als ein Horrorszenario der näheren Zukunft gesehen, gar als Bedrohung für die kreative Freiheit der Autoren empfunden. Sozusagen: Der in Buchform gepresste Minimalkonsens, welcher dann von den Konzernverlagen mit aller Marketingmacht in die Läden und Onlineshops gedrückt werden wird.

Nicht jeder sah darin Grund zur Massenpanik. Schließlich haben sich neben Megasellern immer schon auch noch genügend andere Bücher verkauft.

Von Bloggern und Kritikern

Weiter ging’s mit Bloggern und Kritikern: „Social Reviewing und/oder Literaturkritik“ nannte sich das Panel und hatte mit Krimimimi-Blogger und Radiotalkerin Miriam Semrau, Journalist Marcus Müntefering von Spiegel Online, Sonja Hartl vom Zeilenkino-Blog und Krimikritikerurgestein Thomas Wörtche genau die rechte Zusammensetzung, um ein paar Fragen zu beantworten, die Autoren schon immer auf den Nägeln brennen. Wie kommt ein Kritiker eigentlich zu den Büchern, die er dann später kritisiert oder eben nicht kritisiert? Da scheint es kaum Unterschiede zu geben: Alle gaben an, dass sie bestimmte Verlage und Autoren im Blick haben, generell bei Debütautoren im Genre hinschauen und ansonsten mit jeder Menge Verlags-Vorschauen und -Programmen eingedeckt werden, aus denen sie eine bestimmte Vorauswahl an Titeln treffen, die für sie persönlich jeweils interessant sind. Jeder der Kritiker und Blogger im Panel hatte bereits Erfahrungen mit Angeboten von Self-Publishern, aber zu konkreteren Aussagen dazu ließ sich keiner hinreißen.

Für alle sind sowohl Plot als auch Stil der Bücher wichtig, wobei es ihnen eher auf Authenzität der darin gestalteten Stimmen ankommt als auf das Verlagshaus, in dem der betreffende Krimi erschien. Kleinere Verlagstitel erhielten deswegen bei allen dieselbe Chance, besprochen zu werden, wie die Titel aus den marktstarken Konzernverlagen.

Sehr spannend fand ich die Aussage, dass bei stetig sinkender Zeilenzahl für Krimikritik auch immer weniger Verrisse von den Zeitungen geduldet werden. Eine Diskussion über schlechte Krimis und die Gründe dafür, weshalb die Kritiker sie für schlecht halten, findet so kaum noch statt. Die Blogger, die ja unbelastet von Redaktionsvorgaben durchaus diese Diskussion führen könnten, scheuen sich offenbar nicht gar so sehr davor, auch mal einen Verriss zu posten. Doch auch hier überwogen bei weitem die positiven Kritiken. Was zu einem schizophrenen Zustand im Genre führte, denn Newcomerautoren wie Leser erhielten so kaum noch konkrete Richtlinien an die Hand, was denn nun einen schlechten Krimi ausmache.

Allerdings hörte man aus der Zuhörerschaft auch Beschwerden, dass zu viele Blogrezensionen einfach nur nach Schema F erfolgen und sowieso zu oft auf einem Niveau daherkämen, das anspruchsvoll gestalteten Krimis nicht gerecht werden könne. Schemakritik führe so zu Schemaliteratur.

Einhellige Zustimmung im Saal, als Kollege Robert Brack aus einem Verriss eines seiner Krimis zitierte und bekannte, stolz darauf zu sein. Dieser Verriss stammte aus der Feder von Krimikritikerpabst Wörtche, und in dem Falle sei eben selbst ein Verriss noch ein Ritterschlag.

Ob Kritiken – negative wie positive – wirklich beim Verkauf von Büchern halfen, darüber war man uneins. Und zwar schon aus Mangel an einschlägigem Zahlenmaterial. Manchmal verkaufte sich bei tollen Kritiken ein Buch nur schleppend bis schlecht, ein andermal lief ein Titel eben trotz Verrisse weiter sehr gut. Das gelte für Amazonrezensionen genauso wie für Kritiken in Qualitätsmedien.

Marketingtrichter – was kriegt man in den Buchhandel?

Der abschließende Programmpunkt war „Marketingtrichter – was kriegt man in den Buchhandel und was eher nicht …“ überschrieben. Auf dem Podium nahmen Platz Jutta Wilkesmann, eine Krimibuchhändlerin, Zoë Beck als Moderatorin, Daniela Müller, Buchhändlerin bei Hugendubel in Berlin Steglitz, Diane Koch vom Gmeiner Verlag und Uli Deurer, ein Key-Accounter.

