Amazon hat die fünfte Generation des Kindle Paperwhite im November 2021 auf den Markt gebracht – und das in gleich drei Varianten. Wie unterscheiden sich diese? Lohnt sich die teurere Signature Edition? Lesen Sie unseren ausführlichen Test des Kindle Paperwhite 2021. Was früher schlecht war, ist heute gut.
Größere Lesefläche als beim Vorgängermodell
Der größte Unterschied des Kindle Paperwhite 2021 gegenüber dem Vorgänger von 2019 fällt sofort ins Auge: Erstmals in der Geschichte des Kindle Paperwhite ist die Lesefläche größer geworden. Bislang hatte sie einen Durchmesser von 15 Zentimetern (6 Zoll), jetzt sind es 17 Zentimeter (6,8 Zoll). Der Lesebereich ist somit rund 1,5 Zentimeter breiter und höher als beim Vorgänger. Bei gleicher buchartiger Schriftgröße passen ganze sieben Zeilen mehr Text auf eine Seite. Man muss also beim Lesen weniger blättern.
Obwohl die Lesefläche in jeder Richtung um rund 1,5 Zentimeter gewachsen ist, ist das Gehäuse selbst in der Breite nur um 9 und in der Höhe um 7 Millimeter größer. Stattdessen sind die Ränder an der Seite und oben geschrumpft. Damit man beim Festhalten des Gerätes nicht versehentlich umblättert oder Text markiert, kann der Touchscreen deaktiviert werden. Dann reagiert der Paperwhite zum Umblättern nur noch auf deutliche horizontale Wischbewegungen. Allerdings ist der größere Paperwhite von 2021 auch rund 20 Gramm schwerer als der Vorgänger (ca. 205 Gramm).
Scharfes Display mit einstellbarer Farbtemperatur
Mit einem Wert von 300 ppi (Pixel pro Inch) sind Auflösung und Schärfe des E-Ink-Displays gleich geblieben. Es ist weiterhin etwas schärfer als beim günstigen Einsteiger-Kindle, aber etwas geringer als beim teuren Kindle Oasis. Fürs Auge erscheint selbst kleinere Schrift wie gedruckt. Die früher beim Blättern träge E-Ink-Technologie ist beim Paperwhite 2021 erneut schneller geworden. Erstmals lässt sich in den Einstellungen des Gerätes sogar eine Blätter-Animation aktivieren.
In der Paperwhite-Basisversion muss die Helligkeit des Displays weiterhin manuell an die jeweilige Umgebungshelligkeit angepasst werden. Die teurere »Signature Edition« des Paperwhite passt die Helligkeit automatisch an die Lichtverhältnisse an. Im hellen Sonnenlicht ist das E-Ink-Display ohnehin weiterhin jedem Smartphone-Display überlegen.
Endlich kann beim Kindle Paperwhite 2021 bei allen Modellvarianten die Farbtemperatur der Displaybeleuchtung von hellweiß bis bernsteingelb eingestellt werden. Der Paperwhite hat seinen Namen zu einer Zeit erhalten, als gelblich ausgeleuchtete Displays noch als Manko galten. Heute beherrscht jedes Smartphone einen Wechsel der Farbtemperatur. Tagsüber ist die Displaybeleuchtung weiß, abends und nachts wird der blaue Lichtanteil reduziert und die Darstellung gelblich. Denn die blauen Lichtwellen sollen beim Lesen am Tagesende angeblich nicht schlaffördernd sein. Ob die wissenschaftlichen Untersuchungen tatsächlich fürs Lesen vor dem Schlafengehen relevant sind, ist umstritten. Aber egal: Das gelbliche Licht wirkt schlichtweg gemütlicher und stört den Partner nebenan im Bett weniger. Was früher schlecht war, ist heute gut. Die Anpassung kann manuell oder automatisch bei Sonnenauf- und -untergang erfolgen. Auch die Stärke der bernsteingelben Färbung kann gewählt werden.
