StartseiteLiterarisches LebenEin Abend mit Martin Suter: Das Zauberwort in allen Dingen

Ein Abend mit Martin Suter: Das Zauberwort in allen Dingen

Martin Suter auf Lesetour in Stuttgart mit Moderatorin Bernadette Schoog (Foto: Hartmann)

Mit seinem Roman »Melody« geht der Schweizer Autor Martin Suter auf Lesereise und füllt große Säle. Juliane Hartmann war in Stuttgart dabei, wo Suter über sein Leben und Schreiben berichtete.

Fünf Minuten vor Beginn geht es im ausverkauften Mozartsaal der Stuttgarter Liederhalle zu wie auf dem Jahrmarkt: Menschen suchen Reihen- und Sitznummern, laufen umher, winken, sprechen, lachen wild durcheinander. Nach und nach findet jeder seinen Platz. Fünf Minuten später, als die Moderatorin Bernadette Schoog die Bühne betritt, ist es ruhig. Sie kündigt Martin Suter an, der kurz darauf unter wohlwollendem Applaus hinzukommt. Wie immer im maßgeschneiderten, dunklem Anzug, weißes Hemd und Einstecktuch, dunkle Krawatte. Ein geschniegelter, älterer Herr.

Die Moderatorin und der Autor plaudern. Martin Suter spricht über sein Leben und sein Schreiben, zwischendurch liest er Passagen aus seinem Roman »Melody« vor.  Endlich – nach »Alle sind so ernst geworden« mit Benjamin von Stuckrad-Barre und »Einer von uns« über Bastian Schweinsteiger – zwei Bücher, die für Fans des Romanautors Suter als Ausrutscher zu betrachten sind.

Die begleitende »Melody Tour« (sic!) wurde um ein Jahr verschoben, da Suters Ehefrau Margrith im vergangenen Jahr verstarb. Auch davon erzählt Martin Suter an diesem Abend.

Man merkt, dass er die Geschichten und Anekdoten aus seinem Leben nicht zum ersten Mal preisgibt und dass er Spaß beim Erzählen hat. Er kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen, vom Kochen zum LSD-Trip und fragt sich dann selbst, wie das passieren konnte. Das Publikum lacht.

 Martin Suter auf der Bühne
Martin Suter mit Bernadette Schoog auf der Bühne im Mozartsaal der Liederhalle in Stuttgart

Die Lesepassagen aus Melody sind – wie die Geschichte selbst – kurzweilig. Wer den Roman nicht gelesen hat, wird neugierig. Wer ihn gelesen hat, weiß, dass es sich um einen »typischen Suter« handelt. Sprich, einen stringent erzählten, flüssig geschriebenen und auch lustigen Roman. Unverkennbarer Suter-Stil.

Suter sei ein Meister darin, mit wenigen Worten viel zu erzählen, so Bernadette Schoog. Der Erfolgsautor erzählt, wie er vorgeht. Kaum ein Satz, den er aufs Papier bringe, sehe nach der Überarbeitung noch gleich aus. Es gehe »ums Reduzieren«, so Suter weiter, es gehe darum, »das Zauberwort zu finden, das in allen Dingen ruht«. Und er schreibe »jeden Tag ein bisschen«.

Die Themen »Wahrheit und Fiktion« werden ebenso angesprochen. Nicht umsonst heißt der 2022 erschienene Dokumentarfilm über den Autor »Alles über Martin Suter. Außer die Wahrheit«.

Martin Suter versteht es, Fans und Publikum zu unterhalten. Er wirkt lässig, ist ganz er selbst. Bekommt er eine Frage gestellt, lässt er sich alle Zeit, die er braucht, um zu antworten – ebenfalls typisch Suter.

Das Gespräch wirkt spontan und nicht einstudiert,  die Moderatorin macht einen guten Job und überlässt dem Autor die Hauptrolle.

Nach gut eineinviertel Stunden verschwindet ein lächelnder Herr Suter mit zwei Luftküsschen und begeistertem Applaus von der Bühne. Eine Signierstunde gibt es nicht. Dafür kann man vorab signierte Exemplare von Melody und seines neuesten Allmen-Romans (der offiziell erst zwei Tage später erscheinen wird), am Büchertisch erwerben.

Ein gelungener Abend. Martin Suter weiß sich zu inszenieren, wirkt nahbar und sympathisch. Seiner Leser und Fans scheinen begeistert. Die Menschentraube am Büchertisch ist unübersichtlich und größer als vor der Garderobe.

Juliane Hartmann

Martin Suter: Melody. Gebundene Ausgabe. 2023. Diogenes. ISBN/EAN: 9783257072341. 26,00 €  » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Martin Suter: Melody. Kindle Ausgabe. 2023. Diogenes Verlag. ISBN/EAN: 9783257072341. 22,99 €  » Herunterladen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel

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