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Tektkritik: Ver – Lyrik

Eine Textkritik von Malte Bremer

Ver

von Henriette Jorjan
Textart: Lyrik
Bewertung: 3 von 5 Brillen

VER

Verlassen              verdunkelt
verborgen          versteckt

verschlungen            verschüttet
verboten              verängstigt

verwoben       verkannt
verdächtig    verlogen

verfolgt  verfeinert
verspielt  vertraut

verdrängt
Verabredung
mit mir
auf meinen
Gedankenwegen

© 2007 by Henriette Jorjan. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.

Zusammenfassende Bewertung

Ein ansehnlich-anschauliches Spiel in der Tradition der optischen Gedichte.

Barockdichter haben es vorexerziert, Expressionisten und Autoren der 50er/60er (Heißenbüttel, Jandl, Gomringer, Astel usw.) wieder aufgegriffen.
Was zeigt nun in diesem Gedicht die äußere Form? Ist es ein Pokal (mit Deckel) als Belohnung dafür, sich selbst vergessen zu haben? Ist es eine Urne (mit Deckel) für den Toten, der das lyrische Ich ist, das sich verloren hat? Ist es ein Glas (ohne Deckel, die Überschrift Ver wäre dann aber nicht Teil der Form, sondern lediglich die Überschrift)? Auch über die Anordnung der ver-Wörter bin ich mir nicht im Klaren: Es gibt zwei- und dreisilbige, aber ich kann kein Ordnungssystem erkennen; manche enden auf -t, andere auf -en: aber auch hier ist keine Struktur zu erkennen, obwohl es zunächst so aussieht, als ob links die -en-Wörter stünden und rechts die mit -t. Dabei gäbe es genug ver-Wörter, die mit -en schließen ( z. B. verloren, verstohlen, verworren …)! Inhaltlich stehe ich vor ähnlichen Problemen: So kann ich eine Stimmungsänderung zwischen verlassen (Z. 1) und verspielt (Z. 8) feststellen, auch zwischen versteckt und vertraut (ebd.) aber so ist es nicht bei allen Wörtern; deshalb bin ich vorsichtig mit der Wertung, denn es sieht für mich so aus, als ließe sich hier noch allerlei verbessern!

Die Kritik im Einzelnen

entfällt

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