StartseiteE-BooksAmazon: Acht deutsche Selbstverleger haben jeweils über 100.000 Euro verdient

Amazon: Acht deutsche Selbstverleger haben jeweils über 100.000 Euro verdient

Interview mit dem ZDFGestern war der erste Tag der Leipziger Buchmesse – und Selfpublishing natürlich das Thema. ZDF, dpa, MDR, noch einmal MDR und Deutschlandradio Kultur: So viele Interviewanfragen wie in diesem Jahr gab es beim literaturcafe.de noch nie. In unserer lauschigen Ecke im Digitalen Wohnzimmer löste fast ein Kamerateam das nächste ab. Und dazwischen stand Wolfgang Tischer als Referent und Moderator auf der Bühne der Halle 5. Die Veranstaltungen werden in den Tagen nach der Messe nach und nach als Podcast im literaturcafe.de online gehen für alle, die nicht in Leipzig sind.

Amazon als wichtigste Selbstverleger-Plattform ist in Leipzig allerdings nicht vertreten. Und dennoch versuchte der Konzern gestern Selfpublisher mit enormen Geldsummen zu beeindrucken, die die Selbstverleger verdient haben.

Nur Shades of Grey ist stärker

Auch wenn eine offizielle Liste zum Jahresanfang ein anderes Bild vermittelte, so teilte Amazon Deutschland heute mit, dass im vergangenen Jahr 2012 fünf der Top 10 und 52 der Top 100 Titeln bei amazon.de von Selbstverlegern stammen.

Amazon versucht, Autoren und Verlage mit konkreten Verdienstzahlen der erfolgreichen Selbstverleger für sich zu gewinnen. Seit dem Start des sogenannten KDP-Programms im April 2011 haben 38 Autoren mehr als 25.000 Euro mit ihren Kindle-E-Books verdient, 8 davon sogar mehr als 100.000 Euro. Nicht berücksichtigt sei dabei das Geld, das Autoren durch den E-Book-Verleih zusätzlich aus einem Fond ausgezahlt bekommen, der jedoch in Deutschland erst seit Oktober besteht.

Fünfzehn Selbstverleger haben jeweils mehr als 50.000 Exemplare verkauft.

Die erfolgreichste deutsche Autorin sei Nika Lubitsch. Ihr Thriller »Der 7. Tag« nimmt laut Amazon Platz 2 der Kindle-Bestseller-Liste 2012 ein, gleich hinter »Fifty Shades of Grey – Geheimes Verlangen« auf Rang 1«.

Die aktuellen selbstverlegten Bestseller des Jahres 2013 im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 7. März 2013 sind laut Amazon:

»Das Mordhaus« von Moe Teratos
»Versehentlich verliebt« von Adriana Popescu
»Hochzeit nach Plan B« von Milena Mayfeldt
»Gefährliche Verlockung Teil 1« von Katelyn Faith
»Der 7. Tag« von Nika Lubitsch
»Türkisgrüner Winter« von Carina Bartsch
»MondSilberLicht« von Marah Woolf
»Gefährliche Verlockung Teil 3« von Katelyn Faith
»Verschleppt« von Petra Richartz
»Kirschroter Sommer« von Carina Bartsch

Verlockendes Autorenparadies Amazon?

Die Intention der Pressemitteilungen ist klar: Sie richtet sich nicht an Leser, sondern will einzig und allein Autoren zu Amazon locken. Und sie ist ein Seitenhieb in Richtung Verlage, indem Amazon den Schwachpunkt vieler Selbstverleger Titel als vermeintlichen Vorteil darstellt – zumindest für Autoren. So schreibt Amazon: »[Amazons Kindle Direct Publishing Programm] KDP überlässt Autoren die volle Kontrolle, wodurch viele großartige Werke erscheinen, die ansonsten nicht veröffentlicht werden würden«.

