»Ich kann es nicht bestreiten, ich bin ein Bitcoiner geworden«, sagt der Literaturkritiker und ehemalige Literatur-Chef der ZEIT Ijoma Mangold im Podcast-Gespräch auf der Leipziger Buchmesse. Mit seinem Buch »Die orange Pille« will er nun auch andere von der Digitalwährung überzeugen. Eine Hintertür lässt er sich aber offen.
»Orangepillen« nennen es Bitcoiner, wenn sie andere von der Kryptowährung überzeugen wollen. Das Bild der orangen Pille geht auf den Film »Matrix« zurück, in dem sich der Protagonist Neo für den Verbleib in einer schönen Scheinwelt (blaue Pille) oder der Realität (rote Pille) entscheiden muss. Die Bitcoin-Pille, die die Lösung aller Probleme verspricht, ist orange. Zwar taucht dieser dritte Weg im Film nicht auf, doch für Bitcoiner ist ihre Währung die Lösung für alle Probleme der Welt.
Für die Bitcoin-Community ist Mangold zu ihrem Neo geworden. Ein Mann des Geistes bekennt sich zum Bitcoin. Wie es dazu gekommen ist, das beschreibt Ijoma Mangold in seinem Buch »Die orange Pille«, erschienen bei dtv.
Was ihn an der Digitalwährung fasziniert, das erläutert er nicht nur im Buch, sondern auch im Podcast des literaturcafe.de in wohl einer der längsten Antworten, die je in diesem Podcast gegeben wurde.
Unter anderem ist Mangold fasziniert davon, dass es dem bis heute anonymen Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto gelungen ist, ein digitales und limitiertes Geld zu erschaffen, das an keine Institution gebunden ist, schon gar nicht an eine staatliche. Während das Digitale normalerweise beliebig kopierbar ist, ist der finale Bitcoin-Bestand limitiert.
Natürlich gebe es im Bitcoin-Space mehr Misstrauen gegen zentrale Instanzen, sagt Mangold, ein gewisses Staatsmisstrauen sei aber etwas anderes als Staatsfeindschaft. Gerade ein gut funktionierendes Gemeinwesen sollte unbedingt seine Bürger dazu anhalten, mit einem erheblichen Mass an Skepsis und Staatsmisstrauen in die Welt zu blicken. Gerade in der Zeit nach Corona merken wir, wie leichtfertig wir mit unseren Bürgerrechten umgegangen seien, so Mangold.
Immer wieder ist von Glauben oder gar einer Religion die Rede, wenn man vom Bitcoin spricht. Auch Ijoma Mangold klingt ein wenig wie der Paulus der Bitcoin-Szene.
Allerdings gräbt sich Mangold im letzten Kapitel seines Buches einen kleinen Fluchtweg aus dem »Rabbit Hole« (Morpheus in Matrix) des Bitcoins.
Als Geistes- und Literaturmensch nimmt sich Mangold den unlängst verstorbenen Hans Magnus Enzensberger zum Vorbild. Der reiste in seiner Jugendzeit nach Kuba und pries den dortigen Kommunismus. Als Enzensberger Jahre später seinen Vorlass ans Literaturarchiv Marbach übergeben sollte, stieß er auf seine früheren Lobeshymnen und war entsetzt über sein jüngeres Ich und was er damals über den Kommunismus geschrieben habe.
Trotz derzeit größter Bitcoin-Begeisterung will Mangold nicht ausschließen, dass es ihm irgendwann wie Enzensberger ergehen könnte, wenn er auf sein ich des Jahres 2023 blickt.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Ijoma Mangold das auf der Leipziger Buchmesse 2023 am Stand des literaturcafe.de geführt wurde, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
Ijoma Mangold: Die orange Pille: Warum Bitcoin weit mehr als nur ein neues Geld ist. Gebundene Ausgabe. 2023. dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN/EAN: 9783423283120. 24,00 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Ijoma Mangold: Die orange Pille: Warum Bitcoin weit mehr als nur ein neues Geld ist. Taschenbuch. 2024. dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN/EAN: 9783423352291. 14,00 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Ijoma Mangold: Die orange Pille: Warum Bitcoin weit mehr als nur ein neues Geld ist. Kindle Ausgabe. 2023. dtv. 10,99 € » Herunterladen bei amazon.de Anzeige