Der mit 25.000 Euro dotierte Bachmannpreis geht in diesem speziellen Jahr an Helga Schubert für ihren Text »Vorm Aufstehen«. Schubert – Jahrgang 1940 – ist damit auch die älteste Gewinnerin des Bachmannpreises. Bereits im Jahre 1980 wollte sie am Bewerb teilnehmen, doch die DDR ließ sie damals nicht ausreisen.
Weitere Jury-Preise gehen an Lisa Krusche, Egon Christian Leitner und Laura Freudenthaler. Der Publikumspreis geht an Lydia Haider.
Eingeladen wurde Helga Schubert von Insa Wilke, die in einer Online-Abstimmung des literaturcafe.de zur beliebtesten Jurorin des diesjährigen Wettbewerbs gewählt wurde. »Ein kluger und souveräner Text«, so Jurorin Insa Wilke in ihrer Laudatio.
Eine weitere Besonderheit: Helga Schubert gehörte selbst der Bachmann-Jury von 1987 bis 1990 an. Sie ist damit die erste Jurorin, die nach der Jury-Tätigkeit den Bachmannpreis als Autorin gewann. Oftmals ist die Reihenfolge umgekehrt.
In ihrem stark autobiografisch geprägten Text »Vorm Aufstehen« beschreibt Helga Schubert die Minuten zwischen Weckerklingeln und Aufstehen. In diese Minuten webt die Autorin die Erinnerungen der Erzählerin an ihre Mutter, die Gedanken an ihren dementen Mann im Nebenzimmer, persönliche Eindrücke und Weltgeschichte. Die Jury diskutierte am Freitag, ob der Abstand zwischen Autorin und Erzählerin nicht zu nah sei und die Geschichte in der Erzählweise nicht doch zu konservativ.
Doch Helga Schubert konnte die sieben Jurorinnen und Juroren in der Abstimmung am Sonntag doch für sich und ihren Text gewinnen.
Aufgrund der Corona-Einschränkungen waren weder die Autorinnen und Autoren noch die Jury in Klagenfurt anwesend. Daher konnte Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz den Preis in diesem Jahr nicht persönlich überreichen. Moderator Christian Ankowitsch lud die Autorin jedoch bereits nach ihrer eingespielten Lesung fürs nächste Jahr nach Klagenfurt ein.
In ihrer Dankesrede betonte Helga Schubert jedoch, dass gerade die diesjährige Teilnahme in der Ferne ideal gewesen sei, da sie daheim ihren Mann pflegen müsse.
Deutschlandfunk-Preis an Lisa Krusche
Der mit 12.500 Euro dotierte Deutschlandfunk-Preis geht an Lisa Krusche für ihren Text »Für bestimmte Welten kämpfen und gegen andere«. Sie setzte sich in einer Stichwahl um diesen Preis knapp mit vier zu drei Stimmen gegen Laura Freudenthaler durch. Eingeladen wurde die Preisträgerin von Juror Klaus Kastberger.
Kelag-Preis für Egon Christian Leitner
Egon Christian Leitner mit »Immer im Krieg« ist der diesjährige Preisträger des Kelag-Preises, mit 10.000 Euro dotiert.
3sat-Preis an Laura Freudenthaler
Laura Freudenthaler wurde im Vorfeld ebenfalls von vielen als Bachmannpreisträgerin gehandelt. Doch dann passiert das, was leider bei dieser Abstimmung passieren kann. Laura Freudenthaler »rutschte« in jeder Abstimmungsrunde durch, setzte sich dann aber bei der Abstimmung um den mit 7.500 Euro dotierten 3sat-Preis gegen Levin Westermann durch.
Im vielschichtigen Text »Der heißeste Sommer« geht es um den Klimawandel und eine Mäuseplage. Eingeladen zum Wettbewerb wurde Laura Freudenthaler von Neu-Jurorin Brigitte Schwens-Harrant.
BKS-Publikumspreis an Lydia Haider
In der Publikumsabstimmung gewann Lydia Haider mit ihrem Text »Der große Gruß«. Sie erhält 7.000 Euro und wird im kommenden Jahr Stadtschreiberin in Klagenfurt.