Zum Jahresanfang listet Amazon wieder die meistverkauften Kindle-E-Books des Vorjahres auf.
Es fällt auf, dass Amazon im Vergleich zum Vorjahr offensichtlich den Bewertungsalgorithmus geändert hat, denn es finden sich so gut wie keine 99-Cent-E-Books von Selfpublishern mehr unter den Top100-Büchern des Jahres 2012.
Verlagstitel haben deutlich mehr Gewicht im Amazon-Ranking bekommen, und selbstverlegte E-Books spielen keine bedeutende Rolle mehr.
Damit zieht Amazon offenbar die Konsequenz aus den »Bewertungskriegen«, Manipulationsversuchen und Skandalen der Selbstverleger.
Nur noch 1 selbstverlegter Titel in den Top10
Noch zur Jahresmitte 2012 verkündete Amazon in einer Pressemeldung, dass sich unter den 10 bis dahin meisterverkauften E-Books allein 7 selbstverlegte Titel befänden. Leider entpuppte sich gerade Platz 1 als faules Ei.
In der Gesamtjahresliste 2012 ist mit Nika Lubitsch‘ »Der 7. Tag« gerade mal ein einziger selbstverlegter Titel in den Top10 – aber immerhin auf Platz 2.
Unter den Top100 der Kindle-Jahresbestseller 2012 befinden sich lediglich 23 selbstverlegte Bücher, von denen nur 6 unter 1 Euro angeboten werden. Das höchstplatzierte Billigbuch für 99 Cent ist auf Platz 29 ein Band der »Winterwelt«-Trilogie von Nicole Stoye. Allerdings wurde der Titel im Laufe des vergangenen Jahres auch schon teurer verkauft.
Hingegen ist mit Ken Folletts »Winter der Welt« das teuerste E-Book der Liste mit 22,99 Euro bereits auf Platz 8 zu finden. Ken Follett erscheint bei Bastei Lübbe.
Keine Abwertung durch Amazon scheinen kostenpflichtige Klassiker-Ausgaben erfahren zu haben. Egal ab Goethe, Kafka oder Grimms Märchen, mit insgesamt 16 Titeln sind diese gemeinfreien Titel überdurchschnittlich oft in den Top100 vertreten. Das erstaunt doppelt, denn fast alle sind auch in einer kostenlosen Ausgabe erhältlich.
Schlechter Ruf der Selbstverleger schadet Amazon
Wie immer schweigt Amazon zu seinen Bewertungskriterien und kommuniziert auch die Veränderungen nicht. Über die Gründe kann daher nur spekuliert werden. Amazon scheint sich jedoch darüber bewusst zu werden, dass der immer schlechter werdende Ruf der Selbstverleger und minderwertige Titel in den Top-Platzierungen auf Dauer auch dem Buchversender nicht zuträglich sind und Leser abschrecken. Ebenso verprellt man sich die Verlegerlobby, die ihre Bücher falsch bewertet sieht.
Unter Buchliebhabern haben Selbstverleger ohnehin selten einen guten Ruf. Ihre Titel sind allzu oft voll von Rechtschreib- und Formatierungsfehlern. Vielen Geschichten merkt man an, dass sie schnell zusammengeschustert sind, um Kohle zu machen. Die Handlung ist an den Haaren herbeigezogen und so mancher Thriller lässt einem ob der Unlogik der Story diese anschließend zu Berge stehen. Autoren schließen sich zu »Selbstbewertungszirkeln« zusammen. Man gibt sich selbst untereinander nichtssagende 5-Sterne-Bewertungen (»Spannend!«) und bewertet echte Leserkommentare sofort als »nicht hilfreich« oder beleidigt die Rezensenten. Der Ton der Amazon-Rezensionen bei selbstverlegten Belletristik-Titeln wurde rauer und gleicht nicht selten einem Kindergarten für schwer erziehbare Schreibtäter. Den Titel ein paar Tage zu verschenken und ihn mit wohlgefälligen Rezensionen zu versehen, reicht dennoch aus, um ihn anschließend zumindest kurzfristig in die Top 10 der meistverkauften Titel zu bringen und gutes Geld zu verdienen. Erst wenn echte Leserkritiken die Bewertung nach unten ziehen, sinkt auch der Titel in der Bestsellerliste ab.