Im Saal der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt/Main hatte an diesem Samstagnachmittag wohl keiner von uns Zuhörern den Eindruck, dass der Printkrimi im Sterben liege oder bereits tot sei.

Ja, die Regalflächen werden dünner, und zwar bei den großen Händlern ebenso wie den kleinen. Sicher: Es werden Jahr um Jahr trotz der leichten Delle in den Veröffentlichungen immer noch Unmengen an neuen Krimis auf den Markt geworfen. Und die kleineren, womöglich in ihrer Autorenauswahl etwas risikofreudigeren Verlage müssen Jahr um Jahr dickere Bretter bohren, um ihren Titeln einen Platz an der Buchhandelsregalsonne zu verschaffen. So brauchte allein der Verlag Antje Kunstmann volle fünf Jahre, um seine Bücher in die Thalia Kette zu bringen. Und auch der Gmeiner Verlag, vor allem bekannt für die inzwischen gern gescholtenen Regionalkrimis, hatte Schwierigkeiten in die großen Ketten zu kommen, aber weiß inzwischen eben auch, dass seine Bücher oft in den unabhängigen Buchhandlungen einfach besser aufgehoben sind. Fakt ist trotzdem: Was in den Katalogen der großen Kettenläden prominent beworben wird, stellen auch die kleineren Läden ins Regal.

Sich gegen die Werbeetats der Konzernverlage im Buchhandel durchzusetzen ist eine Sisyphusarbeit. Aber in so mancher Buchhandlung landauf, landab gehen die Megasellertitel auch deswegen gar nicht übermäßig gut, weil man sich dort spezialisieren konnte und den Atem hatte, solange durchzuhalten, bis sich der Ruf festigte und die Kunden inzwischen den Laden besuchen, gerade weil sie wissen, dass dort Titel und Tipps abseits der Superkracher zu bekommen sind.

Und immer noch sind auch absolute Überraschungen im Markt möglich. Ein Hardcover wird vom Buchhändler bestellt, ohne große Erwartungen, der Buchhändler bedauert schon, es überhaupt geordert zu haben – und dann verkauft sich das Teil eben doch, ohne dass irgendwer den Finger so genau darauf legen könnte, weshalb.

Daniela Müller von Hugendubel Berlin-Steglitz wies unter spontanem Applaus darauf hin, dass der Buchhandel eben doch Vorteile gegenüber Amazon hätte. Dort dauert es in der Regel schon drei Tage, bis ein Buch vom Postboten in den Kundenbriefkasten geschoben wird; der Buchhandel kann jedoch immer noch jedes bestellte Buch über Nacht ins Geschäft liefern lassen. Kundenvorteil: Zwei Tage geringere Wartezeit auf den Lesestoff.

Fazit

Krimis machen 2 in Frankfurt
Foto: David Gray

Was ist das Fazit von zwei Tagen und Nächten Krimis-Machen? Wenn es einen Tenor gab, der aus den Workshops, Panels und Diskussionen zu entnehmen war, dann lautet der wohl, dass Autoren tatsächlich immer mehr zur Marke werden müssen, um am Markt zu bestehen. Die gute alte Schublade, in die Text und Autor zu passen haben, um verkäuflich werden zu können, ist heute offenbar wichtiger denn je. Das muss aber gar kein Nachteil sein, denn es bedeutet im Umkehrschluss, dass man Wert auf eine eigene, unverwechselbare Stimme des Autors legt. Dies unterstreicht nur, was Kritiker Thomas Wörtche gleich zu Beginn der Veranstaltung sagte: „Ein guter Krimi ist ein gutes Buch“.

In diesem Sinne, dankt der Autor für die geschätzte Aufmerksamkeit und will sich hier noch einmal bei dem sehr geschätzten Kollegen Hans Peter Röntgen bedanken, der mich freundlicherweise durch seine eigenen Mitschriften, Eindrücke, Gedanken zu „Krimis Machen 2“ unterstützte.

David Gray

Ãœber den Autor dieses Artikels

David  Gray (Foto: (c) 2013 Licht und Linse Fotografie, Le)
David Gray (Foto: Licht und Linse Fotografie, Le)

David Gray ist das Pseudonym eines deutschen Journalisten und Filmkritikers.

Geboren 1970 in Leipzig, weist sein Lebenslauf längere Aufenthalte in Südostasien, Irland und Großbritannien auf.

Er hat einen historischen Roman, einen Polizeithriller und eine Shortstorysammlung auf amazon.de veröffentlicht.

Autorenseite von David Gray bei amazon.de

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