Eine Textkritik von Malte Bremer
Das Facelifting
Butscher deutete mit der Spitze eines Kugelschreibers an, wo am Ohr der Schnitt verlaufen wird, um die Wangen zu liften. Astrid irritierte der Kugelschreiber, ein Plastikkugelschreiber, wie man ihn zu Werbezwecken geschenkt bekommt. Den Kugelschreiber, den sie in der Tasche hatte, zierte kratzfester, schwarzer Japanlack. Sie schaute auf die Stelle, auf die der billige Kugelschreiber zeigte und sagte sich, dass sie von Butscher nicht Stil erwartete, sondern plastisch chirurgisches Können.
»Um die Stirn zu liften, bevorzuge ich die klassische Methode. Hält länger,« sagte er. »Das endoskopische Stirnlifting, wobei nur kleine Schnitte im Haar über der Stirn gemacht werden, hält maximal vier Jahre, dann muss man es wieder machen.«
Das hatten alle plastische Chirurgen gesagt, bei denen Astrid ein Vorgespräch hatte.
»Man kann den Schnitt entlang dem Haaransatz oder weiter oben im Haar machen,« sagte Butscher.
»Ich will keine sichtbaren Narben,« sagte Astrid und entschied sich für den Schnitt im Haar.
»Um das Unterlid zu liften,« fuhr Butscher fort, »werde ich Ihnen den Schnitt hier machen.« Er zeigte auf den Bereich unter den Augen, wo sich Tränensäcke befinden, so man welche hat.
»Sind Sie wahnsinnig? Nie und nimmer will ich da Schnitte.« rief Astrid und legte den Handspiegel auf den Tisch. Sie war völlig außer sich, wie Butscher auf so eine wahnwitzige Idee kommen konnte. Jede Frau versucht alles, um Augenringe zu verhindern, und er schlug vor, Schnitte von den inneren Augenwinkeln bis in die Wangen zu schneiden, die unübersehbare Narben hinterlassen würden, lang und hässlich. Sie hatte viele Faceliftings gesehen, in Realität und in Fotogalerien von Schönheitschirurgen im Internet. Nach einem Facelifting erwartet man sich, besser auszusehen, warum sonst soll man sich freiwillig das Gesicht aufschlitzen lassen. Sichtbare Narben im Gesicht zu haben gehört jedenfalls nicht zur Vorstellung, besser auszusehen. Freundlich verabschieden und gehen, dachte Astrid. Es gibt genug andere plastische Chirurgen, die wie Butscher langjährige Erfahrung haben.
Butscher lächelte und in diesem Lächeln war etwas Schelmisches. Er erlaubte sich einen Spaß, belustigte sich über ihre übertriebene Eitelkeit. Ein Gesicht sichtbar zu zerschneiden kann auch nicht der Ernst eines Schönheitschirurgen sein. Astrid wollte ihr Gesicht einem erfahrenen Chirurgen anvertrauen. Butscher war ein an die zwanzig Jahre erprobter plastischer Chirurg, der viele Jahre an einem Krankenhaus und seit Jahren freischaffend tätig war.
»Man würde das überhaupt nicht sehen,« sagte er.
»Ich habe eine Operationsnarbe. Ich weiß wie Narben aussehen. Die würden sich tief eingraben und sind durch nichts zu überschminken. Nein, nein, nein, Narben sind Narben. Nicht einmal Späße will ich über so was machen. Ich hatte vor ein paar Jahren eine Ober- und Unterlidoperation. Die Unterlidkorrektur wurde von innen gemacht. Man sieht nichts davon. Und Sie wollen das jetzt zerstören? Es ist doch nur Haut zu straffen. Außerdem können sie mit Schnitten so weit unter dem Lid nicht das ganze Unterlid straffen, das geht nur mit dem Schnitt entlang dem ganzen Augenlid.«
»Ich schneide und nähe gut,« sagte Butscher mit verschmitztem Lächeln.
»Nein, ganz bestimmt will ich kein zerschnittenes Gesicht,« sagte Astrid. »Schauen Sie hier!« Sie hatte eine ein Zentimeter lange Narbe unter dem rechten Auge. Ein oberflächlicher Cut von einer Autotüre, der einen Hauch von Narbe zurückgelassen hatte. Sie zeigte darauf. »Sehen Sie hier eine Narbe?«
»Nein,« sagte Butscher.
