Mir nicht. Mir würde so etwas nie zustoßen, redete ich mir jahrelang ein. Ich hatte doch so viel Erfahrung mit Klein- und Großkriminellen gemacht, rein beruflich natürlich, bin auf der Seite der Guten. Oft genug schüttelte ich mit dem Kopf, wenn wieder einmal vor Enkeltrickbetrügern gewarnt wurde und die Geschädigten mich verzweifelt anlächelten, in der Hoffnung, ich könnte ihr Geld wieder herzaubern. Manchmal gelang es mir auch.
Ich könnte nun genug gute Gründe aufführen, wieso ich einem Zuschussverlag auf den Leim gegangen bin. Dass mein Partner die Kinder und mich aus dem gemeinsamen Haus gewaltsam rausgetrieben hatte, dass er den Unterhalt kappte usw., oder dass der Zuschussverlag einen wohlklingenden Namen eines der bekanntesten Schriftsteller Deutschlands hat. All das sind sehr gute Gründe, wieso ich mich auf so einen Verlag einließ.
Und dann war da noch etwas, was meine Entscheidung erleichterte; ich wollte schreiben und veröffentlicht werden. Ja, so schnell es ging und nur dieser Verlag gab mir eine Chance. Vergessen meine berufliche Erfahrung, meine innere Stimme, die ganz laut rief, mich anbrüllte es nicht zu tun. Ich tat es, nicht wegen des Berühmtwerdens, naiverweise glaubte ich wirklich, den Lesern Freude ins Herz zu bringen, ihnen in schwierigen Augenblicken es leichter zu machen. Dumm, dumm, sehr dumm. Das weiß ich jetzt. Romantischer Dünnsch…
Ich war eine leichte Beute. Die angebliche Lektorin musste mich erst gar nicht überreden, den hohen Betrag zu überweisen. Der Vertrag schien klar und einfach strukturiert und ich bildete mir ein, alles in der Hand zu halten, den Überblick zu behalten. Anmaßend, arrogant erscheint es mir nun, tatsächlich war ich aber verzweifelt, brauchte Geld. Und um Geld zu verdienen, tat ich natürlich das Verkehrte, ich investierte Geld, geliehenes Geld. Wir töricht erscheint es mir jetzt, gute fünf Jahre danach.
Dass ich keinen Cent verdiente, steht außer Frage.
Viel zu spät setzte ein Teil meines Intellekts wieder ein, ich begann dem Verlag zu misstrauen. Ein anderer Teil redete mir ein, dass alles wieder gut werden würde, typisch Frau. Ich hatte eher keine andere Wahl.
Mein »fürsorglicher« Verlag lud mich zur Buchmesse ein, ich sollte vorlesen. Mit einer winzigen Spur von gesunden Zweifeln (beim Suchen einer passenden Textstelle stellte ich voller Entsetzen fest, dass das Buch etliche Rechtschreibfehler enthielt) und einer großen Portion Enthusiasmus fuhr ich hin, stellte mich vor ein kleines Publikum, zuckte voller Stolz mein Werk hervor und begann mit kräftiger Stimme daraus vorzulesen. Und tatsächlich, es gab Menschen, die anhielten und mir gebannt zuhörten, aber das Interesse war verhalten und ich wusste, dass es nicht das war, was es hätte sein müssen.
Ich beobachtete ein junges Mädchen, sie war mit ihrer Mutter unterwegs, die offensichtlich eine Schriftstellerin aus ihr machen wollte. Auch sie hatte bei »meinem« Verlag ein Buch herausgegeben und beabsichtigte tatsächlich ein weiteres zu bezahlen. Oh Wunder, der Verlag bat ihr einen Rabatt an! Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte und sah. Wie betäubt verließ ich die Buchmesse, sah sehnsüchtig und trauernd im Vorbeigehen den großen Verlagen hinterher.
Endlich sickerte es in jede Pore meines Geistes. Den ganzen Weg über nach Hause analysierte ich das Verhalten der »angeblichen« Lektoren und der Schriftsteller, die dort zuhauf waren.
