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Bestseller: Dieses Buch übers Buchmarketing sollten Sie lesen

Elmar Weixlbaumer, Monika Paitl: Bestseller: Insiderwissen für Buchmarketing

Wie mache ich mein Buch bekannt? Fehlender Bucherfolg ist fehlendes Marketing, suggerieren einige Ratgeber. »BESTSELLER – Insiderwissen für Buchmarketing« ist anders. Schonungslos und offen, deprimierend und ermutigend. Ein Buch, das Autoren und Verleger lesen sollten.

Wie erreiche ich es, dass mein Buch gelesen wird? Wie erfährt die deutschsprachige Buchwelt, in der jährlich über 80.000 neue Bücher erscheinen, von meinem Buch? Diese Fragen stellen sich nicht nur Self-Publisher, die ihr Werk bei einer der Online-Plattformen veröffentlicht haben, diese Frage stellen sich auch Verlagsautoren, die feststellen, dass der Verlag scheinbar nichts für ihr Buch unternimmt.

Tipps zum Buchmarketing sind gefragt. Diskussionsrunden auf den Buchmessen drehen sich oft um dieses Thema, und Bestsellerautorinnen und -autoren berichten, wie sie es geschafft haben. Verdammt nochmal, warum können Sie das nicht? Warum schafft Ihr Buch das nicht?

»Nicht jedes Buch kann ein Bestseller sein. Aber jede Autorin, jeder Autor kann Bestseller-Autor werden!«, verkündet das Buch »BESTSELLER« des Verlegers Elmar Weixlbaumer und der Autoren- und PR-Beraterin Monika B. Paitl. Markige Worte!

»BESTSELLER – Insiderwissen für Buchmarketing« ist anders. »Buch-Marketing beginnt, bevor eine Zeile geschrieben wurde«, heißt es ebenfalls auf der Rückseite des Buches. Und während einige Ratgeber zum Thema suggerieren, dass alles eine Frage des Marketings sei, macht »BESTSELLER« dies nicht.

Es ist die Stärke dieses Buchmarketing-Ratgebers, dass er zunächst schonungslos damit abrechnet, was sich nicht verkauft, was keine Chancen hat, verkauft zu werden, weil es niemanden interessiert. »Zwei Drittel der eingereichten Manuskripte behandeln eine schiefgelaufene Scheidung oder eine schwere Erkrankung«, zitieren die Autoren eine Umfrage unter Verlagen. Zu 95% werden diese Einsendungen mit einem Formschreiben abgelehnt, denn: »Das Leid von Otto Normalverbraucher ist jedoch für kaum jemanden von Interesse«.

Dann führen die Verfasser des Ratgebers die erste Hauptregel des Verlagswesens auf, an die oft erinnert wird: »Nur weil jemand ein Buch schreiben will, heißt das noch nicht, dass jemand das Buch auch lesen will.«

Zwar bezieht sich der Ratgeber titelmäßig auf »BESTSELLER«, doch mit konkreten Zahlen und Fakten machen Elmar Weixlbaumer und Monika B. Paitl klar, dass es von den knapp 25.000 jährlich verlegten Romanen gerade mal die Hälfte schafft, mehr als 200 Stück zu verkaufen. Nur 118 schaffen es auf die Bestsellerlisten, was weniger als ein halbes Prozent ist.

Wer ein Buch schreiben will, dass gelesen wird, muss ein Buch schreiben, das gekauft werden will.

Elmar Weixlbaumer, Monika Paitl: Bestseller: Insiderwissen für Buchmarketing

Das Buch von Elmar Weixlbaumer und Monika B. Paitl hat nicht den Ton von einschlägigen us-amerikanischen Ratgebern, die markig verkünden, dass es jeder schaffen könne. Das steht zwar auch hier auf der Buchrückseite, doch die beiden Autoren machen unmissverständlich klar, womit man garantiert keinen Erfolg haben wird – egal ob Roman oder Sachbuch. Niemand will Durchschnitt lesen, doch viele schreiben ihn.

Es mag auf den ersten Seiten des Buches vieles abgewatscht werden, was Menschen schreiben. Aber dann geht es ans Eingemachte und zu konkreten Tipps und Hinweisen. Wie findet man (s)ein Thema, das auch Leser interessiert? Welche Rolle haben Cover und Titel? (Eine enorm wichtige!) Warum sollte man sich einen Verlag suchen? Wie organisiere ich als Self-Publisher mein Marketing?