»Ist auch kaum zu sehen. Aber schon diese Narbe stört mich. Und Sie wollen mir ganz lange Narben machen? Nein, niemals« sagte sie so laut und energisch, dass Butscher zusammenzuckte.
Er stand auf und ging zu dem Regal, das zwischen den zwei Fenstern stand, von denen nicht genug Licht in den Raum kam, um es mit der dunklen Einrichtung aufzunehmen. Die Möbel waren aus dunklem, schwerem Holz, die Vorhänge dunkelbraun. Die einzigen hellen Punkt in dem Raum waren Butschers weißer Baumwollmantel und das weiße Leintuch auf der Behandlungsliege, die hinter Astrid stand. Von dem Regal, in dem Stöße von Papier gestapelt waren, nahm Butscher mehrere Blätter und kam damit zurück an den Tisch.
»Das sind Aufklärungsblätter zur Operation,« sagte er. »Ich werde alle Schnitte einzeichnen, die ich bei ihrem Facelifting machen werde.«
Auf dem Tisch lagen mehrere Filzstifte. Er nahm einen mit schwarzer Verschlusskappe. Auf einem der Aufklärungsblätter zeichnete er auf ein vorgedrucktes Gesicht den Schnitt, mit dem er die Stirn liften wird, und den Schnitt, den er beidseitig machen wird, um die Wangen etwas zu heben. Vorgedruckte Schnittführungen, die er nicht machen wird, strich er durch. Auf einem zweiten Blatt, auf dem ein Augenlid, Brauen und Nase vorgedruckt waren, zeichnete er den Schnitt für die Oberlidstraffung ein. Für die Unterlidstraffung machte er knapp entlang dem Wimpernrand des Unterlids einen dicken und deutlichen Strich, der etwas über das Augenlid hinausging.
»Das sind die Schnitte, die ich machen werde,« sagte er. »Sie haben Recht, ohne den Schnitt knapp entlang dem Unterlid geht es nicht. In ihrem Fall würde ich ihn etwas weiter hinausziehen. Ich werde Ihnen bestimmt keinen Schnitt machen, der sichtbare Narben im Gesicht hinterlassen wird. Das macht man in der Schönheitschirurgie auch nicht. Ein bisschen Spaß muss ich mir zwischendurch erlauben.« Er machte ein lachendes Gesicht.
Astrid war beruhigt. Schnitte dort zu machen, wo eine Frau alles tat, um glatte Haut zu haben und wofür die Kosmetikindustrie teure hautfarbene Cremes erzeugt, um sogar einen möglichen Schatten abzudecken, konnte auch nur ein Ulk sein.
»Nehmen Sie, bitte, wieder den Spiegel in die Hand,« sagte Butscher. Er straffte die Wangen, indem er mit dem Zeigefinger die Haut über den Ohren zur Seite schob. »So ungefähr werden Sie nach dem Lifting aussehen.«
Astrid sah toll aus. Sie lächelte in den Spiegel, in ihr vorübergehend geliftetes Gesicht.
Butscher nahm den Finger von ihren Wangen. »Sie werden höchstwahrscheinlich länger leben,« sagte er. »Es ist erwiesen, dass eine Frau, die durch ein Facelifting länger jung aussieht, auch dementsprechend jungendlich lebt. Alles in allem leben diese Frauen dann länger.«
Astrid hatte sich über Butscher bei drei Ärzten und bei ihrer Krankenversicherung erkundigt. Oh, der ist seit vielen Jahren bekannt, ein erfahrener Chirurg, da sind sie in besten Händen, hatte man ihr gesagt. Das war der Grund, warum sie einen älteren Chirurgen ausgesucht hatte. Butschers Äußeres hätte sie nicht überzeugt. Er hatte einen schwammig übergewichtigen Körper, was darauf schließen ließ, dass er von Sport nichts hielt und genauso wenig von gesunder Ernährung. Sein Haarwuchs war spärlich, die Haare glänzten fettig und waren dunkelgrau. Die Farbe ließ Astrid an das Fell von Ratten denken. Sie schätzte sein Alter Ende Vierzig, vielleicht etwas darüber ein. Als Mann hätte sie sich mit ihm nichts anzufangen gewusst und das nicht allein aufgrund seines Aussehens. Aber weder Aussehen, noch Ausstrahlung eines Chirurgen haben mit seinem Können etwas zu tun und nur das allein war für Astrid wichtig.