Dass die Mehrzahl der selbstverlegten Titel leider alles andere sind als großartig, wird verschwiegen: denn die inhaltliche Qualität der meisten selbstverlegten Titel ist eher im unteren Bereich angesiedelt, wie die Einreichungen zum autoren@leipzig-Award zeigten. Von hundert Einreichungen sind höchstens drei bis vier Titel dabei, die – ggf. nach einem Lektorat – für eine traditionelle Veröffentlichung geeignet wären.

Allerdings gibt es hier keine Unterschiede zum herkömmlichen Buchmarkt. Denn auf den Tischen der Lektorate findet sich unter den unverlangt eingesandten Manuskripten ebenfalls selten Brauchbares.

Bereits die Zuschussverlage argumentierten damit, dass viele erfolgreiche Autoren zunächst von Verlagen abgelehnt wurden – man denke nur an J. K. Rowling mit ihrem Harry Potter. Der Umkehrschluss, dass ein vom Verlag abgelehntes Manuskript ein verkannter Bestseller ist, ist jedoch falsch.

Und dennoch sind die Chancen größer geworden, auch ohne einen Verlag einen Bestseller zu veröffentlichen. Aber die Chance, aus der Masse herauszustechen, ist im E-Book-Bereich nicht größer oder kleiner als im traditionellen Buchhandel.

Was Amazon verbreitet und durch die Medien, die natürlich immer von den Gewinnern und Ausnahmeautoren berichten, weitertransportiert wird, zeichnet ein verzerrtes Bild des Durchschnittsautoren – egal ob mit oder ohne Amazon.

Schließlich stehen den 38 Autoren, die via Amazon über 25.000 Euro verdient haben, tausende gegenüber, die von diesem Betrag weit entfernt sind.

Viel spannender und ernüchternder wäre es doch zu erfahren, wie viele Amazon-Autoren weniger als 100, 10 oder 1 Euro verdient haben. Auch das wären sicherlich beeindruckend hohe Zahlen.

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25 Kommentare

  1. ich habe auch mit einem befreundeten Autoren ein Buch bei dem autoren@leipzigAward eingereicht, leider hatten wir die Ausschreibung nicht aufmerksam genug gelesen, sonst wäre uns schon vor der Teilnahme und nicht erst nach der Preisverleihung klar gewesen, daß sich dieser Wettbewerb nicht an Literaten sondern eben an Schund-Selbstvermarkter richtet. Die Preise im „Belletristik“-Bereich beweisen, daß die Selbstvermarktung belohnt wurde, literarische Qualität ist nicht zu erkennen,

  2. Bei meiner Suche nach Titeln, die ich auf dem Indie-Buch-Blog bespreche, ist meine Ausbeute sehr viel höher als 3-4 von 100, dabei suche ich nach dem Zufallsprinzip und wende nicht viel Zeit dafür auf, habe aber schon erstaunlich viele unbekannte, lesenswerte Bücher entdeckt.
    Nach 20 Jahren Übersetzungstätigkeit für Knaur, Rowohlt und Co. kann ich aber nicht behaupten, dass alles, was bei großen Verlagen erscheint, Qualität hat.

  3. Ein ganz wichtiger Aspekt des Selfpublishing wird in den meisten Diskussionen völlig unter den Tisch gekehrt. Es wird immer so getan, als ginge es nur oder in erster Linie um völlig unbekannte (Hobby-)Autoren, die ihr mutmasslich unprofessionelles Zeug billig verschleudern. Aber Kenner der Szene beobachten ein ganz anderes Phänomen: Die meisten Buchhandlungen haben seit geraumer Zeit die Backlist und sogar die Middle List aufgegeben – die älteren Bücher professioneller Autoren. Es werde fast nur noch stapelweise die Bücher von Autoren geführt, deren Nasen am Abend zuvor in einer Talkshow vorgeführt wurden. Und auch die Verlage haben die Backlist längst aufgegeben, weil sie nur noch auf der Suche nach aktuellen Talkshownasen sind. In dieser Situation bietet das Kindle-Angebot von Amazon eine sensationelle Möglichkeit für Autoren, ihre früheren Werke für ein paar Euro wieder verfügbar zu machen. In den USA haben unheimlich viele Profiautoren ihre älteren Werke bei Kindle und ähnlichen Anbietern reingestellt. Und jetzt kommt der Punkt, warum die deutschen Ebook-Plattformen kein Selfpublishingangebot machen: Sie wollen die Leser nicht auf den Geschmack von kleinen Preisen bringen, weil man für die Talkshownasenbücher noch hohe Preise verlangen kann.

