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Insa Wilke ist beliebteste Bachmannpreis-Jurorin 2020 – Beste Optik: Nora Gomringer

Insa Wilke (Foto: Screenshot/ORF)
Insa Wilke (Foto: Screenshot/ORF)

Insa Wilke ist die beliebteste Bachmannpreis-Jurorin des Jahres 2020. Bei der Publikumsabstimmung auf literaturcafe.de setzte sie sich erneut an die Spitze, nachdem sie den Titel bereits 2018 gewann. Im Vorjahr war Michael Wiederstein beliebtester Juror. Der Sonderpreis »Beste Optik« geht an Nora Gomringer.

Juror Michael Wiederstein fiel auf den zweiten Platz zurück, den er bereits 2017 inne hatte, als er das erste Mal in der Jury saß. Im vergangenen Jahr 2019 gewann Wiederstein den Titel nach einem Durchhänger im Jahr 2018.

Neu-Jurorin Brigitte Schwens-Harrant stieg auf dem 3. Platz ein. Obwohl oder weil er oft provozierte, landete Neu-Juror Philipp Tingler auf Platz 4. Der dreimalige Titelgewinner Klaus Kastberger (2015, 2016, 2017) landete nur noch auf Platz 5. Nora Gomringer sackte vom 3. auf den 6. Platz ab. Hubert Winkels – im Vorjahr auf Platz 4 – belegt diesmal den letzten Platz.

Sonderpreis »Beste Optik« an Nora Gomringer

Erstmalig konnte im literaturcafe.de in diesem Jahr aufgrund der Videoschalten über den Sonderpreis »Beste Optik« abgestimmt werden, da die Jurymitglieder Einfluss auf Kamerabild und Hintergrund nehmen konnten.

Nora Gomringer (Foto: Screenshot/ORF)
Nora Gomringer (Foto: Screenshot/ORF)

Den Titel gewann mit Abstand Nora Gomringer, die auf einem bunt gestreiften Ohrensessel im großen leeren Saal des Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg saß. Im ansonsten unveränderten Hintergrund war ein beiseite geschobener Flügel zu erkennen. Zitat aus einer Begründung: »Die Kameraeinstellung von oben hat sie sehr gut in Szene gesetzt. Der weite Saal hinter ihr hat viel Raum zum Atmen gelassen.« Dazu trug Nora Gomringer »sehr schöne farbenfrohe Oberteile«, wie es in einer der Begründungen hieß. Mehrfach wurde Gomringer als »Stilikone« bezeichnet.

Nora Gomringer (Foto: Screenshot/ORF)
Nora Gomringer (Foto: Screenshot/ORF)

Die vollständige Rangfolge bei der Sonderwertung »Beste Optik« : Nora Gomringer, Michael Wiederstein, Insa Wilke, Philipp Tingler, Hubert Winkels, Klaus Kastberger und Brigitte Schwens-Harrant.

Die Publikumsabstimmung zum besten Juror/zur besten Jurorin wurde vom literaturcafe.de 2014 zum ersten Mal durchgeführt. Die erste Preisträgerin war seinerzeit Daniela Strigl.

Das genaue Ergebnis in Zahlen wird wie immer nicht öffentlich bekannt gegeben.

Wie ebenfalls in den Vorjahren haben wir aus ausgewählten Kommentaren, die bei der Abstimmung eingegeben werden mussten, kleine Begründungen zusammengestellt. Wie in den Jahren zuvor gab es erfreulicherweise keinen Juror und keine Jurorin, der oder die gar keine Stimme erhielt. Wir danken allen, die an der Abstimmung teilgenommen und so großartige Begründungen geliefert haben!

1. Platz: Insa Wilke

Insa Wilke (Foto: Screenshot/ORF)
Insa Wilke (Foto: Screenshot/ORF)

Kompetent und mit der Bereitschaft, sich auf unterschiedlichste Ansätze einzulassen. Weiter beeindruckt, wie konsequent sie ihre Einschätzung und Meinung niemals alleine stehen lässt. Immer mit Begründung und Argumenten.