Amazon ist kein Wohlfahrtsverein für Selbstverleger
Ein Trend, der zweifelsohne weiterhin zunehmen wird, wenn Amazon nicht dagegen ansteuert. Amazon ist kein Wohlfahrtsverein für Selbstverleger, an oberster Stelle steht der Produktverkauf. Billigtitel locken die Kunden zwar an, doch minderwertige E-Books in den Top-Platzierungen schaden der Kundenbindung.
Amazon kämpft mittlerweile den gleichen Kampf gegen »Spam« und Manipulatoren wie Google. Bei Google gilt es, wertlose, manipulierte Websites aus den Suchergebnissen zu entfernen, bei Amazon sind es rasch zusammengeschusterte E-Books. Wie und anhand welcher Kriterien dies geschieht, bleibt das Geheimnis der Anbieter, denn bekannte Kriterien sind noch anfälliger für Manipulationen.
Gatekeeper kehren zurück – Amazon setzt auf Verlagskompetenz
Der Blick auf die Jahresbestseller offenbart, dass eines der Kriterien, denen Amazon mehr Gewicht gegeben hat, just die verlegerische Vorauswahl ist. Titel aus renommierten Verlagen scheinen fortan automatisch höher in den Top-Listen platziert zu sein. Der Preis spielt nur noch eine untergeordnete Rolle.
Die viel zitierte Torwächterfunktion der Verlage (Gatekeeper), gegen die viele Selbstverleger erfolgreich ankämpften, scheint also in anderer Weise zurückgekehrt.
Amazon vertraut auf verlegerische Kompetenz.
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Wolfgang Tischer: Amazon Kindle: Eigene E-Books erstellen und verkaufen - 6., nochmals erweiterte und überarbeitete Ausgabe [Kindle Edition] für Amazon Kindle (alle Modelle) und die entsprechenden Apps für iPhone, iPad, Android, Mac und PC, 2012. literaturcafe.de.
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Das Qualitätsproblem ist auch ein Mentalitätsproblem… Ich erlebe es gerade (siehe Link)
Ich habe zu Weihnachten meinen ersten Kindle bekommen und mir jetzt mal ein paar dieser Selfpublishing-Bücher kostenfrei heruntergeladen. Ich bin ja mal gespannt, ob ich hinterher sagen kann, es war zur Abschreckung, zur Unterhaltung oder zur Selbstverletzung ;-).
Zitat: “Den Titel ein paar Tage zu verschenken und ihn mit wohlgefälligen Rezensionen zu versehen, reicht dennoch aus, um ihn anschließend zumindest kurzfristig in die Top 10 der meistverkauften Titel zu bringen und gutes Geld zu verdienen.”
Hier muss ich widersprechen. Ich hatte vor ca. 2 Wochen einen Roman für 3 Tage gratis angeboten, er wurde in dieser Zeit über 4000 Mal gedownloadet. Erstens brachte er mir überhaupt keine nennenswerten Rezensionen, zweitens war er weit davon entfernt, in den Top10 (als Gratis-Titel noch auf Platz 1) zu sein, und die Verkäufe waren – im Gegensatz zu früheren Aktionen mit anderen Büchern – auch mehr als mickrig. Also von “gutes Geld” verdienen war nichts zu spüren. Das zeigt mir, dass wohl auch hier irgendeine Änderung in den Bewertungsrichtlinien vorgenommen worden ist, so dass es – zumindest für mich – in Zukunft nicht mehr lukrativ ist, mit Gratis-Aktionen auf mein Buch aufmerksam zu machen.
“Der Blick auf die Jahresbestseller offenbart, dass eines der Kriterien, denen Amazon mehr Gewicht gegeben hat, just die verlegerische Vorauswahl ist. Titel aus renommierten Verlagen scheinen fortan automatisch höher in den Top-Listen platziert zu sein. Der Preis spielt nur noch eine untergeordnete Rolle.”
Anders ausgedrückt wurden die Bewertungskriterien von Amazon so manipuliert, dass Bücher renommierter Verlage oben schwmmen? Ja? Bücher weniger angesehener Verlage werden auf den verachteten Selfpublisher-Haufen geworfen? Mein “Geier”, 2003 zur Glauser-Debütausscheidung nominiert, nachdem Knaur das Buch den üblichen Buchtod sterben ließ, von mir nun als Selfpublisher bei Kindle eingestellt, ist weniger wert als das Buch eines “renommierten Verlages” wie Knaur? Stimmt da auch alles?