  4. Von hundert Einreichungen sind höchstens drei bis vier Titel dabei, die – ggf. nach einem Lektorat – für eine traditionelle Veröffentlichung geeignet wären.

    Woraus man ableiten könnte, dass Selbstüberschätzung ein Belletristik-Problem ist. Beim Stöbern unter den Sachbuch-Einreichungen erschien mir nämlich rund die Hälfte ganz passabel.

  5. „Viel spannender und ernüchternder wäre es doch zu erfahren, wie viele Amazon-Autoren weniger als 100, 10 oder 1 Euro verdient haben. Auch das wären sicherlich beeindruckend hohe Zahlen.“

    Nein mich itneressieren die Erfolgsgeschichten.

    Sind die angeblichen „Misserfolge“ interessant?
    Spannend? Ja. Ernüchternd? Warum? Kann ich absolut nicht nachvollziehen.

    Das ist halt das Wesen des modernen Selfpublishings.
    Man sol die Idee vergessen, dass nur mehr oder weniger gute, aber noch nicht entdeckte, Autoren zum Selfpublishing greifen.

    Ja man kann ohne die Schranke Verlag, ohne Betrachtungen wie „Mindestens eine Auflage von 1000 Exemplaren notwendig!“ oder „Das und das Genre läuft gerade nicht!“ und ohne finanziellen Aufwand seine Werke veröffentlichen.

    Toll und gut, aber natürlich bedeutet das auch, dass ich diesen Beitrag als eBook veröffentlichen kann, meine Schulaufsätze usw.

    Und jeder der keine zwei Sätze gerade schreiben kann und dennoch seit der Kindheit davon träumt ein Buch zu veröffentlichen das tut.

    Da ist es absolut nicht ernüchternd, dass man von solchen Machwerken <50 Exemplaren an den Mann bringt. Äh und Frau und alle anderen Geschlechter.

    Die allermeisten Indieautoren machen das aus Hobby und wenn da 50€ rausspringen, dann ist es doch supert?!

    Interessant sind vor allem die Erfolgsgeschichten, die sich ja anscheinend trotz der Flut des Schunds, durchsetzen können.

  6. Schaut man sich die aktuellen Top 10 der selbsverlegten eBooks an, scheint es sich hauptsächlich um seichte Kost zu handeln. Auch in dieser Hinsicht passen sich die eBooks den klassischen Verlagen an.

  7. @ Rolf Degen

    Volle Zustimmung! Es gibt viele Gründe, Bücher via Selfpublishing zu veröffentlichen, und ich finde es nachgerade zum Lächeln, dass man, oh Wunder, plötzlich in die Zweitklassigkeit einsortiert wird, nur weil man diesen Weg geht :))

    Ich würde mich auch freuen, wenn der Fokus nicht immer nur auf den „Hobbyautoren“ läge, sondern man in der Tat endlich sehen würde, dass die Spezies der sog. Hypridautoren (= veröffentlichen via Verlag UND Selfpublishing) oder die der „Verlagsflüchtlinge“ (= entscheiden sich bewusst und aus unterschiedlichen Gründen fürs Selbstveröffentlichen) mit mehr Ernst wahrgenommen würden.

    Ja, auch Zustimmung dazu, dass viele der „Selbstgemachten“ nun, vorsichtig ausgedrückt, arg verbesserungswürdig sind. Andererseits findet man auch Kommentare von Lesern, die sich über die (meiner Meinung nach völlig überteuerten) eBook-Ausgaben etablierter Verlage mokieren, weil sie schlampig gemacht seien.
    Mein Credo ist: Wo Buch draufsteht, sollte auch Buch drin sein. Nach dem Start mit eigenem Verlag und eBook-Programm mache ich inzwischen auch wieder „Holzklasse“, aber meine „e“-Kinder haben trotzdem ein besonderes Plätzchen im Verlag und sind nicht nur hingehuschte Nebenbeiprodukte.