Sie hat am nachvollziehbarsten argumentiert, mit einem großen Hintergrundwissen, das sie ad hoc abrufen konnte. Sie blieb immer sachlich, auch wenn es ihr schwer fiel. Und sie hat darauf geachtet, dass auch andere zu Wort kamen.

Kompetent, sehr gut vorbereitet und lässt sich von postpubertären Oldfashion-Provokationen von Tingler nicht aus der Ruhe bringen.

Es ist zu offensichtlich, dass Wilke intellektuell wie auch menschlich den meisten anderen turmhoch überlegen ist. Ich würde gerne eine Kritikerrunde sehen, die über die Texte, ihre Machart und ihre Wirkung spricht, wie Insa Wilke eben, ohne Philipp Tingler, der bloß selbstbezogen herumpoltert, Kindergartenkriterien an die Texte anlegt und einfach gar nichts versteht.

Bleibt sehr am Text argumentiert ihre Urteile transparent, ist fair zu den anderen Juroren, hat ganz tolle Texte ausgewählt.

Nüchtern, wenig Selbstbezug, nah am Text, folgt dem Prinzip der wohlwollenden Interpretation.

2. Platz: Michael Wiederstein

Michael Wiederstein (Foto: Screenshot/ORF)
Michael Wiederstein (Foto: Screenshot/ORF)

Argumentiert sachlich, entdeckt interessante Aspekte im Text, beurteilt den Text und nicht den Autor, Wortwitz und Begeisterung.

Stringente und kluge Analyse der Texte, Statements geprägt von Respekt gegenüber den Texten, gegenüber den Autorinnen und Autoren und gegenüber den Jurymitgliedern.

Liess sich auch in den hitzigsten Diskussionen nicht aus der Ruhe bringen und versuchte, die Diskussion wieder auf das Wesentliche zu lenken: die Texte.

Außergewöhnlich Texte, starke Argumente, bringt interessante Details zum Vorschein. Ein Juror, der konstant über die letzten Jahre stark engagiert ist und auch dieses Jahr im digitalen Format mitreißt.

3. Platz: Brigitte Schwens-Harrant

Brigitte Schwens-Harrant (Foto: Screenshot/ORF)
Brigitte Schwens-Harrant (Foto: Screenshot/ORF)

Ihre Beiträge waren von hoher Kompetenz, Unaufgeregtheit, Sachlichkeit, Nachvollziehbarkeit geprägt. In ihren Statements war sie immer nah am Text. Wohltuend uneitel, zurückhaltend, aufmerksam ihr Auftritt. Wobei man gerne mehr von ihr hören hätte mögen. Eine starke Stimme in der Jury, ein gutes Debüt, gerne nächstes Jahr wieder!

Besonnen und inhaltlich genau. Und sie hat Philipp Tingler einmal sehr gut in die Schranken gewiesen.

Ein würdevoller Einstand in die Jury. Hört zu, liest die Texte genau, argumentiert nicht persönliche Vorlieben, sondern versucht immer, die Texte selbst zu entwirren und analysieren. Ist äußerst höflich ihren KollegInnen gegenüber (im Gegensatz zu diesen). Hat viel viel viel mehr Redezeit verdient, als ihr von den anderen gegönnt wurde.

Sie bringt eine sehr angenehme Gesprächskultur in die Diskussion, sodass ein konstruktiver Umgang mit den Texten möglich wird. Ihre eigene Position kann sie präzise und prägnant darlegen.

4. Platz: Philipp Tingler

Philipp Tingler (Foto: Screenshot/ORF)
Philipp Tingler (Foto: Screenshot/ORF)

Ich stimme deswegen für Philipp Tingler, weil er Salz in eine von mir ohnehin schon geliebte “Suppe” bringt. Auch wenn ich es nicht mag, wenn man immer dazwischen redet, genieße ich eine gewisse Schwarfzüngigkeit sehr und finde, sie tut dem “Bewerb” gut. Es hat manchmal etwas Befreiendes, wenn jemand sich traut zu sagen, dass ein Text einfach nicht gut ist. Polarisiert und sorgt damit für eine lebhafte Diskussion.