Zusammenfassende Bewertung
Der Text wirkt aufgeplustert und überwiegend ziemlich unbeholfen. Zu selten blinkt Können auf.
Der vorliegende Text ist keine fertige Erzählung, sondern Teil eines geplanten Romans. Insofern ist er in jedem Falle unfertig und vorläufig, ich nehme auch eher an, dass hier eine sehr vorläufige Fassung eingesandt wurde. Aber diese Mutmaßung kann das Endurteil nicht beeinflussen, denn besprechen kann ich nur, was ich vor mir liegen habe, und nicht vermutete gute Absichten, die noch nicht zum Zuge gekommen sind.
Die Kritik im Einzelnen
VORWORT: Es ist – auch zu Anfang der Kritik – nicht alles aufgelistet, was hätte kritisiert werden können; aber wir haben hier ein Text, an dem vor allem gezeigt werden kann, was Streichen bewirkt und wie man Wiederholungen vermeidet!
Der Name des Chirurgen klingt arg gewollt: Butscher liest sich wie eine schlechte Transkription vom englischen butcher und sollte allein aus diesem Grund ersetzt werden, obwohl es diesen Nachnamen tatsächlich gibt.
Zu Anfang ödet diese Fülle von Kugelschreibern – wie wäre es mit folgenden Änderungen an zwei Positionen: Astrid irritierte der Kugelschreiber, einer aus Plastik, wie man ihn zu Werbezwecken geschenkt bekommt. Ihren, den sie in der Tasche hatte, zierte kratzfester, schwarzer Japanlack. Inhaltlich es nicht besser, denn Japanlack sagt im Gegensatz zu Plastik nichts über das Material aus, aus dem ihr Kugelschreiber besteht,.
Zwischen plastisch–chirurgisches Können würde ich einen Bindestrich setzen, sonst ist die Zugehörigkeit von plastisch fraglich! zurück
Zuerst wahnsinnig, dann wahnwitzig: wie wäre es mit aberwitzig? zurück
Da tut Astrid dem armen Butscher Unrecht: Der wollte keine Schnitte schneiden, sondern machen. Chirurgische Schnitte lassen sich überdies auch setzen – aber bitte nicht die Schnitte auch noch schneiden! zurück
Was stört an dem Wort Wirklichkeit dermaßen, dass es durch Realität ersetzt werden muss? zurück
Ich würde diese beiden Wörter streichen, da sie sinnlos genau sind. zurück
Wieder wird wiederholt: facelifting stand bereits im Satz davor. Und man erwartet sich etwas von etwas – sonst erwartet man einfach nur. Nach einer Frage erwarte ich z. B. ein Fragezeichen, und von einem Erzähler erwarte ich (oder eben ich mir), dass er nach Fragesätzen ein Fragezeichen setzt. Das soll heißt sinnvollerweise sollte, also irrealis, denn man soll es ja gerade nicht! Verbessert könnte der Satz lauten: Davon erwartet man besseres Aussehen, warum sonst soll man sich freiwillig das Gesicht aufschlitzen lassen? zurück
Vielerlei ist streichwürdig: Sichtbare Narben ist aussagekräftiger als sichtbare Narben im Gesicht zu haben – Das Gespräch dreht sich bislang ausschließlich um facelifting. Narben im Margen-Darm-Kanal oder seelische interessieren hier nicht die Bohne! Das folgende besser auszusehen hatten wir gerade schon zu Gesicht bekommen – also weg mit dem ganzen Satz. zurück
Wir haben Butschers Beruf nicht vergessen! Weg damit! zurück
Statt jedes Mal zu verlinken, wenn wiederholt wird oder Überflüssiges ausgebreitet, biete ich hier eine Gesamt-Verbesserung dieses Absatzes:
Butscher lächelte, erlaubte sich einen Spaß wegen ihrer übertriebenen Eitelkeit. Ein Gesicht zu zerstören kann auch nicht seine Absicht sein. Er war seit zwanzig Jahren plastischer Chirurg, zunächst an einem Krankenhaus und seit Jahren selbstständig.