    Aufgefallen ist mir aber auch, dass in der Tat die Genres, die in den großen Publikumsverlagen Erfolg haben, auch bei den eBooks ganz oben stehen. Das spricht dafür, dass es doch viele Leser gibt, die solche Geschichten gerne lesen. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass man das als Autor auch schreiben muss (es sei denn, man will. Aber das ist eine andere Baustelle).

    Schade, dass so wenig darüber berichtet wird, welche Chancen Selfpublishing für professionelle Autoren bietet. Es geht eben nicht nur um den Verdienst! Sondern um das, was meiner Meinung bei den großen Publikumsverlagen zunehmend verloren geht: Mut zur Kreativität, zum Anti-Schubladendenken. Ich war lange genug in einem großen Verlag, um zu wissen, dass es durchaus ökonomische Zwänge gibt, aber man könnte ja Dinge auch mal im Kleinen ausprobieren. Dauert dann vielleicht einfach ein bisschen länger und es ist aufwendiger, Leser zu finden. Aber beginnt nicht jeder Weg mit einem ersten Schritt?

    Ich bin unverbesserlicher Optimist, und ich glaube, dass es „da draußen“ genügend Leser gibt, die all das, was hier so gefeiert wird, NICHT lesen möchten. Und trotzdem unterhalten werden möchten …

    Herzliche Grüße und noch eine schöne Messe!
    Nikola

  8. Ich habe mehr aus Neugier denn aus dem Bestreben reich zu werden mal einen kleinen Selbsttest gemacht, wo man bei den Umsätzen landet und habe mit einer Sammlung von kleinen Kurzgeschichten um die 150 Euro verdient (Ende Februar veröffentlicht). Ich werde jetzt eine neue schreiben, um den Zeitaufwand und „Verdienst pro Arbeitsstunde“ mal näher zu beleuchten. Vom Gefühl würde ich sagen, dass man schon 10 – 15 Euro Return of Invest pro Stunde auch als Hobbyautor erreichen kann, wenn man in einem Genre unterwegs ist, was die Leute einfach „wegkonsumieren“, also Erotik, Nackenbeißer, Groschenhefte etc. Wer Lust hat, kann meinen Blog gerne besuchen, Werbung für meine Geschichten wird man da nicht finden, damit das ganze nicht verfälscht wird, aber ich schreibe über meine Umsätze und Erfahrungen.

    Pius von Heereman

  9. Moin, liebe Leute des Literaturcafes,
    jetzt weiß ich also, dass mein Beitrag zu o.a. Wettbewerb, mein spiritueller Thriller „Kennwort: Roter Mohn“, mit großer Wahrscheinlichkeit zu denjenigen gehört, die, da nicht auf der Shortlist zu finden, also auch nicht zur traditionellen Veröffentlichung taugen würden. Von 100 Einreichungen seien höchstens 3 oder 4 dafür geeignete Titel dabeigewesen.
    Ich hänge dem Glauben nach, dass sich in diesem Statement, dem man so oder so ähnlich im Literaturbetrieb immer wieder begegnet, vor allem eines offenbart: nämlich die Grenze, die einem Roman- und Sachbuchwettbewerb gesetzt ist, an dem an die 400 Aspiranten teilnehmen. Mit anderen Worten: Ich habe arge Bedenken, ob die inhaltlichen Qualitäten der eingereichten Projekte gebührend beurteilt werden konnten.
    Dass dieser erwähnte Qualitätsanspruch, den über 95 Prozent aller eingereichten Arbeiten angeblich nicht erfüllten, zudem alles andere als das Nonplusultra darstellt, dürfte einem klarwerden, wenn man sich das ein oder andere der tatsächlich von Verlagen veröffentlichten Werke „reinzieht“. Womöglich würde man der Sache gerechter werden, wenn man von Publikumsgeschmack sprechen würde statt von Qualität, der ja bekanntermaßen alles andere als ein objektives Kriterium darstellt.

