Das literaturcafe.de steht auf der Shortlist zum Buchblog-Award 2017. Wir sind stolz und danken sehr herzlich all denen, die für uns gestimmt haben! Jetzt liegt es an der Jury, unter den sieben verblieben Buchblogs den Preisträger zu küren. Die Bekanntgabe und Preisverleihung findet am 13. Oktober 2017 auf der Frankfurter Buchmesse statt.
Insbesondere die Publikumsabstimmung zur Shortlist war jedoch nicht unumstritten, und die Kritik daran mehr als berechtigt.
Ein paar Anmerkungen, warum sich das Team des literaturcafe.de dennoch freut, auf der Shortlist zu sein.
Masse statt Klasse?
Insgesamt gibt es 2×7 Kandidatinnen und Kandidaten für zwei Preise. So gibt es eine Shortlist für Buchblogs und eine weitere für Sonderformen wie Podcasts, Instagram-Accounts und BookTuber.
In der Kategorie der Buchblogs stehen folgende Namen auf der Shortlist:
- Bookbroker
- Brösels Bücherregal
- Die Buchbloggerin
- Kaffeehaussitzer
- literaturcafe.de
- pageandme
- Papier und Tintenwelten
Diese sieben haben sich unter den 400 Kandidaten der Longlist durchgesetzt. Euphemistisch heißt das, dass sie »vom Publikum nominiert wurden«. Tatsächlich heißt das, dass sie in einer zweiwöchigen Abstimmung die meisten Stimmen erhalten haben. Masse statt Klasse? Beruhigenderweise stehen renommierte Blogs und Websites auf der Liste.
Tatsächlich hat uns die Art der Abstimmung über die Shortlist zunächst schockiert, und wir waren erstaunt, mit welch scheinbar grenzenloser Naivität die Abstimmung von den Veranstaltern umgesetzt wurde. Für kurze Zeit hatten wir tatsächlich überlegt, ob wir unsere Einreichung zurückziehen sollten. Und wir waren da nicht die einzigen. Auch sonst gab es in der Szene der Buchblogger reichlich Aufregung und Unmut über das Prozedere der Publikumsabstimmung.
Alles falsch gemacht?
In einem Artikel mit der Überschrift »Wie man Online-Wahlen und Online-Umfragen fälscht, manipuliert und austrickst« haben wir im literaturcafe.de bereits im Jahre 2009 so ziemlich alles erklärt und erläutert, was es zu Online-Abstimmungen zu wissen gilt. Unter dem plakativen Titel haben wir umfassend dargelegt, ob und wie man Manipulationen verhindern kann. Die Hauptaussage des Artikels ist, dass Online-Abstimmungen selten ein gutes Mittel sind, um die Beste oder den Besten zu küren. So heißt es dort:
Online-Abstimmungen sind auch Marketing-Instrument. Und sie funktionieren in dieser Form am besten, wenn über Websites, über im Internet aktive Personen, ihre Werke oder über kontroverse Themen abgestimmt wird. Die, die zur Abstimmung stehen, werden alles unternehmen, um per Mail und über die sozialen Netzwerke wie Facebook, StudiVZ [Anmerkung: War damals noch relevant 🙂] oder Twitter auf die Umfrage aufmerksam zu machen. Eine bessere und persönlichere Weiterempfehlung kann man sich als Veranstalter nicht wünschen.
Gerade diese Art von Abstimmungen werden gerne manipuliert. Als Veranstalter kann man dies verstärken, indem man den Zwischenstand direkt anzeigt. Dies wird in der Regel dazu führen, dass am Ende der Abstimmung zwei der zur Wahl Stehenden mit Abstand vor den anderen vorne liegen.
Was uns vom literaturcafe.de bewogen hat, am Buchblog-Award teilzunehmen, das war die kompetente und seriöse Jury. Ein Wettbewerb, für den u. a. Felicitas von Lovenberg und Dirk von Gehlen ihren Namen und ihr Gesicht hergeben, kann eigentlich nicht unseriös sein. Die Jury besteht nicht aus Social-Media-Marketing-Beratern, sondern aus Personen, die tatsächlich Ahnung davon haben, worüber sie urteilen sollen.