Mehr muss da nicht stehen! Peinlichkeiten wie Gesicht sichtbar oder die Ansammlung von drei Chirurgen fehlen. zurück
Warum lächelt der Kerl schon wieder? Erst schelmisch, dann belustigt, jetzt verschmitzt? Klar, es gibt verschiedene Arten, und das Wie des Lächelns ist auch nicht unerheblich, aber hier wechseln die Benennungen ziemlich inhaltsleer! Also besser streichen. zurück
Zu wortreich: Astrid hatte zuvor schon beharrt, sie braucht das nicht mit ganz bestimmt nicht zu verstärken. Was bleibt? GENAU: auch diesen Satz komplett streichen! zurück
Da der vorangegangene Satz entfernt wurde, sollte um des besseren Verstehens willen jetzt Astrid folgen statt Sie. zurück
Es wird munter wieder wiederholt: Auch dieses Wort hatten wir doch gerade! Wenn die Einrichtung dunkel ist, ist das Holz notwendig von ebensolcher Beschaffenheit, und das braun der Vorhänge ist dann garantiert kein helles!!! zurück
Da sollte aus grammatischen Gründen besser Punkte stehen. zurück
Hat Herr Butscher nur ein Behandlungszimmer? Kein Untersuchungszimmer? Dann muss ich Behandlungsliege akzeptieren; aus medizinisch-hygienischen Gründen würde ich in einem Besprechungszimmer allenfalls eine Untersuchungsliege erwarten. Aber vielleicht wird kein Unterschied mehr gemacht. zurück
Blätter war doch gerade … Man möchte verzweifeln und sich die dieserhalben die Haare raufen, wenn das nur keine Narben hinterließe! Wie wäre es mit Informationsmaterial statt dem ganzen verlinkten Gesumse? Dass Butscher hier keine Aufklärungsblätter (dieses Wort allein bringt mich zum Gruseln, selbst wenn Blätter direkt davor noch nicht geschrieben worden wäre) für sexuell ahnungslose Erwachsene anschleppt, davon dürfen wir doch getrost ausgehen. zurück
Nein, nein, nein! Butscher schneidet nicht bei ihrem facelifting rum, sonder bei Astrid! Bei Ihnen muss das heißen. zurück
Völlig überflüssig! Es sei denn, die anderskappenfarbigen Filzstifte würden irgendwann in diesem Roman noch eine wichtige Rolle spielen, was ich allerdings stark bezweifle.
Doch statt diesen Satz zu streichen, was ich mir wünsche, kann man ihn noch erweitern, um Zeilen zu schinden: Ein ganzes Kapitel ließe sich gestalten über Lage und Anordnung der 17 Filzstifte zueinander, ihre räumliche Beziehung zu Handspiegel und Tischkanten und Aufklärungsblättern und umgekehrt, zu vertikalen Hierarchien und über das Verhältnis von Filzstiftkappen zu Filzstiftfarben unter Berücksichtigung des Füllungsgrade und des goldenen Schnitts – aber ich gebe gern zu, das würde ich keinesfalls lesen wollen! zurück
Der vorige und inzwischen verworfene Satz begann mit Auf, dieser ebenfalls, weil es so schön war, und weil es so schön war, folgt sofort noch ein auf … Lassen wir das letzte Auf als einziges übrig, dann lautet der Satzanfang Auf ein vorgedrucktes Gesicht zeichnete er den Schnitt. Das reicht, denn wir wissen doch (und das sollte man als Erzähler nie vergessen!): Butscher hat Informationsmaterial geholt! zurück
Machen wird durften wir gerade lesen in der Erwartung, dass es gleich wiederholt wird – denn als Leser hat man sich inzwischen daran gewöhnen müssen, sofern man bis hier vorgedrungen ist; also ersetze ich es durch benötigte. zurück
Es wird zur Routine beim Erzähler und bei mir: Auf,auf, zum fröhlichen Auf-Jagen! Tilgen und durch wo ersetzen. zurück
Das kann nicht sein, denn es folgen anschließend Striche für Oberlid und Unterlid, das wären schon zwei! Hätte hier Auge stehen sollen, aber das Gehirn war schon beim Oberlid angelangt, was die Schreib- oder Tipphand unbeobachtet übernahm? So etwas kommt vor, deswegen benötigt jeder Autor jemandem zum Korrektur lesen, vor solchen Fehlern bin ich auch nicht gefeit! zurück
