Zum dritten Mal plauderte Thomas Gottschalk in seiner Sendung »Gottschalk liest?« mit Autorinnen und Autoren, diesmal nahezu schmerzfrei für Moderator und Zuschauer. Entdeckungen und Erkenntnisse gab es jedoch keine.
In der ersten Ausgabe ließen ihn Sarah Kuttner sanft und Ferdinand von Schirach hart auflaufen. In der zweiten Folge zeigte Marlene Streeruwitz, dass sie nichts von Gottschalk hält.
In dieser dritten Ausgabe, die im Regensburger Theater aufgezeichnet wurde, war alles supi. Es waren pflegeleichte Gäste, die da auf der Bühne saßen und nett mit Gottschalk plauderten. »In lockerer Runde …«, schreibt der Bayerische Rundfunk über diese Ausgabe, und das trifft es wohl am besten. Etwas Geplänkel, etwas Sticheln, lachen über Gottschalk, lachen über die Gäste, lachen mit den Gästen.
Natürlich gab Gottschalk (69) wieder den alten Mann in einer Welt, in der nach seiner Wahrnehmung die jungen Menschen nur noch selten zum Buch greifen. Sein Gast Volker Weidermann (49) wollte das nicht so pessimistisch sehen und Martin Suter (71) verwies darauf, dass er nun junge und alte Menschen im Netz erreichen und auch auf dem Smartphone gelesen werden wolle. Natürlich nicht kostenlos. 50 Euro, so zeigt es ein Blick auf die Website, kostet das Jahresabo, mit dem man unter anderem Suters Kolumnen online lesen kann.
Es war eine »lockere Runde«, in der fünf Bestsellerautorinnen und -autoren unter sich waren. Dass auch Gottschalk mit »Herbstbunt« ganz oben auf der Bestsellerliste steht, kam mehr als unterschwellig im Gespräch mit Ildikó von Kürthy durch. Natürlich mit Gottschalks Koketterie, dass er sich nie als literarischen Autor bezeichnen würde. Ok, so würden sicherlich die wenigsten auch Ildikó von Kürthy bezeichnen, und dennoch schaffte es Gottschalk über das Buch von Kürthy so zu reden, als habe sie etwas Neues, Bahnbrechendes und Noch-nie-Dagewesenes geschrieben. Aber dann habe sie ja Suter vom Platz 1 der Bestsellerliste verdrängt. So läuft das eben unter den erfolgreichen Autorinnen und Autoren.
Indirekt kritisch wurde Gottschalk bei Karen Köhler (nur Platz 16 der Bestsellerliste!), indem er darauf zu sprechen kam, dass ihr Buch Miroloi in einigen Kritiken nicht ganz so positiv wegkam. So haben wir zumindest erfahren, dass Karen Köhler keine Kritiken liest. Und wenn, dann nur aus Versehen.
Gegenüber allen Gesprächspartnern der lockeren Runde betonte Gottschalk, dass er deren Bücher gern gelesen habe, wie er überhaupt am Anfang dem Publikum versicherte, dass er alle Bücher seiner Gäste gelesen habe. Schließlich wurde auch der Vorspann der Sendung gekürzt, und man schaut Gottschalk nicht mehr beim Zeichnen des Fragezeichens hinter dem Sendungstitel zu. Denn sein Lesen konnte man nach der ersten Sendung durchaus infrage stellen. Auch dass man ihm vorgeworfen habe, er könne Autor und Protagonisten nicht auseinanderhalten, erwähnte Gottschalk – und warf das bei Ildikó von Kürthy dann doch gelegentlich wieder zusammen.
Sie war so locker, diese Runde, dass man sich fragen muss, was es an Erkenntnis gebracht hat, wenn da fünf sattsam bekannte erfolgreiche Buchautoren miteinander plauschen und nichts Neues oder Relevantes von sich geben. Es blieb ein substanzloser Talk zwischen Bagger- und Stadtwette, die in dieser Sendung jedoch fehlten.
Wolfgang Tischer
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