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Kindle-Autoren drohen Abmahnungen: Luxemburg senkt Mehrwertsteuer für E-Books auf 3% zum 1. Januar 2012

Luxemburg senkt die Mehrwertsteuer auf E-Books von 15 auf 3%Luxemburg senkt den Mehrwertsteuersatz für E-Books ab dem 1. Januar 2012 von bislang 15% auf den stark ermäßigten Satz von 3%.

Die Steueränderung in diesem kleinen europäischen Land wäre keine Meldung wert – wenn nicht Amazon Europa dort seinen Sitz hätte und alle Kindle-E-Books von dort verkauft werden.

Daher werden alle via Amazons KDP-Programm selbst verlegten E-Books mit Jahreswechsel günstiger, da Amazon automatisch nur noch 3 statt 15% Steuern zum so genannten Listenpreis hinzurechnet.

Was sich gut anhört, kann jedoch für Selbstverleger rechtliche Konsequenzen haben, und es besteht die Gefahr von Abmahnungen. Rasches Handeln zum Jahreswechsel ist gefragt.

Geänderter Steuersatz kann zum Verstoß gegen die Buchpreisbindung führen

Wie wir berichtet haben, gilt auch für selbst verlege E-Books die Preisbindung. Wer sein E-Book nicht ausschließlich via amazon.de, sondern auch auf anderen E-Book-Plattformen anbietet, muss dafür Sorge tragen, dass der Verkaufspreis überall identisch ist. Hat eine dieser Plattformen ihren Sitz in Deutschland, gilt dort auch nach dem 1. Januar 2012 der normale deutsche Mehrwertsteuersatz für E-Books von 19% und der Verkaufspreis bleibt gleich. Für die E-Books, die auf amazon.de via Amazon Luxemburg verkauft werden, fällt jedoch der Verkaufspreis, da künftig 12 Prozentpunkte Mehrwertsteuer entfallen.

Das Buch wird also plötzlich auf zwei Plattformen zu unterschiedlichen Preisen verkauft, was nach Auffassung des Börsenvereins für den Deutschen Buchhandel ein klarer Verstoß gegen das Preisbindungsgesetz wäre. Es drohen Abmahnungen.

Amazon sieht sich hier nicht in der Pflicht, da der Selbstverleger für seinen Verkaufspreis verantwortlich ist. Dieser gibt in Amazons Selbstverlegerportal kdp.amazon.de bislang nur den Nettopreis ein, der bei Amazon »Listenpreis« heißt. Gebunden ist jedoch der Bruttopreis, also der Verkaufspreis mit Steuern.

Amazon schreibt in einer Info-Mail vom 28.12.2011 an die KDP-Autoren lapidar:

Wie Sie wissen, beinhaltet der von Ihnen für Ihre Bücher übermittelte Listenpreis keine Mehrwertsteuer und wir fügen die Mehrwertsteuer zum Buchpreis hinzu, sofern diese anfällt. Zum 1. Januar 2012 wird sich der Mehrwertsteuersatz, der von uns zu Ihrem auf den EU Webseiten verkauften Buch hinzugefügt wird, von 15% auf 3% ändern.

Wenn Sie den Listenpreis Ihres Buches aus irgendwelchen Gründen  – zum Beispiel um gesetzlichen Bestimmungen hinsichtlich eines einheitlichen Buchpreises nachzukommen – verändern wollen, dann können Sie dies jederzeit in Ihrem KDP Konto veranlassen.

Am besten noch an Neujahr den Listenpreis anpassen

Speziell Autorinnen und Autoren, die ihr E-Book nicht ausschließlich via Amazon verkauften, sollten also am besten noch an Neujahr den Listenpreis Ihres Buches via kdp.amazon.com anpassen, sodass der Verkaufspreis identisch bleibt. Statt bislang 15 sind nun nur noch 3% Steuern hinzuzurechnen.

