Wenn Autoren nicht sofort einen Publikumsverlag für ihr Manuskript finden, ist das eBook ein interessanter Einstieg ins Publizieren. Schnell, preisgünstig und momentan zudem en vogue. Aber auch ein eBook ist kein Selbstläufer. Worauf kommt es an? Was erhöht die Chancen auf ein erfolgreiches Projekt – am besten so erfolgreich, dass auch die Publikumsverlage auf den Titel aufmerksam werden?
In einem Gastbeitrag fürs literaturcafe.de gibt Andreas Exner vom Storyhouse Verlag Tipps für die Praxis.
Ein Gastbeitrag von Andreas Exner, Storyhouse Verlag
Nach unserer Erfahrung ist es zunächst wichtig, dass ein eBook parallel auf allen wichtigen Plattformen erscheint. Das heißt, neben dem ePUB-Format sind auch eine MOBI-Version für den Kindle und das ePUB-Sonderformat für das iPad Pflicht. Es gibt viele Verlage und Dienstleister in Deutschland, die das bieten können. Die Konditionen allerdings sind sehr unterschiedlich. Für Autoren ist es am besten, wenn ihr Verlag direkte Verträge mit Apple Inc. und Amazon Inc. unterhält. Dies bedingt allerdings eine Außenstelle oder zumindest eine Steuernummer in den USA, weil anders (derzeit) nicht an diese Direktverträge heranzukommen ist. Dafür sitzt dann kein margenfressender sogenannter Aggregator zwischen den Vertragsparteien, und der Verlag kann seinen Content zielgerichtet selbst verwalten – was gerade bei kleinen Titeln sehr wichtig ist.
In Deutschland muss natürlich auch ein Vertrag mit mindestens einem der großen Barsortimenter bestehen (z.B. Libri), sonst sind viele professionelle Plattformen des deutschen Buchhandels nicht zugänglich. Das ist aber wichtig, wenn sich der Titel von der klassischen Eigenproduktion differenzieren soll.
Kindle als interessantestes Endgerät für Belletristik
Wir sehen derzeit den Kindle als interessantestes Endgerät für Belletristik, wobei sich die Gewichte hier schnell verschieben können. Werbung und Marketingmaßnahmen sind für den Kindle und die zugehörige eBook-Plattform amazon.com einfach zu platzieren. Beim proprietären Konkurrenten iPad ist das wesentlich schwieriger, zumal der iBooks-Store über das normale Web nicht adressiert werden kann (Apple hat dieses Manko allerdings erkannt und arbeitet bereits an einer Lösung im Rahmen seiner iTunesConnect-Produktpalette).
Vielleicht bietet Amazon seine eBooks ja irgendwann auch auf amazon.de an. Bis dahin ein Tipp für alle deutschsprachige Bücher auf amazon.com: Unbedingt mit den beiden Tags ›German‹ und ›deutsch‹ versehen! Zwar werden deutsche Titel in der Produktbeschreibung in der Regel von Amazon direkt mit dem Zusatz ›German Edition‹ versehen, aber dieser ist nicht für alle Suchfunktionen zugänglich. Und viele deutsche Besitzer eines Kindle filtern das eBook-Angebot von Amazon zunächst mit einem der genannten Suchbegriffe, damit nur noch die deutschen Titel angezeigt werden.
Erfolgsfaktor Rezensionen
Ein weiterer Erfolgsfaktor sind die Rezensionen. Neben den klassischen Kundenbewertungen sind auch Buchbesprechungen in Print- oder Online-Medien wichtig. Da unbekannte Autoren in der Regel ohne Agenten auskommen müssen, ist hier zunächst der Verlag gefragt. Ein guter Verlag hat entsprechende Kontakte. Allerdings ist es für ein eBook schwer, in renommierten Printmedien eine Besprechung zu erhalten. Am ehesten eignen sich Lokalredaktionen am Wohn- oder Arbeitsort des Autors, und natürlich sind auch Online-Besprechungen gut, die – meistens – etwas leichter zu bekommen sind. Wichtig ist, den Autor in die Maßnahmen mit einzubinden und seine Kreativität voll auszunutzen. In der Regel wird es eher ein kleiner Online-Verlag oder ePublishing-Spezialist sein, der einen unbekannten Werk eine Chance gibt, und dort sind sowohl Manpower als auch Marketing-Budget überschaubar.