  10. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei 400 Einsendungen mehr als 2 Minuten pro Buch für das erste Screening investiert wurden. Alles andere wäre auch mehr als unwirtschaftlich gewesen.

    Nehmen wir an, dass man sich dann die besten 40 näher angesehen hat und die Top 10 tatsächlich von den Juroren gelesen und besprochen wurden. Selbst dann wäre der Zeitaufwand für die Auswahl des Siegers bestimmt 2 – 3 Arbeitstage pro Juror gewesen, selbst wenn es nur 1,5 Arbeitstage gewesen sein sollten, finde ich, dass es wenn man das geringe Preisgeld betrachtet, der Aufwand für die Auswahl des Siegers schon nicht unerheblich war. Alleine das erste Screening dürfte eben mehr 800 Minuten (2 Min x 400) gedauert haben, was ja über 13 Arbeitsstunden sind.

    Das Literaturcafe richtet sich ja auch vor allem an eine Leserschaft, die selbst gerne schreibt und für die Themen wie Verkaufszahlen und Marketingstrategie einfach interessant sind. Dass man sein Werk nicht gewürdigt sieht, wenn es in 2 Minuten auf den Ablagestapel wandert ist zwar nachvollziehbar, aber ich fand, dass der Focus auf Marketing und Erfolg des Buches schon sehr stark in der Ausschreibung berücksichtigt wurde.

  11. Das kann man so auch nicht sagen, denn bei den Sachbüchern spielte es offensichtlich keine Rolle, ob das Marketing erfolgreich war oder nicht. Eher schon die Darstellung des Marketing. Und ein Tipp für nächstes Jahr: Vorworte von Honoratioren und Redakteuren kommen anscheinend gut an 😉

  12. Lieber Pius,
    zugegeben: Die zeitliche Seite der Beurteilung von 400 Romanen und Sachbüchern hat womöglich die von Dir erwähnte Dimension angenommen. Aber das wäre ja erst recht ein Hinweis darauf, dass die Juroren überfordert gewesen wären bei der Beurteilung der Qualität, die ja – neben dem Marketing – durchaus ein Kriterium der Beurteilung war.
    Ich habe auch in dem Zusammenhang nichts dagegen einzuwenden, wenn mein Werk auf dem Ablagehaufen wandert. Das wäre dann, wenn man meiner Auffassung folgte, lediglich ein Beweis für die erwähnte Überforderung – eventuell natürlich auch, bei grober Selbstüberschätzung, für die mangelnde Qualität meines Romans, wovon ich aber verständlicherweise nicht ausgehe.
    Wogegen ich mich wehre, ist die dann hier gezogene Folgerung, nur 3 bis 4 Prozent der Wettbewerbsbeiträge wären für eine Veröffentlichung geeignet.
    Die von Dir angenommenen 2 Minuten pro eingereichtem Beitrag gingen nach meiner Einschätzung vollkommen drauf für die Beurteilung der Marketingmaßnahmen. Für das Einordnen der Qualität des Werkes wäre unter den Umständen nicht eine Sekunde mehr übrig geblieben, womit wir wieder beim Anfang wären.
    Ein Fazit könnte lauten: Der Wettbewerb war gut gewollt. Aber das Thema ist ein wenig verfehlt worden.

  13. Hallo Hermann,

    ich kann den Zeitaufwand für ein „faires“ Screening schwer bemessen. Im Wesentlichen sehe ich aber auch gar keinen Widerspruch in unseren beiden Aussagen, ich sage ja nur, dass mehr als zwei Minuten (wahrscheinlich) unwirtschaftlich sind, Du ergänzt halt, dass diese vermutlich für die falschen Dinge verwendet wurden und ziehst dazu noch ein Fazit, dass der Wettbewerb schlecht umgesetzt wurde. Dein Fazit sehe ich neutral, ich hätte beim ersten Screening tatsächlich auf Sprache, Ausdruck und Inhalt („packt es mich“ auf den ersten drei Seiten) konzentriert und dann nur in Runde zwei oder drei auf Marketing und Absatzzahlen geschaut.