Dennoch war uns natürlich klar, dass der Jury die Publikumsabstimmung vorausgehen wird. Und natürlich war auch klar, dass auf der Longlist so ziemlich alle eingereichten Blog stehen würden, sofern sie nur entfernt etwas mit Büchern zu tun haben.
Doch bei der technischen Umsetzung schien man beim Veranstalter so ziemlich alles falsch zu machen, was wir auf unserer Liste hatten. Die Abstimmung war völlig anonym möglich, die Identifizierung der Abstimmenden erfolgte nur via IP-Adresse und Browserprofil. Mit unterschiedlichen Browsern und IP-Nummern konnte man durchaus mehr als einmal seine Stimme abgeben. Auf der anderen Seite meldeten sich viele Besucher des literaturcafe.de, die nach unserem Aufruf überhaupt keine Stimme abgeben konnten.
Tatsächlich räumte man beim Veranstalter Netgally und Frankfurter Buchmesse technische Probleme beim Start ein. Nachdem man diese für behoben erklärte, verlängerte man die Publikumsabstimmung um drei Tage und entfernte die Klick-Zähler.
Seriöse Abstimmungen sollten jedoch keinen Zwischenstand ausgeben.
heißt es dazu bereits in unseren Empfehlungen, denn
Das Ergebnis der Abstimmung wird erst am Schluss bekannt gegeben. Dies ist sinnvoll bei Abstimmungen über Websites oder andere Werke und Projekte, die Nutzer selbst anmelden oder einreichen konnten. Ansonsten werden einige Beteiligte natürlich dazu verleitet werden, für sich selbst mehrfach abzustimmen, wenn sie die Auswirkungen und den Abstand zur Konkurrenz sofort sehen können. Oder noch perfider: Man manipuliert die Abstimmungszahlen eines Konkurrenten in der Hoffnung, dass dieser vom Veranstalter wegen Manipulation aus dem Rennen genommen wird.
Und natürlich setzte zum Start der Abstimmung genau das ein, was als »Social Engeneering und Link Baiting« bezeichnet wird: Die Nominierten der Longlist (also mehr oder weniger alle Buchblogs) werden alles daran setzten, Klicks zu generieren. Das kann wie beim literaturcafe.de mit lauteren Mitteln passieren, indem man per Newsletter, Facebook, Twitter und über andere Kanäle die Fans seriös um Stimmen bittet, das kann aber auch über andere Wege geschehen, bei denen eine Verlosung von Gewinnen unter allen, die abstimmen, noch das harmloseste Mittel ist. Wohlgemerkt: Keine offizielle Verlosung seitens der Veranstalter, sondern die Verlosungsaktion eines Nominierten, der so einen Gegenwert für die Stimme verspricht.
Ein wichtiger Schritt hin zu einer seriöseren Abstimmung
Dass die Veranstalter die Zähler entfernt haben, die den Zwischenstand live verkünden, war ein wichtiger Schritt hin zu einer seriöseren Abstimmung, denn wir hatten in unseren Empfehlungen bereits geschrieben:
Eine »verdeckte« Abstimmung hat für den Veranstalter zudem den Vorteil, dass er offensichtliche Manipulationen bereinigen kann, ohne sich dem Vorwurf der Manipulation auszusetzen.
Nun wollen wir den Veranstaltern diesen Vorwurf auf keinen Fall machen, noch liegen uns irgendwelche Beweise dafür vor. Und dennoch zeigt der Blick auf die Shortlist, dass hier durchaus seriöse Preiskandidaten zu finden sind. Man kann also im Sinne eines qualitativ hochwertigen Wettbewerbs nur hoffen, dass die Veranstalter letztendlich die Stimmenzahl zwar als wichtigsten Maßstab herangezogen haben, dann aber die gnadenlos ausgesiebt haben, bei denen zu vermuten war, dass die Stimmenzahl nicht unbedingt mit seriösen Mitteln erreicht wurde. Um es klar zu sagen: Ein solches Vorgehen hätte in keiner Weise etwas mit einer Manipulation des Wettbewerbs zu tun, sondern stünde als probates Mittel für die Seriosität der Veranstaltung.