So konkret wie in »BESTSELLER« aufgelistet wird, was nicht funktioniert, so konkret sind die Hinweise, was man tun und lassen sollte, um das eigene Werk bekannt zu machen.

Wer im Lektorat arbeitet, in Literaturpreis-Jurys sitzt und mit Autorinnen und Autoren zu tun hat, wird das Buch mit breitem Grinsen lesen, denn Elmar Weixlbaumer und Monika B. Paitl lavieren sich sprachlich um nichts herum. Sie machen keine falschen Hoffnungen und zeigen klare Ziele auf, die man sich setzen sollte. »Konsistenz, Konsistenz, Konsistenz« lautet daher das dritte Grundprinzip des Buchmarketings, mit dem das Buch schließt: »Buchmarketing lebt von der Beständigkeit und Langfristigkeit aller Aktivitäten«. Welche Aktivitäten fürs eigene Marketing die richtigen sein könnten, das hilft dieser Ratgeber herauszufinden.

Fazit: Unverblümt auf den Punkt

Es dürfte keinen Ratgeber für den deutschsprachigen Markt geben, der das Thema »Buchmarketing« dermaßen aktuell, präzise, unverblümt und mit vielen Beispielen auf den Punkt bringt. Ein Buch, das jeder lesen sollte, der schreibt – noch besser: bevor er schreibt.

Wolfgang Tischer

Weixlbaumer; Elmar; Paitl; Monika: Bestseller. Insiderwissen für Buchmarketing von der Idee bis zur Promotion. Mein eigenes Buch schreiben, veröffentlichen und vermarkten. Tipps von Insidern für Self Publisher, Eigenverleger & Verlage. Gebundene Ausgabe. 2019. Goldegg Verlag. ISBN/EAN: 9783990601389. 19,95 €  » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel

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5 Kommentare

  1. Lieber Wolfgang,
    auch dieses Mal: vielen Dank für den interessanten Buchtipp. Was mich angefixt hat, ist der Hinweis: “Buch-Marketing beginnt, bevor eine Zeile geschrieben wurde”. Denn genau so ist es. Und es wird so oft versäumt. Und damit meine ich eben nicht die typischen Marketting-Maßnahmen wie z.B. den Aufbau eines Netzes von Menschen, die später gerne Rezensionen schreiben werden. Ich meine, wie wohl auch Elmar Weixlbaumer und Monika Paitl, den Inhalt des Buches, ein Aspekt, den z.B. auch Ryan Holiday behandelt in “Der ewige Bestseller”.
    Nochmal Danke!
    Christian

  2. Danke für den Buchtipp! Bin gespannt. Das wäre nämlich in der Tat der erste Buchmarketing-Ratgeber, der was taugt. In allen anderen (die ich bisher gelesen habe), stehen nämlich, wie mein Vorschreiber schon erwähnt, überwiegend Plattitüden.
    Ich werde berichten …

    Gute-Abend-Grüße vom Ammersee!
    Renate Blaes

  3. So, lieber Herr Tischer, habe das Buch nun vor mir liegen.
    Und ich muss leider sagen: Alter Wein in neuen Schläuchen.

    Es steht nichts, aber auch wirklich nichts (!) drin, was in ähnlichen Büchern nicht auch steht.

    Zum dem sehr wichtigen Thema “Pressearbeit” z. B. gibt es gerade mal eine Seite. Zum Thema PR-Agentur dann drei Seiten mehr. Aber welcher Autor kann sich eine PR-Agentur leisten? Abgesehen davon besteht auch dieser Abschnitt nur aus Bla-Bla-Bla. Relevante Informationen zum Umgang mit PR-Agenturen gibt es keine. Aber genau die wären wichtig!

    Dass Marketing bereits beim Buchinhalt beginnt, ist eine Binsenweisheit und erhellt den Autor, der ein Buch geschrieben hat und auf der Suche nach erfolgreichen Marketingmethoden ist, definitiv nicht.

    Das tatsächliche Thema, das auf dem Buchtitel und vollmundig auch auf dem Klappentext mit dem Begriff “Marketing” suggeriert wird, findet in diesem Buch nicht mal zu 20 % Platz. Dafür gefallen sich die Autoren durchgängig in blumigen (selbstverliebten), aber nichtsnutzigen Formulierungen.