    Lg, Pius

  14. Ich habe ein wenig das Gefühl, dass hier einige Kommentatoren, jetzt die nächste Hetzkampagne vorbereiten.

    Früher hätte man vielleicht sagen können, wenn es ein Selbstverleger in die Top10 geschafft hat, dann hat er den schlechten Ruf der Selbstverleger ganz sicher abgeschüttelt.

    Und jetzt will man wohl sagen: Wenn er es in die Top10 geschafft hat, dann waren es sehr viele Idioten, die den Schund gekauft haben.

    Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Gehirnwäsche.

  15. @Rouven:

    Ich glaube, dass die meisten Menschen einen harten Alltag haben und Bücher eine kleine „Flucht“ aus dem anstrengenden Arbeitsleben sind. Und es gibt eben ein Segment, bei dem man einfach den Kopf ausschalten möchte und sich berieseln lassen will, ähnlich wie bei den ganzen Fake-Dokus im Fernsehen. (Stichwort Assi-TV). Ich glaube daher, dass folgendes richtig ist: Es gibt genug hart arbeitende Menschen die sich mit schwierigen Fragen beschäftigen müssen und in ihrer Freizeit einfach unkomplizierte Groschen-Belletristik konsumieren möchten. Und wer das erkennt und diesen Markt bedient, der macht eben mehr oder weniger gute Umsätze. Dass das dann keine literarischen Meisterwerke sind ist klar, aber Mitten im Leben, Promidinner, DSDS und co sind auch nicht Grimmepreis-verdächtig und werden ja trotzdem Millionenfach gesehen.

  16. Wie überall im Leben treffen auch bei Amazon Nachfrage und Angebot aufeinander. Das Gros erwartet schlüpfrige Geschichten unter der Gürtellinie, den 198. Vampir-Mehrteiler oder niveaulose Einblicke in das Seelenleben von Massenmördern. Aber das bitte für € 0,99! Am Ende dann beschweren sich ausgerechnet diese geistigen Tiefflieger darüber, dass ein Buch nicht lektoriert wurde. Zitat: ey… dat Buch is ja jarnich Legdoriert…
    Wenn ein Buch für 99 Cent angeboten wird, dann demonstriert der Autor damit, dass der Schund auch nicht mehr wert ist. Und wer bei diesem Preis im Gegenzug ein literarisches Meisterwerk erwartet, demonstriert damit, dass er Selbiges nicht einmal zu erkennen imstande wäre, wenn man es ihm auf dem Bach fest tackert.

    Die Verlage versuchen verzweifelt ihren eigenen Markt zu schützen. Dabei sind es doch sie selbst gewesen, die Autoren zum Selfpublishing erst gezwungen haben. Wer einem „seriösen“Verlag heute ein Manuskript schickt, der ist doch in der Regel bereits verzogen oder verstorben, bevor eine Antwort in den Postkasten flattert.
    Dass da der mündige Bürger nach Alternativen sucht, ist verständlich. Und Jeder sollte froh darüber sein, dass es mit Amazon eine erprobte und erfolgreiche Plattform gibt, die Verkäufe, ganz gleich welcher Größenordnung, überhaupt erst möglich macht.
    Als viel bedrohlicher empfinde ich da die fast vorhandene Monopolstellung von Amazon. Welche Auswirkungen ein Mono- oder Oligopol hat, erleben wir heute jeden Tag an der Tankstelle.
    Noch kurz @ Pius: ich finde es super, dass Du uns an den zahlenmäßigen Entwicklungen Deiner Bücher teilhaben lässt, denn gerade was diesen Bereich betrifft, gehen doch alle eher recht sparsam mit Informationen um … Danke dafür…

  17. Lieber Pius von Heereman,
    Diesen Satz habe ich schon einmal gehört. Das kann schon richtig sein, aber wenn man es verallgemeinern will, sollte man einen anderen Satz nicht missachten:

    Wer sich im Alltag mit großen und schweren Fragen und Aufgaben befasst, der legt sich abends ins Bett, der hat nicht die Nerven, sich von irgendwelchem Schund ablenken zu lassen, dafür sind ihm die großen Aufgaben einfach zu wichtig.