Werbung mit Google AdWords
Zum Thema Marketing: Hier bietet sich Google-AdWords als Werbeplattform geradezu an. Schon ab fünfzig Euro kann man nach unserer Erfahrung Kampagnen bis zu 250.000 Einblendungen und 1 bis 3% Klickrate aufsetzen, wenn man die Schlüsselworte sorgfältig auf den Titel abstimmt. Die Einblendungen können auf den Verlag, die Autoren-Website oder direkt auf eine Vertriebsplattform verlinken. Wir präferieren letzteres und verlinken gerne direkt auf die Titelbeschreibung bei z.B. Amazon, Thalia, etc. Das hat zwar den Nachteil, dass man keine Statistiken erhalten kann, wie viele Klick-Kunden tatsächlich einen Kauf durchgeführt haben. Der Vorteil ist, dass Kaufwillige sofort zuschlagen können. Es besteht immer die Gefahr, potentiellen Käufer zu verschrecken, wenn sie sich erst noch durch eine Autoren- oder Verlagsseite klicken müssen.
Professionelle Autorensite ist Pflicht
Wo wir beim Thema sind: Die professionelle Autorensite ist trotzdem Pflicht. Gerade unbekannte Autoren werden von Interessenten gerne erstmal gegoogelt. Wenn dann keine Treffer kommen, schlägt das direkt auf die Verkaufszahlen durch. Auch für professionelle Autorenseiten gibt es jede Menge Dienstleister – ein guter eBook-Verlag hat hier auch selber Hilfe im Angebot.
Eine große Hilfe für einen Titel ist es, wenn es bereits andere Veröffentlichungen des Autors gibt. Das ist bei einem Debüt definitionsgemäß nicht ganz einfach. Aber selbst hier lässt sich mit Kreativität manchmal Abhilfe schaffen. Einer unserer Autoren hatte z.B. vor Jahren bereits recht erfolgreich eine Internet-Kolumne veröffentlicht. Also haben wir kurzerhand noch ein kleines »Best-Of«-eBook dieser Kolumnen aufgelegt. Zugegeben, das klappt nicht immer – es soll nur illustrieren, dass ungewöhnliche Methoden zum Erfolg beitragen können – und viele Autoren haben noch ein paar gute Gedichte oder Geschichten im Keller versteckt.
Die Qualität des Textes entscheidet
Letztendlich hängt der Erfolg natürlich vor allem von der Qualität des Titels ab. Er muss zur richtigen Zeit einen Nerv treffen und sein Publikum finden, das lässt sich nicht planen. Sind wir ehrlich: Auch wenn man alles richtig macht, ist der wichtigste Erfolgsfaktor im Buchmarkt immer noch das nötige Quentchen Glück!
Erfolgsgeschichten sind also nicht einfach, aber sie sind möglich, auch im eBook-Bereich. Ein schönes Beispiel ist unser Titel ›Sieben Leben‹ von Andreas Aschberg. Der Episodenroman war ursprünglich nur als eBook konzipiert und hat jetzt auch als Taschenbuch den Sprung in die Barsortimente und Buchregale geschafft. Pünktlich zur Leiziger Buchmesse, die für neue Autoren und junge Verlage die interessantere Variante als Frankfurt ist. Das hohe Interesse an der elektronischen Variante eines Titels kann also den Ausschlag geben, dass auch ein unbekannter Autor als Printtitel verlegt wird.
Andreas Exner, Storyhouse Verlag
Andreas Aschberg: Sieben Leben. Taschenbuch. 2012. Storyhouse Verlag. ISBN/EAN: 9783980388450. 8,90 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
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Andreas Aschberg: Sieben Leben. Kindle Ausgabe. 2011. Storyhouse Verlag. 5,99 € » Herunterladen bei amazon.de Anzeige
Storyhouse ist ein kleiner, junger Verlag mit Schwerpunkt auf elektronischen Büchern (eBooks) mit Sitz in Stuttgart. Er wurde Anfang 2010 von Andreas Exner und Ulrike Wolfring gegründet. Storyhouse konzentriert sich aktuell vor allem auf Erzählungen und Romane mit Humor. Business & Humor ist ein bevorzugtes Thema, aber auch humoristische Kriminalromane, augenzwinkernde Science-Fiction oder lustige Fantasy.
www.storyhouseverlag.de