Wer sein Buch beispielsweise bislang für 2,99 Euro verkauft hat, für den sah die Rechnung bislang so aus:

2,99/115*100=2,60

Ab dem 1. Janaur 2012 lautet die Formel nun:

2,99/103*100=2,90

Der Listenpreis muss also in diesem Fall von 2,60 auf 2,90 Euro erhöht werden, um weiterhin den identischen Verkaufspreis von 2,99 Euro zu erzielen.

Ohne Preisanpassung werden E-Books zum 1. Januar 2012 günstiger, doch Kunden könnten verärgert sein

Eine Änderung, die man sicherlich gerne macht, denn wie man an diesem Beispiel sieht, verdient man als Autor plötzlich 30 Cent mehr, obwohl für den Kunden der Preis identisch bleibt.

Wird der Preis nicht angepasst, so fällt dieser zum 1. Januar 2012 automatisch auf 2,69 Euro.

Wer sein E-Book ausschließlich bei Amazon anbietet, bekommt natürlich keine Probleme mit der Preisbindung. Er oder sie muss eigentlich nichts ändern, dann profitieren die Kunden von dieser Preissenkung.

Allerdings könnten auch Kunden verärgert sein, die das Buch noch an Silvester zum alten Preis gekauft haben. Wenn die Kunden clever sind, nutzen sie das Rückgaberecht, das Amazon gewährt und kaufen den Titel dann nach dem 1.1. erneut ein.

Daher mag es allgemein sinnvoll sein, den Preis der E-Books zum 1. Januar 2012 an den bisherigen Verkaufspreis anzupassen.

Kein Hoffen auf »Umstellungsschnäppchen«

Wer allerdings als Kunde hofft, er könne kurz nach 0 Uhr am Neujahrstag auch die vergleichsweise teuren E-Books renommierter Verlage kurzzeitig etwas günstiger bekommen, bis diese die Preise angepasst haben, dürfte jedoch enttäusch werden. Anders als bei den KDP-Verlegern sind hier nicht die Verlage, sondern ist Amazon für den korrekten Verkaufspreis verantwortlich, sodass hier die Preise sofort angepasst und daher gleich bleiben werden.

Natürlich sind diese unterschiedlichen Mehrwersteuersätze für E-Books und Bücher allgemein den Verlegerverbänden ein Dorn im Auge, da sie ganz klar Firmen wie Amazon und Apple bevorzugen, die sich einen Sitz in Luxemburg leisten können, während deutsche Händler vom Kunden 19% Mehrwertsteuer einziehen und ans Finanzamt abführen müssen. Dies soll sich nach Planung der EU im Jahre 2015 ändern, wenn der Steuersatz des Landes herangezogen werden soll, in das die Bücher verkauft werden.

Doch das wäre erst in drei Jahren der Fall und ist eine lange Zeit.

Nachtrag:
Maximalpreis für 70% Tantiemenoption nicht mehr bei 9,99 Euro!

Wie Peter Hellinger in seinem Kommentar dankenswerterweise völlig richtig anmerkt, senkt sich mit der Steuerumstellung automatisch der maximale Verkaufspreis für E-Books, wenn man innerhalb des Bereichs bleiben möchte, in dem man von Amazon 70% der Einnahmen vom Listenpreis ausgezahlt bekommt.

Nur wenn sich der Listenpreis (=Nettopreis) zwischen 2,60 und 8,69 Euro bewegt, zahlt Amazon 70% an die Autorin oder den Autor aus. Darüber und darunter sind es nur 35%.

Dies entsprach bislang einem Verkaufspreis (=Bruttopreis) von 2,99 bis 9,99 Euro.

Ab dem 1. Januar 2012 liegt diese Spanne im Bereich 2,69 bis 8,95 Euro.

Wer also bislang sein Buch beispielsweise für einen Preis von 9 Euro verkauft hat, würde nun in den 35%-Tantiemenbereich fallen, wenn er sein Buch weiterhin für 9 Euro anbieten möchte. Er oder sie bekäme dann pro verkauftem Buch nur 3,06 Euro statt 6,08 Euro ausbezahlt.