Zeichnete ein war gerade – wie gewohnt. Stattdessen könnte vielleicht ein markierte den Satz hübschen. zurück
Hallo machte! Schön, diesem verkümmerten Schwachverb auf Schritt und Tritt zu begegnen, es wird nicht das letzte Aufeinandertreffen gewesen sein! Dabei wäre es so einfach und viel kürzer: Zog könnte da stehen! zurück
Dick und deutlich – wie wäre es beispielsweise mit dick, aber deutlich? Dick & undeutlich wäre auch zu anstrengend, ähnlich wie dünn & deutlich! Warum also nicht einfach deutlich oder dick? Wäre das zu einfach? Ach ja: Wie waren eigentlich Butschers andere Striche? Hatte er so einen eckigen Filzer, der verschiedene Strichstärken zulässt bei entsprechender Handhabung? Oder hat er ihn bei diesem dicken Strich zerstört, weil er zu fest aufgedrückt hat? zurück
Habe ich es nicht gesagt? Ich werde es nicht wiederholen. So viel eleganter könnte der Erzähler dieses Sätzchen machen, wenn er machte er und anderes Geschwätzige wegmachte und folgende Wörter rein machte: Das wären meine Schnitte. zurück
Hallo? Wann soll Astrid das gesagt haben? Sie wollte diesen Schnitt nicht, sie hat ihn energisch bis zum Zusammenzuck des Metzgers abgelehnt! Der Satz muss mit Aber beginnen und mit ohne diesen Schnitt weiter gehen. zurück
Jetzt reicht es! Allein im vorigen verlinkten Abschnitt folgten noch drei machen – das wird mir jetzt definitiv zu blöd! Deswegen werde ich ab da bis jetzt alles in einem Aufwasch verbessern,denn es erspart viel überflüssige Arbeit, nämlich bei jeder Wiederholung die Begründung zu wiederholen, das das eine Wiederholung war. Auf geht’s, mit frischen Mut und getreu meiner gar nicht oft genug zu wiederholenden Lieblingsregel streichen, streichen, streichen:
»Das wären meine Schnitte«, sagte er. »Aber ohne den Unterlidschnitt geht es nicht. In Ihrem Fall würde ich ihn etwas weiter hinausziehen. Ich werde bestimmt keine sichtbaren Narben hinterlassen. Ein bisschen Spaß muss ich mir zwischendurch erlauben.« Er lachte.
Astrid war beruhigt. Narben dort zu hinterlassen, wo eine Frau für glatte Haut alles tat und daher die Kosmetikindustrie teure Cremes erzeugt, um sogar die Andeutung eines Schattens abzudecken, konnte nur ein Ulk sein.
»Nehmen Sie bitte wieder den Spiegel.« sagte Butscher. Er straffte ihre Wangen, indem er mit den Zeigefingern die Haut über den Ohren zur Seite schob. »So ungefähr werden Sie nach dem Lifting aussehen.«
Astrid sah toll aus. Sie lächelte in ihr vorübergehend geliftetes Gesicht.
Butscher nahm seine Finger weg. »Sie werden höchstwahrscheinlich länger leben,« sagte er. »Es ist erwiesen, dass eine Frau, die durch Facelifting länger jung aussieht, auch dementsprechend jugendlich lebt. Alles in allem leben diese Frauen dann länger.«
Astrid hatte sich über Butscher bei drei Ärzten und bei ihrer Krankenversicherung erkundigt: Der sei seit vielen Jahren bekannt, ein erfahrener Chirurg, da sei sie in besten Händen, wurde ihr versichert. Butschers Äußeres hätte sie nicht überzeugt. Er hatte einen schwammigen Körper, was darauf schließen ließ, dass er von Sport und gesunder Ernährung nichts hielt. Sein spärlichen, dunkelgrauen Haare glänzten fettig. Die Farbe erinnerte Astrid an Rattenfell. Sie schätzte ihn auf Ende Vierzig, vielleicht etwas darüber. Mit ihm als Mann hätte sie nichts anzufangen gewusst, und das nicht allein aufgrund seines Aussehens. Aber weder Aussehen noch Ausstrahlung eines Chirurgen haben mit seinem Können etwas zu tun, und nur das allein war für Astrid wichtig.
Von 335 Wörtern sind noch 268 übrig geblieben, also exakt 80%; inhaltliche, rechtschreibliche und grammatikliche Verbesserungen möge man selbst heraussuchen, massivere Eingriffe sind fett hervorgehoben. zurück
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