Die 17 LEDs leuchten das Display gut und gleichmäßig aus. Eine Wischbewegung von oben ins Display erlaubt einen schnellen Zugriff auf die Beleuchtungseinstellungen. Weiterhin gibt es optional einen Dunkelmodus, der die Schrift Weiß auf Schwarz darstellt.
Wie beim Vorgänger ist das Gehäuse spritzwassergeschützt (IPX8) und soll 60 Minuten versenkt in der Badewanne durchhalten. Wir haben darauf verzichtet, dies zu testen.
Kabelloses Laden der Paperwhite Signature Edition
Unten am Gerät gibt es weiterhin nur den Ein- und Ausschalter und einen USB-Anschluss, über den das Gerät geladen wird. Wie bei modernen Geräten üblich, handelt es sich nun um einen USB-C-Anschluss. Die Vorgänger hatten noch einen Mikro-USB-Anschluss. Das passende USB-Kabel liegt dem Gerät als einziges Zubehör bei. Wer keinen Ladeadapter für die Steckdose besitzt, muss einen dazukaufen. Über das USB-Kabel können auch weiterhin Dateien auf das Gerät übertragen werden, allerdings dürfte dies in fast allen Fällen eher per WLAN erfolgen.
Die teurere Signature Edition des Kindle Paperwhite unterstützt zudem das kabellose Laden. Wer eine entsprechend große Ladefläche hat, wie z. B. die NYMÅNE-Nachttischlampe von IKEA, kann den E-Reader zum Laden einfach darauf ablegen. Da ein E-Reader jedoch – je nach Leseaktivität – nur alle drei bis zehn Wochen wieder aufgeladen werden muss, hält sich dieser Vorteil in Grenzen.
Selbst die teure Signature-Edition wird nun nicht mehr mit einem optionalen Mobilfunkzugang angeboten. E-Books und Hörbuchdateien werden also üblicherweise per WLAN auf das Gerät übertragen. Zur Erstkonfiguration des Gerätes kann der Paperwhite mit einem Smartphone gekoppelt werden.
Speicher und unkomfortable Hörbuchfunktion
Die günstige Ausführung des Kindle Paperwhite bietet 8 GB Speicher, die Signature Edition kommt mit 32 GB. Allerdings sind bereits 8 GB für E-Books absolut ausreichend. Weiterhin können auf beiden Geräte-Varianten auch Hörbücher des zu Amazon gehörenden Anbieters Audible geladen werden. Auch da reichen 8 GB, es sei denn, man will eine umfangreiche Hörbuch-Bibliothek ständig auf dem Gerät vorhalten. Der Kindle Paperwhite hat jedoch keine Lautsprecher, zum Anhören muss ein Bluetooth-Kopfhörer oder -Lautsprecher gekoppelt werden. Leider kann man auch mit der neuesten Software einen vorgelesenen Text nicht parallel mitlesen. Es geht weiterhin nur entweder lesen oder hören. Zumindest kann man jetzt aber das Kindle-Display abschalten und den E-Reader in die Tasche stecken. Zum Stoppen der Wiedergabe muss man es dann aber wieder aktivieren. Kurz: Als Wiedergabegerät für Hörbücher ist der Kindle Paperwhite weiterhin kein komfortables Gerät. MP3-Dateien werden weiterhin nicht abgespielt.
Lesesoftware und Bedienoberfläche
Da Amazon auch das ältere Paperwhite Modell von 2019 mit dem gleichen Software-Update wie das Modell von 2021 versieht, bietet der neue Kindle Paperwhite keine Sonderfunktionen. Zwar wurde die Bedienoberfläche über die Jahre immer wieder geändert, die Grundfunktionen beim Lesen sind jedoch identisch geblieben. Text und Wörter können mit dem Finger markiert werden. Man kann Wörter im mitgelieferten Wörterbuch oder der Wikipedia nachschlagen und auch mit Microsoft Bing online übersetzen lassen. Für Übersetzung und Wikipedia muss das Gerät mit einem WLAN verbunden sein.
