
Wolfgang Tischer und Bozena Badura berichten in der ersten Folge des Bachmannpreis-Podcast vom Eröffnungsabend der 49. Tage der deutschsprachigen Literatur, dem Bachmannpreis. Nava Ebrahimi hielt die offizielle Klagenfurter Rede zur Literatur – doch die bessere Rede hielt an diesem Abend jemand anders.
Am Mittwochabend, 25. Juni 2025, wurde der Bachmannpreis eröffnet oder vielmehr die 49. Tage der deutschsprachigen Literatur, wie der Literaturwettbewerb offiziell heißt. Traditionell ein Abend mit viel Reden von Honoratioren und Sponsoren, bevor das Buffet eröffnet wird. Es ist aber auch der Abend, an dem die Lesereihenfolge der kommenden drei Tage ausgelost wird und an dem die »Klagenfurter Rede zur Literatur« gehalten wird.
Kastbergers Klartext-Rede

Jury-Vorsitzender Klaus Kastberger nutzte seine Eröffnungsrede mit dem Titel »Aus Kostengründen« für deutliche Worte. Nach Ansicht von Wolfgang Tischer und Bozena Badura war dies die rhetorisch beste Rede des Abends. Kastberger benannte konkret die Sparmaßnahmen, die Kultur und Literatur treffen: von der Abschaffung des Klagenfurter Literaturkurses über die Diskussion um eine mögliche 3sat-Abschaltung bis hin zu den politischen Entwicklungen in der Steiermark und darüber hinaus bis nach Deutschland.
Schwache Rede zur Literatur
Die offizielle »Klagenfurter Rede zur Literatur« hielt die Bachmannpreis-Gewinnerin von 2021, Nava Ebrahimi, mit dem Titel »Drei Tage im Mai«. Nach Einschätzung der beiden Moderatoren sorgte die Rede für gemischte Gefühle. Bozena Badura kritisiert, dass sich der Text zu sehr um Schreibblockaden und persönliche Reflexionen drehte. Der vermeintliche Trick, eine Rede darüber zu schreiben, wie man versucht, eine Rede zu schreiben ist abgedroschen und nicht sonderlich originell. Lediglich der Schluss rettete die Rede ein wenig. Dass danach die Band »Die Omama« von Ludwig Hirsch spielte, war großartig aber unpassend nach der Rede.
Besonders war nach Ansicht beider Moderatoren der Auftritt von Heinz Bachmann, dem 86-jährigen Bruder Ingeborg Bachmanns, am Anfang des Abends. Heinz Bachmann ist zur Eröffnung des Bachmann-Hauses am Freitag angereist und beeindruckte mit seiner Zurückhaltung und Authentizität.
Neue Erfahrung im Garten
Erstmals erlebten die Podcast-Moderatoren die Eröffnung nicht im Studio, sondern im Garten vor dem ORF-Theater. Bozena Badura beschreibt die entspanntere Atmosphäre: »Man musste nicht bei jeder Rede irgendeines Honoratioren sich bemüßigt fühlen zu klatschen.« Die Band, die speziell für diesen Abend zusammengestellt wurde, erhielt hier deutlich mehr Aufmerksamkeit – und begeisterte mit einer ungewöhnlich guten Performance, die nicht dem »üblichen Kultur-Jazz« entsprach.
Wolfgang Tischer und Bozena Badura blicken in dieser Podcast-Folge auf den Eröffnungsabend 2025. Morgen geht es auf die große Bühne am Lendhafen, wo die nächste Folge zum ersten Lesetag aufgenommen wird. Gast wird Thomas Zirnbauer vom dtv Verlag sein.
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Besonders gut gefallen in diesem Jahr hat mir die Moderation von Frau C. Schortmann – das war einfach brilliant! Auch die Beiträge, das Gespräch mit dem Bruder von I. Bachmann oder der Beitrag über Thomas Mann sowie das Gespräch mit J. Franzen – äußerst gut gelungen. Viele Lesungen waren interessant – obwohl ich mich wunderte, wie wenig aktuelle Probleme hier eine Rolle spielen wie u.a. die drohende Kriegsgefahr, die wachsende und gefährliche Bereitschaft in einen Krieg zu ziehen sowie die Probleme mit der Massenmigration – der erschreckende Zustand in den Bildungseinrichtungen, das sinkende Bildungsnivea, wachsende Kriminalität usw. – all das spielte hier keine Rolle. Am besten gefile mir auch die Lesung des Autors aus Moskau – das war relevant und ging nahe. Die schlimmsten Erinnerunngen habe ich an M. Höfler, dessen Lesung ich wegen des abschreckenden Äußeren nicht verfolgen konnte – unklar, was dies bedeuten soll aber auch was ich mit geschlossenen Augen hörte, gefiel mir absolut nicht.