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Willms Woche der Neurotiker

Es ist eines der meist unterschätzten Werke der Welt: Da man sie aus Kinder- und Schullektüren maßlos hinauskürzt, kennt kaum jemand die bissige Satire, die »Gullivers Reisen« in sich birgt. Zu Lebzeiten des Autors wusste man da schon eher um dessen »Biss«. Jonathan Swift galt als leicht reizbar, unhöflich und exzentrisch. Bereits seinen Dozenten an der Dubliner Universität war er als »rebellisch« aufgefallen. Vermutlich hatten sie mit dieser Einschätzung recht. Swifts Abhandlung über Fäkalien mit dem lieblichen Titel »Menschlicher Kot«, die er unter dem Pseudonym Dr. Shit veröffentlichte, lässt auf ein Mindestmaß an Exzentrik schließen. Am 30. November feiern wir, etwas höflicher als der Autor, Swifts 340. Geburtstag.

Bevor Samuel Clemens sich Mark Twain nannte, war er – nach kurzer Selbstständigkeit in der damals boomenden Goldgräber-Branche – als rasender Reporter unterwegs und versorgte die Bürger von Virginia City mit Tratsch und Klatsch aus den Saloons. Da seine Storys oftmals an der Grenze zur Verleumdung lagen, musste Clemens die Westernstadt nach einem Streit fluchtartig verlassen und entschied, sich fortan unter dem Pseudonym Mark Twain ernsthaft der Schriftstellerei zu widmen. Bei seinem Tod im Jahr 1910 wurde er bereits als großer Literat gefeiert. Ernest Hemingway sollte später einmal sagen, dass es vor und nach Mark Twain in der amerikanischen Literatur nichts gab und geben werde, dass sich mit »Huckleberry Finn« messen könnte. Mark Twain wäre am 30. November 172 Jahre alt geworden.

Nein, es fällt nicht unter pure Anarchie, dass das dritte Geburtstagskind für diese Woche ein dreifacher Oscar-Gewinner, jawohl, ein Filmemacher ist. Es ist einfach nur verdammt lange her, dass Woody Allen einen Band mit eigenen Erzählungen veröffentlicht hat. 27 Jahre, um genau zu sein. »Pure Anarchie« heißt allerdings sein neues Buch, das seit September auch in Deutschland erhältlich ist. Mit ihm verhält es sich ganz genauso wie mit den Filmen des Stadtneurotikers: Entweder man liebt es oder man hasst es. Das dürfte Allen ganz recht sein, denn seine Werke sind für ihn bloßes Entertainment. Eine Botschaft will er uns laut eigener Aussage nicht vermitteln: »Wenn du eine Botschaft vermitteln willst, schick ein Telegramm!« Glückwunschtelegramme schicken wir Woody Allen am 1. Dezember. Er wird 72 Jahre alt.

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