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SPIEGEL arbeitet mit Tricks

Einmal wollte der SPIEGEL ein bisschen BILD-Zeitung sein. Einmal wollte der SPIEGEL eine Kampagne starten und selbst Politik machen, anstatt – wie sich das für ein seriöses Magazin gehört – nur kritisch darüber zu berichten.

Die gemeinsame Aktion des letzten Jahres zusammen mit der BILD war wohl eine der größten und peinlichsten Pleiten in der Verlagsgeschichte.

Dennoch versucht der SPIEGEL und SPIEGEL Online nach wie vor recht plump Stimmung gegen die “Schlechtschreibung” zu machen.

So werden heute unter der verkürzenden und die Tatsache nur bedingt wiedergebenden Einleitung “Die Oldenburger Schülerin Josephine Ahrens, 16, klagte gegen die Rechtschreibreform – und bekam Recht” eben jener Schülerin ein paar unkritische Fragen gestellt, und sie darf mit den bereits x-mal aufgeführten abgedroschenen Beispielen belegen, warum die neue Rechtschreibung scheinbar verwirrender ist als die alte.

Josephine darf dann so naive Äußerungen abgeben wie Das Wort Fotograf etwa kann man auch Photograph oder Photograf schreiben – nur Fotograph ist falsch. Das ist unlogisch. Einmal abgesehen, dass gerade dieses Beispiel der Vereinheitlichung durchaus sehr logisch ist, ansonsten aber gar nichts mit der Rechtschreibreform zu tun hat und selbst nach der alten Rechtschreibung nur ein paar Nostalgiker überhaupt noch “Photograph” schreiben, hat man hier beim SPIEGEL die Chance vertan, die Dinge zu hinterfragen.

Es liegt nahe, dass Josephine hier nur die Meinung ihrer Eltern übernommen hat und so, wie sie aktuell vom SPIEGEL instrumentalisiert wird, dies bereits seit längerem durch ihre Eltern erfolgt. Der Fall Josephine ist ein gutes Beispiel, wie Eltern ihre Kinder vorschieben, wenn es in Wahrheit darum geht, dass man selbst die Schreibweise nicht mehr umstellen will, wozu eigentlich auch niemand gezwungen wird.

Natürlich gibt es vor und nach der Reform Ungereimtheiten und merkwürdige Fälle, doch haben Schüler in der Regel mit der reformierten Schreibweise weniger Probleme als mit der alten.

Diesen Hintergrund zu beleuchten und einmal anhand der Familie Ahrens exemplarisch aufzuzeigen, was die Eltern dazu bewegt, ihre minderjährige Tochter so ins Rampenlicht zu schieben, um eigene Interessen durchzusetzen oder Eitelkeiten zu befriedigen, wäre ein schöner Beitrag für den SPIEGEL gewesen, wie wir ihn erwarten würden. Naja, sagen wir mal so: wie wir es früher erwartet hätten. Leider muss bei diesem Thema der SPIEGEL ebenfalls eigene Interessen durchsetzen oder Eitelkeiten befriedigen.

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