| Immer den Keksen nach (Teil 2) Wie bewegt man sich auf der Buchmesse, ohne die Nerven zu verlieren? Hier geht's zum ersten Teil Nix wie weg, und was essen. Nur, wo? Zusammen mit hundert Anderen findet man sich im Hallenfoyer wieder. Der Blick irrt suchend über die Messebeschilderung. Restaurant? Kann man sich hier nicht leisten. Aber wo es zum Kiosk geht, steht nirgends geschrieben. Also reiht man sich, mittlerweile schon wieder reichlich entnervt, in die Besuchermassen ein, die sich von Halle zu Halle schieben. Auf den Laufbändern rammen einem die Eiligen ihre Taschen in die Rippen. Oder auch ihre Ellenbogen. Die Wirkung ist die gleiche. Ob man vielleicht mal zurückschlagen sollte? Es gibt Leute, die sind durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Die stehen dann am Kiosk, stippen Würstchen in eine Senfpfütze und planen völlig gelassen die feindliche Übernahme des Konkurrenzverlags. Die stören sich bestimmt nicht daran, wenn sie für ein kleines, jämmerliches Käsebrötchen acht Mark bezahlen müssen oder wenn der sauteure Orangensaft nach Pipi schmeckt. Apropos Pipi, jetzt fällt einem auf, dass die Blase drückt. Herrgottnochmal, wo sind nur die Toiletten. Und warum sind die Toiletten, die man am schnellsten findet, immer die mit den längsten Schlangen davor? Eigentlich würde man sich ja gerne mal setzen. Einfach nur ein bisschen irgendwo sitzen und ausruhen. Am nächstbesten Stand lässt man sich auf eine gepolsterte Bank fallen. Leider sitzt man dort mit dem Gesicht genau auf Arschhöhe der Vorbeiströmenden. Und verpasst deshalb beinahe den Auftritt des Alt-Bundespräsidenten, der mit einer Hand voll Journalisten im Schlepptau vorbeischlendert. Egal. Es wirkt sowieso cooler, wenn man die ganzen Prominenten, die sich überall auf der Buchmesse tummeln, einfach ignoriert. Doris Schröder-Köpf mit ihrem Kinderbuch? Pah, wen interessiert s. Uli Stein und Wolfgang Hohlbein? Die hat man doch schon tausendmal auf der Buchmesse getroffen. Elke Heidenreich? Ohne ihr Putzfrauen-Kopftuch von den Olympia-Berichterstattung 1984 sieht die irgendwie alt aus. Richtig süß wäre nur Skihaserl Christa Kinshofer am buch.de-Stand gewesen, aber die hat man natürlich verpasst. Wenn man mal wirklich für ein paar Minuten seine Ruhe will, sollte man tunlichst aus den Hallen 3 und 4 flüchten. Vielleicht ins Lesezelt, wenn der FiFa (in seiner Funktion als »Fiction und Fantasy«-Verein zur Förderung von Nachwuchs-Autoren) die Preisträger seines Schüler-Schreibwettbewerbs präsentiert. Das interessiert nämlich keine Sau, und deshalb kann man sich einen von zweihundert freien Plätzen aussuchen. Und die Hände gemütlich am Kaffee im Pappbecher wärmen, der hier zum schier unglaublichen Schnäppchenpreis von zwei Mark ausgeschenkt wird. Und dann sollte man sich auch schon wieder auf den Heimweg machen. Das Auto wieder zu finden, dauert nämlich ungefähr zwei Stunden. Nicht etwa, weil man sich die Nummer des Parkdecks nicht gemerkt hat. Sondern weil es nicht so einfach ist, die richtige Haltestelle für den richtigen Shuttlebus zu finden. Die Busfahrer in den falschen Bussen sprechen nämlich alle nur chinesisch, sind also auch keine Hilfe. Aber irgendwann, man hat sich mittlerweile die Füße wund gelaufen, der Magen rebelliert gegen die Messekekse, die wissen.de-Tragetüte schlackert immer noch traurig leer am Handgelenk, steht man wieder vor dem Parkhaus. Parkticket bitte hier bezahlen, sagt ein Schild. Man kramt den Geldbeutel heraus - und Scheiße, das letzte Bargeld ist für den Pipisaft vorhin draufgegangen. Da setzt man sich dann auf den Boden vor den Kassenautomaten und weint. Und schwört sich, nie, nie wieder auf die Buchmesse zu fahren. Nie. Schulte 14.10.2001, Buchmesse Frankfurt Zu den Berichten Zur Gästegalerie Zu den Messeseiten 2000 | Gästegalerie | | Alle Besucher, die für uns ein Gedicht geschrieben haben, bekamen am Messestand unsere Café-Tasse geschenkt. Unsere Gästegalerie zeigt die besten Beiträge und die glücklichen Tassenbesitzer. | |