Bei einem Verkaufspreis zwischen 8,96 und 9,99 Euro ist es daher ratsamer, den Preis tatsächlich auf 8,95 Euro zu senken – vorausgesetzt die Verkäufe via Amazon bewegen sich in einem relevanten Bereich. Um dann allerdings nicht in die Preisbindungsfalle zu tappen, muss man den Preis ggf. auch auf anderen Plattformen reduzieren.

Wir haben vor zwei Tagen bei Amazon angefragt, ob geplant sei, die 70%-Tantiemengrenzen zu ändern. Bislang steht eine Antwort jedoch aus. In der oben zitierten Mail ist allerdings nichts davon zu lesen gewesen. Wie so oft bei Amazon wird man es wohl erst erfahren, wenn es tatsächlich eine Umstellung geben sollte, wonach es bislang nicht aussieht.

Nachtrag 2: Berechnungsformel wurde in unserem E-Book-Ratgeber angepasst

Und auch darauf sei noch hingewiesen: In unserem E-Book-Ratgeber »Amazon Kindle: Eigene E-Books erstellen und verkaufen« wurde die neue Berechnungsformel bereits aufgenommen. Seit gestern steht das E-Book bei Amazon in Ausgabe 4.2 zum Download bereit. Käuferinnen und Käufer älterer Ausgaben sollten sich an den Amazon Kindle-Support wenden, um die aktuelle Ausgabe kostenlos zu erhalten. Selbstverständlich haben wir auch unseren etwas älteren Artikel zum Thema »10 Tipps wie Sie Ihr eigenes E-Book veröffentlichen« entsprechend angepasst.

Nachtrag 3: Preisverwirrung am 1. Januar 2012

Um 8 Uhr des 1. Januar 2012 ist in den Hilfetexten zur Preisberechnung unter kdp.amazon.com korrekt zu lesen: »Bei Verkäufen von unseren EU Kindle-Shops an Kunden in EU-Ländern werden wir 3% MwSt. dazurechnen.« Tatsächlich rechnet Amazon jedoch weiterhin 15% Mehrwertsteuer hinzu und ein eingegebener Listenpreis von 2,90 Euro ergibt auf amazon.de einen Verkaufspreis von 3,34 Euro. Da hat bei Amazon offenbar die Umstellung um 0 Uhr nicht funktioniert. Spannend ist, wer die 12 Prozentpunkte Differenzbetrag einstreicht.

Nachtrag 4: Neue Preise mit 3% Mehrwertsteuer werden nun angezeigt

Um 12 Uhr am Neujahrstag 2012 war dann alles korrekt: Der von Amazon angezeigte Verkaufspreis entspricht nun dem Listenpreis (=Nettopreis) mit 3% Steuern.

Offenbar prüft Amazon, ob der Preis zum 1. Januar durch die Autorin bzw. den Autor geändert wurde. Ist dies nicht der Fall, wird der alte Preis mit 15% Steuern als Digitaler Listenpreis durchgestrichen dargestellt, der nicht mit dem unter kdp.amazon.com einzugebenden Listenpreis (=Nettopreis) zu verwechseln ist.

Der Preis mit dem neuen Mehrwertsteuersatz wird größer als Kindle-Preis angezeigt. Zum digitalen Listenpreis schreibt Amazon als Erläuterung: Der digitale Listenpreis ist der vom Verlag empfohlene Verkaufspreis für dieses eBook. Eine verwirrende und genau genommen falsche Erklärung von Amazon, da laut Preisbindungsgesetz vom Verlag der Bruttopreis festgelegt werden muss, was keine Empfehlung, sondern eine bindende Vorgabe für Händler ist.

Digitaler Listenpreis
Bei Titeln, deren Autorin oder Autor den Preis zum 1. Januar (noch) nicht geändert hat, wird der alte Preis mit 15% Mehrwertsteuer als »Digitaler Listenpreis« angezeigt.

Bei Büchern, bei denen der Preis bereits angepasst wurde, wird kein Listenpreis angezeigt.