Ein paar Tage später fragte ich in einem Anflug von Hoffnung bei einer großen Buchhandlung in München nach meinem Buch, und die freundlich lächelnde Verkäuferin versicherte mir jedes Buch innerhalb von 48 Stunden besorgen zu können.
Aber wo war es? Wo war mein Buch? In den Regalen der Buchhandlung? Nein.
Bei Amazon? Ja, aber nur, wenn man den Titel oder meinen Namen eingab. Nur, wie sollte jemand von meinem Buch erfahren, wenn es nirgendwo präsentiert wurde? Niemand kannte den Titel, niemand kannte mich!
War es auf der Bestsellerliste? Nein.
Die Werbung für mein Buch bestand …? Weiß ich gar nicht. Viel versprochen und nichts erfüllt.
Wie sollte jemand auf mein Buch aufmerksam werden? Gar nicht.
Niemand, absolut niemand würde mein Buch kaufen, das wurde mir schmerzlich bewusst.
Doch ich schreibe weiter, weil ich das Gefühl habe, einen bedeutenden Teil von mir zu verlieren und nicht vollkommen zu sein, einzugehen wie eine Primel, zu einem halben Menschen zu mutieren. Wenn ich länger als zwei Tage nichts zu Papier bringe (eigentlich: in meinen Laptop tippe), plagt mich das schlechte Gewissen so heftig, dass ich Bauchschmerzen bekomme, ungemütlich werde, mich wie eine Abhängige aufführe. Verrückt, ich weiß. Bekloppt, ich weiß.
Ich schreibe nicht über die Erfahrungen mit dem Zuschussverlag. Wozu? Die Wunde ist nicht vollständig verheilt, und sie aufzureißen, käme einem Selbstmordversuch gleich.
Ich weiß nicht, ob ich gut bin. Diverse Verlage lehnten mein neues Werk ab.
Ich gebe zu, dass ich gern Gewissheit hätte, ob auch Außenstehende (Lektoren und Leser) mir eine gewisse Portion Talent bescheinigen und nicht nur meine Kinder.
Lia A. aus München
Mir tut dieser Beitrag in der Seele weh, wenn jemand so etwas erleben muss. Den Wunsch nach einer qualifizierten Rückmeldung finde ich sehr nachvollziehbar. Ich habe zwei sehr seriösen freien Lektorinnen einen Teil meines Manuskripts geschickt, so viel, wie ich genau finanziell investieren wollte, und habe dafür Rückmeldungen bekommen, per Gutachten.
Das hat mir die Sicherheit gegeben, dass ich nicht grundsätzlich falsch liege.
Wenn Verlage Manuskripte ablehnen, hat das meistens mit ihren eng bemessenen Programmen zu tun und mit der Jagd auf bekannte Namen.
Man kann das Buch bei books on demand fast kostenlos drucken lassen und muss, dann, glaube ich, mit Lesungen tingeln gehen, wie die Musiker.
Und ein Tipp: Immer mit Autoren vernetzen, da gibt es tausend wertvolle Tipps!
Nicht unterkriegen lassen!
und aufmunternde Grüße
Anna Hölscher
Eines ist sicher, die großen Verlage nehmen nicht das was gut geschrieben ist, sondern das was gut geschrieben ist und sich voraussichtlich gut verkaufen lässt – macht ja auch Sinn. Also ist ein abgelehntes Buch nicht zwingend ein schlechtes Buch. Manchmal kommt es einfach zur falschen Zeit.
Also weitermachen und zum Geld verdienen das Internet mit seinem Bedarf an Texten nicht vergessen. Nicht alle zahlen nur 1ct pro Wort
Gerhard
Mich hat der Text nicht so recht überzeugt. Die Geschichte ist zu sehr aus der Betroffenenperspektive geschrieben. Dem Jammern der Protagonistin müsste eine analytische Sichtweise entgegengesetzt werden: Was hat die Figur falsch gemacht, wie kommt es, dass sie sich so grenzenlos naiv auf den Verlag einlässt, sich offenbar in keiner Weise vorher informiert hat (das Web ist ja voll mit Warnungen vor solchen Verlagen) und auch die Vertragsbedingungen sie nicht stutzig machen konnten? Diese analytische Distanz könnte auch von der Autorin selbst eingebracht werden. So aber hat man das Gefühl, sie steht immer noch kopfschüttelnd da und weiß gar nicht, wie ihr geschehen ist und erwartet vom Leser Zustimmung.