Diese Gesamtbestsellerliste?
http://www.amazon.de/gp/bestsellers/digital-text/ref=pd_dp_ts_kinc_1
Leider nein. Dies ist nur die normale Top100-Liste der aktuellen Bestseller.
Ah, sorry. Stimmt. Ich finde sonst auch nur die nach Kategorien sortierte Listung. (Amazon glänzt nicht gerade durch Ãœbersichtlichkeit …)
Wer hat denn diesen Beitrag geschrieben? Ich vermisse die Autorenzeile.
Wenn in einer Zeitung oder Zeitschrift eine Werbung in Berichtform veröffentlicht wird, dann steht das Wort “Werbung” klein oben drüber. So hat der Leser eine Chance, objektive Berichterstattung und Marketing voneinander zu trennen. Hier kann ich das kleine Wörtchen “Werbung” aber nirgendwo entdecken. Sollte das etwa ein echter Bericht sein?
Schwer vorstellbar. Dieser “Bericht” ist in einem Maße pro Verlage und contra Selfpublisher eingefärbt, dass einem die Haare zu Berge stehen.
Allein die Ãœberschriften: “Amazon setzt auf Verlagskompetenz”, “Amazon ist kein Wohlfahrtsverein für Selbstverleger”, “Schlechter Ruf der Selbstverleger schadet Amazon” und “Nur noch 1 selbstverlegter Titel in den Top 10”. Und das soll Journalismus sein?
Die Antwort auf diese Ãœberschriften: Die “Verlagskompetenz” sieht man täglich auf den Wühltischen im Supermarkt, wo Tausende grottenschlechter Bücher verramscht werden, die alle von Verlagen als veröffentlichungswert erachtet wurden.
Amazon mag kein Wohlfahrtsverein für Selbstverleger sein, die Leser wollen aber auch keiner für die Verlage sein – 22,90 für ein eBook von Ken Follett, das nicht gedruckt werden musste, nicht gelagert oder transportiert werden muss, dass man niemandem verleichen und auch nicht wieder verkaufen kann und bei dem man auch nur die Leserechte und nicht etwa das Buch selbst erwirbt.
Schlechter Ruf der Selbstverleger? Wie viele Verlage hatten schon Plagiatsfälle? Fast alle. Der bekannteste der letzten Jahre war wohl der Fall Hegemann, aber es gab auch genug andere. Und auch in den Verlagsbüchern in dritter, fünfter oder siebzehnter Auflage findet sich immer noch der eine oder andere Druckfehler.
Und dann redet ihr von nur einem selbstverlegten Titel in der Top 10… dabei schreibt “ihr” (wer ist das eigentlich – offensichtlich jemand, der sich nicht traut, seinen Namen drunter zu setzen) selbst, dass ihr die Jahresbestsellerliste gar nicht finden konntet. Wow! Das nenne ich mal fachlich versierte Berichterstattung.
Also kurz: Schreibt “Werbung” über das Ding, dann ist es zwar immer noch kein guter Stil, dafür aber wenigstens ein ehrlicher statt ein verstecker Manipulationsversuch.
Noch ein Nachtrag (eigentlich zwei):
1. Kurz nachdem ich gestern diesen Artikel gelesen hatte, habe ich am Kindle Fire HD in der Menüführung einen Schreibfehler entdeckt. Folge: Riesen-Lach-Flash! Tja, vor Schreibfehlern gefeit ist eben niemand.
2. Dem anonymen (?) Autor des Berichtes ist offensichtlich die Ironie nicht klar: Er bemängelt, dass die Selfpublisher-Szene gefakte Bewertungen verwenden und Rezensionskriege führen würde… dabei macht er hier mit seiner Hetze gegen die Selfpublisher nichts anderes. Wenn sich der Autor zu erkennen gäbe, bin ich ganz sicher, dass seine Verbindung zur Verlagswelt und somit seine Motivation zu diesem…. nennen wir es trotz allem noch: “Bericht” zum Vorschein käme.