    Man kann bei oberflächlichen Analysen, Verallgemeinerungen und Wischi-Waschi Plattitüden auch immer eine andere Seite beleuchten und ewig darüber diskutieren (streiten).
    Wozu ich jetzt gar keine Lust habe.

    Ich denke auch, ganz am Anfang stand der Gedanke, ob man mit Selfpublishing gut Geld verdienen kann.
    Wie man sieht, wenn Amazon nicht gelogen hat, es geht. Auch wenn nicht jeder das Glück hat, ein TOP Hit zu werden.
    Wie man auch sieht, muss man nicht den literarischen Überhammer schreiben, um erfolgreich zu werden.

    Anscheinend: alles nur Glücksache?

    Und das ist ja schon ein wirklich lang andauerndes Projekt von Literaturcafe.de, das einmal zu prüfen.

    Sehr schön. Herzlichen dank.
    Ich habe die Sache von Anfang an gelesen.

    Grüße
    Rouven

  18. @ Rouven: Es gibt bestimmt solche und solche. Die Bundeskanzlerin hört vielleicht lieber Klassik, aber mit sicherheit liest die ein oder andere Krankenschwester oder Altenpflegerin, deren Jobs ja härter sind (eigene Aussage von Merkel) gerne abends eine Schmonzette.

    Bezüglich Glücksache: Ich habe fast da Gefühl, dass es manchmal wirklich etwas von Roulette hat, aber man kann es sicherlich etwas beeinflussen. Das versuche ich selbst ja gerade herauszufinden.

    @Thorsten: Ich sehe es als Hobby und habe kein Problem damit meine Zahlen zu teilen. Eine Info gerade aktuell:

    Gestern und heute war ich mit einem meiner Bücher, dass ich diesen Monat 55 x verkauft habe (bei 2 Rückgaben) unter den Plätzen 70 – 100 der Bestseller Erotik – Romane und Erzählungen. Ich bediene bewusst einen Markt und orientiere mich an dem, was ich auf den vorderen Plätzen finde, wobei ich klar Zeit/Aufwand/Ertrag in Relation setze.

    Mal sehen was draus wird.

  19. Im Endeffekt scheinen die Chancen für Autoren über SelfPublishing oder über Verlage jeweils gleich zu sein. Ich finde allerdings, dass die Option, es einmal selbst über Amazon zu versuchen, nachdem man vielleicht zahlreiche Ablehnungen bekommen hat, durchaus sinnvoll, wenn man ein Buch veröffentlichen möchte.

  20. Man sollte halt nicht übeeilt die Datei abschicken, sowohl an Verlage, als auch bei bod oder amazon. Lasst es lieber von jemandem Außenstehenden korrekturlesen, der davon Ahnung hat und nicht jemand, der alles super findet, was ihr mact. Vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei. Gestaltet das Cover professionell (oder lasst es machen), das sprengt die Kosten auch nicht und sorgt für ein besseres Ersceinungsbild.

  21. Ich nehme Bezug zu „Versehentlich verliebt“ – dümmer, seichter kann ein „Roman“ nicht sein. In einem herkömmlichen Verlag wäre er sicher sofort in den Müll gewandert. Amazon ist es egal, solange die eigenen Werbeeinnahmen fließen. Die hohe Verkaufszahl lässt lediglich darauf schließen, dass die Zahl der einfach strukturierten Leser in Deutschland wächst.
    Im Gegensatz zu echten Schundromanen hat dieser nicht mal einen Hauch einer Handlungskurve. Und das Schlimmste: Er wimmelt von Rechtschreibfehlern.

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