Hallo und guten Tag,
es passiert immer noch, dass Autoren auf solche „Verlage“, die im Schafspelz daherkommen und in Wirklichkeit Wölfe sind, hereinfallen. Ist mir auch schon passiert bei einem Berliner Verlag, der das Blaue vom Himmel log, aber in Wirklichkeit nur meion Geld wollte! Nun bin ich, wie ich glaube, geläutert, versuche nichts dergleichen mehr, sondern nehme die Sache in die eigenen Hände. Im Selbstverlag geht zwar nichts von selbst, sondern man hat selbst zu werben etc. Geht zwar langsamer und Du weißt auch warum, aber irgendwann kommt auch der Erfolg. Schau auf meine Website, so habs ich gemacht. Irgendwann klappt es.
Ja, wie kommt es, daß immer wieder Autoren auf Verlage wie oben reinfallen „ein paar tausend Euro“ einem Zuschußverlag zahlen, obwohl sie es bei BoD doch viel einfacher und billiger haben können und jetzt wo das E-Book im Kommen ist und es offensichtlich sogar anerkannt ist, sein Manuskript bei Amazon herauszugeben, sollte das vielleicht nicht mehr passieren.
Ja, die Verlagssuche ist schwierig, wenn man keine Beziehungen hat, wird man bei Rororo und Fischer höchstwahrscheinlich im Keller oder bei einer Praktikantin landen, die das Manuskript zurückschickt oder in den Papierkorb legt, macht man es selbst, wie ich beispielsweise, denn das ist dank der Digitaldrucktechnik gar nicht mehr so schwer, es geht schnell, man hat es wie man es will und die Rechtschreibfehler kann man sich vorher lektorieren lassen und billig ist es auch, hat man nur noch mit dem Dünkeln und den Vorurteilen der anderen zu Kämpfen, die Pfui „Eigenverlang wollen wir nicht!“, schreien, ohne in das Buch überhaupt hineinzusehen.
Aber es wird besser, seid man, wie geschrieben, sein E-Book bei Amazon selber machen kann und das sogar das Literaturcafe bewirbt, wird es, wie ich hoffe, bald keine Artikel mehr wie diesen geben.
Denn schreiben sollte Spaß machen, man solltesn sich arbeiten, lernen, sich bemühen und wenn das Buch dann fertig ist, sollte man es auch herzeigen dürfen, ganz egal, ob Suhrkamp einen nimmt oder nicht.
In diesem Sinne habe ich immer zwei meiner Bücher in meiner Tasche und stelle sie auch auf meiner Homepage und im Literaturgeflüster vor. Viel Geld braucht es dazu nicht und ausgenützt fühle ich mich ebenfalls nicht.
Toll, aber ganz toll! Mit diesem reichlich larmoyanten Beitrag wird die (vermeintlich?) kritische Ader des „Literaturcafé“ einmal mehr dick unterstrichen. Glückwunsch! Wenn Sie sich jetzt noch getrauten, die mitunter keineswegs unähnlichen Machenschaften bei Ihrem Sponsor „Books on Demand“ ins Auge zu fassen – wie ich es Ihnen leider erfolglos angedient habe – da ließe sich Ihre Glaubwürdigkeit sogar richtig steigern – gewiss im hohen zweistelligen Prozentbereich, wie ich meine.
Zurückhaltung auch bei BoD – dazu rate ich. Man ist für 5 Jahre an die gebunden, tritt seine Rechte ab – und müßte sie zurückkaufen…
Kündigung nach 5 Jahren ist dann möglich. Bis dahin bezahlt man eine „Datenspeicherungsgebühr“, die monatlich nicht viel beträgt. Aber auf 5 Jahre hochgerechnet läppert sich das dann doch wieder zusammen. Und das steht nicht auf der BoD-Homepage, nee, dazu muß man sich den Vertrag selbst genau angucken.