Ich sehe es ähnlich wie Sie, lieber Boris: “Verlagskompetenz” setzt beispielsweise auf Dieter Bohlen oder auch auf die xste Biografie von Politikern, die nichts zu sagen haben. “Verlagskompetenz” bedeutet in der Praxis auch, dass die Verlage sich meist nur um ihre Bestseller-Autoren kümmern und all die anderen sterben den Katalogtod. Und nicht zu vergessen: Der Verlag nimmt dem Autor die Urheberrechte, das tut amazon zB nicht. Mir geht es nicht darum, Verlage so zu verunglimpfen, wie der Artikel hier Selfpublisher verunglimpft, denn Verlage leisten wichtige Arbeit für Bücher. Und wenn ein Verlagslektor die Arbeit von 3 oder 4 Lektoren leisten muss, dann ist es kein Wunder, dass die Dinge nicht so laufen, wie sie eigentlich sollten.
Dieser Artikel ist extrem unausgewogen und nicht auf dem Stand der Dinge, er verunglimpft Entwicklungen, die neu und spannend sind.
@Boris, gebe dir recht. Wieder einmal wird hier nicht zwischen Inhalt und Werbung getrennt. Sollte man mittlerweile gelernt haben.
Leider weiß ich immer noch nicht, wer diesen Beitrag verfasst hat, anscheinend handelt es sich ja um mehrere Autoren (wir). Da die Frage, die sich mir beim Lesen stellte aber unabhängig vom Urheber ist, auf diesem Weg.
Sie deuten u.a. an, dass Amazon (lapidar gesagt), die Self Publisher rauskanten will und seine Geschäftspraktiken umgestellt hat. Sie machen aber leider nicht kenntlich, woher Sie diese Informationen beziehen (Quellenangabe), oder ob es sich um Mutmaßungen Ihrerseits handelt.
Da dieser Beitrag etliche Fragen unter SP aufwirft, möchte ich Sie bitten, diese Informationen nachzuliefern. Vielen Dank.
Was sagt o.g. Kommentar eigentlich aus, denn etwas anderes als ein Kommmentar mit einer persönlichen Meinung ist das nicht. Er sagt aus, dass amazon seine Top 10-Plätze nach Gusto verteilt, dass die Bestsellerliste von amazon ein Fake ist, in das sich Verlage auch einkaufen können. Dass 0,99 Cent Bücher Ramsch sind, die amazon am liebsten ganz schnell im Nirwana verschwinden lassen will. Wäre ich amazon, würde ich mich dagegen massiv verwehren! Merkwürdig nur, dass amazon selbst auf 99 Cent-Artikel setzt, z.B. wurden im Weihnachtsgechäft amazon crossing-Bücher über die 99 Cent-Preisreduktion massiv in den Markt gedrückt. Auch, um all die neuen Kindle-Besitzer glücklich zu machen. Ohne die Selfpublischer würde auch die Ausleihe ziemlich mager aussehen. Sicher stimmt die Bestsellerliste von 2012 so in den Top 10, aber 23 Selfplublisher-Titel in den Top 100 sind auch eine nicht unerhebliche Größe, es sind dort Autoren auch mehrmals vertreten. Was die Liste außerdem nicht berücksichtigen kann, sind die Zeiten, in denen ein Buch eingestellt wurde. So ist “Shades of Grey” z.B. viele Wochen vor “Der 7. Tag” erschienen, viele sehr erfolgreiche Selfpublischer Titel wurden erst im zweiten oder dritten Drittel des Jahres eingestellt. Daraus einen Trend abzuleiten ist schon ein bisschen gewagt, den Indies aber pauschal mangelnde Qualität vorzuwerfen, ist eine Frechheit! Hat Herr Tischer nicht genügend E-Books verkauft? Ich hatte mir seinerzeit seines heruntergeladen, als Nachhilfe für KDP.
Welch ein wirrer Artikel, voller Behauptungen, die eher Vermutungen sind. “Die” Self-Publisher gibt es nicht, das sollten die Leute vom Literaturcafe doch wohl am besten wissen. Der Artikel ist umrahmt von einem Foto oben, in dem das Self-Publisher-Buch von W. Tischer zu sehen ist, unten die Werbung für das Buch mit Link zu amazon – also was denn nun? Self-Publisher taugen nichts, und amazon hat sie auch nicht mehr lieb, aber kaufen sollen sie das Buch von Wolfgang Tischer doch und schön weiter “self-publishen”? Liebe Leute vom Literaturcafe, dieser Artikel ist keine journalistische Glanzleistung. Als Literatur- Beflissene wisst Ihr auch, dass Leser gerne wissen, wer der Autor ist.