Hohe Qualität der sechs Mitbewerber
Obwohl das literaturcafe.de viele Besucher und Fans hat, waren wir uns ob der möglichen Manipulationen seitens der Mitbewerber auf der Longlist nie sicher, ober wir es auf die Shortlist schaffen würden. Genauso hatten wir auch die Befürchtung, dass das literaturcafe.de zwar auf der Shortlist stehen könnte – aber zusammen mit reichlich dubiosen Blogs. Spätestens dann hätten wir doch darum gebeten, uns von der Shortlist zu streichen und aus dem Wettbewerb zu nehmen, obwohl in diesem Fall unsere Gewinnchance bei einer Jury-Entscheidung sicherlich höher gewesen wäre.
Die hohe Qualität der anderen sechs Mitbewerber auf der Longlist hat uns dann doch wieder mit dem Buchblog-Award versöhnt. Entgegen unseren und den Befürchtungen von anderen hat sich in der Publikumsabstimmung offenbar doch die Qualität durchgesetzt – wie auch immer das erreicht wurde. Und bei dieser Bewertung nehmen wir das literaturcafe.de natürlich bescheiden aus und sind gespannt, wen die Jury am Buchmesse-Freitag zur Gewinnerin oder zum Gewinner kürt.
Auf jeden Fall freuen wir uns riesig, und wir sind wir stolz darauf, dass das literaturcafe.de auf einer starken Shortlist zu finden ist.
Nochmals vielen, vielen Dank an alle, die für das literaturcafe.de gestimmt haben!
Wolfgang Tischer
für das Team des literaturcafe.de
…das stelle ich mir also so vor: Herr Tischer hätte auf der shortlist neben dem “starken” Literaturcafe womöglich solche blogs wie meinen entdeckt, hätte sie für schwach befunden und wäre gekränkt und beleidigt zurückgetreten…. Etwas mehr Demut und erwachsene Entscheidungen würde ich mir schon wünschen vom auch von mir mitgewählten Literaturcafe.
Eure Anja
Also ganz ehrlich: Ich würde nie auf die Idee kommen ,meine Zeit auf den sechs anderen Seiten zu vergeuden. Nur Layout, Infos muss man suchen. Es geht doch um Bücher, um LESEN und nicht um seitenfüllend nichtssagenden Bilder.
Lasst bitte bloss die Finger vom derzeitigen Layout.
Ganz herzlichen Glueckwunsch! Hab euch daraufhin in meine Blogroll mit aufgenommen. Weiter so! 🙂
GLG Finja
Dankeschön 🙂
Guten Abend liebes Team des Literaturcafe,
ich danke euch wirklich sehr für diesen ehrlichen Beitrag!
Ich freue mich riesig für euch, dass ihr es auf die Shortliste geschafft habt! Ich wünsche euch sehr viel Erfolg! <3
Ich selber wurde auch auf die Shortliste gewählt, was ich aber eben immer noch nicht glauben kann. Diesbezüglich war ich schockiert, als ich bei Instagram erfuhr, wie einige vorgegangen sind, um auf die Shortliste zu gelangen. Ja auch ich habe es auf meinem Blog und auf der Instagram Seite einmal erwähnt, aber das war es dann auch schon und dies finde ich persönlich auch nicht schlimm. Solange es sich einfach in Grenzen hält und man nicht jeden Tag darauf hinweist.
Jedoch fand ich es dennoch nicht gerecht, alle auf der Shortliste in einen Topf zu werfen und uns zu beleidigen, ich zitiere, was ich mitbekommen habe: 'Schreihälse' und sonstige Beleidigungen. Ich finde einfach, dass es irgendwo auch Grenzen des Respekts gibt, an die man sich halten sollte.
Ich persönlich weiss immer noch nicht, wer ein Gewinnspiel dafür veranstaltet hat und eigentlich ist es mir auch egal, denn meiner Meinung nach soll das jeder für sich entscheiden, ob er es mit seinem Gewissen vereinbaren kann oder nicht. Ich jedenfalls könnte es nicht, auch hätte ich nicht mehr als zwei Mal darauf hinweisen können, da ich es ( für mich jetzt) als für nicht richtig empfand meine Leser damit zu nerven.
Ich wünsche euch aber sehr viel Erfolg!! Ich würde es euch von ganzem Herzen gönnen!! <3 Ihr habt es verdient!
Freundliche Grüsse und einen wunderschönen Abend
Melanie