Also dafür, daß man einem Druckerei-Unternehmen Kundschaft besorgt, müßte man logischerweise eigentlich Provision kriegen, nicht Gebühren bezahlen….
So ist das heute. Sobald jemand Trauer äußert, ist er larmoyant. Wegstecken, toll sein muss man. Nein, ich finde das alles ehrlich und nachvollziehbar, was Lia A. scheibt.
Dahinter sehe ich ja sowieso die große Frage, die immer über dem Schreiben steht: warum bloß zwanghaft danach drängen, dass Andere lesen, was auch ohne sie geschrieben werden muss? Wer ohne Schreiben nicht leben kann, muss lernen, nicht auf Leser angewiesen zu sein. An Lesern misst sich nicht, was der Text bedeutet. Es ist zuerst die eigene Auseinandersetzung mit der Welt, Arbeit für sich selbst.
Die Publikationsmöglichkeiten explodieren gerade und sind reichlich Leim, auf den man gehen kann.
Lieber Frank, hast ja vollkommen Recht – und es war auch beileibe nicht abschätzig gemeint von mir. Solltest erst mal meine Geschichte über einen gewissen Zuschussverlag und „BoD“ lesen! Aber das – trauen sich Tischer & Co. sicher nicht!
Guten Abend,
ich möchte mich gern von Verlagsseite zu Wort melden! Wir haben 2006 mit tredition (www.tredition.de) einen Self-Publishing-Verlag ins Leben gerufen, und zwar aus genau dem Grund, den Gerhard schreibt: ein abgelehntes Buch ist nicht zwingend ein schlechtes Buch, das zeigt sich auch bei uns immer wieder.
Jedes Buch hat seinen Markt! Manchmal mag er sehr klein sein, aber viele unserer Titel sind erfolgreicher, als wir es selbst zunächst gedacht hätten. Wir möchten Autoren die Chance bieten, ihr Buch zu veröffentlichen,
und das zu fairen Konditionen.
Vielleicht interessiert den einen oder anderen das Interview zu diesem Thema, welches das Börsenblatt mit unserem Geschäftsführer Sönke Schulz geführt hat:
http://www.boersenblatt.net/440430/
Viele Grüße, Christina
@ Karlheinz Keller
ich würde Deine Geschichte gern lesen… und auf meinen Blog hochladen https://pausenbroetchen.wordpress.com/
schreib mich kurz über den Blog an, wenn du willst (einfach auf den letzten Beitrag ne Antwort schreiben, ich kann die hinterher gern wieder rausnehmen, wenn du willst)
Denk halt drüber nach.
Ich denke, auf einen dubiosen Geschäftspartner hereinzufallen, ist kein typisches Merkmal von Schriftstellern, sondern von Menschen, die zu blauäugig sind (ist mir in einer ganz anderen Geschäftsbeziehung auch schon passiert). Aber aus Schaden wird man klug und sich als Opfer zu sehen, bringt einen nicht weiter. Auch hier gilt, den gesunden Menschenverstand einzuschalten und Verträge zu prüfen, bevor man sie unterschreibt!
Und es gibt genug Alternativen, sich zu vergewissern, ob das Buch gut ist (d.h. das Manuskript mal einem freien Lektor vorlegen) und es dann auch zu veröffentlichen. Viele Alternativen haben meine Vorredner schon genannt. Das E-Book ist übrigens im Vormarsch und da wird sich das teilweise erstarrte Verlagswesen bald was einfallen lassen müssen …
Die Geschichte tut weh, ist aber nicht als Kurzgeschichte gedacht – nehme ich an. Irgendwie ist sie abgekürzt, denn Gefühl der Enttäuschung und beschriebene Frustration gehen weit auseinander.
Ich jedenfalls freue mich auf die neue Zeit der Individualpublikation. Ghostwriter werden aus dem Schatten ihrer Namensgeber treten. Heftige Gefühle werden dann und so geschrieben, wie sie sind. Die Literatur wird farbiger, wenn der Autor selbst, ungefiltert seine Worte publiziert.