Anonyme Leserbriefe nimmt keine Zeitung an, aber anonyme Verfasser scheint Ihr Euren Lesern zumuten zu wollen. Den Kommentaren nach und den Facebook-Reaktionen nach wird dieser Artikel tendenziell von Self-Publishern eher als anonyme Publikumsbeschimpfung interpretiert. Die Feiertage sind vorbei, Ihr sitzt vermutlich auch wieder am Schreibtisch, also reagiert doch bitte endlich mal auf die Zuschriften hier!
Es ist doch bekannt, dass Amazon für verschiedene Listen verschiedene Bewertungskriterien ansetzt (und dass diese sich auch mal ändern können). Laut folgendem Blogbeitrag nutzt Amazon für die normale Bestseller-Liste nur die tatsächlich verkaufte Anzahl von Büchern, während es für die Liste “beliebter Bücher” stattdessen den Umsatz als Bewertungsgrundlage sieht: http://phoenixsullivan.blogspot.de/2012/08/just-how-do-those-amazon-algos-work.html
Und diese Bewertungsgrundlage wurde dann wohl auch für die Jahresbestseller genommen. Dann ist es klar, dass Ken Follett mit einem eBook, das meist so irgendwo um Platz 20 in der Bestseller-Liste stand, plötzlich auf Platz 8 vorrutscht. Der Gesamtumsatz, den das Buch gemacht hat, war natürlich höher, als der eines Titels für 2,99, der ähnlich viel verkauft hat.
Aus der Jahresbesteller-Liste irgendwelche Rückschlüsse ziehen zu wollen, was Amazon von Selfpublishern hält, ist dann vielleicht doch etwas gewagt. In der normalen Bestseller-Liste geht der Trend doch wohl immer mehr in Richtung Selbstverleger.
Also, alle mal bitte tief durchatmen. Es ist alles halb so wild für Selbstverleger – und am Ende werden sich die Autoren, die hanebüchene Stories voller Rechtschreibfehler veröffentlichen auch nicht am Markt festsetzen können …
Schade, dass man Kommentare nicht liken kann, ich würde das bei Vorgänger Daniel M. sofort machen.
Obiger Artikel ist journalistisch gesehen absolut unsauber recherchiert – über die beiden unterschiedlichen Bewertungskriterien von Amazon gibt es genügend Stoff und Nachhilfe in US-Blogs. Aus persönlichen Beobachtungen über einen derart kurzen Zeitraum so weitreichende Schlüsse zu ziehen, wie im Titel zementiert, halte ich für Kaffeesatzleserei. Denn im gleichen Zeitraum bejubelt die Fachpresse der Buchbranche Self Publisher, die es geschafft haben, und spricht davon, dass immer mehr Self Publisher Zahlen schaffen, von denen viele Verlage nur träumen können. Irren Börsenblatt und Buchreport derart?
Dazu die offene Werbung für Self Publisher Wolfgang Tischer und fehlende Autorenschaft – vertrauenserweckend ist dieser Rundumschlag nicht.
Ganz sicher wird sich bei den Selbstverlegern in den nächsten Jahren die Spreu vom Weizen trennen. In den USA ist dieser Vorgang bereits sichtbar, allerdings nicht durch Änderungen bei Amazon angestoßen, sondern aus der Szene selbst heraus. Die ist nicht so schlecht, wie sie hier gemacht wird.
“Shades of Grey” war ursprünglich Self-Published. Soweit zum “faulen Ei” auf dem ersten Platz …
http://www.thedailybeast.com/articles/2012/03/17/50-shades-of-grey-a-self-published-e-book-is-the-future-of-publishing.html
Mein Erfolg mit meinen Kurzgeschichtensammlungen hält sich bisher in Grenzen. In der Gratisaktion konnte ich von einem eBook über 1800 Stück unter die Leute bringen. Das hat sich bisher insofern gelohnt, dass ich zwei schöne Rezensionen bekommen habe.