Weil er im Gegensatz zu seinen Jury-Kollegen in jedem Satz deutlich macht und keinen Zweifel daran lässt, welchen Teilnehmer/welche Teilnehmerin des Bachmann-Preises 2020 er favorisiert und für unwiderstehlich hält: sich selbst. Über weite Strecken schwer verdaulich, aber: Ohne ihn wären die Jury-Diskussionen – auch wegen des vergleichsweise schwachen Klagenfurt-Jahrgangs – wohl eher langweilig gewesen.

Philipp Tingler hat in diesem Jahr die Jury-Diskussionen, die in den Vorjahren recht eintönig geworden war, gründlich aufgemischt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten – mit Dazwischenreden und Unterbrechen – argumentierte er durchaus sachlich und nahe am Text, benannte Schwächen auch konkret. Dass er sich mit seinem Auftritt nicht sympathisch gemacht hat, ist klar, aber man sollte auch festhalten, dass der Großteil der Jury in diesem Jahr auf Konfrontationskurs war. Die üblichen Alpha-Tiere – Kastberger, Winkels, Wilke – verhielten sich von Anfang an recht „territorial“ und gaben sich wenig Mühe, eine harmonischere Gesprächssituation herzustellen. Wenn man Tingler tatsächlich zuhörte, statt sich über seine Posen und seine Kleidung zu echauffieren, konnte man heraushören, dass seine Kritik an den Texten immer angemessen war und klaren Kriterien folgte.

5. Platz: Klaus Kastberger

Klaus Kastberger (Foto: Screenshot/ORF)
Klaus Kastberger (Foto: Screenshot/ORF)

Kompetent und unprätentiös. Ließ sich nicht provozieren, quatschte nicht dazwischen. Temperamentvolle, gestenreiche und nachvollziehbare Kommentare.

Der klarste sprachliche Zugriff, die treffendste Polemik.

Klaus Kastberger bringt seine Kritik immer charmant rüber, bringt eine gute Schippe Humor rein, gefällt mir!

6. Platz: Nora Gomringer

Nora Gomringer (Foto: Screenshot/ORF)
Nora Gomringer (Foto: Screenshot/ORF)

Liebenswert, freundlich, kompetent, nimmt sich selbst nicht so wichtig.

Immer ruhig, überlegen, am Text argumentierend. Keine Selbstdarstellung, außer ihre Kleidung, bemüht darum, ins Mätzchenspiel der männlichen Kollegen nicht hineingestrudelt zu werden.

Konsequent konstruktive Kritikerin, spricht Klartext ohne Krawall & Kränkung, empathische Vermittlerin zwischen Text und Publikum auf Augenhöhe, zeigt als Andere unter Gleichen Zugänge, die mich zum selber Lesen animieren.

7. Platz: Hubert Winkels

Hubert Winkels (Foto: Screenshot/ORF)
Hubert Winkels (Foto: Screenshot/ORF)

Der alte Haudegen der Literaturkritik und Bachmannpreis-Institution wirkt nicht billig versöhnlerisch durch Urteilsindifferenz, aber durch Sachkompetenz doch ausgleichend, wenn die Heißsporne in der Jury übereinander herfallen.

Der Juror beeindruckt mit sachlicher Kritik und großem Hintergrundwissen. Man gewinnt den Eindruck, dass dieser Juror einen Überblick über einen Text vermitteln kann und einen zeitlichen und literaturbezogenen Kontext herstellen kann.

Nüchtern und sachlich. Falls Eitelkeit im Spiel ist, verbirgt er das sehr gut.

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1 Kommentar

  1. …unangenehmer Nebeneffekt:trotz der mehrfach angemahnten Zeitknappheit die
    unerträgliche “Herr Magisterei” vom ansonste souveränen Moderator Ankowitsch, der
    sogar Zeit fand, die Magisterei juristisch zu hinterfragen.

    Ansonsten trotz des mittelmäßigen Gesamtangebots wieder drei tolle Tage!

    Gruss HD Laackmann

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