StartseiteLiterarisches LebenCovid-19-Erkrankung: Buchautor Jonas Lüscher lag sieben Wochen im Koma

Covid-19-Erkrankung: Buchautor Jonas Lüscher lag sieben Wochen im Koma

Kraft: Jonas Lüscher über das Schreiben für 1 Million Dollar
Jonas Lüscher im Gespräch mit Wolfgang Tischer auf der Leipziger Buchmesse 2017 (Foto: Birgit-Cathrin Duval)

Er ist 43 Jahre alt, hatte keine Vorerkrankungen und gehört nach eigener Aussage keiner Risikogruppe an. Doch Jonas Lüscher erkrankte schwer an Corona. Dem Schweizer Tagesanzeiger berichtete der Buchautor, dass er sieben Wochen im Koma gelegen habe und künstlich beatmet werden musste.

Er habe sich, so vermutet der in München lebende Schweizer Autor, offenbar am 15. März 2020 angesteckt, als er als freiwilliger Wahlhelfer bei den Münchner Kommunalwahlen tätig war.

Wie Jonas Lüscher im Gespräch mit dem Tagesanzeiger erzählt, bekam er zunächst Husten, dann Fieber. Nach einem positiven Test kam er ins Krankenhaus, wo eine Lungenentzündung diagnostiziert wurde. Da sich sein Zustand rapide verschlechterte, wurde er ins Koma versetzt und künstlich beatmet. Lüscher lag sieben Wochen im Koma, verbrachte insgesamt neun Wochen auf der Intensivstation und musste anschließend drei Wochen in die Reha. Noch leide er an den Folgen des Komas, doch glücklicherweise habe er keine kognitiven Schäden davongetragen, so Lüscher im Interview.

Jonas Lüscher ärgert sich über die Verharmlosung und die Unmenschlichkeit der Diskussion, wenn man so tue, als träfe die Krankheit nur kranke und ältere Menschen, die man »ja einsperren« könne.

Der in Zürich geborene Autor hat Philosophie und vergleichende Literaturwissenschaft in München, Zürich und Stanford studiert. In seinen Büchern setzt er sich immer wieder mit dem Thema Geld und Wirtschaft auseinander und ihren Einfluss auf den Einzelnen und die Gesellschaft.

Seine Novelle »Frühling der Barbaren«, in dem er die Weltwirtschaftskrise gesellschaftskritisch und satirisch verarbeitet, war 2013 für den Deutschen und den Schweizer Buchpreis nominiert. Ein Gespräch über das Buch »Frühling der Barbaren« kann im literaturcafe.de nachgehört werden. Mit seinem Buch »Kraft« gewann Jonas Lüscher 2017 den Schweizer Buchpreis. Ein Gespräch über den Roman »Kraft« gibt es ebenfalls im literaturcafe.de zu hören.

Auch heute noch hörens- und sehenswert: Jonas Lüscher (links) im Jahre 2013 im Gespräch mit Wolfgang Tischer über den Roman »Frühling der Barbaren«

Im Gespräch mit dem Tagesanzeiger macht sich Lüscher daher auch Gedanken über die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung. Die Wirtschaftsordnung, die auf ständiges Wachstum ausgelegt sei, müsse hinterfragt werden. Ein großes Problem sei die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich. Die Wohlhabenden, die »etwas Yoga üben, das Französisch auffrischen« erlebten die Krise ganz anders, als die alleinerziehende Mutter mit zwei pubertierenden Söhnen in der kleinen Mietwohnung.

Aufgrund des neoliberalen Denkens fehle es uns an Fantasie, eine bessere Welt auszudenken, so Lüscher im Tagesanzeiger. Es sei leicht, sich über die »Panikmache« zu mokieren, meint Lüscher.

Über seine Erkrankung werde Lüscher jedoch nichts schreiben und veröffentlichen. Dem »großen Corona-Roman« stehe er skeptisch gegenüber. Ein so großes Thema könne ein Roman nicht umfassend behandeln, da brauche es schon ein ganzes Netz an künstlerischen Erzählungen, zu dem Lüscher auch Filme und Songs zählt.

Dennoch werde Lüschers Schreiben nach Corona »in gewisser Weise« ein anderes sein.

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