Ansonsten verkaufe ich (bisher) eigentlich nichts, aber Kurzgeschichten und Kurzgeschichtensammlungen sind ja nahezu unverkäuflich, so hat man mir seit jeher gesagt. Dennoch, sie sind mir zum Versauern auf der Platte auch zu schade, denn ich habe im Gegensatz zu den Vermutungen im Artikel viel Zeit und Mühe investiert, sie wurden in Kurzgeschichtenforen auseinandergenommen, von Autorenkollegen (von denen so einige inzwischen Romanveröffentlichungen bei renommierten Print-Verlagen nachweisen können) gelesen und kommentiert.
Mit den Preisen bin ich mir unsicher, ich will nicht, dass die eBooks als Ramsch angesehen werden, sie aber auch nicht überteuert verkaufen.
Ich habe jetzt auch einen Paperwhite, und den ersten Selfpublisherkurzroman gelesen. Ich kann auch sagen, dass dieser für 3 Euro sein Geld wert ist.
Was die Verlage da durchmachen, damit haben Spielepublisher auch gekämpft. Auf Handys und auch auf dem PC gibt es viele günstige Indie-Spiele, von denen so mancher zum Hit wurde. Steam und die Konsolenhersteller haben ihre Systeme für Indieentwickler geöffnet, und unterstützen diese. Auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter war z.B. Giana Sisters: Twisted Dreams vom deutschen Entwickler Black Forest Games erfolgreich, und wird jetzt auch auf Steam und GOG verkauft. Das Spiel ist großartig, und ich kann mit Stolz sagen, dass ich es auf Kickstarter mitfinanziert habe, und so auch einen lokalen (sogar im gleichen Bundesland) Entwickler unterstützt habe.
Die Verlage sollten also aufpassen, was sie machen. Will man gegen Indie-Autoren vorgehen, wendet man sich auch ein wenig gegen die eigene Kundschaft.
Wenn ich dieses Jahr meinen ersten Roman und meinen Jugendroman fertig überarbeitet habe, werde ich es natürlich zunächst bei einer Agentur versuchen. Wenn das nicht klappt, mal sehen. Die Schreibarbeit habe ich ja getan, zu verlieren habe ich nichts.
Gerne würde ich jetzt auch noch wie meine Vorredner erfahren, wer denn eigentlich den Artikel verfasst hat.
Der Artikel ist schon aus dem Grunde interessant, als er Diskussionen auslöst. Ich meine: Sowohl bei den Verlagspublikationen als auch bei selbst publizierten Büchern wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Ein bestimmter Leserkreis wird weiterhin seichte Schemaliteratur kaufen, doch auf Dauer werden sich literarische Kostbarkeiten durchsetzen.
Bin eben über einen ganz wunderbaren Blogbeitrag aus Lesersicht zum Thema gestolpert, wohltuend ausgewogen: http://www.ebensolch.at/blog/archives/781
Zitat Mister GL: “Die Verlage sollten also aufpassen, was sie machen. Will man gegen Indie-Autoren vorgehen, wendet man sich auch ein wenig gegen die eigene Kundschaft.”
Nicht nur “ein wenig”, sondern gewaltig. Nur ein gewisser Bruchteil der Gesamtbevölkerung gehört zu den Viellesern. Unter Autoren ist dieser Anteil signifikant erhöht.
Ich jedenfalls kaufe im Jahr eine dreistellige Anzahl an E-Books. Wenn mich ein Verlag verprellt, kaufe ich sie eben von den Indie-Autoren.
Aber das mache ich ja schon aus Prinzip so, dass ich lieber von Indie-Autoren und jenen Kleinverlagen kaufe, die deutschsprachige Autoren verlegen, anstatt wie die Großen fast nur Übersetzungen.
Die Schläge, die derzeit gegen die Indies ausgeteilt werden, bestätigen mich nur in diesem Vorgehen.
Da ich die Leseproben immer ansehe (was auch kein so großer Aufwand ist), habe ich fast nur gute Indie-Bücher gelesen und das waren so einige …
Selbst einige Leser (Nicht Autoren!) und viele Buchblogger sind inzwischen für dieses Thema sensibilisiert.
