In Privatsachen fremder Leute zu schnüffeln ist normalerweise ja verpönt. Bei Tagebüchern berühmter Literaten dagegen dürfen wir nicht nur ungestraft unsere Neugier befriedigen, sondern werden außerdem noch gut unterhalten. Schließlich stellen die Autoren meist auch an ihre privaten Aufzeichnungen hohe literarische Anforderungen. Die Tagebücher des amerikanischen Autors Julien Green sind dagegen nicht nur gut geschrieben. Die Aufzeichnungen aus über 70 Jahren gelten als die umfangreichsten, die je veröffentlicht wurden. Der Autor führte bis zu seinem Tod im Alter von 98 Jahren Tagebuch, in einer Zeit (1926-1998), in der sich die Welt wie in keiner zweiten Epoche in rasender Geschwindigkeit veränderte. Am 6. September wäre Julien Green 107 Jahre alt geworden.
Viel zu jung mit 34 Jahren an Tuberkulose starb dagegen Alfred Jarry. 10 Jahre zuvor hatte der Franzose jedoch noch eben für einen der berühmtesten Theaterskandale der Geschichte gesorgt. Als seine Hauptfigur in »König Ubu« bei der Uraufführung Fäkalwörter ins Publikum schleuderte, musste die Vorstellung aufgrund von Tumulten seitens der Zuschauer unterbrochen werden. Zum Glück orientierten sich nur wenige nachfolgende Autoren an Jarrys Konsequenzen aus dieser Zuschauerkritik: Während eines Dinners schoss der Autor mehrmals auf einen Gast, der ihm ein besonderer Dorn im Auge war. Der, nun, sagen wir »etwas exzentrische« Wegbereiter des Absurden Theaters wäre am 8. September 134 Jahre alt geworden.
Jarrys Eskapaden hätte Leo N. Tolstoj wohl kaum für gut befunden. Der überzeugte Vegetarier versuchte den Menschen stets ein Weltbild näher zu bringen, das durch Nächstenliebe und Vernunft geprägt war. Tolstojs größtes Vorbild war Zeit seines Lebens Rousseau. Bereits als Teenager hatte Tolstoj alle Werke des Franzosen verschlungen und trug aus Ehrfurcht vor dessen Leistungen ein Amulett mit Rousseaus Bildnis um den Hals. 179. Jahre nach Tolstojs Geburtstag am 9. September prangen wohl höchstens noch Tokio Hotel oder Sido an Schülerhälsen…