Nachtrag 5: Digitaler Listenpreis ist nun verschwunden

Da wird an Neujahr offenbar heftig gebastelt und geschraubt bei Amazon. Die Anzeige des digitalen Listenpreises (siehe oben) ist nun verschwunden (Stand: 01.01.2012/14 Uhr).

Weitere Tipps finden Sie in unserem E-Book für Amazons Kindle

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11 Kommentare

  1. Sollte man noch erwähnen, dass Autoren, die ihr Buch an der Maximumgrenze für die 70%-Tantieme haben (derzeit bei 8,69 Netto/Listenpreis) also 9,99 Brutto, möglicherweise bei Umstellung auf die 3% Steuer von 70% auf 35% Tamtieme zurückgestellt werden. Es sei denn, Amazon passt den Maximum-Listenpreis an. Davon hab ich bisher nichts gelesen.

  2. die lapidare email stappelt schlicht tief, die senkung der mehrwersteuer wird allen cleveren autoren natürlich noch mehr verdienste bescheren

    wer da mault, hat das einfach noch nicht verstanden, allerdings interessant, dass es nicht an die große glocke gehängt wird… natürlich wird hier ein steuerparadies mal wieder seinem ruf gerecht 🙂

  3. Ohje, da haben Sie während der Festtage reichlich Überstunden geschoben, um uns Autoren und Herausgeber über die neuesten Infos und Auswirkungen betreffend Senkung der Mehrwertsteuersätze bei Amazon.de auf dem Laufenden zu halten. Vielen Dank dafür.
    Habe mich erkundigt. Der MwSt-Satz für Bücher liegt in der Schweiz bei 2,5 %. Dies ist ein ermäßigter Satz, der für einige spezielle Dienstleistungen und Waren gilt. Der normale Satz in der Schweiz liegt bei 8 %.

  4. Eine Frage an alle:
    Ich habe meine Listenpreise für meine Bücher am 1. Januar angepasst, so dass ein Endpreis von 2.99 rauskommen sollte. Das hat geklappt – bei zwei von vier Büchern. Bei den beiden anderen wird immer noch der alte Mehrwertsteuersatz draufgerechnet und der Endpreis ist 3.34. Haben andere auch das Problem, das die neuen Preise noch nicht bei allen Büchern aktiviert wurden?
    Viele Grüße,
    Matthias Czarnetzki

  5. Eine schnelle Lösung, falls die Preise noch nicht neu berechnet wurden: über KDP beim betroffenen Buch “Rechte, Preise und Tantiemen bearbeiten” öffnen und dort “Speichern und veröffentlichen” anklicken – damit der Veröffentlichungsprozess neu angeschoben wird. Eine Stunde später waren die Preise korrekt.
    Gruß aus Leipzig,
    Matthias Czarnetzki

  6. @Matthias: Ja, das Problem habe ich auch. Bei meinen Büchern ist jetzt ein heiloses Durcheinander: Einige wenige sind mit den 3% MwSt. preislich korrekt, die meisten stimmen jedoch nicht. Ganz schön ärgerlich.
    Da habe ich mir die Mühe gemacht, den neuen Vorgaben pünktlich zu entsprechen, und herausgekommen ist ein Preissalat. Wohl bekomm’s!

  7. Sehr geärgert.

    Warum hat Amazon Bücher keine Liste der Autoren für den neuen Leser!?

    Um ein Buch über deine Lieblingsthema zu finden ist leicht genug, wenn du den Titel oder den Autor kennst, aber wenn nicht dann Pech gehabt.

    Nach der Suche nach deinem Lieblings-Genre, bist du mit einem la-a-a-a-a-a-a-a-ange lange Liste von rund (seien wir großzügig) 2.000 Bucher konfrontiert. Schade für dich, wenn das Buch, das du suchst, Nummer 1999 ist, da du nicht die Warteschlange überspringen kannst.

    Was ist falsch daran, eine Liste der Autoren mit einem Link zu ihrer Genres?

    Ist das zu viel Mühe?

    Oder ist es Amazon Scheißegal?

    Euere Meinung bitte (auch an Amazon.com .de und co.uk)

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