Ich bin froh, dass das mal jemand schreibt. Danke! Ich möchte kotzen, wenn ich das mit den Manipulationen, dem beschissenen Dumping und den Fehlern lese. Das macht alles kaputt, die Qualität, den Markt, Literatur an sich und es ist unkollegial. Ehrlich, Ihr macht mir Angst! Selbst wenn ich – doch bitte meist nach jahrelanger – Recherche und Schreibarbeit das Ego hätte, mich mit einer Selbstveröffentlichung selbst zu krönen, dann würde ich es auf jeden jeden Fall vorher an einen Lektor/Korrektor geben. Weil es anders nicht geht, jeder übersieht Fehler. Ein Korrektorat kostet einen Haufen Geld, ja, aber so ist es nun mal, wenn man Respekt vor der Literatur und der Sprache hat. Den scheinen die meisten ja leider nicht zu haben. Und das ist schrecklich. Es geht hier um Bücher, verdammt nochmal. Bitte, liebe Self Publisher, gebt die Kohle für den Korrektor aus und lasst die Sprache nicht so den Bach runtergehen. Produziert Qualität und dann habt Ihr auch was gegen die Verlage in der Hand, wenn Ihr schon unbedingt gegen die Verlage sein müsst.
Cheers.
Liebe Lena, ich möchte auch, Pardon, kotzen. Nämlich wegen dieses hanebüchenen Artikels über den du so froh bist. Fakt ist: Sehr viele Selfpublisher liefern hervorragende Arbeit ab und bemühen selbstverständlich auch die Dienste eines Korrektorats oder gar Lektorats. Die meisten Selfpublisher führen weder Rezensionskriege noch beteiligen sie sich an anderen Manipulationen. Das tun immer nur Einzelne, und die sind nicht repräsentativ für die Gruppe. Außerdem: Es ist ja nicht so, dass dies ein Phänomen der Selfpublisher wäre. Es gibt ganze Firmen, die nur im Auftrag anderer Firmen gefälschte Bewertung für deren Produkte (oder gegen die der Konkurrenz) abgeben. Hierbei reden wir über Maßstäbe, die sich kein Selfpublisher leisten könnte – wohl aber diverse Verlage. Und auch Verlagsbücher haben noch Rechtschreibfehler. Und auch Verlage haben ihre Plagiats-Skandale.
Lies dir bitte meine beiden Kommentare oben (Nr. 9 und 10) einmal durch. Dort siehst du, in welch unfairer Weise dieser “Bericht” pauschalisiert und manipuliert. Alles mit unbewiesenen und teils absurden Behauptungen – so wird Amazon unterstellt, das Ranking im Auftrag von Verlagen zu manipulieren (ob die das schon wissen?) und es wird Bezug genommen auf eine Bestenliste, die auf dem Kindle Fire vorhanden sein, aber sonst nirgends im Internet auffindbar sein soll.
Und noch etwas: Selfpublischer sind nicht gegen Verlage. Warum sollten sie auch? Jeder Selfpublisher ist schon seit Jahren, meist sogar Jahrzehnten ein eifriger Leser und somit Kunde dieser Verlage. Was sollten wir gegen sie haben?
Andersherum: Es gibt offensichtlich viele Verlage, die Selfpublisher als Bedrohung ansehen und gegen sie vorgehen – und ich bin absolut sicher, dass auch der o.g. Bericht in irgendeiner Form auf Verlagsaktivitäten zurückgeht. Warum sonst sollte nirgends der Name des Verfassers genannt werden; was nebenbei gesagt ein journalistisches NoGo darstellt.
Lies dir bitte die Ãœberschriften des “Berichts” noch einmal durch. Dann wirst du feststellen, dass es sich um übelste Manipulation handelt, um Vorverurteilung, um Pauschalisierung und um ein Niveau, auf das sich selbst übelste Boulevard-Blätter nur manchmal herablassen. Und ich bin enttäuscht und mehr als verwundert, dass Wolfgang Tischer, dessen Arbeiten ich immer als sehr positiv wahrgenommen habe, so etwas auf seiner Seite zulässt.
Titel aus renommierten Verlagen scheinen fortan automatisch höher in den Top-Listen platziert zu sein. Der Preis spielt nur noch eine untergeordnete Rolle.
Ich halte es für gut möglich, dass der Preis dabei eine wesentliche Rolle spielt und die teureren E-Books aus Verlagen gerade deshalb weiter nach oben kommen. Wenn Billigbücher schwächer gewichtet werden, schadet es vor allem den Selfpublishern.