Verlage und Lektoren werden daneben weiter Qualitätsliteratur erzeugen. Im Kontrast dazu.
Ich verstehe nicht, warum Qualitätsliteratur nur in Verlagen erscheinen soll? Tut sie doch jetzt schon nicht.
Andersherum frage ich mich, ob es Sinn macht, den Markt mit Büchern zu überschwemmen, die „ungefiltert“ sind.
Mit „ungefiltert“ verstehe ich, jeder schreibt, wie er spricht und was ihm gerade einfällt (ob er nun schreiben kann oder nicht). Nur: Wer liest das? Die deutsche Sprache und Literatur geht ohnehin schon den Bach runter. Und als freiberufliche Lektorin kann ich nur sagen: Ich habe schon so viele Manuskripte gesehen, die Gott sei Dank keinen Verlag gefunden haben, weil sie so schlecht waren. Andererseits liegen tolle Manuskripte in Schubladen, die leider kein Verlag will.
Liebe Lia, nein, das Ding mit den Zuschussverlagen ist nicht neu und wer trotz intensiver Aufklärung immer noch horrende Summen bezahlt, mein Gott, so leid es mir tut, hat doch ein wenig selbst schuld. Und mit der Schriftstellerei als Nobody Geld verdienen zu wollen, dass man aus Notsituationen herauskommt, ist auch etwas weltfremd. Das man veröffentlicht werden will, ist klar und das der normale Weg immer etwas länger dauert und zu 99% aus Fehlschlägen besteht, ist nicht unbekannt. Es gibt in solchen Fällen aber Books on demand „Verlage“, die nicht mit miesen Tricks arbeiten, sondern ihre Bedingungen offen legen, so dass man die Risiken gut kalkulieren kann. Voraussetzung ist natürlich, dass man sein Buch selbst vermarkten muss und nach meiner Erfahrung geht das – trotz der vielfältigen Möglichkeiten im Netz – nur über Lesungen, Lesungen und nochmal Lesungen. Wenn Du hier Deine Phantasie einsetzt und ein kalkulierbares Risiko bei der Buchveröffentlichung wählst, dann kommst Du bei plus/minus 0 an und im günstigsten Fall kannst Du auch mal ganz schick essen gehen (oder Dein nächstes Buch vorfinanzieren, während Du vielleicht auf eine positive Antwort von einem „großen“ Verlag für ein anderes Projekt wartest). Alles andere ist Glück oder wird eben Pech, wie in Deinem Fall.
Weiterhin gutes Gelingen
Jörg
Ich habe einen Freund, der hat ein Fachbuch geschrieben. Er suchte einen Verlag und hatte mehrere Zuschussverlage angeschrieben, unter anderem auch den August-von-Goethe-Verlag in Frankfurt und freute sich wie Bolle, dass der Verlag „begeistert“ war von dem Manuskript und für rund 11.000 (in Worten elftausend) Euro ein Buch daraus machen wollte.
Eine Freundin von mir hat ihr (längst bei einem renommierten Verlag) verlegtes Buchmanuskript einem anderen Zuschussverlag geschickt (Triga), der hat ihr angeboten für runr 4.000 Euro ein Buch daraus zu machen. Für die ersten 300 verkauften Exemplare hätte sie keinen Cent bekommen, denn jeden Cent der Einnahmen hätte der Verlag behalten. Erst ab dem 301. verkauften Exemplar hätte sie ein paar Euro bekommen, und jeder, der rechnen kann, kann sich nun ausrechnen, wieviele Bücher sie verkaufen müsste, um nur einen Euro Gewinn zu machen.
Was ich nicht verstehe, dass es immer wieder Menschen gibt, die so wild darauf sind, ihre geistigen Ergüsse zwischen zwei Buchdeckeln zu sehen, dass sie viele tausend Euro blechen – für sehr sehr fragwürdige Verträge. Würden sie mal den Taschenrechner nehmen, könnten sie leicht feststellen, wohin der Hase hoppelt.