Nachgeschlagene Wörter landen in einem Vokabeltrainer, sodass man diese in einem Karteikartenmodus lernen und wiederholen kann. Das ist praktisch bei fremdsprachigen Texten. Für diese bietet Amazon auch eine Anzeige, bei der Worterklärungen direkt im Text angezeigt werden.
Des weiteren können im Text Anmerkungen und Notizen erfasst und Lesezeichen gesetzt werden. Die Einstellung von Schriftart, Schriftgröße, Zeilenabstand etc. ist für die Geräte selbstverständlich. Die Software speichert die Darstellungsoptionen in Profilen ab. Nutzen mehrere Menschen das Gerät, kann schnell zwischen den individuellen Leseeinstellungen gewechselt werden.
Die Kindle-Software bietet für viele E-Books auch eine sogenannte X-Ray-Ansicht. Diese zeigt, auf welchen Seiten die Namen von Personen und wichtigen Begriffen auftauchen.
Motivation und Überwachung für Kinder
Alle Kindle-Geräte bieten zudem einen Kinder-Modus. Für bis zu vier Kinder lassen sich auf den Geräten Leseprofile anlegen. Diesen können dann gezielt Bücher zugeordnet werden, sodass die Kinder keinen Zugriff auf die Erwachsenenbücher oder den Online-Shop haben. Zur Lesemotivation können Tagesziele als Leseminuten festgelegt werden. Werden diese vom Kind erreicht, gibt es digitale Abzeichen. Die Eltern können auf dem Gerät die Lesestatistiken einsehen und abrufen und die Aktivitäten des Kindes überwachen.
Den normalen Kindle Paperwhite kann man bei Amazon von vornherein in einer Kids+-Version bestellen. Dann wird der Kindle nicht nur gleich mit einer bunten Hülle geliefert, sondern man hat zwei Jahre Zugriff auf eine digitale Kinderbibliothek, zu der auch Hörbücher gehören. Danach wandelt sich der Zugriff in ein kostenpflichtiges Abo um. Die Kids-Edition zeigt zudem wie die Signature Edition keine Werbung auf dem Startbildschirm. Bei der Basis-Variante kann man die Werbung ebenfalls gegen einen einmaligen Aufpreis abschalten lassen. Wer dies beim Kauf versäumt hat, sollte sich an den Kindle-Support wenden.
Vorsicht vor den Abo-Fallen!
Überhaupt: Abos! Beim Einrichten des Gerätes oder beim Kauf von Hörbüchern versucht Amazon einen immer zu kostenpflichtigen Abos zu bewegen, die für die ersten Monate als kostenlos angepriesen werden. Hier sollte man sich die Texte gut durchlesen, um nicht irrtümlich ein Abo abzuschließen.
Amazon bietet eine optionale Leseflatrate an (Kindle Unlimited), bei der jedoch weiterhin so gut wie keine namhaften Verlagstitel und -Bestseller dabei sind. Die Flatrate ist eher für Leute interessant, die gerne E-Books von Self-Publishern lesen. Die Onleihe der öffentlichen Bibliotheken kann mit Kindle-Geräten nicht genutzt werden.
Fazit: Normaler Kindle Paperwhite, Signature Edition oder Kids Edition?
Das größere Display und die wechselnde Farbtemperatur sind eine feine Sache und lohnen den Kauf des neuen Kindle Paperwhite des Modelljahres 2021. Die etwas teurere Signature Edition bietet mit dem kabellosen Laden und der automatischen Helligkeitsregulierung zusätzlichen Luxus, den man nicht unbedingt benötigt. Hier muss man selbst entscheiden, ob dies den Aufpreis wert ist. Ggf. sollte man die immer wieder auftretenden Angebote beachten. Der größere Speicher der Signature Edition spielt beim Lesen von E-Books keine Rolle. Auch softwareseitig sind alle Geräte identisch. Die Kids-Edition des Paperwhite entspricht der normalen Paperwhite-Version und kommt mit bunter Hülle und zweijährigem Zugriff auf eine digitale Kinder- und Jugendbuchbibliothek.