Mein selbst verlegter Ratgeber kostet 4,90 und ich kann nicht klagen. Das Ranking hat sich zwar leicht verschlechtert, aber das liegt daran, dass die Plattform wächst. So lange meine Umsätze eher steigen als sinken, stört mich das nicht.
Ein Argument höre ich witzigerweise immer wieder, wie ein Mantra: Der ganze selbstverlegte Müll wird sich schon von selbst vom Markt mendeln. Das wird sich irgendwann erledigt haben und dann bleiben nur die “Guten” übrig.
Ich finde das so niedlich und rührend naiv. Leute, wisst ihr, wie groß der Pool der Möchtegernschreiber in diesem Land ist? Und das wächst ständig nach, wie Brennnesseln. Wir werden noch in zwanzig, dreißig, hundert Jahren unter diesem Bewuchs ersticken. Das ist meine Voraussage. Es wäre gut, wenn es einen Filter gäbe, den man da vorschalten kann, bevor das Zeug auf den Markt wuchert. Aber den gibt es nun mal nicht. Und so lange wird jeder Distributor zwangsläufig die Verlagsfilter zur Hilfe nehmen.
Ich bin ebenso wie Boris verwundert, dass Wolfgang Tischer so einen Artikel hier zugelassen hat. Gerade er gehörte für mich immer zu den Experten, wie es in der Selfpublisher-Szene wirklich ist. Ich schätzte das Literaturcafe immer für seine differenzierte Berichtserstattung hierzu. Aber in diesem Artikel werden teilweise Aussagen gemacht, da wirkt es, als wirft man die eigene “Aufgeklärheit” mal eben über den Haufen und begibt sich auf ein Niveau zurück wie … Ist etwa wie der Sprung von der Aufklärung ins Mittelalter (auch wenn ich derartige Vergleiche nicht so mag, aber ich in meinem Kopf fandem sofort derarige historische Assozionen beim Lesen des Artikels statt).
Keine Ahnung, wer diesen Artikel verfasst hat, aber von Herrn Tischer kann ich mir das nicht vorstellen.
Ich schließe mich den Aussagen von Boris in seinen Kommentaren größtenteils an.
Was mich persönlich übrigens wirklich mal interessieren würde, ist der von Boris angesprochene Punkt:
“Es gibt ganze Firmen, die nur im Auftrag anderer Firmen gefälschte Bewertung für deren Produkte (oder gegen die der Konkurrenz) abgeben. Hierbei reden wir über Maßstäbe, die sich kein Selfpublisher leisten könnte – wohl aber diverse Verlage.”
Und ich meine jetzt nicht die Elektro-Firmen. Mich würde interessieren, wie sehr solche Massenrezensions-Aufträge bei Verlagen im engeren Sinne verbreitet sind. Offen gestanden, ich weiß es nicht, ich habe nur den Vedacht. Was ich aber wirklich weiß: Solche Buch-Rezensionen werden sehr wohl von Rezensionsportalen o. ä. in Auftrag gebeben werden. Das sind dann z. B. Aufträge wie 200 Stück für verschiedene Bücher. Selbst wenn Verlage diese Rezensionen nicht direkt in Auftrag geben, sondern von ganz anderen Firmen, die damit andere Interessen verfolgen, so bekommen sie zwangsläufig, quasi “gegen ihren Willen” so manche gefakte Rezension. Und das IST ein Fakt. Verlagsbücher bekommen mehr oder weniger viele gefakte Rezensionen. Sie sind wie gesagt nicht unbedingt selbst schuld dran, aber natürlich profitieren sie von dieser kostenlosen Werbung. Finde ich einen interessanten Mechanismus.
Boris sagt sagt, das sind Maßstäbe, die sich kein Selfpubsliher leisten kann. Aber ich denke mal, er kennt diese Firmen und weiß, das da ebenso Missstände innerhalb dieser Firmen herrschen. Das Literaturcafe brachte hierzu früher mal einen sehr guten Artikel. Bei diesen Firmen kostet eine Rezension so wenig, dass … also, wer 10 Rezensionen will, der muss da vielleicht nur 40 € zahlen oder so ähnlich (der Texter arbeitet da für 4 € die Stunde oder so). Das finde ich viel schlimmer als die Rezension von einem guten Freund des Indie-Autors, der vielleicht etwas wohlwollend rezensiert hat, aber das Buch wenigstens gelesen (!) hat.