Aufgrund meiner vielfältigen Erfahrungen in der Literaturszene und meiner über 25jährigen Erfahrung als Autorin habe ich vergangenes Jahr einen Verlag gegründet. Streng genommen ist mein Verlag auch ein Zuschuss-Verlag, aber einer, bei dem die Kosten fair, überschaubar und nachvollziehbar sind. Meine Autoren wissen ganz genau, was sie von mir bekommen, weil das VOR Vertragsunterzeichnung konkret abgesprochen wird und auch genauso im Vertrag drin steht. Und sie wissen genau, wieviele Bücher sie bekommen, weil sie die nämlich selbst bei der gemeinsam ausgesuchten Druckerei bestellen und bezahlen.
Die Vermarktung des Buches, also Werbung und PR, müssen sie selbst machen, allerdings stehe ich – gegen wiederum faires Honorar – als Beraterin zur Verfügung, weil ich in den letzten 20 Jahren gelernt habe und weiß, wie man das macht.
Ich habe auch sehr teure Erfahrungen mit einer PR-Agentur machen dürfen, und weiß, dass einem relativ unbekanten Autor kaum was anderes übrig bleibt, als die PR selbst zu machen, weil selbst ein renommierter Verlag die nur bei bekannten Autoren übernimmt. Das ist auch verständlich, weil Verlage von ihrer Verlagsarbeit leben müssen und deshalb eine Mischkalkulation machen. Ich vermute mal, dass nur 20 % der Autoren wirklich Geld einbringen, und der Rest gerade mal die Kosten deckt. Denn seriöses Lektorat braucht Zeit, und Zeit kostet Geld. Die Druckkosten eines Buches sind wohl der geringste Teil, aber Vertrieb und Logistik verschlingen viel Geld.
All das sollten potentielle Autoren sich vor Augen halten. Und deshalb liegt die Wahrheit in der Mitte. Und deshalb stehe ich auch zu meinem „Zuschussverlag“. Aber: meine Autoren bekommen eine Leistung, die das Honorar wert ist. Ich ziehe niemanden über den Tisch, sondern spreche offen mit den Autoren. Und das machen die üblichen Zuschussverlage vermutlich nicht.
BoD ist eine Variante. Aber wie meine Vorredner schon sagten: viel Geld verdient man dort wirklich nicht. Und man ist 5 Jahre gebunden. Und für Marketingunterstützung und PR langen sie kräftig zu. Kräftig!
Alles in allem: es gibt heutzutage viele Möglichkeiten, ein Buch zu veröffentlichen. Seriöse und unseriöse. Effiziente und ineffiziente. Der Autor von heute muss sich allerdings die Mühe machen, sich am Markt umzuhören, sich zu informieren und vor allem seinen Menschenverstand einzuschalten – und seinen Taschenrechner.
Beste Grüße – Renate Blaes
P. S.: Ich habe übrigens 10 Bücher veröffentlicht. 3 davon bei renommierten und herkömmlichen Verlagen.
Brauchen wir eigentlich hier in Deutschland noch mehr Zuschussverlage? Brauchen wir noch mehr Bücher, die in Zuschussverlagen gedruckt und doch nicht gelesen werden? Wie soll man eigentlich die Tatsache bewerten, dass sich als Kommentatoren eines solchen „Erfahrungsberichtes“, der m.M. nach an manchen Stellen durchaus hätte etwas informativer und ausführlicher sein können, jetzt DKVZ hier eine Werbebühne schaffen, gar suggieren, dass sie ja die „Guten“ in der Branche sind?
Kopfschüttelnde Grüße von Cornelia Lotter
Es gibt solche Verlage und solche …
Es kommt auf das Ziel an, danach wird der Weg gesucht.
