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Blick nach Marbach: tot

Seit langem verstorben: literaturportal.deMal wieder routinemäßig auf literaturportal.de geschaut, jenes Internet-Angebot des Literaturarchivs Marbach, das laut Aussage des Kulturstaatsministers 150.000 Euro an öffentlichen Fördergeldern erhalten hat, im Juni 2006 online ging, bereits seit Oktober 2006 redaktionell nicht mehr gepflegt wird und zur Ruine verkommen ist.

Noch im Februar 2007 begründete der Leiter der Direktionsabteilung im Deutschen Literaturarchiv Marbach, Roland Kamzelak, die fehlende Aktualität gegenüber der Stuttgarter Zeitung mit dem Urlaub des Redakteurs. Eine Aussage, die – sagen wir es offen – nichts weiter als eine Notlüge war, da dies bereits im Januar nicht mehr den Tatsachen entsprach. Und da die Stuttgarter Zeitung nicht unbedingt für ihre knallharte Recherche bekannt ist, durfte Kamzelak im gleichen Artikel ohne kritische Nachfrage die Kosten des Projektes auf 20.000 Euro runterargumentieren, und die StZ stellte in einem Kommentar die Frage, woher das literaturcafe.de nur die Zahl von 150.000 Euro habe. Dabei hätte man im Internet nur die Pressemeldung des Ministeriums aufrufen müssen.

Und heute, fast ein Jahr nach der Eröffnung? Keine Veränderung auf der Startseite des Portals. Die letzte Meldung stammt nachwievor vom Oktober 2006. Dass Ingo Schulze im März 2007 den Preis der Leipziger Buchmesse erhalten hat, ist in seinem Autorenporträt nicht zu lesen. Die Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2006, Katharina Hacker, sucht man in der Autorendatenbank vergebens.

So sieht also ein Jahr nach der Eröffnung das Portal aus, das, nach Aussage von Kulturstaatsminister Bernd Neumann, »die deutschsprachige Literatur und literarisches Leben abbilde«.

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6 Kommentare

  1. Mmh … scheinbar ging ein Ruck durch die Macher des Literaturportals, denn heute (11.6.) finde ich doch einige aktuellere Informationen … hat die kritische Berichterstattung doch etwas bewirkt? 😉

  2. Das war doch vorhersehbar! Aber wie schon Sven schrieb: es gibt genügend andere gute Literaturkalender im Netz. Darf ich mal hier Schleichwerbung machen? Mit der Berliner Literaturkritik zusammen haben wir von Jokers einen Kalender ins deutschsprachige Netz gestellt, der hoffentlich das ein oder andere besser macht als der Beamten-Literaturkalender aus Marbach: jokers-literaturkalender.de . Kritik und Verbesserungsvorschläge sind erwünscht.

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