Startseite»Bis Klagenfurt anruft«Cornelia Travnicek: Bis Klagenfurt anruft. Reloaded. Teil 2.

Cornelia Travnicek: Bis Klagenfurt anruft. Reloaded. Teil 2.

Lesungssymbolbild: Chucks und WasserglasCornelia Travniceks erster Roman »Chucks« ist in diesen Tagen in der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA) erschienen. In dieser Serie berichtet sie von Ihren Erfahrungen als »Debut- und Jungautorin«.

Als ihr hier den ersten Teil der neuen Mini-Serie lesen durftet, begann gerade die Auslieferung meines Romans. Das war vor zwei Wochen und in der Zwischenzeit ist viel passiert. Nun folgt also der zweite Teil: Lesungen, Interviews, Leserunden und erste Rezensionen.

Lesungen – Manchmal ist das Schwierigste die Anreise

Cornelia Travnicek

berichtet im literaturcafe.de seit 2006 von ihrer bisherigen Autorenlaufbahn und davon, wohin es führen kann, wenn man eines Tages beschließt zu schreiben. Interessant für alle, die Ähnliches selbst erlebt haben, noch erleben wollen oder sich vielleicht nach der Lektüre entschließen, es doch besser zu lassen. Seinerzeit schrieb Cornelia unter dem Motto »Bis Klagenfurt anruft« sieben Berichte und einige Bonusfolgen u.a. über Veröffentlichungen, Preise, Lesungen, Literaturforen und die eigene Website.

Cornelia Travnicek: Chucks (Buchcover)Im Frühjahr 2012 erscheint Cornelia Travniceks erster Roman »Chucks« in der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA). Wie ergeht es einem als österreichische Autorin, wenn man zu einem großen deutschen Verlag wechselt? Erfüllt sich ein Autorinnentraum? Ist es der Karrieredurchbruch?

Unter dem Titel »Bis Klagenfurt anruft. Reloaded« setzt Cornelia Travnicek 2012 ihre Berichte im literaturcafe.de fort.

Im Juli 2012 las sie dann tatsächlich in Klagenfurt und gewann den mit 7.000 Euro dotierten Publikumspreis. 2012 ist sie Stadtschreiberin in Kärnten.

Klicken Sie hier, um alle bislang erschienenen Teile zu lesen »

www.corneliatravnicek.com

Cornelia Travnicek: Chucks: Roman. Taschenbuch. 2014. btb Verlag. ISBN/EAN: 9783442747023. EUR 8,99 Â» Bestellen bei amazon.de Anzeige)

Während der Leser oder die Leserin eben dieser Zeilen am 29. Februar eventuell mit der Lektüre des ersten Teiles beschäftigt war, war ich in Begleitung auf dem Weg nach München zu den »Wortspielen 12«. Ich hatte wenig geschlafen, weil mir noch nach 1 Uhr morgens eingefallen war, dass es klug wäre, einen Reisepass einzupacken und dieser wieder einmal nicht auffindbar war. Zum besseren Verständnis: In Österreich ist es für österreichische StaatsbürgerInnen nicht Pflicht, ständig einen Personalausweis bei sich zu führen. Also besitzen die meisten keinen und behelfen sich im Alltag mit dem Führerschein. Wenn man nun nach Deutschland fährt, mit dem Gedanken »eh alles EU, kein Reisepass notwendig«, so steht man schnell vor einem Problem. Ich hatte also nahezu zwei Stunden meines Schlafes für die Reisepasssuche geopfert und wurde schon kurz nach der Grenze für diesen Aufwand belohnt: Personenkontrolle im Zug. Wenn zwei Personen mit Dreadlocks versuchen, nach Bayern einzureisen, bedroht das anscheinend irgendwie die staatliche Sicherheit, denn es war notwendig unsere Passnummern zur genaueren Überprüfung zu notieren und unser gesamtes Gepäck zu durchsuchen, von der ständig wiederholten Frage »Sie haben keine verbotenen Substanzen dabei, oder?« begleitet. Bei der Heimreise am nächsten Tag entfiel die Kontrolle von bayrischer Seite. Ich habe dazu meine Theorien: 1. Was aus Bayern rausgebracht wird, interessiert die Bayern nicht. Oder 2. Wenn Personen mit Dreadlocks Bayern verlassen, sind die Bayern froh, sie wieder loszuwerden, und kontrollieren besser gar nicht, ob sie überhaupt ausreisen dürfen.

Die Anreise zur Buchpräsentation in Wien gestaltete sich dagegen denkbar einfach. Dass aber sowohl beim Flug von Wien nach Berlin als auch beim Flug von Berlin nach Wien trotz Entfernung aller Münzen, Gürtel, Schmuckstücke und dergleichen der Metalldetektor bei mir anschlug und ich beide Male von oben bis unten abgetastet werden musste, ist klar. (Das Gepäck wurde diesmal aber nur durchsucht, weil ich immer vergesse, Dinge wie mein Tablet oder Flüssigkeiten aus dem Rucksack zu nehmen und zu präsentieren.)

Egal. Ich bin überall angekommen, hatte überall tolles Publikum, habe überall glückliche ZuhörerInnengesichter gesehen und Bücher verkauft. Autorinnenherz, was willst du mehr?

Interviews – Füttern Sie gerne Tauben?