Ich hatte auch viele Absagen von „richtigen“ Verlagen. Einer meiner Lieblingsverlage schrieb mir, dass sie nur autobiografische Werke von Hausautoren veröffentlichen. … Als ich das las, kam mir sogleich die allseits bekannte Frage in den Sinn: „Was war zuerst, das Huhn oder das Ei?“ Das Dilemma wird noch größer, da der „HAHN“ ständig bei dieser Frage vergessen wird …
Zwei Zuschussverlage wollten mein Buch verlegen. Einer davon gefiel mir sehr gut, da er auf persönliche Betreuung Wert legte und diese auch sehr gut beim näheren Kenenlernen zeigte.
Dann habe ich mich über books-on-Demand informiert … meine Wahl fiel auf den Verlag in Münster. Zu einem fairen Preis (Komplettpaket), mit vielen freundlichen Gesprächen, persönl. Betreuung und lebhaftem Austausch bei der Umsetzung meines Cover-Entwurfes (den ich schon seit einiger Zeit im Kopf hatte) wurde mein Buch geboren. Klar, die Tantiemen sind bescheiden, aber die waren bei meiner Zielesetzung nicht ausschlaggebend.
Nun muss ich sehen, dass mein Küken hinaus in die weite Welt fliegt und Trost/Zuversicht/Hoffnung bringt (bei Betroffenen) und Dankbarkeit bei denen, die so etwas nur vom Hörensagen kennen und wissen, wie Leben sich lebendig anfühlt.
Vielleicht schreibe ich mal später eine kleine Geschichte über den Werdegang meines Buches: 1. Schreiben, schreiben, schreiben … 2. Suchen, Finden und Drucken … 3. … (Das steht noch in den Sternen!)
Ohne Fleiß … kein…
Dieses Projekt war und ist spannend, hält manche Überraschungen bereit, fühlt sich somit rundum gut und lebendig an.
Lias Beitrag läßt leider sehr zu wünschen übrig, und das in mehrfacher Hinsicht.
Gleich drei Fehler in einem recht kurzen Text – „bat“ statt „bot“, „zuckte“ statt „zückte“, und „angeblichen“ steht in überflüssigen Anführungsstrichen.
Und dann ihr Verhalten! Eine horrende Summe zu bezahlen, wenn man finanziell ohnehin am Abgrund steht, kommt mir reichlich blauäugig vor.
Von einem erwachsenen Menschen kann man doch wohl erwarten, daß er oder sie sich zumindest etwas informiert, bevor er sein Portemonnaie „hervorzuckt“, oder? Es gibt zigtausend Seiten im Internet, die über solche „Verlage“ aufklären!
Nennt mich ruhig arrogant, aber auf mich wirkt dieser Beitrag naiv und selbstmitleidig.
Nach Kontaktaufnahme erhielt ich von zwei Zuschußverlagen unglaubliche Angebote.
Ich hab diese jetzt in zwei Artikeln öffentlich gemacht. Können Sie im Weblog nachlesen:
http://ermland-blues.de/verlag-sucht-dumme-autoren/
Wenn auch nur eine Person nach der Lektüre dieser beiden Artikel aufhört an faire Angebote solcher Verlage zu glauben, dann haben sich meine Beiträge gelohnt
Ich las das alles mit viel Mitgefühl.
Ich habe keinen Roman, keine Erzählgeschichten geschrieben, sondern vier FAchbücher, von Anfang an in Kooperation (mit beiderseits unterschriebenen Verträgen) mit einem kleinen Verlag in Karlsruhe – so dachte ich.
Dass es sich da um einen etwas größenwahnsinnigen Menschen handelte, konnte ich nicht erkennen.
Als es an die Publikation (angeblich inklusive Implikation in eine Internet-Lernplattform) ging, stellte sich heraus, dass da absolut nichts dahinter war. Der Verlag war eine Postanschrift. Der Verleger ???
Ich habe zwei Jahre lang an diesen Büchern gearbeitet und verhökere sie jetzt via Internet selbst. Den Stundenlohn darf ich gar nicht ausrechnen.
Aber, so sagte schon meine liebe Großmutter: Aufgeben tut man einen Brief. Sonst nix. 😉
Da kann man nur herzlich und etwas dreckig lachen! „LOL“. Das Leben und die Welt sind kein Ponyhof. Die Naiven und Gutgläubigen werden eben abgezockt und gemolken, wenn sie nicht aufpassen.