    Alles in allem: definitiv nicht zu empfehlen. Es sei denn für Autoren, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben …

    PS: Wieso ein Profi wie Sie, Herr Tischer, dieses Buch empfiehlt, ist mir ein Rätsel.

    Noch ein PS: Zum Thema “verkaufsrelevanten Buchinhalt!” ist zu empfehlen: “Der Bestsellercode.” Diese Autoren haben es tatsächlich drauf. Und dieses Buch kann ich definitiv empfehlen. Weil es neue und relevante Informationen enthält und nicht das ausgelatschte Marketing-Wischi-Waschi-Gelaber breittritt.

    • Hallo! Frage: Für wen soll dieses Buch von Nutzen sein? Der Verlagsmensch braucht es nicht. Er hat sein Handwerk gelernt. Der Selfpublisher braucht es schon gar nicht, weil sich die Autoren eher an Verlagsautoren wenden. Der Verlagsautor braucht es nicht, weil er auf die Profis beim Verlag zurückgreifen muss.
      Es ist mir völlig unverständlich, wie ein Herr Tischer, dessen Urteile ich bisher sehr schätzte, dieses zusammengeschusterte Machwerk zweier Besserwisser (über Amazon Kindle werden unhaltbare Halbwahrheiten verbreitet) empfehlen kann????
      Ich bereue hier über 20 Euro investiert zu haben.

  4. Endlich komme ich dazu von meiner Lektüre des Buches mit einem Auszug aus einer von mir erstellten Rezension zu berichten. Man erfährt so manches zu allgemeinen Marketingfragen, pointiert und provokant, nicht zuletzt zu wesentlichen Punkten, die man sich vor dem Schreiben überlegen sollte, wie persönliche Motive und Zielgruppe. Allerdings wird auch eine Reflexion über den aktuellen Literaturmarkt und seine Zukunft angestoßen. Das Buch macht neuen Autor*innen wenig Hoffnung von Verlagen tatkräftig unterstützt zu werden. Sind Autor*innen nicht bereits erfolgreich und medial, haben sie nicht viel zu erwarten.

    Ein effektives Marketing sei unverzichtbar, und unter effektiv verstehen die Autorin und der Autor vor allem eines: massiven Einsatz der Schreibenden, auch jenseits moralischer Grenzen. An dieser Stelle wird es leider undifferenziert. Es fehlen z.B. Fallstudien zu Autor*innen, die kaum etwas zum Marketing ihres Bestsellers beigetragen haben oder dazu, wann welche Beteiligung der Autor*innen gebraucht wird. Man erfährt wenig darüber, warum selbst intensives Marketing oft versagt oder wie sparsames Marketing durch optimale Ressourcenallokation erfolgreich sein kann. Korrumpierungseffekte des Marketings und ihre Auswirkung auf Authentizität oder Moral werden nicht behandelt.

    Dafür lassen einen manche Stilblüte und Aussagen schmunzeln z.B. wie die Behauptung, fehlende Genreabgrenzung (also ein Crossover) verkaufe sich so schlecht wie Kopierer-Fax-Drucker-Kombigeräte. Jedoch sind Multifunktionsgeräte der heutige Standard. Verlage werden im Buch mit Kreditgebern verglichen, die von mittellosen Leuten aufgesucht werden, als kämen Autorinnen und Autoren mit leeren Händen um ihr Projekt vollfinanzieren zu lassen. Sie sollen zudem einen Geschäftsplan vorlegen, in Form eines Exposés. Verlage sind jedoch normalerweise mehr als eine Bank und machen ihre Hausaufgaben bzw. Geschäftspläne selbst. Der Unterschied zwischen einem Geschäftsplan und einem Exposé sollte einem auch geläufig sein.

    Für Monika Paitl und Elmar Weixlbaumer scheint der Verlag ein Investor zu sein, der sich im Wesentlichen auf sein Kerngeschäft konzentriert, den Vertrieb. Aber wenn das Vertriebssystem neben einem immer weniger überzeugend gepflegten Image als Qualitätsfilter der einzig übrig gebliebene Vorzug der Verlage ist, wird das in einer zunehmend digitalen Onlinewelt mit bröckelndem stationären Buchhandel nicht reichen, um dieses Geschäftsmodell auf Dauer am Leben zu halten.

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