So viele Radio- und Pressetermine hatte ich noch nie. Nachdem ich innerhalb von knapp zwei Wochen zu allen drei Terminen im Funkhaus Wien fast zu spät kam, kannte mich wahrscheinlich der Portier schon. Mein Tipp an alle SchriftstellerInnen bezüglich Interviews: Sei vorbereitet, obwohl du das nicht sein kannst. Es kommen wirklich alle möglichen und unmöglichen Fragen. Von »Worum geht es Ihrer Meinung nach in Ihrem Buch«, über »Könnten Sie diesen einen Satz hier erklären?« bis zu »Was halten Sie vom Taubenfüttern?« kann wirklich alles dabei sein. Und es gilt scheinbar die Regel: Hast du dir etwas zurecht gelegt, wirst du etwas anderes gefragt.

Was man dann sagt, ist auch nicht immer unbedingt das, was man glaubt, gesagt zu haben. Interviews sind meistens viel länger als die gedruckte / gespielte Version, und durch Kürzungen und anderer Reihung der Fragen können sich sehr interessante Dinge ergeben. Nette Journalistinnen haben aber nichts dagegen, wenn man den fertigen Text vorher gerne einmal sehen möchte – also im Zweifelsfall danach fragen.

Leserunden – Wer will mein Buch lesen?

Eine schöne Möglichkeit, innerhalb kurzer Zeit viele verschiedene Rückmeldungen von unterschiedlichen LeserInnen zu bekommen, sind Leserunden auf einer Online-Plattform. Von „Chucks“ wurden zu diesem Zweck vom Verlag 25 Exemplare an TestleserInnen verschickt. Zuerst dachte ich, es könnte schwer sein, so viele innerhalb von einer Woche zu finden – beworben haben sich dann 112. Was sie auf die Frage, warum sie denn das Buch lesen wollten, schrieben, ist unglaublich interessant – es zeichnet nämlich den Eindruck nach, den Klappentext und Cover hinterlassen und gibt einen Einblick in die Erwartungen, die durch Marketing geweckt werden. Dann wieder war ich angsterfüllt, ob man sich als AutorIn überhaupt einfach so 25 LeserInnen stellen kann, also 25 unterschiedlichen Meinungen zum eigenen Kind. (Um die Metapher vom letzten Mal fortzuführen: Das ist ein bisschen wie ein Elternsprechtag, an dem man 25 LehrerInnen besuchen muss.) LeserundenteilnehmerInnen sind aber sehr interessante KritikerInnen. Sie sagen, was sie meinen, und das auch gerne direkt und überschwänglich. Egal ob positiv oder negativ. So darf man sich als Autorin manchmal unverstanden fühlen, dann aber wieder über Rückmeldungen wie »grandios« freuen.

Erste Rezensionen – Das vielleicht schwungvollste Debüt des Frühlings

Das mit den Rezensionen, das ist so eine Sache. Einerseits möchte man natürlich wissen, was denn nun die Welt über das eigene Buch denkt, andererseits möchte man echt nicht wissen, was die Welt über das eigene Buch denkt. Ein bisschen buddhistische Gelassenheit ist auf jeden Fall gefragt. Und Toleranz für Ansichten, die sich mit den eigenen nicht überschneiden. Nun hat man das Buch frei gelassen, jetzt dürfen auch andere etwas darüber sagen. Ich habe schon einige Rezensionen gelesen und mich bis jetzt eigentlich fast nur gefreut. Ein paar Kategorisierungen sind für einen selbst vielleicht lustig, weil man das ganz anders sieht oder nie daran gedacht hätte …

Für den Fall, dass man zu seinem Buch Unerfreuliches zu lesen bekommt, habe ich hier ein paar Mustersätze zusammengestellt, die man den ganzen Tag über jedem an den Kopf werfen kann, egal ob er/sie das hören will oder nicht, egal wie gerechtfertigt die Kritik nun war oder auch nicht, bloß um die eigene Aufregung etwas zu mindern.

  1. Y ist ein Adjektiv, X ein Nachname: »Y? Wenn X meint, mein Buch wäre Y, dann hat er/sie es anscheinend nicht richtig gelesen!« oder alternativ dazu die etwas bösere Variante: »X meint mein Buch wäre Y? Es scheint mir fast, X ist einfach nicht intelligent genug um zu erkennen, was Y ist!«
  2. Y und Z sind gegensätzliche Aussagen, X ein Nachname: »Siehst du das? Zuerst schreibt er/sie Y, dann wieder schreibt er/sie, mein Buch sei Z, der/die hat ja keine Ahnung, der/die X!«
  3. Zu guter Letzt, wenn man selbst ein bisschen sprachlos nach der Lektüre der Rezension ist (als Drohung gegen unerreichbare Personen in Österreich allgemein sehr beliebt), X ist ein Name: »Der/die X, der/die soll mir mal in einer dunklen Gasse begegnen!«

Es ist so viel passiert in den zwei Wochen, ich hätte auch einen doppelt so langen Beitrag schreiben können … Als Nächstes steht die morgen beginnende Leipziger Buchmesse auf meinem Programm, wo ich nicht nur am Samstag auf der LitPop (parallel mit Randomhouse-Kollegin Lena Gorelik) lesen darf, sondern mich auch noch einige Interview-Termine erwarten. Dazu dann mehr im dritten und letzten Teil.

Cornelia Travnicek
twitter.com/frautravnicek

Cornelia Travnicek: Chucks: Roman. Broschiert. 2012. Deutsche Verlags-Anstalt. ISBN/EAN: 9783421045263. 4,99 €  Â» Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel

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2 Kommentare

  1. “LeserundenteilnehmerInnen sind aber sehr interessante KritikerInnen.” – Hätte es nicht genderkorrekterweise lauten müssen: “LeseInnenrundenteilnehmerInnen sind aber sehr interessante KritikerInnen.”?
    Mein Gott, ist das alles affig. Und die deutsche Sprache geht den Bach runter…

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