Man kann daraus lernen. oder eben nicht – dann kommt die nächste Lektion.
Also: Kein Mitleid für Jammerei. 100% selbst schuld.
Narzissmus, Selbstüberschätzung und Eitelkeit muss man manchmal teuer bezahlen.
Solche und fatal ähnliche Berichte kann man allerorten im Internet finden. Geschrieben von gutgläubigen, oder besser gesagt, naiven Autoren, die glauben einen Bestseller produziert zu haben. Es ist verständlich, dass die Verlage nicht im Detail erklären können, warum sie das Manuskript ablehnen. Es gibt zwei Hauptgründe dafür:
1. der Inhalt passt nicht ins Verlagsprogramm.
2. Die schriftstellerischen Qualitäten des Autors lassen zu wünschen übrig.
Selbstkritik ist bei einer Buchveröffentlichung sehr wichtig. Ich bekomme dauernd Manuskripte, die ich weder lektorieren noch veröffentlichen werde. Grund: sie sind einfach nicht gut genug, oder besser gesagt: schlecht.
Diese Aussage will ein Autor aber keinesfalls hören.
Den üblichen Zuschussverlagen ist die Qualität des Manuskriptes aber völlig wurscht. Die lobpreisen es und bieten dem Autor einen Vertrag in exorbitanter Höhe an. Die Gegenleistung wird meistens nicht klar definiert und kann demzufolge auch schlecht überprüft oder eingeklagt werden.
Auf meinem Blog weise ich immer wieder auf diese Fakten hin. Aber die Selbstverliebtheit überliest diese Informationen gern und wartet auf den St. Nimmerleins-Tag, an dem sein Buch auf der Spiegel-Bestseller-Liste steht. Aber der St. Nimmerleins-Tag liegt fern, und der Zuschussverlag freut sich, dass er mal wieder einen naiven Autor abzocken konnte.
Ich bin Inhaberin eines kleinen Verlages und kann meinen Autoren kein Honorar bezahlen – sie bezahlen mir eines. Aber dafür bekommen sie seriöse und engaagierte Dienstleistung. Um die Buchvermarktung müssen sie sich selbst kümmern – ich unterstütze sie gern dabei und sage immer wieder: ein Buch auf den Markt zu bringen und bekannt zu machen, ist Eichhörnchenarbeit. Sie kostet Zeit, Energie und Engagement. Aber genau das wollen viele Autoren nicht leisten. Ohne vermarktet sich ein Buch aber nicht!
Beste Grüße
Renate Blaes
Es ist wie früher in der Schule. Da gab es auch immer Einserkanditaten, die sagten „ich habe überhaupt nicht gelernt“. Hatten sie aber doch.
Autoren sind ähnlich. Es gibt nur wenige, die zugeben, dass es sie zig Jahre und viele, viele tausend Normseiten gekostet hat (von schlaflosen Nächten und grauen Haaren, Selbstzweifeln und Tränen wollen wir gar nicht reden), um über nacht bekannt zu werden. Das Publikum möchte von Musenküssen und Genialität hören, nicht von Disziplin, Durchhaltevermögen und Handwerk.
Wenn Sie, liebe Lia, wissen möchten, wo Sie mit Ihren Texten stehen, dann suchen Sie sich Schreibgruppen, besuchen Sie Literatur-Seminare und schicken sie das so überarbeitete Material an literarische Agenturen.
Dieses Blog zu lesen ist schon mal eine gute Idee. In der Federwelt gibt es wertvolle Ratschläge (www.uschtrin.de), oder auch im autorenforum.de um nur einige Anlaufstellen zu nennen.
Ja, das alles kostet Geld und Zeit. Aber es ist eine gute Investition, wenn auch nicht garantiert in den Erfolg, so doch in Ihre Bildung.
Aber Vorsicht! Schwarze Schafe gibt es überall.
[…] zu machen? Und für wie ehrlich halten Sie die Bewertung Ihres Manuskripts?“ Lesen Sie hier den vollständigen […]