Bahnbrechende Neuerungen wie z. B. ein Farbdisplay gibt es weiterhin nicht. Mit der endlich einstellbaren Farbtemperatur betreibt Amazon eine gute Modellpflege des Kindle Paperwhite.
Wer noch günstiger digitale auf einem kleineren Display mit geringerer Auflösung lesen will, für den gibt es weiterhin das ganz einfache Kindle-Modell (Vergleich lesen Sie hier). Wer haptische Blättertasten benötigt, für den gibt es den teuren Kindle Oasis.
Der Kindle Paperwhite bleibt Amazon solides Mittelklassegerät mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Perfekt für alle, die später auch ihre E-Books via Amazon kaufen.
- Kindle Paperwhite 5/11. Generation (Modelljahr 2021)
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Hallo Wolfgang Tischer,
ich schaue regelmäßig auf die Website des Literaturcafe.de. Grundsätzlich bin ich dankbar für all die Informationen und finde die Beiträge meistens auch gut. Allerdings stört mich doch die offensichtliche Präferenz für Amazon. Seit einiger Zeit steht bei den Buchrezensionen zwar neben dem obligatorischen „Bestellen bei amazon.de“ auch „oder im Buchhandel“, aber bei e-books nennen Sie nur Kindle, also amazon.
Für Leser, die von diesem Konzern kaufen und so zum Niedergang des örtlichen Buchhandels beitragen, mag dieser neueste Beitrag ja nützlich sein, vermittelt jedoch den Eindruck, e-books seien nur über Kindle/Amazon zu erhalten und zu lesen, und das finde ich fatal.
Ich nutze seit 2014 den Tolino und beziehe meine e-books über unsere örtliche Buchhandlung (diese wiederum über den Großhandel libri). Ich lese viel und erhalte alle Bücher, die ich lesen möchte, ohne Probleme und bin froh, dass ich nichts mit Amazon zu tun haben muss!
Ich würde mir wünschen, dass Sie auf literaturcafe.de weniger amazon-freundlich wären.
Mit freundlichen Grüßen
Christina S.
Liebe Christina,
seit Jahren – nicht nur seit dem Desaster mit buchhandel.de – bemühen wir uns, dem Buchhandel einen adäquaten Platz zu geben. Aber es scheint, als ob er diesen gar nicht will. Wir haben dazu in den letzten Jahren viele Gespräche geführt, um eine gute Verlinkung zum Buchhandel zu bieten. Bis heute gibt es vom Buchhandel keine Shop-Lösung, die die notwenigen Prüfungen bietet, ob die Titel dort überhaupt lieferbar sind. Es gibt nicht mal eine Datenbank, in der alle Buchhandlungen oder Buchverkaufsstellen gelistet sind. Der Link »oder im Buchhandel« ist derzeit die einzige Möglichkeit, auf einer Info-Seite auf die verschiedenen Datenbanken und Bestellmöglichkeiten hinzuweisen. Schöner wäre es, wenn man hier gleich die Lieblingsbuchhandlung auswählen könnte und der Titel dort direkt im Warenkorb landet. Aktuell sind wir mit einem Anbieter im Gespräch, der das vielleicht demnächst realisiert. Daumen drücken! Bis dahin können wir leider nur diesen Link anbieten und auf die Mündigkeit der Buchkäuferin setzen. Besser wäre es, wenn automatisch ein Link angeboten wird, der den Titel verlinkt wie bei Amazon.
Gerne nehmen wir die Anregung auf und ergänzen den Link auch beim E-Book, obwohl gerade bei Self-Publishing-Titeln die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass diese beim Buchhandel zu beziehen sind. Bei gedruckten Büchern gibt es zur Identifikation wenigstens die ISBN, die überall identisch ist. Bei E-Books ist die ISBN jedoch unterschiedlich – sofern überhaupt eine vorhanden ist.
Die über 10.000 Links können von uns nicht manuell gepflegt werden. Doch leider ist es so, dass derzeit nur Amazon eine technische Schnittstelle anbietet. Es ist zu hoffen, dass sich dies irgendwann ändert.
Wolfgang Tischer
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Christina S.